Wissenschaft und Universität

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closs
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#281 Re: Wissenschaft und Universität

Beitrag von closs » So 28. Jul 2019, 14:35

Thaddaeus hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 10:25
Ich schreibe es, WEIL, wenn ich eine beliebige Aussage von dir aussagenlogisch widerlege und diese Widerlegung logisch korrekt ist, keine andere Hermeneutik existieren kann
Das stimmt aber sachlich nicht. - Wenn Du eine geozentrische Hermeneutik hast, dreht sich der Rest des Universums um die Erde - aussagenlogisch. - Wenn Du eine Alpha-Centauri-Zentrik bevorzugst, dreht sich der Rest des Universums um Alpha Centauri - aussagenlogisch. - Wenn man Jesus nur als Menschen untersucht, hatte er eine Naherwartung im Sinne des Volksglaubens - aussagenlogisch. - Wenn man Jesus auch als götlich untersucht, hatte er eine NICHT Naherwartung im Sinne des Volksglaubens - aussagenlogisch.

Wir sind jetzt aber der Sache näher: Du meinst wohl, dass es EINE Hermeneutik geben kann, die im Grunde so etwas wie eine "Wahrheits-Hermeneutik" ist, neben der andere Hermeneutiken zurückstehen müssen . Warum dann aber unterschiedliche Hermeneutiken?

Thaddaeus hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 10:25
Wenn das möglich wäre, dürften nämlich in der "anderen" Hermeneutik, in der deine logisch widerlegte Aussage plötzlich wahr wäre, die fundamentalen logischen Gesetze nicht gelten, mit denen ich deine Aussage ja gerade widerlegt habe.
Doch!!!! - Die Logik gilt doch nur unter den jeweiligen Bedingungen einer Hermeneutik. - Wenn Du die Erde als Zentrum des Universums setzt, kannst Du es widerlegen, wenn ich "Nee - es ist Alpha Centauri" sage. Denn Du kannst mit allen Messinstrumenten der Welt nachweisen, dass sich - von der Erde aus betrachtet - alles um die ERde dreht. ---- DIESELBE (!!!!!!!) Logik läßt mich Dich widerlegen, dass die Erde das Zentrum des Universums ist, wenn ich eine Alpha-Centauri-Hermeneutik habe.

Thaddaeus hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 11:14
Dieser Unterschied ist intellektuell nicht vermittelbar, weil du mit deinen "Hermeneutiken" eigentlich etwas ganz anderes meinst. Du meinst in Wirklichkeit Weltbilder bzw. Weltanschauungen.
Das KANN sich überlappen - muss aber nicht. - Unter "Hermeneutik" verstehe ich in erster Linie "Was-wäre-wenn-" Szenarien, die man auch ohne eigene weltanschauliche Betroffenheit durchspielen kann.

Thaddaeus hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 11:14
Ich prüfe mit den Mitteln der Logik, ob deine getroffen Aussage (der Behauptungssatz, den du aufstellst) in sich überhaupt konsistent ist oder ob du dich z.B. in einen Widerspruch verwickelst.
Das tust Du doch EBENFALLS mit Deiner Hermeneutik! - Bsp: Jesus KÖNNTE historisch göttlich sein - daraus kann man Dir problemlos nachweisen, dass die Aussage "Jesus hatte eine Naherwartung im Sinne des Volksglaubens" unlogisch/unplausibel ist. - Damit ist nicht gesagt, dass Jesus göttlich IST - aber es könnte so sein. ------ Du könntest mir umgekehrt nachweisen, dass bei "Jesus ist nur Mensch" es unlogisch/unplausibel wäre, dass Jesus diese Naherwartung NICHT hatte. - Damit ist ebenfalls nicht gesagt, dass Jesus nur menschlich IST - aber es könnte so sein.

