Beschreibt die Naturwissenschaft die Welt?

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Andreas
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#41 Re: Beschreibt die Naturwissenschaft die Welt?

Beitrag von Andreas » Do 12. Jun 2014, 18:23

Pluto hat geschrieben:
Andreas hat geschrieben:Und, was sind die Ergebnisse der Naturwissenschaft? Wie sehen ihre Antworten dazu aus?
Andreas hat geschrieben:Was existiert? (Was ist der Fall?)
Wenn man den Leitlinien des ontologischen Naturalismus folgt, dann sind das beliebig reprduzierbare und überprüfbare Wahrnehmungen.
Und was ist mit den Dingen, welche die Naturwissenschaft noch nicht wahrgenommen, gemessen und beschrieben hat? Das existiert deswegen noch nicht? Und alles was nicht beliebig reproduzierbar und überprüfbar wahrzunehmen ist, kann nicht existieren? Wieso nicht? Wieso behauptet die Naturwissenschaft nicht das selbe? Sie sagt nur: Kann ich nix dazu sagen - aber nicht: Gibts nicht.

Pluto hat geschrieben:
Was ist die Bedeutung "des Seins eines Atoms?" "Des Seins einer Eiche?", "Des Seins des Menschen?"
Alle Dinge im Universum existieren, weil ihre Existenz durch die Naturgesetze erlaubt ist.
Die Frage war doch ursprünglich, die Frage nach der Bedeutung der Existenz und nicht nur nach der Existenz.
Kennen wir denn schon alle Naturgesetze, um das behaupten zu können?

Pluto hat geschrieben:
Welche Arten des Seins gibt es?
Physische und Geistige (Ideen, Empfindungen, Erfahrungen, etc.).
Wie beschreibt die Naturwissenschaft was beispielsweise was bei der Ideenfindung zu einem Werbespot fürs Fernsehen in einem Artdirector vorgeht? Oder wie einem Naturwissenschaftler eine Idee zu einem Experiment kommt? Oder wie eine Hausfrau auf die Idee kommt, was sie morgen ihrer Familie kocht? Natürllich nicht auf den Einzelfall bezogen sondern generell.
Pluto hat geschrieben:Der ontologische Naturalismus ist ein notwendiges philosophisches "Regelwerk" für die Naturwissenschaft (wohl auch deshalb, weil er "funktioniert").
Ist der ontologische Naturalismus bei jeder naturwissenschaftlichen Ausbildung Lehrstoff? Der Naturalismus wird unterrichtet in Mathematik, Physik, Chemie, Biologie ...? Wer legt die Lehrpläne fest?

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Andreas
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#42 Re: Beschreibt die Naturwissenschaft die Welt?

Beitrag von Andreas » Do 12. Jun 2014, 18:44

closs hat geschrieben:Ich auch nicht - aber es scheint Usus zu sein, weil man als Wissenschaftler geneigt ist, ein naturalistisches Weltbild zu haben:
Nicht einmal das glaube ich ohne Nachweis. Gibt es Umfragen die bestätigen, dass die meisten Naturwissenschaftler eine naturalistische Weltanschauungen haben - also Naturalisten sind?

R.F.
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#43 Re: Beschreibt die Naturwissenschaft die Welt?

Beitrag von R.F. » Do 12. Jun 2014, 18:58

Andreas hat geschrieben: - - -
Und was ist mit den Dingen, welche die Naturwissenschaft noch nicht wahrgenommen, gemessen und beschrieben hat? Das existiert deswegen noch nicht? Und alles was nicht beliebig reproduzierbar und überprüfbar wahrzunehmen ist, kann nicht existieren? Wieso nicht? Wieso behauptet die Naturwissenschaft nicht das selbe? Sie sagt nur: Kann ich nix dazu sagen - aber nicht: Gibts nicht.
- - -
Tja, und da gibt es noch die extraphysischen Phänomen wie z.B. Telekinese. Es wurde im Forum mal behauptet, die Nina (Kalugina) habe mit ihren Experimenten den Einstein aufs Kreuz gelegt... :P

Soll ich dazu ein wenig aus den Werken der Parapsychologin Fanny Moser bzw. des Parapsychologen Hans Bender vorlesen? ;)

R.F.
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#44 Re: Beschreibt die Naturwissenschaft die Welt?

