Libertär-Konservativ - ein aktraktives Modell?

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
Novas
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#41 Re: Libertär-Konservativ - ein aktraktives Modell?

Beitrag von Novas » Fr 14. Jul 2017, 23:00

Andreas hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Mein Fokus liegt tatsächlich nur auf eine Strömung im Islam, die sunnitische.
Deine Veralgemeinerungen sind unzulässig, auch wenn die Sunniten eine deutliche Mehrheit darstellen. Das tun die Katholiken im Christentum auch, aber richtest du dich etwa nach dem Katechismus der RKK? Niemand den ich kenne oder je kennenlernte tut das. Nicht mal die Geistlichen die Sonntags in der Kirche predigen. Die meisten Katholiken haben ihren Katechismus noch nie in der Hand gehabt oder auch nur die ganze Bibel gelesen

Im 21. Jahrhundert brauchen alle Religionen eine neue Lesart, das fordere ich ebenso von Christen :) man schaue sich nur mal an, was für ein geniales, gigantisches Weltbild uns die Naturwissenschaft aufzeigt oder besser gesagt offenbart, welches uns die kosmische Einheit aller Dinge erkennen lässt und dann im krassen Kontrast dazu die begrenzten - provinzialistischen - Gedanken der Theologen, die dem häufig noch nicht mal annähernd gerecht werden. Wenn die weltweite Zusammenarbeit im Bereich der Wissenschaft möglich ist, wenn die scientific community dazu in der Lage ist, dann sollte das ebenso im Bereich der Religion funktionieren.

Es sollte selbstverständlich sein.

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#42 Re: Libertär-Konservativ - ein aktraktives Modell?

Beitrag von Pluto » Sa 15. Jul 2017, 09:23

Novalis hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Warum sollte deren Meinung in irgendeiner Weise verbindlich sein?
Keine Ahnung. Es ist aber so, dass der Koran nur ein Teil der bindenden Gesetze für Sunniten ist. Die Fatwas sind für Muslime ebenso bindend wie der Koran (sie gelten als Ergänzungen).

Die Sunniten berufen sich auf die dem Propheten angedichteten Aussprüche (aḥādīṯ) wie zum Beispiel BuchārÄ«, dem bekanntesten der Aussprüche-Sammler. Kurz gesagt, ein Sunnit ist jemand, der glaubt, dass Buecher wie "Sahih Bukhari" und "Sahih Muslim" authentische Überlieferungen des Propheten darstellen. Manche Hadithe sind wirklich schön und vermitteln viel Weisheit, aber andere sind sehr bizarr, unsinnig und menschenverachtend. Beispielsweise geht die Todesstrafe für Apostaten auf diese Überlieferungen zurück. Eine kleine Kostprobe:

„Wer seine Religion ändert den tötet.“ (Sahih Al-Bukhary Nr. 6922)

Das widerspricht dem Prinzip der Meinungs- und Religionsfreiheit, die der koranischen Lehre entsprechend ein von Gott gewünschtes Prinzip für die ganze Menschheit ist. Was der Lügner Buhkhary geschrieben hat steht im krassen Widerspruch dazu:

„In Glaubensdingen darf es keinen Zwang geben“ (2:257)
„Lass den gläubig sein, der will, und den ungläubig sein, der will“ (18:30).

Diese Aussagen entsprechen dem Artikel 18 der Menschenrechte, in dem die Glaubens- und Gewissensfreiheit festgelegt wird. Jeder Mensch muss für die eigenen Handlungen und den eigenen Glauben die Verantwortung übernehmen. Die offensichtliche Frage hier ist: Würde der Prophet etwas predigen, dass inhaltlich unvereinbar mit dem Koran ist?
Das Problem sind nicht der Koran, die Hadithe, oder die Fatwas, sondern deren Umsetzung durch die geistlichen Oberhäupter und Hüter der islamischen Gesetze (die Mullahs und Muftis). Es sind diese Leute, die dem Islam seinen schlechten Ruf unter Ungläubigen, verleihen.
Wie immer, sind Menschen in ihrer Interpretation von Religionen schuld an der Radikalisierung des Glaubens. Gerade darum ist es besser, wir versuchen mal ohne Religion auszukommen. Jeder Glaube besteht aus guten Intentionen, welche dann durch machthungrige Einzelpersonen korrumpiert werden.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#43 Re: Libertär-Konservativ - ein aktraktives Modell?

