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#1 Warum Wissenschaft?

Verfasst: Mi 17. Jan 2018, 09:29
von Pluto
Die Macht der Wissenschaft liegt nicht im Erstellen von Modellen. Der Vorteil der Wissenschaft, gegenüber anderen Methoden der Erkenntnisgewinnung liegt darin, dass nach der Hypothese, nach viel Intuitionen und Vernunft, sich feststellen lässt, ob wir richtig liegen oder nicht. Jedes wissenschaftliche Modell macht Vorhersagen, die wir anschließend in der Wirklichkeit überprüfen können.
Dieses Vorgehen ist einzigartig. Die Wissenschaft hebt sich dadurch von anderen Denkmethoden ab, weil sie diese Bestätigung in der Wirklichkeit zulässt, während andere Methoden irren können.

Da bedeutet natürlich nicht, dass sich Wissenschaft darauf beschränkt, Vorhersagen aus den Theorien zu generieren. Überprüfbare Vorhersagen sind das Werkzeug was uns erlaubt mit Sicherheit festzustellen, ob wir richtig liegen, oder wir uns irren. Eine Idee welche nicht empirisch bestätigt wurde, hat ihre Reifeprüfung (noch) nicht bestanden.

#2 Re: Warum Wissenschaft?

Verfasst: Mi 17. Jan 2018, 09:48
von Abischai
Ja. Alles was sich empirisch überprüfen läßt, kann man überprüfen. Was sich aber nicht überprüfen läßt, muß dennoch nicht falsch sein. An dem theoretischen Gerüst kann man sich dennoch entlanghangeln und partielle, überprüfbare Ergebnisse erhalten. So wird das ja zum Beispiel mit dem gigantischen theoretischen Konstrukt der "Evolution" gemacht. Die Gesamtaussage ist nicht überprüfbar, aber einzelne Etappen der Aussagen rücken ins nähere Feld und können durchaus überprüft und mitunter sogar verifiziert werden.

Wenn man nun sauber bleibt und den Teil der Theorie, der nicht bewiesen ist, nicht einfach umetikettiert, sondern nur die Dinge als bewiesen deklariert, die wirklich bewiesen sind, dann bleibt es auch Wissenschaft, anderenfalls wird es Gaukelei.

Man möchte gern schon mal die Ernte verkaufen, ehe das Feld bestellt ist. Das hat in der Vergangenheit immer zu Spekulationsblasen geführt. Sowas gibt es auch an dem Ort, wo eigentlich Wissenschaft sein sollte, es wird gegaukelt und spekuliert und gehofft und idealisiert.

In der Politik fängt das oft auch so an. Zu Beginn sind die Streiter ehrlich und haben echte, aufrichtge Ziele. Irgendwann gabeln Wort und Tat auseinander. Das ist dann Betrug.

Echte Wissenschaft ist schon was feines, es ist des Menschen Aufgabe. Aber sowas gibt es heute nicht so einfach. Da wird getrimmt und frisiert, an den Geldfluß angepaßt, gelogen und manipuliert.
Das mir einprägsamste Kinderbeispiel stammt aus meinem eigenen Staatsbürgerkundeunterricht. Da bekam ich die Aufgabe:
"Beweisen sie anhand der Aussagen auf Seite [x-z], daß der Sozialismus dem Kapitalismus weit überlegen ist."
Wenn Wissenschaft solche Zielvorgaben hat, ist es nichts weiter als die Anwendung interdisziplinärer wissenschaftlicher Mittel in einem weit dehnbaren Rahmen.

#3 Re: Warum Wissenschaft?

Verfasst: Mi 17. Jan 2018, 10:24
von Pluto
Abischai hat geschrieben:Was sich aber nicht überprüfen läßt, muß dennoch nicht falsch sein.
Das stimmt. Allerdings sollte man dann sagen, "Ich weiß es nicht".
Das ist der Vorteil der Wissenschaft gegenüber alle anderen mir bekannten Methoden: Man kann die Erkenntnisse auf Richtigkeit überprüfen.

Abischai hat geschrieben:An dem theoretischen Gerüst kann man sich dennoch entlanghangeln und partielle, überprüfbare Ergebnisse erhalten.
Das verstehe ich nicht. Entweder eine Erkenntnis ist überprüfbar oder nicht. Es gibt in der Wissenschaft kein "Vielleicht".
Was absolut nicht geht ist so was hier...
Bild
[Quelle: http://trulyfallacious.com/]

Abischai hat geschrieben:So wird das ja zum Beispiel mit dem gigantischen theoretischen Konstrukt der "Evolution" gemacht. Die Gesamtaussage ist nicht überprüfbar, aber einzelne Etappen der Aussagen rücken ins nähere Feld und können durchaus überprüft und mitunter sogar verifiziert werden.
Auch das verstehe ich nicht. Welche Teile der Evolutionstheorie sind deiner Meinung nach nicht überprüfbar?

