Radikaler Konstruktivismus als Lösung des Evolutionsproblems

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glaubender101
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#1 Radikaler Konstruktivismus als Lösung des Evolutionsproblems

Beitrag von glaubender101 » Fr 20. Jun 2014, 16:03

Es gibt wohl kaum eine Weltanschauung die derart Tolerant ist und ein derart hohes Ausmaß an Akzeptanz hat wie der radikale Konstruktivismus.

Der radikale Konstruktivismus geht davon aus, dass Menschen prinzipiell nicht in der Lage sind die Wirklichkeit auch nur zu erkennen, geschweige denn die Wahrnehmungen im Gehirn so zu verarbeiten, dass das was dabei herrauskommt noch irgendetwas mit der Wirklichkeit zu tun hat.

Der radikale Konstruktivismus kennt also keine Naturwissenschaftlichen Wahrheiten sondern nur Überzeugungen

Und das ist natürlich ein Riesenpluspunkt in Sachen Akzeptanz und Toleranz.
Vom konstruktivistischen Standpunkt sind alle Überzeugungen über den Ursprung der Welt und der Menschheit akzeptabel. Es gibt ja keinen Wahrheitsbegriff. Und Menschen haben halt unterschiedliche Überzeugungen.

wer Zeit hat hier ein paar Quellen:

Rupert lay

Konstruktivismus und Glaube

http://www.youtube.com/watch?v=4XnpBQnJv9k

Hier hat Siegfried Scherer zwar keinen radikal konstruktivistischen aber doch erstaunlich ähnlichen Standpunkt vertreten

Evolution - zwischen Wissenschaft und Weltanschauung

http://www.youtube.com/watch?v=k44hdQrIg6M


und hier gibts Naturalisten Bashing von mir

http://skeptizismus.podcaster.de/skeptizismus/folge2/

und hier habe ich mir über den radikalen Konstruktivismus und die Darwinisten Gedanken gemacht:

http://skeptizismus.podcaster.de/skeptizismus/folge-5/

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#2 Re: Radikaler Konstruktivismus als Lösung des Evolutionsprob

Beitrag von Pluto » Fr 20. Jun 2014, 16:21

glaubender101 hat geschrieben:wer Zeit hat hier ein paar Quellen:
Mit der Zeit ist das bei mir immer so ein Problem... ;)

Rupert lay
Konstruktivismus und Glaube

http://www.youtube.com/watch?v=4XnpBQnJv9k
Nichts gegen Rupert Lay, der sich ja als Vorreiter des Konstruktivismus einen Namen gemacht hat. Aber ein Video von mehr als ca. 10 Minuten Länge schaue ich mir nicht an.

Hier hat Siegfried Scherer zwar keinen radikal konstruktivistischen aber doch erstaunlich ähnlichen Standpunkt vertreten

Evolution - zwischen Wissenschaft und Weltanschauung
Siegfried Scherer zum Thema Evolution
Wenn schon von "ismusen" die Rede ist...
Scherer ist ein dedizierter Verfechter des Essentialismus, nach dem Motto: Ein Hase war immer schon ein Hase — doch wie der Hase entstehen konnte, darüber schweigt er, oder verweist auf die Schöpfung durch eine höhere Intelligenz.

und hier gibts Naturalisten Bashing von mir
Deine Thesen würden mich schon interessieren... aber eben die Zeit *seufz* :( fehlt mr dazu.
Könntest du nicht in ein paar Sätzen deine Stellung dazu darlegen?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#3 Re: Radikaler Konstruktivismus als Lösung des Evolutionsprob

Beitrag von glaubender101 » Fr 20. Jun 2014, 16:36

Aber ein Video von mehr als ca. 10 Minuten Länge schaue ich mir nicht an.

Ich spiele sie auf mein Laptop und schaue sie auf dem Stepper im Fitnesstudio :lol:
auf die Art bleib ich schlank und stärke auch noch den Geist :clap:
aber wenns 10 minuten sein sollen:

Rupert lay von der 21. Minute
da kommt was Konstruktivismus ist

Wenn schon von "ismusen" die Rede ist...
Scherer ist ein dedizierter Verfechter des Essentialismus, nach dem Motto: Ein Hase war immer schon ein Hase — doch wie der Hase entstehen konnte, darüber schweigt er, oder verweist auf die Schöpfung durch eine höhere Intelligenz.

schon praktisch wenn man Menschen in Schubladen stopft
aber da gehts in dem Vortrag nicht drum


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#5 Re: Radikaler Konstruktivismus als Lösung des Evolutionsprob

Beitrag von Pluto » Fr 20. Jun 2014, 18:15

glaubender101 hat geschrieben:Rupert lay von der 21. Minute
da kommt was Konstruktivismus ist
Ich bin selbst ein Anhäger des radikalen Konstruktivismus. Es ist völlig richtig, wenn man sagt, dass wir in unserer eigenen konstruierten Wirklichkeit leben. Allerdings glaube ich, dass im Alltag unsere Konstruktion die Wirklickeit sehr gut wiedergibt, weil das Gehirn seit Jahrmillionen darauf trainiert wurde, die Welt mit ihren Vorzügen und Gefahren zu anaylsieren und zu erkennen.