Beitrag von Pluto » Sa 15. Jul 2017, 09:34

Novalis hat geschrieben:Wenn die weltweite Zusammenarbeit im Bereich der Wissenschaft möglich ist, wenn die scientific community dazu in der Lage ist, dann sollte das ebenso im Bereich der Religion funktionieren.

Es sollte selbstverständlich sein.
An deinem Beispiel des Willigis Jäger, erkennt man nur zu gut das Problem: Er entfremdet den Begriff der "Wahrheit" und instrumentalisiert ihn für seine Zwecke.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#44 Re: Libertär-Konservativ - ein aktraktives Modell?

Beitrag von Novas » Sa 15. Jul 2017, 14:34

Pluto hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Wenn die weltweite Zusammenarbeit im Bereich der Wissenschaft möglich ist, wenn die scientific community dazu in der Lage ist, dann sollte das ebenso im Bereich der Religion funktionieren.

Es sollte selbstverständlich sein.
An deinem Beispiel des Willigis Jäger, erkennt man nur zu gut das Problem: Er entfremdet den Begriff der "Wahrheit" und instrumentalisiert ihn für seine Zwecke.

Er spricht (als Benediktinermönch, Zen-Meister und christlicher Mystiker) selbstverständlich von spiritueller Wahrheit, in welche alle spirituellen Wege der Religionen führen wollen. Die heiligen Schriften, Rituale und Gebote sind nur ein Hilfsmittel, um in die transzendente Erfahrung jener Ur-Wirklichkeit zu führen, auf die sie alle hinweisen (wir Christen nennen sie Gott)

„Darum suchten alle Religionen Wege, die in die Erfahrung der letzten Wirklichkeit führen. Im Buddhismus entwickelten sich Zen, Vipassana und die tibetischen Wege. Bei den Hindus entstanden die verschiedenen Formen des Yoga. Im Islam entfaltete sich der Sufismus, im Judentum die Kabbala und im Christentum die Kontemplation. Es sind das spirituelle Wege, die in die Erfahrung dessen führen sollen, was die Heiligen Schriften und Gebote der verschiedenen Religionen lehren. [...] Sie wollen in die Erfahrung der Urwirklichkeit führen. [...] Die transzendentalen Erfahrungsräume zählen zur Grundbegabung unserer menschlichen Existenz, wenn auch viele Menschen davon nichts wissen.“
– Willigis Jäger, Buch: Aufbruch in ein neues Land – Erfahrungen eines spirituellen Lebens (Autobiografie) S. 121, 24–26.

Barrieren zwischen verschiedenen Religionen und Weltanschauungen entstehen dann, wenn sich Menschen zu sehr an Äußerlichkeiten klammern und dabei das Wesentliche vergessen: "Wahrheit" ist das, was sie alle miteinander gemeinsam haben. Das zeigt sich in der philosophia perennis (der ewigen Weisheit) Nostra Aetate (die Erklärung über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen) spricht von "dem Strahl jener Wahrheit, welche alle Menschen erleuchtet".

Pluto hat geschrieben:Wie immer, sind Menschen in ihrer Interpretation von Religionen schuld an der Radikalisierung des Glaubens. Gerade darum ist es besser, wir versuchen mal ohne Religion auszukommen. Jeder Glaube besteht aus guten Intentionen, welche dann durch machthungrige Einzelpersonen korrumpiert werden.