Abischai hat geschrieben:Wenn man nun sauber bleibt und den Teil der Theorie, der nicht bewiesen ist, nicht einfach umetikettiert, sondern nur die Dinge als bewiesen deklariert, die wirklich bewiesen sind, dann bleibt es auch Wissenschaft, anderenfalls wird es Gaukelei.
Das stimmt.
Allerdings solltest du die angebliche Gaukelei beim Namen nennen (siehe oben).

Abischai hat geschrieben:In der Politik fängt das oft auch so an. Zu Beginn sind die Streiter ehrlich und haben echte, aufrichtge Ziele. Irgendwann gabeln Wort und Tat auseinander. Das ist dann Betrug.
Ja. In der Politik ist es wohl so. Davor müssen wir die Wissenschaft bewahren.

Abischai hat geschrieben:Das mir einprägsamste Kinderbeispiel stammt aus meinem eigenen Staatsbürgerkundeunterricht. Da bekam ich die Aufgabe:
"Beweisen sie anhand der Aussagen auf Seite [x-z], daß der Sozialismus dem Kapitalismus weit überlegen ist."
Wenn Wissenschaft solche Zielvorgaben hat, ist es nichts weiter als die Anwendung interdisziplinärer wissenschaftlicher Mittel in einem weit dehnbaren Rahmen.
Schade, musstest du damals diese Aufgabe lösen, und nicht heute. Heute wissen wir, der Kommunismus hat auf der ganzen Linie versagt; der Mensch ist nun mal im Herzen ein Kapitalist.

#4 Re: Warum Wissenschaft?

Verfasst: Mi 17. Jan 2018, 10:30
von Janina
Pluto hat geschrieben:Die Macht der Wissenschaft liegt nicht im Erstellen von Modellen. Der Vorteil der Wissenschaft, gegenüber anderen Methoden der Erkenntnisgewinnung liegt darin, dass nach der Hypothese, nach viel Intuitionen und Vernunft, sich feststellen lässt, ob wir richtig liegen oder nicht.
Erstens das, und zweitens der praktische Nutzen. Seit Vorhersagen auf geprüften Modellen basieren, können wir Garantien für die Richtigkeit geben. Deshalb halten Brücken. Oder seitdem weiß man, warum Brücken kaputt gehen.

Das schöne daran ist, dass man nicht jede Folgerung praktisch prüfen kann, aber trotzdem dafür garantieren kann (immer unter Gültigkeitsvorbehalt der Theorie). Deshalb konnte man Gravitationswellen schon seit Jahrzehnten exakt vermissen, bis man sie jetzt endlich auch ebenso exakt gefunden hat. Der Gültigkeitsvorbehalt der ART wird nur noch im Übergang zu einer quantenmechanischen Beschreibung als spekulativ betrachtet, und seit den jüngsten Messungen zu 100% bestätigt. Man muss also nicht ALLES testen, es reicht, Eckpunkte zu prüfen um ALLES zu bestätigen. So wie auch in der Evolutionstheorie, wo sämtliche punktuellen Bestätigungen und das völlige Fehlen innerer und empirischer Widersprüche das Gesamtbild überwältigend bestätigen.

Beispiel für einen empirischen Widerspruch ist der fotoelektrische Effekt als Widerspruch zur klassischen Elektrodynamik.
Beispiel für einen inneren Widerspruch ist die UV-Katastrophe als Widerspruch zur klassischen Elektrodynamik.
Mit der QED sind beide Widersprüche belöst, zusätzlich bekommen wir mit der Vorhersage des g-Faktors für das Elektron die empirisch am genauesten in der gesamten Welt der Wissenschaft bestätigten Messwert überhaupt. Mit dieser einen PUNKTUELLEN Bestätigung der Theorie können wir uns trauen, das GESAMTE Verhalten des Lichtes vollständig zu beschreiben, obwohl der simple Geist, nicht weiß, was Licht mit dieser komischen Zahl zu tun haben soll. Der Zusammenhang geht über die Theorie: Exakte Vorhersage in EINEM Wert -> Bestätigt die Theorie überwältigend -> Daraus folgt das generelle Verhalten von Licht.

Bei der ET kommt ja auch noch hinzu, dass es überhaupt keine konkurrierende Theorie gibt, und dass sie sehr simpel und fundamental einsichtig ist.

#5 Re: Warum Wissenschaft?

Verfasst: Mi 17. Jan 2018, 10:37
von Pluto
Janina hat geschrieben:Bei der ET kommt ja auch noch hinzu, dass es überhaupt keine konkurrierende Theorie gibt, und dass sie sehr simpel und fundamental einsichtig ist.
Stimmt. Mutationen erzeugen sichtbare Veränderungen im Anatomie.
Die Selektion wirkt dann auf diese Veränderungen und verwirft die Schlechten Merkmale.

#6 Re: Warum NATUR Wissenschaft?