Beitrag von R.F. » Do 12. Jun 2014, 19:07

Andreas hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Ich auch nicht - aber es scheint Usus zu sein, weil man als Wissenschaftler geneigt ist, ein naturalistisches Weltbild zu haben:
Nicht einmal das glaube ich ohne Nachweis. Gibt es Umfragen die bestätigen, dass die meisten Naturwissenschaftler eine naturalistische Weltanschauungen haben - also Naturalisten sind?
Dazu gibt es gelegentlich Umfragen. In den USA ist der Anteil an den dem Naturalismus kritisch gegenüber stehenden Wissenschaftler höher als in Deutschland, weil bei uns das Prinzip der "Freiheit der Wissenschaft" konsequenter beachtet wird.Bild

Pluto
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#45 Re: Beschreibt die Naturwissenschaft die Welt?

Beitrag von Pluto » Do 12. Jun 2014, 19:16

Andreas hat geschrieben:Sie sagt nur: Kann ich nix dazu sagen
Richtig. Und das genügt auch um es aus der Menge der naturwissenschaftlich relevanten Dinge auszuschließen (so ählich wie die Farbe der Unterwäsche meines Nachbarn).
- aber nicht: Gibts nicht.
Ebenfalls richtig.

Andreas hat geschrieben:Die Frage war doch ursprünglich, die Frage nach der Bedeutung der Existenz und nicht nur nach der Existenz.
Über die Bedeutung von Existenz kann die Wissenschaft ebenso wenig etwas aussagen wie über das "Warum".

Kennen wir denn schon alle Naturgesetze, um das behaupten zu können?
Nein. Vieles liegt noch im Dunklen. Wir wissen z. Bsp. noch viel zu wenig über die "Dunkle Energie".

Anreas hat geschrieben:Wie beschreibt die Naturwissenschaft was beispielsweise was bei der Ideenfindung zu einem Werbespot fürs Fernsehen in einem Artdirector vorgeht?Oder wie einem Naturwissenschaftler eine Idee zu einem Experiment kommt? Oder wie eine Hausfrau auf die Idee kommt, was sie morgen ihrer Familie kocht? Natürllich nicht auf den Einzelfall bezogen sondern generell.
Jeder Gedanke (auch Kreativität) ist phenomenologisch auf elektomagnetische Schwingungen von neuronalen Netzen im Gehirn zurückführbar. Gedankenlesen kann die Hirnforschung (noch) nicht, aber an den Lösungen wird gearbeitet.

Pluto hat geschrieben:Der ontologische Naturalismus ist ein notwendiges philosophisches "Regelwerk" für die Naturwissenschaft (wohl auch deshalb, weil er "funktioniert").
Ist der ontologische Naturalismus bei jeder naturwissenschaftlichen Ausbildung Lehrstoff? Der Naturalismus wird unterrichtet in Mathematik, Physik, Chemie, Biologie ...? Wer legt die Lehrpläne fest?[/quote]Keine Ahnung. Vermutlich ist das ein recht spezifischer Stoff in der Philosophie. Man unterscheidet zwischen dem ontologischem Naturalismus (der Grundvoraussetzung für ergebnisoffene und vorurteilsfreie wissenschaftliche Arbeiten ist) und "starkem" Naturalismus (ideologischem Materialismus) der apodiktisch die Existenz übernatürlicher Phäomene ausschließt.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#46 Re: Beschreibt die Naturwissenschaft die Welt?

Beitrag von Pluto » Do 12. Jun 2014, 19:29

Andreas hat geschrieben:Gibt es Umfragen die bestätigen, dass die meisten Naturwissenschaftler eine naturalistische Weltanschauungen haben - also Naturalisten sind?
Ja, es gibt solche Untersuchungen, und sie zeigen eine starke umgekehrte Korrelation zwischen Bildungsgrad und den Glauben an das Übernatürliche. Auch gibt es große Unterschiede zwischen den Disziplinen. Unter Biologen und Physikern gibt es z. Bsp. weitaus mehr Atheisten als unter Ärzten oder Ingenieuren.

