Naturwissenschaft und grosse Erzählung

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Demian
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#1 Naturwissenschaft und grosse Erzählung

Beitrag von Demian » Fr 13. Dez 2013, 18:59

Ein brillantes und wichtiges Gespräch über das Verhältnis von Literatur und Wissenschaft.

"Die Wissenschaft hat die Rolle der grossen Erzählung übernommen." H.M.E.
Teil 2/4: http://youtu.be/57_21dgraXk
Podiumsgespräch anlässlich eines Literaturfestivals in Spanien ("Gutun Zuria", Bilbao 2012). Zu Beginn wird englisch gesprochen, ab 5:03 immer deutsch.
Themen: Kreativität, Schönheit, Metaphern, Intuition, Kosmologie, Urknall-Theorie, Dunkle Energie, Literatur & Wissenschaft, Popularisierung, Anwendungen, Radiowellen, Quantengeld, Wirtschaftsprognosen, Sicherheit, Gödel, Information, Materie, Teleportation, Seele, Schulen, Sokrates und motivierende Lehrer.
Teil der neuen Anton Zeilinger-Playlist: https://www.youtube.com/playlist?list...

[youtube]MNqAeW7MSew&feature=c4-overview&list=UUrQkkffVhCBLc_p_PFO3PVA[/youtube]

Pluto
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#2 Re: Naturwissenschaft und grosse Erzählung

Beitrag von Pluto » Fr 13. Dez 2013, 19:19

Ich weiß nicht wer der Moderator (Fragesteller) in der Mitte ist, aber er versteht seinen Job nicht, denn er hörtsich gerne reden.
Dazu scheint er null Ahnung von der Materie zu haben.
Vor lauter reden, lässt er seine Gäste (in diesem Fall AZ), nicht zur Sprache kommen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#3 Re: Naturwissenschaft und grosse Erzählung

Beitrag von Demian » Fr 13. Dez 2013, 19:26

Pluto hat geschrieben:Ich weiß nicht wer der Moderator (Fragesteller) in der Mitte ist, aber er versteht seinen Job nicht, denn er hörtsich gerne reden.
Dazu scheint er null Ahnung von der Materie zu haben.
Vor lauter reden, lässt er seine Gäste (in diesem Fall AZ), nicht zur Sprache kommen.

Das ist nicht der Moderator, sondern Zeilingers Gesprächspartner ... Hans Magnus Enzenberger ... ein großer deutscher Dichter, der selbst zu Beginn des Gespräches sagt, dass er ein wissenschaftlicher Amateur sei. Er versucht eben aus einer literarischen Perspektive das wissenschaftliche Denken aufzugreifen - und Zeilinger betrachtet aus seiner Perspektive. Das ist, meiner Meinung nach, völlig in Ordnung so ... dazu gibt es solche Gespräche - eine Podiumsdiskussion auf einem Literaturfestival! Höre dir doch erst mal das Gespräch an. ;)

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#4 Re: Naturwissenschaft und grosse Erzählung

Beitrag von Pluto » Fr 13. Dez 2013, 19:42

Demian hat geschrieben:Hans Magnus Enzenberger ... ein großer deutscher Dichter, der selbst zu Beginn des Gespräches sagt, dass er ein wissenschaftlicher Amateur sei.
Das geht sehr deutlich aus dem Gespräch hervor. :mrgreen:
Er versucht eben aus einer literarischen Perspektive das wissenschaftliche Denken aufzugreifen
Nein tut er nicht. Er ist von Anfang an voreingenommen und wirkt aggresiv.
Er behauptet z. Bsp. "Kosmologen sind die größten Märchenerzähler; sie sind Mythologen...".
Wenn er wie er selbst sagt, nichts davon versteht, sollte lieber seine "Gosch" halten, und sich von Proefessor Zeilinger aufklären lassen.
- und Zeilinger betrachtet aus seiner Perspektive.
Keine Ahnung... Der arme Anton kommt gar nich richtig zu Wort, finde ich.

