Aussteiger

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michaelit
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#1 Aussteiger

Beitrag von michaelit » Do 20. Feb 2014, 12:24

Was haltet ihr von Aussteigern aus der Gesellschaft, also solche Leute die nicht arbeiten gehen und stattdessen, aus legitimen Gründen, Sozialhilfe beziehen und von Straßenmusik leben und solche Sachen? Glaubt ihr daß der Mensch grundsätzlich arbeiten gehen muß? Wie seht ihr das mit dem bedingungslosen Grundeinkommen wie es manchmal in der Politik diskutiert wurde? Im Spiegel war kürzlich ein Artikel über einen ehemaligen Studenten der von 500 Euros lebt die er durch eine Webseite verdient, für etwa 20 Stunden Arbeit pro Monat. Er lebt in einer Community und geht seinen Interessen nach, also vor allem Kunst und Lesen und so. Wie findet ihr sowas?

closs
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#2 Re: Aussteiger

Beitrag von closs » Do 20. Feb 2014, 12:41

michaelit hat geschrieben: Wie findet ihr sowas?
Solange man nicht für andere verantwortlich ist, ist das ok. - Allerdings würde ich es nicht gutheißen, wenn man Kinder hat - denn man sollte Kinder nicht dem Mobbing ihrer Generation aussetzen.

Pluto
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#3 Re: Aussteiger

Beitrag von Pluto » Do 20. Feb 2014, 13:38

closs hat geschrieben:
michaelit hat geschrieben: Wie findet ihr sowas?
Solange man nicht für andere verantwortlich ist, ist das ok. - Allerdings würde ich es nicht gutheißen, wenn man Kinder hat - denn man sollte Kinder nicht dem Mobbing ihrer Generation aussetzen.
Geht meiner Meinung nach etwas am Thema vorbei, lieber closs.
Sozialhilfe (Hartz IV) ist für Bedürftige Leute etwas sehr Gutes! Aber sie ist als Stütze für Bürger zu sehen, die ohne eigenes Verschulden in Not geraten.

Wer aber sein ganzes Leben lang ohne zu arbeiten, bewusst auf Kosten der Gesellschaft lebt, der benimmt wie ein Parasit. Deshalb bin ich gegen ein staatlich garantiertes Grundeinkommen, denn am Ende müssen dann andere, arbeitswillige Menschen, dafür aufkommen, dass Aussteiger unterstützt werden. Das finde ich ungerecht.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#4 Re: Aussteiger

Beitrag von closs » Do 20. Feb 2014, 13:58

Pluto hat geschrieben:Sozialhilfe (Hartz IV)
michaelit hat geschrieben:der von 500 Euros lebt die er durch eine Webseite verdient
Das sind jetzt zwei verschiedene Sachen. - Das Thema schien sich mir auf den Begriff "Aussteiger" zu beziehen, die mit wenig Geld auskommen (wollen).

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Vitella
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#5 Re: Aussteiger

Beitrag von Vitella » Do 20. Feb 2014, 14:22

michaelit hat geschrieben:Was haltet ihr von Aussteigern aus der Gesellschaft, also solche Leute die nicht arbeiten gehen und stattdessen, aus legitimen Gründen, Sozialhilfe beziehen und von Straßenmusik leben und solche Sachen?

wer unter der Brücke schlafen will und Straßenmusik macht soll das tun, ich geb auch ab und zu Geld in die offenen Hüte, ich finde das toll.
  Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus,
der wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, aufrichten, stärken, kräftigen, gründen.
1 Petrus 5:10

 

Pluto
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#6 Re: Aussteiger

Beitrag von Pluto » Do 20. Feb 2014, 14:36

closs hat geschrieben:Das sind jetzt zwei verschiedene Sachen. - Das Thema schien sich mir auf den Begriff "Aussteiger" zu beziehen, die mit wenig Geld auskommen (wollen).
Sehe ich auch so. Wenn einer von 20 Stunden Arbeit an seiner Webseite, sein Lebensunterhalt verdient, dann sei ihm das gegönnt. Das ist aber etwas völlig anderes, als sich auf Kosten de (arbeitenden) Gesellschaft ein "schönes" Leben zu gönnen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#7 Re: Aussteiger

