PeB hat geschrieben:Die Naturwissenschaften grenzen Gott und Religion aus, weil sie einen klar umrissenen Erkenntnisauftrag haben: sie sollen das Beobachtbare beobachten, seine Wechselwirkungen, Ursachen und Wirkungen erklären. Und zwar mittels einer ebenso klar definierten Methodik. Die Naturwissenschaften sind nicht aus Überzeugung, sondern per definitionem "gott-frei", aber nicht zwangsläufig "gott-los".
Da sind wir uns absolut einig - ich bin ausdrücklich ein Anhänger des "methodischen Atheismus". - Wenn jeder auf seinem Terrain bleibt, beißen sich NAturwissenschaft und Philosophie/Theologie ganz und gar nicht - aber das wird oft nicht verstanden.
Warum wird es nicht verstanden? - Weil viele es vorziehen, Wissenschaft weltanschaulich zu überhöhen, also zu ideologisieren. Aus Poppers methodischem "Ich untersuche nur, was nicht falsifizierbar ist" wird ein ideologisches "Was nicht falsifizierbar ist, kann nicht 'sein' ". - So einfach und doch so schwer zu vermitteln.
Detlef hat geschrieben:Klar, wenn du nicht weiter weißt, fängst du an, willkürlich Regeln zu erfinden, die Andere dann einhalten sollen
Nein - die Wissenschaft ist nur ihren eigenen Regeln verpflichtet - es lebe der methodische Atheismus. - Aber Wissenschaft soll keine philosophischen Schlussfolgerungen ziehen ("Was nicht nachweisbar ist, 'ist' nicht", oä), zu denen sie nicht die methodische Kompetenz hat.
Detlef hat geschrieben:"Wissenschaft um Erkenntnisse zu erlangen, Philosophie um diese Erkenntnisse zu deuten"
Das liegt Möller goldrichtig - das gilt übrigens auch für das Verhältnis von Sach-Exegese und hermeneutischer Bibel-Interpretatuion.
Detlef hat geschrieben:"Allerdings muss du zugeben, dass es schlicht nichts Bessere gibt, um die Welt in der wir leben, zu erklären".
Das ist doch zugestanden - es ist sogar selbstverständlich:
PeB hat geschrieben:Die Naturwissenschaften ... sollen das Beobachtbare beobachten, seine Wechselwirkungen, Ursachen und Wirkungen erklären. Und zwar mittels einer ebenso klar definierten Methodik.
Und das machen die Naturwissenschaften konkurrenzlos gut.
Aber dann kommen eben noch Philosophie/Theologie:
Möller hat geschrieben:Wissenschaft um Erkenntnisse zu erlangen, Philosophie um diese Erkenntnisse zu deuten
Janina hat geschrieben:Der Philosoph guckt nicht in der Welt nach, aber der gute Philosoph liest was der Physiker veröffentlicht hat, der schlechte Philosoph fantasiert gleich drauflos, ohne dort nachzulesen.
Da bist Du ein Kind des 20./21.Jh., das in einer Zeit aufgewachsen ist, als die Philosophie bereits "Ancilla Scientiae" war. - Mit anderen Worten: Ein Philosoph sollte nicht die Naturwissenschaft nachäffen oder sie imitieren, sondern versuchen, "zu Erkenntnissen zu gelangen, indem man über die herkömmliche empirische oder praktische Erfahrung hinausgeht und sich auf das Wesen der Dinge und ihre ersten Prinzipien richtet" (wik).
Wenn man das erst mal verstanden hat, ist die Qualität eines Philosophen nicht davon abhängig, ob er naturwissenschaftlich up to date ist (obwohl dies sicherlich sinnvoll ist).