Höre dir doch erst mal das Gespräch an. ;)
Das habe ich!
Sonst würde ich mir sicher nicht erlauben es so zu kommentieren.
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#5 Re: Naturwissenschaft und grosse Erzählung

Beitrag von Demian » Fr 13. Dez 2013, 20:01

Pluto hat geschrieben:Nein tut er nicht. Er ist von Anfang an voreingenommen und wirkt aggresiv.
Er behauptet z. Bsp. "Kosmologen sind die größten Märchenerzähler; sie sind Mythologen...".
Wenn er wie er selbst sagt, nichts davon versteht, sollte lieber seine "Gosch" halten, und sich von Proefessor Zeilinger aufklären lassen.

Ich würde Enzenberger Recht geben - die heutige Kosmologie gebraucht selbst eine metaphorische Sprache ... spricht in großen Bildern ... wie es früher eigentlich die großen Erzählungen und Mythen der Antike getan haben. Heute übernimmt diese Aufgabe die Wissenschaft. Insofern ist so eine Aussage ... "Kosmologen sind die größten Märchenerzähler" eher sogar eine Liebesbekundung. :)

Wenn er wie er selbst sagt, nichts davon versteht, sollte lieber seine "Gosch" halten, und sich von Proefessor Zeilinger aufklären lassen.

Sagen wir's mal diplomatisch ... wenn „Laien“ über Kunst oder Religion reden, dann wundere ich mich auch über manches Unverständnis. Jeder hat eben so seine eigene Perspektive ... und wir stehen miteinander im Austausch ... sind gezwungen zu kommunizieren. Deshalb muss Enzenberger nicht seine „Gosch“ halten ... und Zeilinger nicht von oben herab belehren. Ansonsten kommen wir in eine technokratische Gesellschaft, in der nur noch irgendwelche Expertenmeinungen zählen.

Irgendein elitärer ... akademischer Dünkel bringt uns nicht weiter ... denn gerade weil die Wissenschaft heute so eine Deutungshoheit hat, hat sie auch die Verantwortung zu KOMMUNIZIEREN - und bitte nicht nur im Fachjargon von oben nach unten durch delegiert, sondern in möglichst verständlichen und einfachen Worten. So eine Podiumsdiskussion zählt jedenfalls nicht zu einer Diskussion auf Fachniveau, sondern ist einfach ... wissenschaftliche Öffentlichkeitsarbeit. Mich freut es, wenn mal wieder Dichtung und Forschung miteinander ins Gespräch kommen. Das kann der Zeilinger zum Glück ohne weiteres :thumbup:

Das habe ich! Sonst würde ich mir sicher nicht erlauben es so zu kommentieren.

Sicher? - das sind mehrere Teile.

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#6 Re: Naturwissenschaft und grosse Erzählung

Beitrag von Pluto » Fr 13. Dez 2013, 20:18

Demian hat geschrieben:Ich würde Enzenberger Recht geben - die heutige Kosmologie gebraucht selbst eine metaphorische Sprache ... spricht in großen Bildern ... wie es früher eigentlich die großen Erzählungen und Mythen der Antike getan haben.
Aus deiner Sicht vielleicht.

Heute übernimmt diese Aufgabe die Wissenschaft. Insofern ist so eine Aussage ... "Kosmologen sind die größten Märchenerzähler" eher sogar eine Liebesbekundung. :)
Okay. Das ist deine Meinung.
So etwas öffentlich zu sagen, und Zeilinger keine Gelegenheit zum Widerspruch zu geben, ist gerade in einem odiumsgespräch nicht besonders nett.

gerade weil die Wissenschaft heute so eine Deutungshoheit hat, hat sie auch die Verantwortung zu KOMMUNIZIEREN - und bitte nicht nur im Fachjargon von oben nach unten durch delegiert, sondern in möglichst verständlichen und einfachen Worten.
Es gibt genug populärwissenschaftliche Literatur die das Gegenteil beweist, die aber von Laien dennoch gar nicht gelesen wird. Es interssiert sie halt nicht.

Das habe ich! Sonst würde ich mir sicher nicht erlauben es so zu kommentieren.
Sicher? - das sind mehrere Teile.
Nein. nicht sicher...
Aber 11 Minuten sollten eigentlich reichen, um sich eine Meinung zu bilden.
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#7 Re: Naturwissenschaft und grosse Erzählung

Beitrag von Demian » Fr 13. Dez 2013, 20:39

Pluto hat geschrieben:Okay. Das ist deine Meinung.