glaubender101 hat geschrieben:
Wenn schon von "ismusen" die Rede ist...
Scherer ist ein dedizierter Verfechter des Essentialismus, nach dem Motto: Ein Hase war immer schon ein Hase — doch wie der Hase entstehen konnte, darüber schweigt er, oder verweist auf die Schöpfung durch eine höhere Intelligenz.
schon praktisch wenn man Menschen in Schubladen stopft
Hat nichts mit Schubladen zu tun. Dass Herr Scherer ID-Anänger ist (Kreatinist in neuem Gewand) gehört IMO zum Allgemeinwissen.
Das Video habe ich mir nicht angeschaut, weil es ebenfalls zu lang ist.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#6 Re: Radikaler Konstruktivismus als Lösung des Evolutionsprob

Beitrag von R.F. » Fr 20. Jun 2014, 19:27

Janina hat geschrieben:Was meinst du mit "Lösung des Evolutionsproblems"?
Mensch Frieda, mach mal zur Abwechslung diesen da: Bild

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mens ... 76339.html

Zitat aus obigem Link:

Wie entwickelte sich der Neandertaler? Die Wissenschaft war sich bislang uneins, ob sich alle körperlichen Änderungen gleichzeitig oder nach und nach vollzogen haben. Nun liefern Untersuchungen von mehreren 430.000 Jahre alten Schädeln aus Spanien neue Erkenntnisse: Die Funde stammen von frühen Verwandten des Neandertalers und zeigen, dass sich wahrscheinlich zuerst das Gesicht und dann das Gehirn des Neandertalers entwickelte. Das spricht für die Theorie, dass der Neandertaler in der Evolution nach und nach entstand.

Innerhalb mehrerer Jahrzehnte entdeckten Forscher in der Ausgrabungsstätte Sima de los Huesos, übersetzt Knochengrube, im nordspanischen Gebirgszug Sierra de Atapuerca mehr als 6500 menschliche Fossilien. Sie lassen sich 28 Individuen zuordnen.

http://www.sciencemag.org/content/344/6190/1358

Zitat aus obigem Link:

Seventeen Middle Pleistocene crania from the Sima de los Huesos site (Atapuerca, Spain) are analyzed, including seven new specimens. This sample makes it possible to thoroughly characterize a Middle Pleistocene hominin paleodeme and to address hypotheses about the origin and evolution of the Neandertals.

“Mittleres Pleistozän”: Es hat etwas Rührendes, wie verschiedene Sparten der “Wissenschaft” derart zielstrebig Hand in Hand arbeiten. Meinungsverschieden gibt es im Kreis der Evolutionsgläubigen höchstens noch zu winzigen Details, nachdem die Evolutionsauffassung “millionenfach belegt ist” .

Tupft man einen Experten - Paläontologen, Anthropologen - auf die Datierung von Fossilien an, rattert der selbstverständlich ohne zu stottern eine Argumentationskette herunter. Natürlich kann er die Quellen benennen, aus denen er die Evolutionssicht stützenden Inhalte bezieht - meist sind das Werke über Geologie. Dass auch da vieles im Argen liegt, interessiert die Evolutionsbiologen nicht...

Lange Zeit wurden Schichten nahezu ausschließlich nach den darin gefundenen Organismen datiert, die wiederum in das Zeitschema des von Evolutionsbiologen behaupteten Entwicklungsprozesses eingeordnet wurden. Dieser Argumentationszirkel wurde mit dem Aufkommen der “absoluten Datierungen” - den Isotopendatierungen - durchbrochen. Leider, leider sind diese Methoden alles andere als sicher, wie viele Beispiele zeigen. Genauer: Sie sind wertlos, auch wenn so genannte Kreationisten ihnen etwas abgewinnen möchten...

Pluto
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#7 Re: Radikaler Konstruktivismus als Lösung des Evolutionsprob

Beitrag von Pluto » Fr 20. Jun 2014, 20:11

R.F. hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:Was meinst du mit "Lösung des Evolutionsproblems"?
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mens ... 76339.html
Zitat aus obigem Link:
Wie entwickelte sich der Neandertaler? Die Wissenschaft war sich bislang uneins, ob sich alle körperlichen Änderungen gleichzeitig oder nach und nach vollzogen haben. Nun liefern Untersuchungen von mehreren 430.000 Jahre alten Schädeln aus Spanien neue Erkenntnisse: Die Funde stammen von frühen Verwandten des Neandertalers und zeigen, dass sich wahrscheinlich zuerst das Gesicht und dann das Gehirn des Neandertalers entwickelte. Das spricht für die Theorie, dass der Neandertaler in der Evolution nach und nach entstand.
Ich muss allerdings auch sagen, ich verstehe den Ausdruck von 'glaubender101' auch nicht, wenn er schreibt "Lösung des Evolutionsproblems".