Thaddaeus hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 11:14
Wenn eine getroffene Aussage inkonsistent oder widersprüchlich ist, dann ist sie das, ganz egal wer sie äußert und welche Weltanschauung er vertritt!
PRinzipiell Zustimmung - nur können wir das gegenseitig zelebrieren:
a) Jesus= nur Mensch + keine irrige Naherwartung = inkonsistent oder widersprüchlich
b) Jesus = auch göttlich + irrige Naherwartung = inkonsistent oder widersprüchlich

In BEIDEN "Was-wäre-wenn-Szenarien" (alias "Hermeneutik") kann dem jeweils anderen Inkonsistenz und Widersprüchlichkeit nachgewiesen werden.

Dein Denkfehler scheint mir zu sein, dass Du Widersprüchlichkeiten in einer anderen Hermeneutik glaubst aus Deiner hermeneutik heraus verbindlich feststellen zu können. - Was die Aussage-Logik als Werkzeug angeht, habe ich keinerlei Einwände. Wenn man dagegen verstoßen würde, wären es Stockfehler, also Handwerks-Fehler - aber das ist nicht das Problem - das Problem liegt in der Frage, unter welchen unterschiedlichen Bedingungen man eben diese Aussage-Logik als Werkzeug (!) einsetzt. - Ob Du mit einer Schaufel einen Sandkasten aushebst oder ein Grab, ist der Schaufel egal, obwohl Sandkasten und Grab zwei sehr verschiedene Sachen sind.

Claymore
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#282 Re: Wissenschaft und Universität

Beitrag von Claymore » So 28. Jul 2019, 14:37

sven23 hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 14:29
Ah, closs hat die schwarze Liste um 2 weitere Begriffe erweitert.

- inner-hermeneutisch
- Ego-Stalinismus
Hermeneutikalarmstufe Rot!

Wie wäre es noch mit: inter-hermeneutisch? Ego-Maoismus?

closs
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#283 Re: Wissenschaft und Universität

Beitrag von closs » So 28. Jul 2019, 14:48

sven23 hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 14:29
Das musst du dich selber fragen, denn du bist ja Poly-Hermeneutiker.
Ich weiß es ja - ich wollte wissen, was Du meinst.

sven23 hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 14:29
Ich denke schon, wie sonst könntest du auf der Wissenschaftlichkeit glaubensbasierter Exegesen bestehen?
Ich bestehe darauf, dass "Wissenschaft" in den Geisteswissenschaften auf Basis nicht-falzifizierbarer Vorannahmen basieren kann - egal ob eine solche Vorannahme lautet "Jesus war nur Mensch" oder "Jesus war auch göttlich". - Das ist etwas ganz anderes. - Wenn Du beides reißerisch "glaubensbasiert" nennen musst, ist das irreführend und nur DEIN Problem.

sven23 hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 14:29
hat dich Thaddäus endlich vom Gegenteil überzeugt?
Wovon? --- Thaddäus und ich diskutieren zur Zeit, ob es für Aussagen-Logik EINE Hermeneutik gibt, die über allen anderen steht. - Meine Antwort ist NEIN.

Claymore hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 14:37
Hermeneutikalarmstufe Rot!
Ja, es scheint nach wie vor Grundlagen-Klärungsbedarf zu sein.

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Thaddaeus
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#284 Re: Wissenschaft und Universität

Beitrag von Thaddaeus » So 28. Jul 2019, 17:22

closs hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 14:35
Thaddaeus hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 10:25
Ich schreibe es, WEIL, wenn ich eine beliebige Aussage von dir aussagenlogisch widerlege und diese Widerlegung logisch korrekt ist, keine andere Hermeneutik existieren kann
Das stimmt aber sachlich nicht. Wenn Du eine geozentrische Hermeneutik hast ...
Du musst mich nur vollständig zitieren und den wesentlichen Teil des Satzes nicht unterschlagen, dann stimmt es!
Thaddaeus hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 10:25
Ich schreibe es, WEIL, wenn ich eine beliebige Aussage von dir aussagenlogisch widerlege und diese Widerlegung logisch korrekt ist, keine andere Hermeneutik existieren kann, nach der deine logisch korrekt widerlegte Aussage plötzlich wahr ist und nicht mehr falsch!
Es gibt keine geozentrische Hermeneutik, es gibt nur ein geozentrisches Weltbild. Innerhalb des geozentrischen Weltbildes müssen alle Aussagen ebenfalls konsistent und widerspruchsfrei sein. So ist es auch in einem geozentrischen Weltbild logisch unmöglich, dass die Erde das Zentrum des Universums ist UND der Saturn das Zentrum des Universums ist.

closs hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 14:35
Wenn Du eine geozentrische Hermeneutik hast, dreht sich der Rest des Universums um die Erde - aussagenlogisch.
Das Universum dreht sich nicht "aussagenlogisch" um die Erde, wenn man ein geozentrisches Weltbild hat. Was sollte das bedeuten?

