piscator hat geschrieben: ↑Di 23. Mär 2021, 10:52
In meiner Jugend war Religion eine todernste Sache.
In meiner Jugendzeit fand Religion nicht statt, war eigentlich nicht vorhanden.
Ich erinnere mich noch einiger weniger christlicher Mitschüler, also Christen, die sich zu ihrem Glauben bekannten, viele taten es nicht, aus sehr verständlichen Gründen, oft wurden sie verspottet, ausgegrenzt und gehänselt, sie waren sozusagen Parias.
In sich gekehrte oft sehr ernsthafte junge Menschen, die den Kontakt zu ihren Mitschülern oft mieden.
Meistens ausgesprochen gute bis sehr gute Schüler, die allerdings wussten, so gut ihre Noten auch waren, zu einem Studium hatten sie sehr selten eine Chance, da wurden die Kindern aus der "Arbeiterklasse" bevorzugt, selbst die Kinder der Intelligencia hatten hier das Nachsehen, es sei denn, der Papa war ein hohes Tier in der Partei, oder die Eltern waren irgendwelche höhere Chargen in der Hierarchie der "Volksarmee", oder ähnliches.
Wir selbst hatten nicht das geringste Interesse für Religion, der liebe Gott erschien und als ein Fabelwesen, irgendein luftiger Wicht aus der Welt des finstersten Aberglaubens, Christen waren für uns seltsame Wesen, die man ungestraft ärgern und hänseln konnte, und das Regime des real existierenden Sozialismus tat alles Erdenkliche, damit das auch in den Köpfen der jungen Menschen so erhalten blieb.
Heute schämt man sich für vieles, was man damals tat, aber wer hätte uns auch aufklären können, oder etwas über Religion erzählen sollen, die damaligen Christen hatten selbst zu viel Angst vor den allgegenwärtigen Stasi-Spitzeln, die es auch unter den Christen gab, als das sie den Mut gefunden hätten, irgendwelche Missionierung zu versuchen.
Wie schon geschrieben, heute schüttelt man den Kopf über sich selbst, wie leicht es war, uns zu manipulieren und dumm zu machen, aber das dieses niemals und nie wieder so geschieht, das habe ich mir dann schon zu den Zeiten geschworen, als ich selbst zu denen gehörte, die von der Stasi verfolgt wurden, von den Bevölkerung ausgegrenzt und verachtet als Klassenfeind und auch Konterrevolutionär, und ein Christ, ausgerechnet ein überzeugter Christ, war einer der wenigen Menschen der mir half, aber da war es schon zu spät.
Das sind dann so endlose Geschichten, Geschichten von Menschen und tiefster Menschlichkeit, wie sie überall und zu jeder Zeit von vielen Menschen erzählt werden können.
Auf das sich diese finsteren Zeiten welcher Diktatur auch immer niemals mehr wiederholen möchte, auch wenn die dunklen Wolken einer neuen (alten) Diktatur heute über unseren Köpfen immer dichter werden.
In diesem Sinne, und der Mensch soll frei sein, niemals ein Sklave eines anderen, oder irgendeines totalitären Ismus.
Edel sei der Mensch, hilfreich und gut, was da auch immer, ich glaube daran - und an einen Gott, der immer nur ein Nichtgott sein kann.