Dieses Argument habe ich noch nie verstanden. Selbstverständlich kann Religion missbraucht werden - so wie auch die Wissenschaft und die Liebe - aber das ist ein ziemlich schwaches Argument gegen sie, denn das Gute überwiegt. Rein evolutionär gesehen hat sich Religion bewährt und sie erfüllt eine klar erkennbare Funktion: sie beschreibt das geistige Sein des Menschen. In der heutigen Globalisierung, in der die verschiedenen Religionen und Kulturen aufeinanderprallen und miteinander leben müssen, braucht es jedoch eine pluralistische Religionstheologie.

Alle Religionen sind Versuche die transzendente göttliche Wirklichkeit zu beschreiben und mit ihr in Beziehung zu treten. Das meint Willigis Jäger mit seiner Aussage, dass die eine Wahrheit die Quelle aller Religion sei, denn sie umkreisen die selbe, die „ewig eine Wirklichkeit“. Darauf verweisen Muslime mit der Schahāda: Lā ilāha illā ʾllāh(u): „Es gibt keinen Gott außer Gott

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#45 Re: Libertär-Konservativ - ein aktraktives Modell?

Beitrag von Novas » Sa 15. Jul 2017, 16:47

Halman hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:
Und was die Lesung angeht: Die gelesenen Texte haben Inhalte und diese kritisiere ich.

Liest Du die Bibel auch so nachlässig?
Diesen unbegründeten Vorwurf weise ich kategorisch zurück. Aber mir ist schon klar, dass Du hier im Forum der Islamexperte bist und ich der reaktioniere "Rechte". Dies liegt vermutlich daran, dass ich Barinos Ausführungen zur TafsÄ«r ernst nehme und Du nicht.

Ich hege keinerlei Bedürfnis Dich in irgendeine Schublade rein zu stecken, denn ich halte alle politischen Schubladen für unbrauchbar (und ich hoffe Du hast auch kein Bedürfnis Dich selbst irgendwo rein zu stecken :) ) wenn jemand ein Experte für den Islam ist, dann Kerem Adigüzel: https://www.alrahman.de auf seiner Seite schreibt er:
Der Koran bestätigt aber nicht nur die früheren Heiligen Bücher, sondern er bringt auch neue Botschaften Gottes. Trotzdem ist jeder Muslim verpflichtet, an alle Heiligen Bücher Gottes zu glauben (42:15). Daraus folgt, dass in der himmlischen Botschaft der Muslime und der Angehörigen der Religionen der anderen Heiligen Bücher Gemeinsamkeiten bestehen. In Anbetracht der Gemeinsamkeiten der Offenbarungen können die Angehörigen der himmlischen Religionen bei der Suche nach Lösungen für die religiösen und kulturellen Probleme, denen die Menschheit ausgesetzt sind, kooperieren.
Das Verhältnis der Muslime zu Andersgläubigen
Barinos Aussagen über den Islam sind hingegen mit Vorsicht zu genießen, denn er ist ganz bewusst auf Konfrontationskurs. Er betont leider sehr oft das Trennende und nicht die Gemeinsamkeiten. Für mich ergibt sich jedoch das Streben nach dem Gemeinsamen aus dem 1. Johannesbrief: “Gott ist Liebe” (1 Joh 4, 8.16) und im Islam ist, al-WadÅ«d الودود, der Liebevolle, der alles mit seiner Liebe Umfassende, einer der 99 schönen Namen Gottes. So groß sind die Unterschiede gar nicht. Besonders deutlich ist das bei den Sufis, den islamischen Mystikern, die Jesus seit jeher als den vollkommenen Menschen, Meister und Propheten der göttlichen Liebe verehrten (nachzulesen bei Annemarie Schimmel "Jesus und Maria in der islamischen Mystik" oder beispielsweise "Jesus in the Eyes of the Sufis" von Dr Javad Nurbakhsh) Die Unterschiede sind zu einem großen Teil nur ein Produkt der Einbildung, sowohl im religiösen als auch im politischen Bereich. Im Bereich der Realpolitik geht es um Problemlösungen, die parteiübergreifend realisiert werden müssen.