Aussagenlogik wird so daraus:
WENN jemand ein geozentrisches Weltbild hat, DANN glaubt er, dass sich das Universum um die Erde dreht.
= Jemand hat ein geozentrisches Weltbild er glaubt, dass sich das Universum um die Erde dreht.

Jemand hat ein geozentrisches Weltbild = G
er glaubt, dass sich das Universum um die Erde dreht = U

G → U (= WENN jemand ein geozentrisches Weltbild hat, DANN glaubt er, dass sich das Universum um die Erde dreht.)

Ein Aussagenlogisch gültiger Schluss ist dann z.B.:
((G → U) ∧ G) → U
= WENN jemand ein geozentrisches Weltbild hat (G), DANN glaubt er, dass sich das Universum um die Erde dreht (U). Jemand HAT ein geozentrisches Weltbild (G), ALSO glaubt er, dass sich das Universum um die Erde dreht (U) [nach modus ponens]



Da im obigen Ausdruck ein Subjekt vorkommt, welches etwas glaubt (anders kann man das von dir gewählte Beispiel nicht präzise formulieren), muss man zu einem komplexeren Kalkül als der Aussagenlogik greifen. Z.B. zu einem Kalkül der epistemischen Logik oder der Prädikatenlogik:

Es existiert mindestens ein Subjekt X für das gilt (= ∃x): X glaubt an ein geozentrisches Weltbild (= gW) = ∃x(gW)
Def.: Jemand hat ein geozentrisches Weltbild genau dann, wenn er glaubt, dass sich das Universum um die Erde dreht
= Jemand hat ein geozentrisches Weltbild glaubt, dass sich das Universum um die Erde dreht [Gx(UE)]
= ∃x(gW) ↔ Gx(UE) (= Es existiert mindestens ein x, das ein geozentrisches Wetlbild hat genau dann, wenn x glaubt, dass sich das Universum um die Erde dreht.)


closs hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 14:35
Wenn man Jesus nur als Menschen untersucht, hatte er eine Naherwartung im Sinne des Volksglaubens - aussagenlogisch. - Wenn man Jesus auch als göttlich untersucht, hatte er eine NICHT Naherwartung im Sinne des Volksglaubens - aussagenlogisch.
Nein, das hat mit Aussagenlogik nichts zu tun.

closs hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 14:35
Wir sind jetzt aber der Sache näher: Du meinst wohl, dass es EINE Hermeneutik geben kann, die im Grunde so etwas wie eine "Wahrheits-Hermeneutik" ist, neben der andere Hermeneutiken zurückstehen müssen . Warum dann aber unterschiedliche Hermeneutiken?
Wie ich schon schrieb, sind die allgemeingültigen logischen Gesetze und Schlussformen keine Hermeneutik, sondern sie sind die Voraussetzung für JEDE Hermeneutik.


closs hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 14:35
Thaddaeus hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 10:25
Wenn das möglich wäre, dürften nämlich in der "anderen" Hermeneutik, in der deine logisch widerlegte Aussage plötzlich wahr wäre, die fundamentalen logischen Gesetze nicht gelten, mit denen ich deine Aussage ja gerade widerlegt habe.
Doch!!!! - Die Logik gilt doch nur unter den jeweiligen Bedingungen einer Hermeneutik.
Nein: Wie schon schrieb, sind die allgemeingültigen logischen Gesetze und Schlussformen keine Hermeneutik, sondern sie sind die Voraussetzung für JEDE Hermeneutik.
Solange du diesen Punkt nicht einsiehst, ist es aussichtslos sich weiter darüber auszutauschen. Man kann jemanden keine Grundrechenarten beibringen, wenn der einfach nicht begreift, wie Multiplizieren und Dividieren funktionieren.


