Moral ist keine unveränderliche Größe

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Magdalena61
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#1 Moral ist keine unveränderliche Größe

Beitrag von Magdalena61 » Fr 24. Feb 2017, 00:51

Tyrion hat geschrieben:
Ska'ara hat geschrieben: Moral kann ziemlich irreführen. Menschen versetzen ihre Grenzen häufig und lügen sich bezüglich ihrer Moral in die Tasche. Sie halten sich nur an das, was ihnen gerade Vorteile bringt. Nächstenliebe spielt da kaum eine Rolle.
Du kannst doch unmoralisches Verhalten nicht anwenden, um dadurch Moral wegzudiskutieren (gut, du kannst es schon, sieht man hier ja - doch was soll das?)
"Moral" ohne Verpflichtung gegenüber einer Obrigkeit bzw. einem Gott funktioniert in der Regel nicht oder nicht lange.
Es gilt immer die "Moral" des Stärkeren.

Eine sich an christlichen Werten orientierende Moral auf rein freiwilliger Basis (Überzeugung) erzielt eine hohe Ausfallquote.
Wenn grundlegende Bedürfnisse des Menschen nicht gestillt werden, und das ist fast durchgehend der Fall, wird der Mensch instinktiv danach streben, seine Mankos zu kompensieren, d.h., er wird sich eher egoistisch verhalten.

Also wird das "gute Benehmen" dem Volk aufgedrückt- per Gesetz und mit Strafandrohung für den Fall des Zuwiderhandelns.

Wer sich brav und angepaßt verhält, wird gelobt/ belohnt. Wer andere Wertmaßstäbe praktiziert, die nicht mit dem Denken der Obrigkeit/ der Mehrheit konform gehen, wird zum Außenseiter oder zum Helden... je nachdem, wie gut er seine Überzeugung verkaufen kann und wie erfolgreich er darin ist, Jünger zu machen und Macht zu gewinnen.
Moral ist Verhandlungssache. Das ist nicht zynisch, das ist wahr in einem zweifachen Sinne. Und einmal sogar im Sinne des Wortes.
...
Gesetze sind so etwas wie die institutionalisierte Moral einer Gesellschaft. Und diese Moral ist wandelbar im Laufe der Zeit.
Henryk Goldberg
Die Moral einer Gesellschaft basiert auf den ihr zugrunde liegenden Überzeugungen. Aus Erkenntnis und Überzeugung werden Normen und Werte extrahiert und an die Gegenwart/ an die Vorstellungen der Mächtigen angepasst.

Behaupte ich. :)
LG
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Rembremerding
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#2 Re: Moral ist keine unveränderliche Größe

Beitrag von Rembremerding » Fr 24. Feb 2017, 09:06

Magdalena61 hat geschrieben:Die Moral einer Gesellschaft basiert auf den ihr zugrunde liegenden Überzeugungen. Aus Erkenntnis und Überzeugung werden Normen und Werte extrahiert und an die Gegenwart/ an die Vorstellungen der Mächtigen angepasst.

Behaupte ich. :)
LG
Es gibt im Menschen eine gemeinsame grundsätzliche Erkenntnis von Recht und Unrecht, die über den reinen Instinkt hinausreicht. Sie ist weder räumlich noch zeitlich begrenzt. Die Moral ist dem nachgeordnet und entsteht aus der Reflexion dieser Erkenntnis in Raum und Zeit.
So bleibt etwa das Töten von Menschen in aller Zeit und überall unrecht, aber der Mensch gibt sich in Zeit und Raum unterschiedliche Begründungen, damit es unter bestimmten Umständen moralisch gerechtfertigt ist.
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Ska'ara
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#3 Re: Moral ist keine unveränderliche Größe

Beitrag von Ska'ara » Fr 24. Feb 2017, 10:16

Ist Moral ein kollektives Gefühl oder kann es auch individuell empfunden werden?
Das Gewissen ist doch mehr oder weniger anerzogen und unterliegt der Anpassung innerhalb einer bestimmten Epoche. Was erlaubt ist, wird gemacht. Ich weiß nicht, wo da ein natürliches Empfinden ist.
Wir dürfen zu vieles nicht, ohne dass es immer nachvollzogen werden kann - und wir tun Dinge, die wir die wir lieber unterlassen sollten. Recht und Unrecht werden verbogen, bis das eigene Gewissen, falls es tatsächlich vorhanden ist, keine Orientierung mehr hat.

