closs hat geschrieben:Halman hat geschrieben:Bei einem Photon ist die Zeit unendlich "gedehnt" und die Entfernung zwischen Sende- und Ankunfserereignis erscheint auf null kontrahiert.
Danke für Deinen wie immer sehr sorgfältgen Post.
Danke, lieber Kurt.
Thomas hat Deine Fragen erfreulcherweise schon sehr gut beantwortet. Dennoch möchte ich meinen "Senf" dazugeben.
closs hat geschrieben:Für das Photon wäre als "Abfahrts-Zeit" und "Ankunfts-Zeit" zeitlich identisch - nicht wahr? - Aber der Beschauer würde zwischen "Abfahrts-Zeit" und "Ankunfts-Zeit" eine Zeit messen können, weil beide NICHT identisch sind - nicht wahr?
Ja, Zeitmaße sind relativ, also abhängig vom Bezugssystem des Beobachters.
closs hat geschrieben:Das hieße doch, dass ein und dasselbe Phänomen aus der einen Perspektive ein zeitliches Phänomen wäre und aus der anderen Perspektive NICHT - nicht wahr? - Hieße das nicht auch, dass das Photon die Phänomene zwischen "Abfahrt" und "Ankunft" als "gleichzeitig" wahrnehmen würde, und der Betrachter dieselben Phänomene als zeit-versetzt wahrnehmen würde?
Die Betrachter nehmen die Ereignisse als zeitlich getrennt wahr. Bei Licht haben wir den maximalen Grenzfall einer unendlich kurzen Zeit.
closs hat geschrieben:Mich interessiert jetzt nicht, WIE man dies physikalisch darstellen könnte - mir geht es ausschließlich um logische Schlussfolgerungen aus Deinen Aussagen.
Mein Eindruck ist, dass Du zumindest unbewusst von einer absoluten Zeit ausgehst. Unsere Intuition verleitet uns dazu. Ich brauchte Jahre, um die abstrakten Gedanken der SRT einigermaßen zu verarbeiten und habe heute noch Schwierigkeiten damit.
Falls ich richtig liege, dann verabschiede Dich von dem Gedanken einer absoluten Zeit. Es gibt nur
Eigenzeiten. Von uns aus betrachtet sind die Ereignisse zeitlich getrennt, doch vom Photon aus betrachtet sind ist der Abstand beider Ereignisse zeitlich und räumlich null.
Abstände in der Raumzeit nennt man
Intervalle.
Routinemäßig werden mit Laser-Messungen die aktuellen Entfernungen des Mondes von der Erde gemessen. Der Laserstrahl benötigt im Mittel 1,28 s von der Erde bis zum Mond.
Um es anschaulicher zu machen, lass uns annehmen, dass Alice auf der Erde in der Sternwarte sitzt und Bob Laser-Retroreflektor auf dem Mond. Wenn Alice ihm ein Laser-Signal schickt, so misst er es 1,28 Sekunden nach dem Sendeereignis A auf der Erde, weil das Licht für die 1,28 Lichtsekunden 1,28 Sekunden benötigt. Auf dem Mond wird das Licht reflektiert. Nennen wir dieses Reflektionsereignis B.
(Die gravitative Zeitdilatation lass uns hier mal vernachlässigen, weil sie ohnehin bei so schwachen Gravitatonsfeldern und Experimenten von so kurzer Dauer eine vernachlässigbare Größe ist. Wir kommen hier ohne ART aus und benötigen hier lediglich die SRT zum Verständnis.)
Schauen wir es uns an:
• Zeitspanne Ereignis A bis Ereignis B:
1,2800 s
• Im Quadrat:
1,6384 Quadratsekunden
• Entfernung Erde-Mond-Erde:
1,2800 Lichtsekunden
• Im Quadrat:
1,6384 Quadratlichtsekunden
Subtrahiert man das Quadrat der Entfernung vom Quadrat der Zeitspanne erhält man die Differenz:
•
1,6384 s² - 1,6384 Quadratlichtsekunden
= 0 s²
Die Wurzel aus der Differenz ist das Intervall:
√0 s² = 0 s
Das
Intervall (der raumzeitliche Abstand) des Lichtes von den Ereignissen A zu B ist 0.
Die Eigenzeit des Lichtes ist unendlich dilatiert, es vergeht sozusagen eine "Bordzeit" von 0 Sekunden. Alice und Bob sind sich also mit dem Licht über die Dauer uneins.
Auch die Entfernung, welche sowohl für Alice wie auch für Bob näherungsweise identisch ist, nämlich 1,28 Lichtsekunden, ist für das Licht unendlich kontrahiert zu 0.
Einigkeit erzielen Alice und Bob mit dem Licht nur hinsichtlich des
Intervalls, welcher 0 ist. Raum- und Zeitmaße sind nur "Schatten". Gem. der Relativitätstheorie ist die Raumzeit onthologisch seiend und somit das Intervall die Wirklichkeit.
(Dies gilt so lange, so lange Thomas mir nicht widerspricht. Frag sich, wie lange es bis zu diesem Widerspruchs-Ereignis dauert.)