closs hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 14:35
Wenn Du die Erde als Zentrum des Universums setzt, kannst Du es widerlegen, wenn ich "Nee - es ist Alpha Centauri" sage. Denn Du kannst mit allen Messinstrumenten der Welt nachweisen, dass sich - von der Erde aus betrachtet - alles um die ERde dreht. ---- DIESELBE (!!!!!!!) Logik läßt mich Dich widerlegen, dass die Erde das Zentrum des Universums ist, wenn ich eine Alpha-Centauri-Hermeneutik habe.
Nein, mit Logik kann man nicht nachweisen, was im Zentrum des Universums ist, das kann man allenfalls mit astronomischen empirischen Verfahren. Mit Logik kann man weder ein geozentrisches noch Alpha-Centauri-zentrisches Weltbild widerlegen.

Man kann mit Logik aber Aussagen innerhalb dieser Weltbilder auf Konsistenz und Widersprüchlichkeit überprüfen.

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sven23
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#285 Re: Wissenschaft und Universität

Beitrag von sven23 » So 28. Jul 2019, 17:59

closs hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 14:48
sven23 hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 14:29
Das musst du dich selber fragen, denn du bist ja Poly-Hermeneutiker.
Ich weiß es ja - ich wollte wissen, was Du meinst.
Ich meine schon immer, dass Hermeneutik kein Zauberstab ist, mit dem man mal eben wissenschaftlich fundierte Ergebnisse weglabern kann, nur weil einem die Ergebnisse nicht gefallen.
Bei der Bibel geht es ja hauptsächlich um Textexegese. Exegese ist die konkrete Auslegung eines Textes, Hermeneutik beleuchtet die Voraussetzungen und Ziele einer Auslegung.
Frage dich doch mal, worin hier die Unterschiede zwischen HKM und Kanonik liegen.

closs hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 14:48
sven23 hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 14:29
Ich denke schon, wie sonst könntest du auf der Wissenschaftlichkeit glaubensbasierter Exegesen bestehen?
Ich bestehe darauf, dass "Wissenschaft" in den Geisteswissenschaften auf Basis nicht-falzifizierbarer Vorannahmen basieren kann - egal ob eine solche Vorannahme lautet "Jesus war nur Mensch" oder "Jesus war auch göttlich".
Wenn du Glaubensbekenntnisse voranstellst, die selbst schon in den Texten enthalten sind, dann ist das ein lupenreiner Zirkelschluss.
Deshalb sind solche "Erkenntnisse" für historische Forschung unbrauchbar. Auch als gescheiterter Doktorand solltest du das wissen. :roll:

closs hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 14:48
sven23 hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 14:29
hat dich Thaddäus endlich vom Gegenteil überzeugt?
Wovon? --- Thaddäus und ich diskutieren zur Zeit, ob es für Aussagen-Logik EINE Hermeneutik gibt, die über allen anderen steht. - Meine Antwort ist NEIN.
Du bist also der Meinung, indem du die Hermeneutik wechselst, dass du den Satz vom ausgechlossenen Dritten oder den Satz vom Widerspruch aushebeln kannst? Könntest du uns mal eine Kostprobe davon geben.

closs hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 14:48
Claymore hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 14:37
Hermeneutikalarmstufe Rot!
Ja, es scheint nach wie vor Grundlagen-Klärungsbedarf zu sein.
Ja, bei closs.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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closs
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#286 Re: Wissenschaft und Universität

Beitrag von closs » So 28. Jul 2019, 18:27

Thaddaeus hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 17:22
So ist es auch in einem geozentrischen Weltbild logisch unmöglich, dass die Erde das Zentrum des Universums ist UND der Saturn das Zentrum des Universums ist.
So ist es. - Das Eine kann sein, das Andere kann sein, aber nicht beides gleichzeitig. - Das Problem: Es gibt Fälle, in denen man weiß, dass "eins davon" richtig ist, aber nicht, welches.