Wie sieht beispielsweise die "libertär-konservative" Politik im Hinblick auf die Klimaerwärmung aus, haben sie da schon ein paar brauchbare Konzepte ausgearbeitet oder folgen sie dem Vorbild des Trumpianismus (Politik ohne Konzepte, aber das mit großer Überzeugung :D )

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#46 Re: Libertär-Konservativ - ein aktraktives Modell?

Beitrag von Halman » Sa 15. Jul 2017, 20:22

Novalis hat geschrieben:Ich hege keinerlei Bedürfnis Dich in irgendeine Schublade rein zu stecken,
Das freut mich (allerdings hattest Du mich mal in die Nähe von Eichmann gerückt und das war schon echt heftig).

Nun ja, dann bin ich für Dich (und Andreas - den ich übrigens sehr schätze und das weiß er auch) eben inkompetent. Ich erwäge schon, mich hier "löschen" zu lassen. Dann seit ihr mich los.

Wenn ich etwas hasse, dann wenn man mich nicht für voll nimmt. Vielleicht liegt es ja an mir, dieses Phänonem begegnet mir auch im SciFi-Forum. Und so langsam habe ich es satt.

Novalis hat geschrieben:denn ich halte alle politischen Schubladen für unbrauchbar (und ich hoffe Du hast auch kein Bedürfnis Dich selbst irgendwo rein zu stecken :) )
Nein, dies wäre in Deinem Fall völlig abwegig. Du vertritts einerseits eine Einstellung, die man von "außen" als "links-liberal" interpretieren könnte, zeigtest aber auch Sympathie für die IB, weshalb Dich so manche sicher als "rechts" einordnen würden.

Ich nehme Dich als einen weltoffenen Menschen war, der sich um eine differenzierte Sicht bemüht. Lies doch mal ein Buch von Hamed Abdel-Samad, um diese Sicht um die islamkritische Perspektive zu erweitern.

Novalis hat geschrieben:wenn jemand ein Experte für den Islam ist, dann Kerem Adigüzel: https://www.alrahman.de auf seiner Seite schreibt er:
Der Koran bestätigt aber nicht nur die früheren Heiligen Bücher, sondern er bringt auch neue Botschaften Gottes. Trotzdem ist jeder Muslim verpflichtet, an alle Heiligen Bücher Gottes zu glauben (42:15). Daraus folgt, dass in der himmlischen Botschaft der Muslime und der Angehörigen der Religionen der anderen Heiligen Bücher Gemeinsamkeiten bestehen. In Anbetracht der Gemeinsamkeiten der Offenbarungen können die Angehörigen der himmlischen Religionen bei der Suche nach Lösungen für die religiösen und kulturellen Probleme, denen die Menschheit ausgesetzt sind, kooperieren.
Das Verhältnis der Muslime zu Andersgläubigen
Nun, Sabatina James, Hamed Abdel-Samad und Barino Barsoum kennen sich auch sehr gut im sunnitischen Islam aus und so ganz unwissend bin ich auf diesen Gebiet auch nicht. Du sicher auch nicht, dass anerkenne ich durchaus an.

Also, dass "jeder Muslim verpflichtet [ist]*, an alle Heiligen Bücher Gottes zu glauben", wird sehr stark dadurch relativiert, dass diese im Licht des Quran zu lesen sind. Und demnach war Jesus NICHT Gottes Sohn und wurde auch nicht gekreuzigt.
Für die Muslime ist die Bibel verfälscht und nur der Quran vertrauenswürdig.
Und was die Gemeinsamkeiten angeht, so stehen ihnen Gegensätze gegenüber. Juden und Christen werden im Quran und der Sunnah behandelt und dies erschwert die Gemeinsamkeiten erheblich. Warum ist die Christenverfolgung wohl ein so großes Problem.