Allerdings ist die Frage nicht einfach, denn man muss (wie ich schon im letzten Betrag andeutete) zwischen der Anwendung eines ontologischen Naturalismus als Grundlage für vorurteilsfreie wissenschaftliche Arbeit, und radikalem Materialimus unterscheiden.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#47 Re: Beschreibt die Naturwissenschaft die Welt?

Beitrag von closs » Do 12. Jun 2014, 19:40

Pluto hat geschrieben:Ich empehle dir dringend die Lektüre des Artikels as dem Stanford Encylopedia of Philosophy zum Thema Ontological Naturalism

Anfangs heisst es: "It is sometimes suggested that ontological naturalism rests, not on reasoned argument, but on some kind of unargued commitment, some ultimate decision to nail one's philosophical colours to the naturalist mast". - Yes, it does. - Genau das denke ich auch.

Einie Absätze weiter: "This historical sketch casts light on the evolution of ontologically naturalist doctrines". - Das ist wirklich interessant - aber es ist noch nicht geklärt, warum der Begriff "ontological" gewählt wird - und vor allem, was daran "ontologisch" im klassischen Sinn sein soll.

"For the sake of the argument, let us thus understand methodological naturalism as asserting that at bottom philosophy and science have just the same aims and methods". - Das sollte man nicht voraussetzen. - Beide haben selbstverständlich unterschiedliche "aims and methods".

"Contemporary thought offers a biological alternative to God as a source of synthetic a priori knowledge". Kalr - man braucht ja einen funktionierenden Ersatz.

Wenn ich diesen langen Artikel richtig verstanden habe, folgende Stellungnahme:
* Es wird nirgends gesagt, warum man um aller Welt den Begriff "ontologisch" bemühen muss, der doch begrifflich bereits ganz anders besetzt ist.
* Die Ausführungen an sich sind wirklich sehr schlüssig, aber "(Stanford" hin oder her): Wir sprechen hier von einer Positionierung INNERHALB des Materialismus. - Mit anderen Worten: Der Artikel fängt an, NACHDEM man bereits die alles entscheidende Frage "Was ist der Fall" im Sinne seines eigenen Verständnisses vorab beantwortet hat.

Eigentlich müsste der Artikel heissen: Was verstehen wir im Sinne unseres materialstischen Weltbildes unter "ontologischem" und "methodologischem" Naturalismus - wobei auch dann nicht klar wird, warum man nicht auf das Wort "ontologisch" verzichtet.

Mit kommt das vor wie ein christlicher Theologe, der zwischen "ontologischer" und "methodologischer" Theologie unterscheidet, NACHDEM er vorausgesetzt hat, dass es Gott gibt. - Dann wäre mein Kritikpunkt derselbe. Auch dann dürfte man nicht das Wort "ontologisch" verwenden, weil dieses Wort auch dann präjudiziert wäre durch menschliche Wahrnehmung - genau das ist aber ein K.O-Kriterium für die Verwendung des Wortes "ontologisch".

Pluto hat geschrieben:Mit anderen Worten, sie gehören zu den anerkannten Experten in der modernen Philosophie. Artikel in ihrer Enzyklopedie kann man wahrlich nicht als Mischmasch-Spuk bezeichnen.
Doch - weil von vorneherein präjudiziert wird. - Es wird so getan, als sei naturwissenschaftliche Methodik der entscheidende Grundpfeiler für ontologisch-orientierte Erkenntnis. Genau das ist eine vollkommen willkürliche Annahme.

INNERHALB des Materialismus ist es ausdrücklich KEIN Mischmasch-Spuk - aber halt dann doch im größeren Kontext. - Und eben diesen haben wir doch, wenn wir die Frage ergebnisoffen angehen wollen, was Sein "ist".

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#48 Re: Beschreibt die Naturwissenschaft die Welt?