Thaddaeus hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 17:22
Aussagenlogik wird so daraus:
WENN jemand ein geozentrisches Weltbild hat, DANN glaubt er, dass sich das Universum um die Erde dreht.
So ist es gemeint - ich hatte verkürzt.

Thaddaeus hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 17:22
Da im obigen Ausdruck ein Subjekt vorkommt, welches etwas glaubt (anders kann man das von dir gewählte Beispiel nicht präzise formulieren), muss man zu einem komplexeren Kalkül als der Aussagenlogik greifen. Z.B. zu einem Kalkül der epistemischen Logik oder der Prädikatenlogik
Alles gut bis dahin - aber entscheidend ist doch, dass Unterschiedliches rauskommen kann, was JEWEILS gut begründbar ist, und man weiß nicht/kann nicht wissen, was davon wahr ist.

Thaddaeus hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 17:22
Nein: Wie schon schrieb, sind die allgemeingültigen logischen Gesetze und Schlussformen keine Hermeneutik, sondern sie sind die Voraussetzung für JEDE Hermeneutik.
Diese Voraussetzungen habe ich zu keinem Zeitpunkt in Frage gestellt - meine Behauptung ist, dass sie in unterschiedlichen Hermeneutiken zu unterschiedlichen oder gar widersprüchlichen Ergebnissen kommen können. - Noch ein Beispiel (sehr verkürzt):

1) "Der Mensch ist evolutions-biologisch entstanden" ----> Aussage-Logik ------> Ergebnis: Die Aussage, der Mensch sei an einem Tag geschaffen worden, ist widerlegt.

2) "Der Mensch ist geistig an einem Tag entstanden" ------->Aussagen-Logik ----------> Ergebnis: Die Aussage, der Mensch sei evolutions-biologisch entstanden, ist widerlegt".

Welches Ergebnis ist richtig? KEINES. - Warum? Weil 1) eine naturalistische Hermeneutik unterlegt und 2) eine spirituelle Hermeneutik. - Widerlegt ist also NICHTS, wenn man es so formuliert. - Richtig wäre:

"Die Aussage, der Mensch sei evolutions-biologisch entstanden, ist NATURALISTISCH widerlegt" bzw. " Die Aussage, der Mensch sei evolutions-biologisch entstanden, ist spirituell widerlegt". - Und zwar in beiden Fällen in Übereinstimmung mit der Aussagen-Logik - aber halt nur inner-hermeneutisch.

Nebenbei: Genau darüber gab es einen Streit zwischen Kardinal Schönborn und irgendwelchen Naturalisten.

Thaddaeus hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 17:22
Wie ich schon schrieb, sind die allgemeingültigen logischen Gesetze und Schlussformen keine Hermeneutik, sondern sie sind die Voraussetzung für JEDE Hermeneutik.
Ja - aber doch nur, damit sie innerhalb einer Hermeneutik zum Einsatz kommen, oder nicht?

Thaddaeus hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 17:22
Solange du diesen Punkt nicht einsiehst, ist es aussichtslos sich weiter darüber auszutauschen. Man kann jemanden keine Grundrechenarten beibringen, wenn der einfach nicht begreift, wie Multiplizieren und Dividieren funktionieren.
Nee - nee. ---- Du musst schon erklären, welchen Sinn Aussagen-Logik hat, wenn sie innerhalb der Hermeneutiken keine Funktion hätte. - Wie oben erwähnt: BEIDE Hermeneutiken (Evolution) erfüllen Deine Voraussetzung.

Thaddaeus hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 17:22
Nein, mit Logik kann man nicht nachweisen, was im Zentrum des Universums ist
Das behaupte ich nicht (Logik = Instrument und nicht Hermeneutik) - aber ich behaupte, dass etwas mit Hilfe dieser Logik auf unterschiedliche Weise (!) nachweisbar sein kann.

Thaddaeus hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 17:22
Man kann mit Logik aber Aussagen innerhalb dieser Weltbilder auf Konsistenz und Widersprüchlichkeit überprüfen.
Eben. - Dann wende das mal an auf "Weltbild" "naturalistische Evolution" und auf "Weltbild" "spirituelle Evolution".