*Aus grammatischem Grund eingefügt.

Was persönliche Erfahrungen betrifft: Ich war auf einer interkulturellen Veranstaltung einer ev. Kirche mit u.a. iranisch-christlichen Flüchtlingen. Dort sprachen zwei Afghanen und iranische Christen. Ich hörte FārsÄ« (in meinen Ohren klang die Sprache schön), Englisch und Deutsch. Eine wunderschöne Iranerin und ein Iraner übersetzten sehr kompetent.
Wir diskutierten eine ARTE-Dokumenation, die mit Applaus quittiert wurde. Aber der TV-Behauptung von Toleranz gegenüber anderen Religionen im Iran wurde deutlich und klar widersprochen. Die Stimmung kochte im positiven Sinne.

Im sunnitischen Islam sieht es nicht viel besser aus. Schließlich hatte ich mal Gelegenheit die Berichte des außwärtigen Amtes zu lesen. Klasklare Sachtexte, in denen mir die islamischen Länder sehr negativ auffielen.

Übrigens, was Pluto mit eigenen Augen in einem islamischen Land sah, ist ein glaubhafter Zeugenbericht. Und Sabatina James ist meiner Meinung nach auch glaubhaft.

Novalis hat geschrieben:Barinos Aussagen über den Islam sind hingegen mit Vorsicht zu genießen, denn er ist ganz bewusst auf Konfrontationskurs.
Da verstehe ich sein Anliegen aber ganz anders. Er will uns nur warnen. Nur hören will es kaum einer, weil die Botschaft nicht gefällt.

Novalis hat geschrieben:Er betont leider sehr oft das Trennende und nicht die Gemeinsamkeiten.
Mit guten Grund. - Er will uns nur die Augen öffnen, damit wir endlich aufhören, den Islam sozialromantisierend und kulurrelativistisch zu euphemisieren. Das Trennende ist nämlich die Problematik, mit der wir zunehmend konfrontiert sind.

Gemeinsamkeiten können wir ja mit Sufis und Aleviten betonen.

Beschäftige Dich bitte mit der Geschichte des Libanon, seit der Gründung des neuen Staates Israel.

Novalis hat geschrieben:Für mich ergibt sich jedoch das Streben nach dem Gemeinsamen aus dem 1. Johannesbrief: “Gott ist Liebe” (1 Joh 4, 8.16) und im Islam ist, al-WadÅ«d الودود, der Liebevolle, der alles mit seiner Liebe Umfassende, einer der 99 schönen Namen Gottes. So groß sind die Unterschiede gar nicht.
In der sunnitischen Glaubenspraxis sind sie es aber nachweislich. Was kann ich für die Realität?

Novalis hat geschrieben:Besonders deutlich ist das bei den Sufis, den islamischen Mystikern, die Jesus seit jeher als den vollkommenen Menschen, Meister und Propheten der göttlichen Liebe verehrten (nachzulesen bei Annemarie Schimmel "Jesus und Maria in der islamischen Mystik" oder beispielsweise "Jesus in the Eyes of the Sufis" von Dr Javad Nurbakhsh)
Die Sufis sind ein sehr interessantes und altes Phänomen im Islam, sehr spirituell und geradezu mystisch. Wurden sie von der Gnosis beeinflusst? Wie groß sind diese Strömungen? Was gibt es für Strömungen? Vielviel Prozent würden sie in einem Kuchendiagramm über den weltweiten Islam ausmachen? Dazu konnte ich leider keine Zahlen finden.
Soweit ich weiß, werden sie größtenteils zu den Sunniten gezählt, aber auch zu den Schiiten. Über dieses Phänomen wüsste ich gerne mehr und ich schätze, da Du ein spiritueller Mensch bist, der dem Sufismus nahe steht, weiß Du darüber mehr als ich.