Verfasst: Mi 17. Jan 2018, 14:25
von ThomasM
Pluto hat geschrieben:Die Macht der Wissenschaft liegt nicht im Erstellen von Modellen. Der Vorteil der Wissenschaft, gegenüber anderen Methoden der Erkenntnisgewinnung liegt darin, dass nach der Hypothese, nach viel Intuitionen und Vernunft, sich feststellen lässt, ob wir richtig liegen oder nicht. Jedes wissenschaftliche Modell macht Vorhersagen, die wir anschließend in der Wirklichkeit überprüfen können.
Dieses Vorgehen ist einzigartig.
Die Überschrift ist irreleitend und ich habe sie bei mir mal korrigiert.
Deine Aussage gilt für die Naturwissenschaft. Da ist das, was du gesagt hast, entscheidend.
Wobei auch hier eingeschränkt werden muss: Überprüfbar ist nur, was vorher modelliert wurde.

Es gibt allerdings auch Geisteswissenschaft. Diese besitzt keine Empirie Vorteile und arbeitet daher anders.

#7 Re: Warum Wissenschaft?

Verfasst: Mi 17. Jan 2018, 15:20
von JackSparrow
Abischai hat geschrieben:Die Gesamtaussage ist nicht überprüfbar,
Um die beiden Gesamtaussagen der Evolutionstheorie zu überprüfen, benötigt man zwei Stück Agar, ein paar Schimmelpilze und ein Schlückchen Giemsa-Färbung.

Wenn man nun sauber bleibt und den Teil der Theorie, der nicht bewiesen ist, nicht einfach umetikettiert, sondern nur die Dinge als bewiesen deklariert, die wirklich bewiesen sind, dann bleibt es auch Wissenschaft,
In Naturwissenschaften gibt es keine Beweise. Aber Beobachtungen:

Auf der mit Schimmelpilzen behandelten Agar-Platte lassen sich zuerst nur wenige Bakterien nachweisen (Schimmelpilze produzieren natürlicherweise Antibiotika), während auf der unbehandelten Agar-Platte exponentielles Wachstum einsetzt. Nach ein paar Stunden sind die Bakterien resistent und beide Agar-Platten zeigen das gleiche Bild. Was lässt sich daraus folgern?

Das ist dann Betrug.
Zum Glück ist es kein Betrug, wenn man den Leuten ewiges Leben, himmlische Reichtümer und göttlichen Beistand verspricht.

#8 Re: Warum NATUR Wissenschaft?

Verfasst: Do 18. Jan 2018, 13:19
von Pluto
ThomasM hat geschrieben:Die Überschrift ist irreleitend und ich habe sie bei mir mal korrigiert.
Deine Aussage gilt für die Naturwissenschaft. Da ist das, was du gesagt hast, entscheidend.
Wobei auch hier eingeschränkt werden muss: Überprüfbar ist nur, was vorher modelliert wurde.
Hast du Popper gelesen?
Er schreibt von Wissenschaft und meint es auch. Allerdings haben nur die Naturwissenschaften dies auch konsequent umgesetzt.


ThomasM hat geschrieben:Es gibt allerdings auch Geisteswissenschaft. Diese besitzt keine Empirie Vorteile und arbeitet daher anders.
Wenn Geisteswissenschaft die Tests der Empirie nicht besteht, liegt es vielleicht an der Geisteswissenschaft.
Es gibt keinen Grund, warum sich Soziologen oder Historiker nicht an den strengen Vorgaben Poppers halten sollten. Nur die Theologie macht da eine Ausnahme, aber sie ist nur aus der Tradition noch eine Wissenschaft.

#9 Re: Warum Wissenschaft?

Verfasst: Do 18. Jan 2018, 14:13
von Christian41285
Pluto hat geschrieben:Die Macht der Wissenschaft liegt nicht im Erstellen von Modellen. Der Vorteil der Wissenschaft, gegenüber anderen Methoden der Erkenntnisgewinnung liegt darin, dass nach der Hypothese, nach viel Intuitionen und Vernunft, sich feststellen lässt, ob wir richtig liegen oder nicht. Jedes wissenschaftliche Modell macht Vorhersagen, die wir anschließend in der Wirklichkeit überprüfen können.
Dieses Vorgehen ist einzigartig. Die Wissenschaft hebt sich dadurch von anderen Denkmethoden ab, weil sie diese Bestätigung in der Wirklichkeit zulässt, während andere Methoden irren können.

Da bedeutet natürlich nicht, dass sich Wissenschaft darauf beschränkt, Vorhersagen aus den Theorien zu generieren. Überprüfbare Vorhersagen sind das Werkzeug was uns erlaubt mit Sicherheit festzustellen, ob wir richtig liegen, oder wir uns irren. Eine Idee welche nicht empirisch bestätigt wurde, hat ihre Reifeprüfung (noch) nicht bestanden.

Richtig Pluto doch es gibt Vorgänge die sich ,,noch,, der Wissenschaftliche Sicht entziehen

und da ist der Glaube oder die Philosophie hilfreich.Ich meine zB. die Frage warum es mehr Materie als Antimaterie gibt!



LG Christian

#10 Re: Warum Wissenschaft?

Verfasst: Do 18. Jan 2018, 14:32
von Janina
Christian41285 hat geschrieben:und da ist der Glaube oder die Philosophie hilfreich.Ich meine zB. die Frage warum es mehr Materie als Antimaterie gibt!
Das ist eine rein naturwissenschaftlich und nicht anders lösbare Frage.