NB: Bist Du sicher, dass "Hermeneutik" nicht das sein kann, was Du "Weltbild" nennst? - in vatikanischen Schriften lese ich regelmäßig Sachen wie "positivistische Hermeneutik" versus "Sonstwas Hermeneutik" (müsste ich noch mal nachschlagen). - So haben wir das übrigens früher auch in den Geisteswissenschaften gelernt - da hätte man sagen können: "Deutsche Geschichte zwischen 1945 und 1989 in BRD- und DDR-Hermeneutik". - Wieso hat sich da was geändert?

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#287 Re: Wissenschaft und Universität

Beitrag von closs » So 28. Jul 2019, 18:32

sven23 hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 17:59
Ich meine schon immer, dass Hermeneutik kein Zauberstab ist
Ich auch - das habe ich Euch schon 2013 eingeschärft - damit kannst Du wirklich mal aufhören.

sven23 hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 17:59
Hermeneutik beleuchtet die Voraussetzungen und Ziele einer Auslegung
Dieser Satz sagt wenig bis nichts.

sven23 hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 17:59
Frage dich doch mal, worin hier die Unterschiede zwischen HKM und Kanonik liegen.
Auch das wurde längst beantwortet.

sven23 hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 17:59
Wenn du Glaubensbekenntnisse voranstellst, die selbst schon in den Texten enthalten sind, dann ist das ein lupenreiner Zirkelschluss.
Falsch - denn das gälte dann auch für die HKM. Wie oft denn noch? --- Wenn man Aussagen von Jesus so interpretiert, als sei er nur Mensch, ist das in Deinem Jargon (nicht in meinem) ein "Glaubensbekenntnis". - Was soll das?

sven23 hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 17:59
Du bist also der Meinung, indem du die Hermeneutik wechselst, dass du den Satz vom ausgechlossenen Dritten oder den Satz vom Widerspruch aushebeln kannst?
O Gott, bist Du doof.

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sven23
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#288 Re: Wissenschaft und Universität

Beitrag von sven23 » So 28. Jul 2019, 18:56

closs hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 18:32
sven23 hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 17:59
Ich meine schon immer, dass Hermeneutik kein Zauberstab ist
Ich auch - das habe ich Euch schon 2013 eingeschärft - damit kannst Du wirklich mal aufhören.
Und warum traktiert uns der Poly-Hermeneutiker closs ständig mit seinen Hermeneutiken?

closs hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 18:32
sven23 hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 17:59
Hermeneutik beleuchtet die Voraussetzungen und Ziele einer Auslegung
Dieser Satz sagt wenig bis nichts.
Weil du ihn nicht verstanden hast.

closs hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 18:32
sven23 hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 17:59
Frage dich doch mal, worin hier die Unterschiede zwischen HKM und Kanonik liegen.
Auch das wurde längst beantwortet.
Nein, dem bist du immer ausgewichen, weil dann dann deutlich wird, was der Unterschied zwischen einer wissenschaftlichen Methodik ist und Glaubensbekenntnis/Glaubensidoelogie.

closs hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 18:32
sven23 hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 17:59
Wenn du Glaubensbekenntnisse voranstellst, die selbst schon in den Texten enthalten sind, dann ist das ein lupenreiner Zirkelschluss.
Falsch - denn das gälte dann auch für die HKM. Wie oft denn noch?
Nein, da die Forschung keine Glaubensbekenntnisse voranstellt, können sich logischerweise auch keine Glaubensbekenntnisse in den Texten wiederfinden, die sich auf die Vorannahme beziehen würden. Die Forschung geht da wertneutral und ergebnisoffen ran.

closs hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 18:32
sven23 hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 17:59
Du bist also der Meinung, indem du die Hermeneutik wechselst, dass du den Satz vom ausgechlossenen Dritten oder den Satz vom Widerspruch aushebeln kannst?
O Gott, bist Du doof.
Und warum behauptest du solch einen Stuss? :roll:
Wie kann dann eine Aussage gleichzeitig wahr und falsch sein?

closs hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 18:32
"Der Mensch ist geistig an einem Tag entstanden"
Wie hat man sich das konkret vorzustellen?
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#289 Re: Wissenschaft und Universität