Novalis hat geschrieben:Die Unterschiede sind zu einem großen Teil nur ein Produkt der Einbildung, sowohl im religiösen als auch im politischen Bereich. Im Bereich der Realpolitik geht es um Problemlösungen, die parteiübergreifend realisiert werden müssen.
Die eklatanten Unterschiede bilde ich mir sicher nicht ein. Falls die Juden es wagen, den Tempelberg zu betreten und dort eine religiöse Handlung zu begehen, steht die Drohung einer Al-Aqsa-Intifada in den Raum. Die letzte kostete rund 6000 Menschen das Leben und daherte fünf Jahre an, weil Ariel Scharon es gewagt hatte, ihn zu betreten. Von wen geht denn hier die Intoleranz und Gewalt aus?

Novalis hat geschrieben:Wie sieht beispielsweise die "libertär-konservative" Politik im Hinblick auf die Klimaerwärmung aus, haben sie da schon ein paar brauchbare Konzepte ausgearbeitet oder folgen sie dem Vorbild des Trumpianismus (Politik ohne Konzepte, aber das mit großer Überzeugung :D )
Also, erstmal ist der Begriff "libertär-konservativ" eine Wortschöpfung von mir, zu dem mich das von mir verlinkten Video in meinem Eröffnungs-Beitrag inspirierte. Als Christ bin ich in dem Sinne konzervativ, als dass ich konzervativ an christlichen Werten festhalte.
Libertär bedeutet für mich, dass ich mir weniger staadliche Einmischung wünsche. Bei Ausschreitungen, wie in Hamburg, sind polizeiliche Eingriffe natürlich zwingend notwendig. Doch wir brauchen ganz bestimmt kein NetzDG.

Der Klimawandel ist ein globales Problem und kann nur global gelöst werden, wenn es nicht schon zu spät ist.

Warum sprichst Du eigentlich gerade diesen Punkt an? (Ich wittere eine Strategie.)
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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Andreas
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#47 Re: Libertär-Konservativ - ein aktraktives Modell?

Beitrag von Andreas » Sa 15. Jul 2017, 20:35

Halman hat geschrieben:Nun ja, dann bin ich für Dich (und Andreas - den ich übrigens sehr schätze und das weiß er auch) eben inkompetent.
Ach was, von Inkompetenz war nun wirklich nicht die Rede. Ich schätze dich auch sehr, und das weißt du auch. Deine Meinung über den Islam und die Moslems teile ich halt nicht und habe meine Argumente in annehmbarer Form vorgetragen, denke ich.

Der Rechtschreibfehler im Thread-Titel stört mich ein wenig, weil der in der Liste aktiver Themen dauernd auftaucht. Das laste ich dir aber schon nicht mehr an, sondern Pluto der hier zwar mitschreibt, aber keinen Grund sieht, das zu korrigieren. Ich selbst stehe mit der Orthographie auf Kriegsfuß und schaffe es höchst selten einen fehlerfreien Beitrag zu schreiben. Was soll's?

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#48 Re: Libertär-Konservativ - ein aktraktives Modell?

Beitrag von Halman » Sa 15. Jul 2017, 20:54

Andreas hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Nun ja, dann bin ich für Dich (und Andreas - den ich übrigens sehr schätze und das weiß er auch) eben inkompetent.
Ach was, von Inkompetenz war nun wirklich nicht die Rede. Ich schätze dich auch sehr, und das weißt du auch. Deine Meinung über den Islam und die Moslems teile ich halt nicht und habe meine Argumente in annehmbarer Form vorgetragen, denke ich.
Ja, hast Du. Vielen Dank für Deine offene Antwort, Tacheles mit Empathie. :thumbup:

Mag sein, dass mit mir mal wieder die Pferde durchgegangen sind. Dein letzter Beitrag war sicher in annehmbarer Form geschrieben, es kam aber ein wenig so rüber, als wenn ich nur Unsinn schreiben würde. Was soll ich auf einen Satz, der lautet: "Kein Einziger von ihnen hat auch nur annähernd die Meinung vertreten, die du hier breit trittst", antworten? Ich trete also eine Meinung breit (mit Statistiken usw.), und Du konterst mit persönlichen Erfahrungen, die dem scheinbar widersprechen.
Ich fasse es mal in Stammtischmanier zusammen: Ich habe persönliche Erfahrungen und tritts hier nur was breit. Okay, damit bin ich dann mundtod. Prima, Du hast gewonnen! Inwiefern es meine Argumente entkräftet, ist mir allerdings schleierhaft.

Wie passt dies denn zu Deine realen Erfahrungen? Nun, die Studien des Pew Research Centers zeigen, dass es ganz viele Moslems gibt, die liberal eingestellt sind. Dies wird ja auch abgebildet. Die Mehrheit in Deutschland, soweit ich es in Erinnerung habe.
Und Aleviten haben auch einen ganz anderen religiösen Background als Sunniten. Trotzdem gibt es den Einfluss der islamischen Dachverbände aus dem Ausland, trotzdem gibt es den Zeugenbericht von Pluto und die Erfahrungen von Sabatina James, die in zwei Koranschulen war.
Die Muslime sind sehr vielfältig und bilden keinen monolithischen Block.

Andreas hat geschrieben:Der Rechtschreibfehler im Thread-Titel stört mich ein wenig, weil der in der Liste aktiver Themen dauernd auftaucht. Das laste ich dir aber schon nicht mehr an, sondern Pluto der hier zwar mitschreibt, aber keinen Grund sieht, das zu korrigieren. Ich selbst stehe mit der Orthographie auf Kriegsfuß und schaffe es höchst selten einen fehlerfreien Beitrag zu schreiben. Was soll's?
In der Grundschule musste ich nachsitzen und wurde zwei mal getestet, ob ich nicht zur Sonderschule muss. Lesen lernte ich erst beim Wiederholen der 2. Klasse (also im dritten Schuljahr) und Schreiben von der 3. bis 5. Klasse. Unauffällig war ich erst ab der 6. Klasse in der Hauptschule. Und manche Rechtschreibfehler und grammatische Schwächen sind mir bis heute erhalten geblieben. Ich bin kein Gymnasiast und kein Akademiker. Mein Schulwissen ist ein Witz.

Na, wie mache ich mich?
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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Ska'ara
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#49 Re: Libertär-Konservativ - ein aktraktives Modell?

Beitrag von Ska'ara » Sa 15. Jul 2017, 21:48

Halman hat geschrieben:Ich erwäge schon, mich hier "löschen" zu lassen. Dann seit ihr mich los.

Wenn ich etwas hasse, dann wenn man mich nicht für voll nimmt. Vielleicht liegt es ja an mir, dieses Phänonem begegnet mir auch im SciFi-Forum. Und so langsam habe ich es satt.
Dass man nicht für voll genommen wird, hat immer einen Grund. Du bist durchaus kompetent, aber leider machst du dich selber klein, wertest dich ab. Dazu besteht kein Grund. Lass dich nicht von anderen Besserwissern in die Ecke drängen und rege dich nicht auf.


Halman hat geschrieben: In der Grundschule musste ich nachsitzen und wurde zwei mal getestet, ob ich nicht zur Sonderschule muss. Lesen lernte ich erst beim Wiederholen der 2. Klasse (also im dritten Schuljahr) und Schreiben von der 3. bis 5. Klasse. Unauffällig war ich erst ab der 6. Klasse in der Hauptschule. Und manche Rechtschreibfehler und grammatische Schwächen sind mir bis heute erhalten geblieben. Ich bin kein Gymnasiast und kein Akademiker. Mein Schulwissen ist ein Witz.
Das Schulsystem ist ein Witz. Deine Ausdrucksweise und dein Wortschatz sind überragend für einen Hauptschüler. Du wirst deine Kenntnisse erweitert haben und bist garantiert kein typischer Hauptschüler.
Das Zitat ist ein Beispiel, wie du dich abwertest, obwohl dazu kein Grund besteht. Es reicht doch, wenn es andere tun. :blumenstrauss:

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#50 Re: Libertär-Konservativ - ein aktraktives Modell?