Es kommt wohl darauf an, welchen Maßstab man anlegt - in diesem Falle geht es gar nicht um eine Diskussion auf Fachniveau, sondern eher um Literatur. Da bin ich eher geneigt sehr wohlwollend zu sein, da Literatur und Wissenschaft heute viel zu wenig miteinander im Gespräch sind. Damit verlieren, in meinen Augen, beide etwas. Denn die Dichtung drückt etwas aus, was die Wissenschaftler nicht sagen können ... und die Wissenschaft wiederum transzendiert die Sprache. Mag schon sein, dass der Enzenberger da etwas geschickter vorgehen könnte, aber das sagt sich leicht.

Es gibt genug populärwissenschaftliche Literatur die das Gegenteil beweist, die aber von Laien dennoch gar nicht gelesen wird. Es interssiert sie halt nicht.

So würde ich das nicht verallgemeinern. Es gibt sehr viele interessierte Menschen ... und es gibt natürlich gute populärwissenschaftliche Literatur … aber den Leuten einfach Literatur vorzusetzen reicht nicht. Ebenso gibt es eine elitäre Überheblichkeit, mit der ich persönlich überhaupt nichts anfangen kann – und da haben wir dann ein zentrales Problem: die Wissenschaftler beanspruchen zwar eine Deutungshoheit … etwa gegenüber der Religion … bleiben dann aber gerne in ihrem Fachjargon stecken, während die Religion die Sprache der Bilder spricht, um dieses Problem zu umgehen. Anders gesagt: ich würde mich freuen, wenn die Wissenschaft die Poesie der Wissenschaft entdecken würde – und umgekehrt Literatur nicht nur schöner Ausdruck wäre, sondern auch „philosophisch“ fundiert, was den derzeitigen Wissensstand anbelangt.

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#8 Re: Naturwissenschaft und grosse Erzählung

Beitrag von Pluto » Fr 13. Dez 2013, 22:38

Demian hat geschrieben:So würde ich das nicht verallgemeinern.
Doch. Genauso ist es aber.
Schau dir die Schlangen an, wenn Joanne Rowland einen neuen Roman heraus bringt. Da werden millionen an einem Tag verkauft. Das sind Stückzahlen wovon Fachbuch-Autoren nur träumen können.
aber den Leuten einfach Literatur vorzusetzen reicht nicht.
Sondern? Was muss man machen?
Ebenso gibt es eine elitäre Überheblichkeit, mit der ich persönlich überhaupt nichts anfangen kann
Möglicherweise liest du nur die falschen Bücher und Autoren. Die meisten die ich kenne sind überhaupt nicht überheblich, und erklären alles ganz ohne Fachjargon.
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#9 Re: Naturwissenschaft und grosse Erzählung

Beitrag von Demian » Fr 13. Dez 2013, 23:38

Pluto hat geschrieben: Sondern? Was muss man machen?

Da ich selbst in diesem Bereich ein Amateur bin, kann ich das nur bedingt beantworten – wichtig erscheint mir einfach, dass man nicht nur methodisch korrekt arbeitet, sondern auch eine Sprache für die Schönheit des Lebens findet, für das Wunderbare der Evolution. Die meisten Menschen kann man eher emotional bzw. dichterisch erreichen.

Die meisten die ich kenne sind überhaupt nicht überheblich, und erklären alles ganz ohne Fachjargon.

Es war schon immer ein Problem der Aufklärung, der „Intellektuellen“ … und des akademischen Milieus … eine verständliche Sprache zu sprechen. Was sind denn die Kreationisten anderes, als der wandelnde Beweis, dass man das teilweise viel zu wenig tut?

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#10 Re: Naturwissenschaft und grosse Erzählung

Beitrag von Pluto » Fr 13. Dez 2013, 23:55

Demian hat geschrieben:wichtig erscheint mir einfach, dass man nicht nur methodisch korrekt arbeitet, sondern auch eine Sprache für die Schönheit des Lebens findet, für das Wunderbare der Evolution. Die meisten Menschen kann man eher emotional bzw. dichterisch erreichen.
Es gibt ein solches Buch. Es is mittlerweile fat 40 Jahre alt, von einem damals jungen Evolutionsbiologen geschreiben.
Das Buch heißt Das egoistische Gen (1976). Der Autor, der damals noch unbekannte Richard Dawkins.
Das was er damals schrieb galt teilweise als Bahnbrechend, und das Erstaunliche ist, dass heute noch fast alles stimmt.
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