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#4 Re: Moral ist keine unveränderliche Größe

Beitrag von Rembremerding » Fr 24. Feb 2017, 10:30

Ska'ara hat geschrieben:Ist Moral ein kollektives Gefühl oder kann es auch individuell empfunden werden?
Moral ist an Raum und Zeit gebunden und damit bedingt individuell oder ein soziales Phänomen. Grundlage dafür bleibt jedoch ein allgemein gültiger Maßstab.
Recht und Unrecht werden verbogen, bis das eigene Gewissen, falls es tatsächlich vorhanden ist, keine Orientierung mehr hat.
Genau hier liegt der rechte Ansatz. Wenn Recht und Unrecht verbogen werden können, dann muss jeder Mensch eine Ahnung davon haben, was Recht und Unrecht ist.
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#5 Re: Moral ist keine unveränderliche Größe

Beitrag von NIS » Fr 24. Feb 2017, 10:40

Rembremerding hat geschrieben:
Recht und Unrecht werden verbogen, bis das eigene Gewissen, falls es tatsächlich vorhanden ist, keine Orientierung mehr hat.
Genau hier liegt der rechte Ansatz. Wenn Recht und Unrecht verbogen werden können, dann muss jeder Mensch eine Ahnung davon haben, was Recht und Unrecht ist.
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#6 Re: Moral ist keine unveränderliche Größe

Beitrag von Helmuth » Fr 24. Feb 2017, 12:28

Rembremerding hat geschrieben: Es gibt im Menschen eine gemeinsame grundsätzliche Erkenntnis von Recht und Unrecht, die über den reinen Instinkt hinausreicht.
Man nennt dies schlicht Gewisen. Ein Begriff, den das Wort Gottes wohl kennt. Wir können daher auch mit diesem Begriff weiterarbeiten.

Für mich pflanzt Gott dieses Gewissen jedem Menschen ein. Man kann darauf hören oder es übergehen. Eine dauerhafte Ignoranz führt zur Abstumpfung und der Menscht agiert nur mehr noch egoistisch (gleichbedeutend mit fleischlich).

Für mich ist die Moralinstanz mit dem Gewissen unweigerlich verbunden. Das Gewissen wirkt als Geist in dir, die Moral äußerst sich in schriftlich niederlegten Normen, d.h. Gesetzen.

Das erste Moralgesetz der Bibel betraf den Mord. Und Gott erlässt hier selbst das erste Gesetz:
1Mo 9, 6 hat geschrieben: Wer Menschenblut vergießt, dessen Blut soll auch durch Menschen vergossen werden; denn im Bild Gottes hat Er den Menschen gemacht.
Seid ihr damit einverstanden?
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
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#7 Re: Moral ist keine unveränderliche Größe

Beitrag von Pluto » Fr 24. Feb 2017, 13:15

Helmuth hat geschrieben:Das erste Moralgesetz der Bibel betraf den Mord. Und Gott erlässt hier selbst das erste Gesetz:
1Mo 9, 6 hat geschrieben: Wer Menschenblut vergießt, dessen Blut soll auch durch Menschen vergossen werden; denn im Bild Gottes hat Er den Menschen gemacht.
Seid ihr damit einverstanden?
Das Mord nicht erlaubt sein soll, JA, uneingeschränkt.

Allerdings verstehen viele Christen (auch die Verfassung der USA) dieses Bibelzitat als Freibrief für das Umsetzen der Todesstrafe.
Da mache ich nicht mit.

PS: Dass Mord etwas moralisch Verwerfliches ist, ist eine sehr viel ältere Regel als die Bibel.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#8 Re: Moral ist keine unveränderliche Größe