Beitrag von closs » Do 12. Jun 2014, 19:51

Andreas hat geschrieben:Nicht einmal das glaube ich ohne Nachweis. Gibt es Umfragen die bestätigen, dass die meisten Naturwissenschaftler eine naturalistische Weltanschauungen haben - also Naturalisten sind?
Weiß ich nicht. - Allerdings kenne ich persönlich Wissenschaftler, die genau zwischen ihrem wissenschaftlichen und ihrem weltanschaulichen System unterscheiden können. - Um es salopp zu sagen: Es gibt überall Metzger, die Vegetarier sind.

Der Anschein hier auf dem Forum ist allerdings, dass mit Ausnahmen von Thomas und AndreasB naturwissenschaftliches Denken mit einem materialistischen eigenen Weltbild einhergehen.

R.F. hat geschrieben: In den USA ist der Anteil an den dem Naturalismus kritisch gegenüber stehenden Wissenschaftler höher als in Deutschland
Vorsicht Falle: Das können auch Kreationisten sein, die meinen, man könne die Bibel naturwissenschaftlich begründen. - Das wäre eine 3. Spezies in unserer Auflistung.

Pluto hat geschrieben:Man unterscheidet zwischen dem ontologischem Naturalismus (der Grundvoraussetzung für ergebnisoffene und vorurteilsfreie wissenschaftliche Arbeiten ist) und "starkem" Naturalismus (ideologischem Materialismus) der apodiktisch die Existenz übernatürlicher Phäomene ausschließt.
Das relativiert etwas den Stanford-Artikel zum Besseren - nur: Warum benutzt der Stanford-Artikel um aller Welt den Begriff "ontologisch", wenn es" um ergebnisoffenes und vorurteilsfreies wissenschaftliche Arbeiten" geht, also um ein Werkzeug INNERHALB einer Disziplin (hier der Wissenschaft), deren Fragestellung überhaupt nicht ontologischer Natur sein darf - wenn sie diszipliniert bleibt.

Pluto hat geschrieben:es gibt solche Untersuchungen, und sie zeigen eine starke umgekehrte Korrelation zwischen Bildungsgrad und den Glauben an das Übernatürliche.
Wer definiert dabei den Begriff "Bildung"?

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#49 Re: Beschreibt die Naturwissenschaft die Welt?

Beitrag von barbara » Do 12. Jun 2014, 21:25

Andreas hat geschrieben:Wer wird Fußballweltmeister 2014? Auch dazu kann die Naturwissenschaft keine Prognose abgeben. Hawking hat sich damit beschäftigt - aber was kommt dabei raus?

nein, kann sie nicht - weil es nach wie vor Subjekte sind, die Fussball spielen, also Menschen, mit all ihren subjektiven Unberechenbarkeiten, und nicht Fussballbots.

Aber Naturwissenschaft kann bestimmt ganz genau definieren welche Mannschaft mit welcher Wahrscheinlichkeit Meister wird. Vermutlich hat das sogar schon jemand gemacht. Ist ein bisschen wie bei den Quanten, aktuell haben wir lauter superpositionierte Zustände - Deutschland ist Weltmeister / Deutschland ist nicht Weltmeister - ist beides im Wellenfeld der Potenziale möglich. aber es wird bald kollabieren und dann werden wir's genau wissen.

gruss, barbara

Pluto
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#50 Re: Beschreibt die Naturwissenschaft die Welt?

Beitrag von Pluto » Do 12. Jun 2014, 21:47

closs hat geschrieben:Das relativiert etwas den Stanford-Artikel zum Besseren - nur: Warum benutzt der Stanford-Artikel um aller Welt den Begriff "ontologisch", wenn es" um ergebnisoffenes und vorurteilsfreies wissenschaftliche Arbeiten" geht, also um ein Werkzeug INNERHALB einer Disziplin (hier der Wissenschaft), deren Fragestellung überhaupt nicht ontologischer Natur sein darf - wenn sie diszipliniert bleibt.
Da solltest du den Autor fragen.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:es gibt solche Untersuchungen, und sie zeigen eine starke umgekehrte Korrelation zwischen Bildungsgrad und den Glauben an das Übernatürliche.
Wer definiert dabei den Begriff "Bildung"?
Ein Schwachpunkt, sicher. Ich denke mal Akademiker vs. Nichtakademiker.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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