CoolLesterSmooth hat geschrieben:Die Reduzierung der Potenzen ist also nicht der eigentliche Sinn von Ableitungen. Was sollte das für sich alleine genommen denn bringen?
1) Ich bin kein Mathematiker, sehe aber Parallelen zwischen Philosophie und Mathematik.
2) Die Ableitung hat große Ähnlichkeit mit der (hegelschen) Dialektik: Dort ist die These (das dimensional Niederere) authentisches Abbild der Synthese (das dimensional Höherere). - Das heißt: Es gibt keine Synthese, die nicht mindestens die Eigenschaften der These hat. - Theologisch gesprochen: "Ebenbildlichkeit" ist abbildbar als "Ableitung" resp. als "These". - Über die Ableitung der Differenzialrechnung habe ich in jungen Jahren die hegelsche Dialektik verstanden.
Wenn Du nun sagst, dass ein Mathematiker das ganz anders versteht, glaube ich Dir das sofort - aber haben Mathematiker den philosophischen "Querblick"?
CoolLesterSmooth hat geschrieben:Kann man hier wirklich von "niederer Dimension" sprechen?
Wenn durch eine Ableitung aus (y = 3xhoch 3) ein
(y' = 9x hoch 2) wird, verstehe ich dies als mathematischer Laie als eine Transformierung von x (n) in x(n-1) - also in eine niedere Dimension. - Falsch?
Welchen Sinn sollte es haben, aus (x hoch n) etwas in (x hoch (n-1)) abzuleiten, wenn es keine mathematische Transformation in eine niederere Dimension ist? - Denken Mathematiker anders?
CoolLesterSmooth hat geschrieben: genauso wie der Kreis Projektion einer Kugel, eines Ellipsoids, eines Kegel(stumpf)s oder eines Zylinders (kein Anspruch auf Vollständigkeit sein)
Schon klar - mir geht es erstmal um das Bild der authentischen Transformation von D3 in D2. - Demnach ist "Kugel -> Kreis" authentisch, ebenso "Pyramide -> Dreieck --- aber NICHT "Kreis -> Viereck oder Pyramide -> Viereck.
Wir sprechen hier ja im theologischen Kontext. - Der Gedanke dahinter ist: Wie kann man sich authentische Ableitung von Gott und falsche/unmögliche Ableitung von Gott vorstellen. - Wie kann man klar machen, dass Erkenntnis auf der eigenen Ebene nicht möglich sein kann, sogar "falsifiziert" werden kann, obwohl sie richtig ist. - Beispiel (immer als Gleichnis zu verstehen):
Wenn ein 2D-Kreis-Wesen glaubt, er sei auf dimensional niederer Weise authentisch zur Kugel, wissen wir als 3D-ler, dass dieses Wesen richtig glaubt - wir WISSEN, dass es stimmt. - Wenn ein 2D-Dreiecks-Wesen behauptet "Wenn Du, Kreisling, das sagst, behaupte ich es auch - beweise das Gegenteil", wissen wir ebenfalls, dass der 2D-Dreieckling unrecht hat - wir wissen aber auch, dass der 2D-Kreisling trotzdem recht hat.
Dasselbe komplizierter: Nehmen wir als Ausgangsquelle nicht eine Kugel, sondern einen Zylinder. - Hier hat der 2D-Kreisling nach wie vor recht, der 2D-Dreieckling nach wie vor unrecht - jetzt kommt aber der 2D-Reckteckling und hat ebenfalls recht. - Erklär das mal einem 2D-Dreieckling! - Der Dreieckling wird von "willkürlich", "fantasiert", etc sprechen, weil die Zusammenhänge auf 2D nicht verstehbar sind. - Er wird sich sogar überlegen fühlen, weil er so "esoterisches" Zeug wie Kreisling und Rechteckling nicht glaubt und sich für "aufgeklärt" halten.
Das bildet in etwa die Gemengelage zwischen naturalistisch und spirituell Denkenden ab. - Dazu kommt noch, um das Kraut fett zu machen, dass es auch Menschen gibt, die meinen, spirituell zu denken, aber voll daneben sind. - Trotzdem: Kommt der Kontext von "Ausgangsquelle" alias "das, wovon man ableitet" alias "Synthese" und das Verhältnis "Gott und Mensch" in etwa rüber?