Muss man an die Wissenschaft glauben?

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seeadler
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#51 Re: Muss man an die Wissenschaft glauben?

Beitrag von seeadler » Mi 15. Okt 2014, 02:51

closs hat geschrieben:Scrypt0n hat geschrieben:
Nein, das sind Glaubensbehauptungen über ein postuliertes Sein.
Richtig - denn Wahrnehmung ist immer ein Für-Wahr-Halten.

Eben, Und deshalb ist auch Falsifikation niemals objektiv, denn du kannst nur falsifizieren, was du wahrnimmst, egal mit welchen Mitteln du es wahrnimmst. Du misst es an dem, was du kennst, und nicht an reine objektive Werte. Denn zuvor hast du jene Werte selbst festgelegt.

Darum ist auch Wissenschaft letztendlich nur Glaube. Der Glaube an sich selbst und der Untrüglichkeit seiner Wahrnehmung.

"Ich sehe, also bin ich"... oder so ähnlich.
Alles, was ich hier schreibe, verstehe ich lediglich als Gedanken und Anregungen, Inspirationen, keine Fakten! Wenn es mit tatsächlichen abgleichbaren Fakten übereinstimmt, dann zufällig.

closs
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#52 Re: Muss man an die Wissenschaft glauben?

Beitrag von closs » Mi 15. Okt 2014, 09:06

seeadler hat geschrieben: Und deshalb ist auch Falsifikation niemals objektiv, denn du kannst nur falsifizieren, was du wahrnimmst, egal mit welchen Mitteln du es wahrnimmst.
Moment: Wenn die Aussage ist, es ist aus Sicht des Cogito prinzipiell unentscheidbar, WAS Deine Wahrnehmung ist, Vorstellung oder "Realität", dann ist doch sowohl das eine wie das andere nicht falsifizerbar - oder nicht? - Oder welches Wort würdest Du dann nehmen?

Du hältst für wahr, dass Deine Wahrnehmung "Realität" ist - ein anderer hält für wahr, dass Deine Wahrnehmung Vorstellung ist: Wie willst Du verifizieren, dass Du recht hast, wenn beide Wahrnehmungen bis aufs i-Tüpfelchen für alle Zeiten identisch sind?

Pluto
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#53 Re: Muss man an die Wissenschaft glauben?

Beitrag von Pluto » Mi 15. Okt 2014, 14:48

closs hat geschrieben:Moment: Wenn die Aussage ist, es ist aus Sicht des Cogito prinzipiell unentscheidbar...
Wenn man von falschen Voraussezungen ausgeht, kommt was falsches bei raus.
Es ist aber nicht richtig, dass Wahrnehmung stark von Realität abweicht. Beides ist für praktische Zwecke deckungsgleich.

Es watschelt wie eine Ente.... —

closs hat geschrieben:Du hältst für wahr, dass Deine Wahrnehmung "Realität" ist - ein anderer hält für wahr, dass Deine Wahrnehmung Vorstellung ist: Wie willst Du verifizieren, dass Du recht hast, wenn beide Wahrnehmungen bis aufs i-Tüpfelchen für alle Zeiten identisch sind?
Ja und...?
Das spielt in der Praxis keine Rolle. Wissenschaft ist keine erkenntnis-theoretische Spielerei. Ziel der Wissenschaft ist es Wissen zu mehren, um praktische Erkenntnisse zu erhalten. Hauptsache man bekommt reproduzierbare Ergebnisse, und man weiß es funzt.

Fazit: Pragmatismus ist ein wesentlicher Faktor in der Wissenschaft, und der Grund warum sie funktioniert.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Scrypt0n
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#54 Re: Muss man an die Wissenschaft glauben?