Beitrag von closs » So 28. Jul 2019, 19:24

sven23 hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 18:56
Und warum traktiert uns der Poly-Hermeneutiker closs ständig mit seinen Hermeneutiken?
Weil sie unterschiedliche Versuche darstellen, herauszufinden, was der Fall ist/war.

sven23 hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 18:56
weil dann dann deutlich wird, was der Unterschied zwischen einer wissenschaftlichen Methodik ist und Glaubensbekenntnis/Glaubensidoelogie.
Nein - ich habe Dir mehrfach eine Antwort gegeben, die die unterschiedlichen Voraussetzungen und Ziele beider hermeneutischen Ansätze beleuchtet. - Hast Du jetzt "Voraussetzungen und Ziele" verstanden?

sven23 hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 18:56
Nein, da die Forschung keine Glaubensbekenntnisse voranstellt
So gesehen <sic!> stellt die Kanonische Exegese ebenfalls keine Glaubensbekenntnis voran. - Wir sollten mit diesen Albereien aufhören.

sven23 hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 18:56
Wie hat man sich das konkret vorzustellen?
Nimm den Moment, an den der Mensch bewusstseins-mäßig ich-fähig wird - das funktioniert genauso phylogenetisch wie ontogenetisch.

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#290 Re: Wissenschaft und Universität

Beitrag von sven23 » So 28. Jul 2019, 19:56

closs hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 19:24
sven23 hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 18:56
Und warum traktiert uns der Poly-Hermeneutiker closs ständig mit seinen Hermeneutiken?
Weil sie unterschiedliche Versuche darstellen, herauszufinden, was der Fall ist/war.
Ja, die einen mit wissenschaftlicher Methodik, die anderen mit Glaubensideologie. Rate mal, wem die Kommission den Vorzug gab und warum?

closs hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 19:24
sven23 hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 18:56
weil dann dann deutlich wird, was der Unterschied zwischen einer wissenschaftlichen Methodik ist und Glaubensbekenntnis/Glaubensidoelogie.
Nein - ich habe Dir mehrfach eine Antwort gegeben, die die unterschiedlichen Voraussetzungen und Ziele beider hermeneutischen Ansätze beleuchtet. - Hast Du jetzt "Voraussetzungen und Ziele" verstanden?
Die Frage wäre, hat closs sie verstanden? Wenn er sie verstanden hätte, müßte ihm der Unterschied klar sein.

closs hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 19:24
sven23 hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 18:56
Nein, da die Forschung keine Glaubensbekenntnisse voranstellt
So gesehen <sic!> stellt die Kanonische Exegese ebenfalls keine Glaubensbekenntnis voran.
Kanoniker stellen das Glaubensbekenntnis voran, dass die biblischen Texte göttlich inspiriert und irrtumsfrei sein, was eine Infragestellung der Texte per se aussschließt. Siehe auch Chikagoer Erklärung.
Aber diese Forme der Exegese bezeichnet die Kommission als dumm und gefährlich.

closs hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 19:24
sven23 hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 18:56
Wie hat man sich das konkret vorzustellen?
Nimm den Moment, an den der Mensch bewusstseins-mäßig ich-fähig wird - das funktioniert genauso phylogenetisch wie ontogenetisch.
Dann gelten die nach closs gut begründeten Dogmen der Kirche gar nicht?

59. Die Stammeltern waren vor dem Sündenfall mit der heiligmachenden Gnade ausgestattet.
60. Die Stammeltern sündigten durch Übertretung des göttlichen Prüfgebotes schwer.
61. Die Stammeltern verloren durch die Sünde die heiligmachende Gnade und zogen sich den Zorn und Unwillen Gottes zu.
62. Die Stammeltern verfielen dem Tod und der Herrschaft des Teufels.
63. Die Sünde Adams ist durch Abstammung, nicht durch Nachahmung auf alle seine Nachkommen übergegangen.
64. Die Erbsünde wird durch natürliche Zeugung fortgepflanzt


Wie willst du das mit Evolution und Biologie in Einklang bringen?
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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