Darf denn die Ontologie gegen die Logik verstoßen?closs hat geschrieben:Zur Sache selbst: Ich tendiere zur "absoluten Allmacht", weil Gott nicht über unsere Prämissen einschränkbar ist. - Wir sollten "Du sollst Dir kein Bildnis machen" und das Buch Hiob geistig ernst nehmen - menschliche Versuche sind gut gemeint, auch wahrnehmungs-hilfreich, aber ontologisch irrelevant.
An dieser Stelle sollten wir klären, ob wir philophisch-abstrakt über "Gott" sprechen, oder ob hierbei auch die Bibel relevant ist.
Der Apostel Johannes stellt in 1Joh 4:8 fest: Gott ist Liebe. Bereits diese Verkündung ist zu differenziert und daher logisch unvereinbar mit dem philosphischen Begriff der absoluten Allmacht.
Verstieß Johannes etwa gegen zweite Gebot?
In der Fußnote zu Ex 20:4-6 heißt es zum Begriff Götterbild:
Der von Luther gebrauchte Begriff Gleichnis bedeutet Abbild. Es ging darum, dass man sich kein Götzenbild machen sollte, welches man anbetet.d. i. ein aus Stein gehauenes oder aus Holz geschnitztes Bild
Eine differenzierte Verkündung eines Gottes der Liebe war damit aber keineswegs verboten. Diesbezüglich veweise ich auf die Kritik am Begriff der Allmacht.
Die johanneische Aussage "Gott ist Liebe" ist somit unvereinbar mit der absoluten Allmacht, denn ...Dies führt allerdings dazu, dass ein solcher Gott nicht mehr (differenziert) erkannt und verstanden werden kann, und sich letztlich in einem leeren Begriff erschöpft, über den keine weiteren vernünftigen Aussagen mehr möglich sind. Aus einem so verstandenen Begriff folgen nicht nur beliebige Möglichkeiten (eine Unmöglichkeit gäbe es nicht mehr); auch die Aussage, dass nichts unmöglich sei, wäre sinnlos, da es sich dabei selbst um eine logische Folgerung handelt (und gerade für die Ungültigkeit der Logik steht ja in diesem Sinne die absolute Allmacht).
... (Gott könnte dann auch gütig und trotzdem grausam, weise und trotzdem dumm, gerecht und trotzdem ungerecht sein).
Nach meiner bescheidenen Rezeption will die Bibel keine absolut-abstrakten, philosophischen Aussagen tätigen. Vielmehr geht es darum, dass Gott die Macht besitzt, Wunder zu wirken und so wunderbare Dinge zu vollbringen, die nach menschlichem Ermessen unmöglich sind. Hierzu verweise ich auf folgendes Buchzitat:
In der Bibel geht es stehts um konkrete Situationen, in denen Gott durch Wunder sein Rettungshandeln bewirkt. Dieser ursprüngliche Allmachtsbegriff eines allherrschenden Gottes wurde durch die Übersetzung des biblischen Grundtextes abstrahiert und so verändert.Zitat aus Bemerkungen zur Entstehung und Bedeutung von omnipotens
Die Entwicklung vom hebräischen pl ', das ursprünglich Ereignisse und Dinge bezeichnet, die für den Menschen (physisch) zu schwer und darum »wunderbar«, überwiegend aber für die Schilderung eines konkreten Rettungshandelns Gottes (Jahwes) ... lateinischen impossibile ist — gesamthafl gesehen und geurteilt — ein großangelegter Abstraktionsprozeß, in dem die ursprüngliche Situationsbezogenheit des hebräischen Verbs völlig verlorengeht.
@Demian
Ich stimme Dir zu: Die Gültigikeit der Logik ist m. E. auch im Hinblick auf den Logos-Hymnus von Johannes sinnvoll, denn der Begriff Logik leitet sich vom griechischen Lógos (λόγος) ab.