Beitrag von Pluto » Do 20. Feb 2014, 14:37

Vitella hat geschrieben:wer unter der Brücke schlafen will und Straßenmusik macht soll das tun, ich geb auch ab und zu Geld in die offenen Hüte, ich finde das toll.
Ich auch! Er tut ja schliesslich was dafür. :)
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#8 Re: Aussteiger

Beitrag von 2Lena » Do 20. Feb 2014, 15:31

Vor zwei Generationen schaffte es ein Mann - bei nur einem halben Jahr Arbeit - auf seinem Land seine Familie mit über einem halben Dutzend Kindern zu ernähren. Heute bringen zwei Berufstätige bei 11 Monaten Arbeit im Jahr kaum ein Kind groß.

Irgendwas läuft falsch ...

Pluto
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#9 Re: Aussteiger

Beitrag von Pluto » Do 20. Feb 2014, 15:33

2Lena hat geschrieben:Vor zwei Generationen schaffte es ein Mann - bei nur einem halben Jahr Arbeit - auf seinem Land seine Familie mit über einem halben Dutzend Kindern zu ernähren.
Tja... Grossgrundbesitzer müsste man sein, nicht wahr?

Heute bringen zwei Berufstätige bei 11 Monaten Arbeit im Jahr kaum ein Kind groß.

Irgendwas läuft falsch ...
Es können (und wollen) auch nicht alle ihr eigenes Stück Land haben.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

michaelit
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#10 Re: Aussteiger

Beitrag von michaelit » Do 20. Feb 2014, 15:49

Hallo Pluto,

wie würdest du es denn dann bei mir sehen?

Ich bin normal aufgewachsen und machte mein Abitur, danach Zivildienst und Ausbildung zum Krankenpfleger. Die Ausbildung brach ich ab weil ich studieren wollte, was eigentlich mein ursprünglicher Plan gewesen war als ich noch am Gymi war. Doch während des Studiums baute ich Mist indem ich zuhause blieb und meistens vor dem Computer hockte und las. Ich war voller dummer Ideen, etwa daß ich Prostituierter werde oder mich nach zwei Jahren umbringe. Ich hatte keine Freunde mehr, meine Liebste hatte mich auch schon lange verlassen, mir war irgendwie alles egal. Nach anderthalb Jahren wurde ich krank und bekam Schizophrenie. Ich versuchte es immer wieder mal mit Arbeit, aber es ging nicht recht. Entweder schaffe ich nicht viel und werde entlassen, oder ich komme nicht hin wie bei dem Job als Nachtportier im Hotel als ich dann immer tagsüber nicht einschlafen konnte. Nach einem Selbstmordversuch wegen den Schizophreniebeschwerden schrieb mich mein Arzt arbeitsunfähig. Nun lebe ich in einer Wohnstätte in einem kleinen Zimmer. Habe nur 100 Euros pro Monat und ein bißchen Zuschußgeld von meiner Mutter die wegen meiner Schwerbehinderung noch Kindergeld für mich kriegt. Ich wollte immer was geistiges arbeiten und war auch sehr gut in der Schule. Du sagtest man müsse ohne eigenes Verschulden in Not geraten sein, und das war bei mir nicht ganz so. An der Uni hätte ich was werden können wenn ich es geschafft hätte mich zu überwinden. Aber wie macht man das als total isolierter Mensch? Ich sprach mit niemandem mehr. Und nach der Krankheitsaufkunft traute mir keiner mehr die Universität zu und ich durfte nicht nochmal studieren. Lebte wieder bei meinen Eltern bis Vater starb usw. Jetzt stehe ich davor im Sommer wieder in eine eigene kleine Wohnung zu ziehen und werde von Sozialhilfe (entspricht Hartz IV Regelsatz) leben, und wenn es geht noch einen kleinen leichten Nebenjob als Hilfspfleger (nochmal 120 Euros pro Monat). Würdest du sagen daß ich ein Parasit bin? Es war schon teilweise meine Schuld, aber was nun, ich kann nicht schnell und sicher genug arbeiten, habe keine Qualifikationen, muß starke Medikamente nehmen, usw. Ich möchte mich eigentlich nicht lebenslang schuldig fühlen wegen meinen Jugendsünden.

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