Beitrag von Scrypt0n » Mi 15. Okt 2014, 18:14

closs hat geschrieben:
Scrypt0n hat geschrieben:Nein, das sind Glaubensbehauptungen über ein postuliertes Sein.
Richtig
Ach, jetzt doch? Vorher wolltest du mich darin noch "korrigieren"... ;)

closs hat geschrieben:denn Wahrnehmung ist immer ein Für-Wahr-Halten.
Die Inhalte deiner Behauptungen sind NICHT wahrzunehmen - trotzdem hältst du daran fest.

closs hat geschrieben:
Scrypt0n hat geschrieben:und wenn man Feen als Realität setzt ist natürlich auch das Definitions-Sache
Wäre es auch - stimmt. - Allerdings würde sich das schnell zerschlagen, weil man dafür wenig Argumente fände.
Mindestens so viele, wie du für deine spirituellen Behauptungen. Zumal deine geistigen/logischen sowie ontologischen Begründungen für Gott ja ebenfalls nahe null sind.

closs
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#55 Re: Muss man an die Wissenschaft glauben?

Beitrag von closs » Mi 15. Okt 2014, 20:20

Scrypt0n hat geschrieben:Die Inhalte deiner Behauptungen sind NICHT wahrzunehmen
Im materialistischen Sinne und somit der dadurch entstandenen Alltags-Definition ist das richtig - im philosophischen/ontologischen/historischen/spirituellen Sinn ist diese Eingrenzung willkürlich.

Scrypt0n hat geschrieben:Vorher wolltest du mich darin noch "korrigieren"...
Müsste ich den Zusammenhang noch mal anschauen.

Scrypt0n hat geschrieben:Zumal deine geistigen/logischen sowie ontologischen Begründungen für Gott ja ebenfalls nahe null sind.
Wie willst Du das beurteilen. - Man kann von den großen Denkern der europäischen Geistesgeschichte bis Gödel denken, was man will: Aber sei sicher, dass sie sich nicht um dieses Thema so intensiv gekümmert hätten, wenn sie Deiner Meinung wären.

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seeadler
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#56 Re: Muss man an die Wissenschaft glauben?

Beitrag von seeadler » Do 16. Okt 2014, 06:03

closs hat geschrieben:
seeadler hat geschrieben: Und deshalb ist auch Falsifikation niemals objektiv, denn du kannst nur falsifizieren, was du wahrnimmst, egal mit welchen Mitteln du es wahrnimmst.
Moment: Wenn die Aussage ist, es ist aus Sicht des Cogito prinzipiell unentscheidbar, WAS Deine Wahrnehmung ist, Vorstellung oder "Realität", dann ist doch sowohl das eine wie das andere nicht falsifizerbar - oder nicht? - Oder welches Wort würdest Du dann nehmen?

Du hältst für wahr, dass Deine Wahrnehmung "Realität" ist - ein anderer hält für wahr, dass Deine Wahrnehmung Vorstellung ist: Wie willst Du verifizieren, dass Du recht hast, wenn beide Wahrnehmungen bis aufs i-Tüpfelchen für alle Zeiten identisch sind?

Es freut mich, zu lesen, dass wir uns da mal einig sind. Im Grunde widerspreche ich dir auch nicht. Mir geht es hierbei ja ebenfalls um den Leichtfertigen Gebrauch des Mechanismus der Falsifikation - Im Gegenzug natürlich auch der Verifikation. Denn Objektivität ist leicht gummiartig verschiebbar, und doch wird es immer jemanden geben, der eine subjektive Wahrnehmung und demzufolge auch Erkenntnis als eine objektive deklarieren wird....so lange stets, bis sich etwas Besseres findet.

Pluto hat geschrieben:closs hat geschrieben:
Moment: Wenn die Aussage ist, es ist aus Sicht des Cogito prinzipiell unentscheidbar...
Wenn man von falschen Voraussezungen ausgeht, kommt was falsches bei raus.
Es ist aber nicht richtig, dass Wahrnehmung stark von Realität abweicht. Beides ist für praktische Zwecke deckungsgleich.

na ja, wie ich schon sagte, falsifiziert kann nur das werden, was man meint zu kennen und verstanden zu haben...selbst dann, wenn man es falsch erkannt und auch falsch verstanden hat. Was genau ist denn Realität? Das, was 100.000 Menschen aufgrund gleicher Beobachtung für real halten, oder das, was es objektiv auch ist? Aber, was ist objektiv? = die Summe repräsentativer quantitativer Wahrnehmung?