Von welchem Problem redet ihr denn andauernd?

Schließlich ist Evolution die Lösung eines bestehenden Poblems.
Wer in der heutigen Zeit daran zweifelt, dass die Vielfalt des Lebens auf der Erde durch Evolution entstand, ist ignorant, unentschuldbar ignorant.
[Quelle: Daniel Dennett, Darwins gefährliches Erbe (1993)]
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#8 Re: Radikaler Konstruktivismus als Lösung des Evolutionsprob

Beitrag von glaubender101 » Fr 20. Jun 2014, 22:34

Ich bin selbst ein Anhäger des radikalen Konstruktivismus. Es ist völlig richtig, wenn man sagt, dass wir in unserer eigenen konstruierten Wirklichkeit leben. Allerdings glaube ich, dass im Alltag unsere Konstruktion die Wirklickeit sehr gut wiedergibt, weil das Gehirn seit Jahrmillionen darauf trainiert wurde, die Welt mit ihren Vorzügen und Gefahren zu anaylsieren und zu erkennen.

Ich wunderte mich schon wirklich, dass due Rupert Lay kanntest.
ich glaube allerdings nicht das im Alltag unsere Konstruktion die Wirklichkeit sehr gut widergibt

Das Video habe ich mir nicht angeschaut, weil es ebenfalls zu lang ist.

naja, da nimmt Scherer einen sehr versöhnlichen standpunkt ein: Jeder soll an die Theorie glauben die am besten zu seinem ideologischen Hintergrund passt.

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#9 Re: Radikaler Konstruktivismus als Lösung des Evolutionsprob

Beitrag von Pluto » Fr 20. Jun 2014, 22:45

glaubender101 hat geschrieben:naja, da nimmt Scherer einen sehr versöhnlichen standpunkt ein: Jeder soll an die Theorie glauben die am besten zu seinem ideologischen Hintergrund passt.
Das ist eine Schlussfolgerung für Jemand der weiterhin glauben möchte, dass Mikro- und Makroevolution auf unterschiedlichen Mechanismen beruhen.

Aber eine völlig falsche, von Essentialismus und Teleologie geprägte Meinung.
Theorien sind Modelle die (Teilbereiche der) Welt beschreiben. Diese Modelle sind entweder richtig oder falsch.
Ob sie eine Theorie lieben oder nicht ist nicht die entscheidende Frage. Wichtiger ist, ob die Theorie Voraussagen macht die sich mit den Experimenten decken. Es geht nicht darum, ob eine Theorie philosophisch anmutend ist, oder leicht verständlich, oder sinnvoll ist, aus Sicht der Vernunft.
[Richard Feynman]
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#10 Re: Radikaler Konstruktivismus als Lösung des Evolutionsprob

Beitrag von ThomasM » Sa 21. Jun 2014, 07:18

glaubender101 hat geschrieben: Der radikale Konstruktivismus geht davon aus, dass Menschen prinzipiell nicht in der Lage sind die Wirklichkeit auch nur zu erkennen, geschweige denn die Wahrnehmungen im Gehirn so zu verarbeiten, dass das was dabei herrauskommt noch irgendetwas mit der Wirklichkeit zu tun hat.
Dieser Satz bedarf der Belegung. Und zwar nicht in seiner prinzipiellen Ausrichtung, sondern in seiner 100% Aussage. Denn die Erfahrung zeigt: was radikal ist ist falsch.

Ich denke, dass der Mensch nicht die gesamte Wirklichkeit erkennen und verarbeiten kann. Wohl aber ein Großteil.
Denn wenn er das nicht könnte wäre er nicht in der Lage zu existieren. Denn Leben besteht nun einmal in der Interaktion mit seiner Umwelt, in dem Erkennen der Situation und dem angemessenen Reagieren. Und angemessen Reagieren kann ich nur, wenn ich die Wirklichkeit um mich erkenne und verarbeite.
Ich weiß nicht, ob die Videos Argumente dafür bringen, dass der Konstruktivismus überall und grundsätzlich für alles gilt (ich habe auch keine Zeit, stundenlang Videos zu schauen). Aber nach meiner Erfahrung gehen solche Argumentationen so, dass man ein paar Beispiele bringt, wo die Behauptungen zu stimmen scheinen (oft nur rethorisch zurechtgelegt), dann sich auf Generalismen stürzt und einfach behauptet, das wäre so. Eine echte Begründung gibt es dann nicht.

Daher ist der radikale Konstruktuvismus falsch.
Wohl eher korrekt ist ein Konstruktivismus, der bestätigt, dass der Mensch zwar hauptsächlich Überzeugungen hat, eventuell sogar Überzeugungen, die der Realität widersprechen, wie die Kurzzeit-Kreationisten und Anti-Evolutionisten, dass es aber methodisch möglich ist, große Teile der Wirklichkeit zu modellieren und damit zu begreifen und zu erkennen.

Gruß
Thomas
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

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