Pluto hat geschrieben:Dieses Thema wird zwischen Theologen und Evolutionsbiologen immer wieder heftig diskutiert. Theologen sagen, die Moral käme von Gott, während Evolutionsbiologen darauf bestehen, dass Moral eine Folge der Evolution ist.
Eine andere Frage:
Warum finden wir Menschen die Moral gut?
Man müsste dazu zunächst erklären, was darunter zu verstehen ist.
Sagen wir einmal, dass Moral eine Sammlung von Regeln / Gesetzen ist, wie man sich als Individuum in der Gruppe zu verhalten hat. Sie definiert gut und böse, gibt ein Regelwerk.
Menschen benötigen ein solches Regelwerk, um in der Gruppe zu leben bzw. um die Gruppe als Gruppe gedeihen und leben zu lassen.
Das ist auch erst einmal alles, was Evolutionsbiologen feststellen können. Sie können nicht feststellen, welche Regeln denn jetzt richtig sind, um evolutionsbiologisch einen Vorteil zu bekommen. Daher werden alle diese Regeln situationsbezogen, d.h. von der gesellschaftlichen Situation abhängig gemacht.
Ob allerdings unter diesen Umständen die Frage, wie sich diese Regeln herausbilden, eine Frage an den Evolutionsbiologen ist, wage ich zu bezweifeln. Dann sollte man eher einen Soziologen fragen. Ausgangspunkt sollte aber das Recht des Stärkeren sein, das bereits im Tierreich dominiert und das auch im Tierreich durch kooperatives Verhalten oder andere Taktiken überwunden werden kann.
Theologisch ist die Feststellung, dass der Mensch eine Moral braucht, eine Selbstverständlichkeit, auf die nicht hingewiesen werden muss. Die Frage ist, woher die Regeln kommen. Da Gott ebenfalls vorausgesetzt wird, ist es klar, dass er die Definition von gut und böse durchführt. Der Mensch sündigt, indem er diese Aufgabe Gottes in die eigenen Hände nimmt.
Aber auch hier gilt der Grundsatz: Gott gibt die Regeln, die für das Gedeihen und Überleben einer Gruppe förderlich und notwendig sind. Das kann man am besten sehen an der Fundierung Israelsa auf dem Gesetz.
Ob diese Regeln ewig und unantastbar sind, ist meines Erachtens theologisch umstritten. Klar gibt es die "gilt damals und für immer"-Verfechter, aber im NT führt Jesus die einzelnen Regeln auf einen Grundsatz zurück (Doppelgebot der Liebe), der dann zeitlich und gesellschaftlich unterschiedlich immer wieder neu interpretiert und umgesetzt werden muss.
Fazit:
Beide Erklärungsstränge haben eigentlich dieselbe Basis: Fördere das Leben und Überleben der Menschen als Gruppe.
Gruß
Thomas