Scrypt0n hat geschrieben:closs hat geschrieben:
ob man geistige Aussagen als Wahrnehmung bezeichnet oder nicht, ist Definitions-Sache
Stimmt... und wenn man Feen als Realität setzt ist natürlich auch das Definitions-Sache. Deine Argumentation wird so langsam äußerst brüchig.

Wenn du in einer Welt lebst, wo es nur Feen gibt, dann ist dies für dich real, egal was andere, die deine Welt nicht kennen, davon halten. Wäre dies nicht so, so müsstest du etwas verleugnen, was man nicht objektiv verleugnen kann.

Gott ist für mich real, für dich nicht - wer kann nun den Rotstift verwenden und warum?
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#57 Re: Muss man an die Wissenschaft glauben?

Beitrag von Pluto » Do 16. Okt 2014, 12:05

Hallo seeadler,
seeadler hat geschrieben:Mir geht es hierbei ja ebenfalls um den Leichtfertigen Gebrauch des Mechanismus der Falsifikation - Im Gegenzug natürlich auch der Verifikation.
In den Naturwissenschaften ist Falsifikation exakt definiert, als Nachweis der Ungültigkeit einer Aussage, Hypothese oder Theorie.
Was genau verstehst DU unter "Leichtfertigkeit" im Zusammenhang mit diesem Begriff?

seeadler hat geschrieben:Denn Objektivität ist leicht gummiartig verschiebbar
Wirklich? — Hast du Beispiele?

seeadler hat geschrieben:na ja, wie ich schon sagte, falsifiziert kann nur das werden, was man meint zu kennen und verstanden zu haben...
Das wollen wir doch sehr hoffen, dass Jemand nicht versucht etwas zu falsifizieren, was er nicht versteht.

seeadler hat geschrieben:Was genau ist denn Realität? Das, was 100.000 Menschen aufgrund gleicher Beobachtung für real halten, oder das, was es objektiv auch ist? Aber, was ist objektiv? = die Summe repräsentativer quantitativer Wahrnehmung?
Ich bin der Meinung, dass unsere Wahrnehmung realer Dinge (Haus, Hund, Katze, Stein, Auto...) sehr nahe an der Realität ist.
Wahrnehmung in der Phantasie ist hingegen (fast) grenzenlos "biegsam".

seeadler hat geschrieben:Wenn du in einer Welt lebst, wo es nur Feen gibt, dann ist dies für dich real, egal was andere, die deine Welt nicht kennen, davon halten.
Sag mir bitte, wo ist diese Welt der Feen?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#58 Re: Muss man an die Wissenschaft glauben?

Beitrag von ThomasM » Do 16. Okt 2014, 12:18

Hallo Pluto
Pluto hat geschrieben: In den Naturwissenschaften ist Falsifikation exakt definiert, als Nachweis der Ungültigkeit einer Aussage, Hypothese oder Theorie.
Damit gibst du deinen Popper nur sehr unvollständig und falsch wieder.

Falsifikation ist der Nachweis der allgemeinen Ungültigkeit einer Aussage, Hypothese oder Theorie.
Denn eine eingeschränkte Gültigkeit ist nach wie vor möglich und normal.

Sonst komme ich wieder mir meinem (wahren!) Spruch:
Sämtliche (alle, d.h. ohne jegliche Ausnahme) heuzutage bekannten physikalischen Theorien sind falsifiziert, d.h. nachweislich falsch.

Gruß
Thomas
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

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Andreas
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#59 Re: Muss man an die Wissenschaft glauben?

Beitrag von Andreas » Do 16. Okt 2014, 12:29

Würdest du mir das bitte mal an einem Beispiel verständlich machen?

Pluto
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#60 Re: Muss man an die Wissenschaft glauben?

Beitrag von Pluto » Do 16. Okt 2014, 12:49

ThomasM hat geschrieben:Damit gibst du deinen Popper nur sehr unvollständig und falsch wieder.
Ist nicht "mein" Popper! :lol:

Falsifikation ist der Nachweis der allgemeinen Ungültigkeit einer Aussage, Hypothese oder Theorie.
Denn eine eingeschränkte Gültigkeit ist nach wie vor möglich und normal.
Auch damit kann ich leben! :D
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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