Beitrag von Novas » Sa 15. Jul 2017, 21:56

Halman hat geschrieben:Nein, dies wäre in Deinem Fall völlig abwegig. Du vertritts einerseits eine Einstellung, die man von "außen" als "links-liberal" interpretieren könnte, zeigtest aber auch Sympathie für die IB, weshalb Dich so manche sicher als "rechts" einordnen würden

Ja, das erklärt sich bei mir so: ich bin der Ansicht bin, dass die Menschheit nur eine Zukunft haben wird, wenn sie zu einem integralen Denken imstande ist. "Integrieren oder krepieren", das könnte die Überschrift für das dritte Jahrtausend sein. Doch ich bin zuversichtlich, denn "Wo die Not groß ist wächst das Rettende schon" (Friedrich Hölderlin) dem integralen Weltbild nach lassen sich alle Teilwahrheiten in einen umfassenderen Kontext einordnen. So gesehen repräsentieren sowohl die "links-liberale" als auch die "konservative" Sichtweise Teilwahrheiten. Probleme gibt es erst, wenn Menschen beginnen ihre Teilwahrheiten auf unzulässige Weise zu verabsolutieren. Beispielsweise halten viele Menschen die "nationale" und "globalistische" Denkweise für unvereinbare Gegensätze, doch tatsächlich ergänzen sie sich gegenseitig, denn bestimmte Herausforderungen sind heute schon so komplex, dass sie auf nationalstaatlicher Ebene gar nicht mehr gelöst werden können.

Wenn Du dich selbst als Patriot siehst, hast du dann schon mal darüber nachgedacht, die Definition des Patriotismus von deinem Land auf den ganzen Planeten zu erweitern zu einem "planetaren Patriotismus"? Es ist gut das eigene Vaterland zu lieben, aber noch besser finde ich es, wenn wir die ganze Mutter Erde lieben :)

Ich nehme Dich als einen weltoffenen Menschen war, der sich um eine differenzierte Sicht bemüht. Lies doch mal ein Buch von Hamed Abdel-Samad, um diese Sicht um die islamkritische Perspektive zu erweitern.

Ich bin dafür, dass jede Religion kritisch betrachtet werden sollte. Moderne und gebildete Muslime wie Navid Kermani betrachten ihre eigene Religion ebenso kritisch, wie moderne und gebildete Christen. Gegen diese Kritik ist nichts einzuwenden, denn sie ist notwendig. Es gibt auch einen christlichen Fundamentalismus, der von einem neuen Kreuzzug gegen die islamische Welt träumt. Beispielsweise sagte Reverend Franklin Graham (Sohn von Billy Graham) in den NBC Nightly News am 16. November 2002: "Nicht wir greifen den Islam an, der Islam hat uns angegriffen" und weiter "Der Gott des Islam ist nicht unser Gott. Er ist nicht der Sohn Gottes des chrstlichen oder jüdisch-christlichen Glaubens. Es ist ein anderer Gott, und ich halte ihn (den Islam) für eine ausgesprochen bösartige Religion".

Das ist exakt die Wortwahl, die Christen zur Zeit der Kreuzzüge in ihrer Propaganda gegen den Islam verwendet haben. Weshalb gibt es so wenige Christen, die sich darüber empören?
Zuletzt geändert von Novas am Sa 15. Jul 2017, 22:01, insgesamt 2-mal geändert.

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