Beitrag von Rembremerding » Fr 24. Feb 2017, 13:16

Helmuth hat geschrieben: Man nennt dies schlicht Gewisen. Ein Begriff, den das Wort Gottes wohl kennt. Wir können daher auch mit diesem Begriff weiterarbeiten.
Dieser Begriff ist es aber nicht, so wie er heute gebraucht wird. Die einen lieben ihren Nächsten, die anderen essen ihn und das alles mit gutem Gewissen. Es wurde und wird viel Unrecht mit gutem Gewissen getan. Aber an Begriffen soll es nicht scheitern, denn dies hat Substanz:
Für mich pflanzt Gott dieses Gewissen jedem Menschen ein. Man kann darauf hören oder es übergehen. Eine dauerhafte Ignoranz führt zur Abstumpfung und der Menscht agiert nur mehr noch egoistisch (gleichbedeutend mit fleischlich).
So erkenne ich hier das Naturrecht, dass jeder Mensch von Gott erhalten hat, so wie der Dekalog ja ebenso das von Gott verliehene individuelle Recht ist, das Raum für den Menschen schafft, existenzgerecht leben zu können. Dieses Naturrecht schützt Leben und Beziehung und wirkt im Geist auf den Geist des Menschen im Gewissen ein. Das Naturrecht liegt in der Natur des Menschen begründet und ist universell im Menschen angelegt.
Der Mensch hat Sehnsucht nach Leben, Selbsterhaltung, Selbstentfaltung. Er strebt nach Partnerschaft, Familie, Wissen, Wahrheit und wahrer Information. Er hat ein Recht auf Bildung, Gemeinschaft und Gesellschaft.
Der Unterschied zwischen Naturrecht und Gewissen ist also: Das Naturrecht bleibt immer bestehen, weil es an die Natur des Menschen gebunden ist. Man kann es nicht ungestraft aufheben, ohne es wird die Gesellschaft instabil und/oder die Seele des Menschen gekränkt oder krank.
Das Gewissen besitzt schon eine geistige Komponente. Es ist eine Reflexion eines von außen angelegten Maßstabs an mir selbst und die Gesellschaft. Je tiefer ein Mensch allgemein gesprochen einen Maßstab über ihn anerkennt, desto inniger sind Naturrecht, Gewissen und Moral miteinander verbunden.

Das erste Moralgesetz der Bibel betraf den Mord. Und Gott erlässt hier selbst das erste Gesetz:
1Mo 9, 6 hat geschrieben: Wer Menschenblut vergießt, dessen Blut soll auch durch Menschen vergossen werden; denn im Bild Gottes hat Er den Menschen gemacht.
Seid ihr damit einverstanden?
Für mich ist Gott und Jesus kein Moralapostel, sondern der Gott der Lebenden. Es geht m.E. hier also nicht um ein menschlich moralisches Gesetz, das einzuhalten ist, sondern darum, dass Gott jedem Menschen die Würde und den Freiraum in der Natur und hin zum Nächsten schenkt, leben zu dürfen und zu können. Dies zeigt eine noch tiefere Bedeutung auf, denn "im Bild Gottes hat Er den Menschen gemacht".
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#9 Re: Moral ist keine unveränderliche Größe

Beitrag von Pluto » Fr 24. Feb 2017, 13:19

Magdalena61 hat geschrieben:
Moral ist Verhandlungssache. Das ist nicht zynisch, das ist wahr in einem zweifachen Sinne. Und einmal sogar im Sinne des Wortes.
...
Gesetze sind so etwas wie die institutionalisierte Moral einer Gesellschaft. Und diese Moral ist wandelbar im Laufe der Zeit.
Henryk Goldberg
Die Moral einer Gesellschaft basiert auf den ihr zugrunde liegenden Überzeugungen. Aus Erkenntnis und Überzeugung werden Normen und Werte extrahiert und an die Gegenwart/ an die Vorstellungen der Mächtigen angepasst.

Behaupte ich. :)
Und vollkommen zurecht. :thumbup:
Dass sich Moral dem Zeitgeist der Gesellschaft anpasst, sieht man am Wandel unserer eigenen Moral. Da reichen schon die letzten 50 Jahre.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#10 Re: Moral ist keine unveränderliche Größe

Beitrag von Helmuth » Fr 24. Feb 2017, 14:00

Pluto hat geschrieben: PS: Dass Mord etwas moralisch Verwerfliches ist, ist eine sehr viel ältere Regel als die Bibel.
Älter als was?

Nach der Sintflut war die Familie Noahs die einzige Population auf Erden. Und aus dieser Zeit stammt dieses Wort. Dass es erst später in den Text der Thora aufgenommen wurde bedeutet ja nicht, dass es erst später erlassen wurde, wie ja der Text von den Tagen Noahs berichtet. Ich gehe am Anfang von mündlicher Überlieferung aus.
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
Ps 118:6

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