Aussteiger

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Pluto
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#41 Re: Aussteiger

Beitrag von Pluto » Mo 24. Feb 2014, 19:22

Ich möchte ein Lied anstimmen, für alle Aussteiger und die es gerne sein möchten...

Die Hymne der Blumenkinder schlechthin: Scott McKenzie - San Francisco
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Magdalena61
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#42 Re: Aussteiger

Beitrag von Magdalena61 » Mo 24. Feb 2014, 21:47

Samantha hat geschrieben:
Magdalena61 hat geschrieben:Einen "Ausstieg" aus dem sozialen System können sich nur gesunde, arbeitsfähige Menschen leisten. Und... sie sollten nicht krank werden.
Gesunde, arbeitsfähige Leute steigen doch nicht einfach so aus, wenn sie dann auf vieles verzichten müssen. Es sind vielmehr die Alkoholabhängigen und andere Problemfälle, die stranden.
:mrgreen:
Ich war aber kein "Problemfall" und auch nicht alkoholabhängig.
Nö, es gibt schon Leute, die das System sehr kritisch sehen, sich überlegen, ob sie so leben wollen wie die Mehrheit und die Entscheidung treffen, mit weniger zufrieden zu sein. Weniger Luxus, mehr (unbezahlte) Arbeit, aber dafür--- eine andere Lebensqualität.

Man kann auch teilweise "aussteigen". Mein Traum war es lange gewesen, einmal ein Haus auf einem Stück Land ( etwa 2000 qm) zu haben und etwas in Richtung Selbstversorger zu machen, eventuell in Lebens- und Arbeitsgemeinschaft mit Gleichgesinnten, aber mit privater Rückzugzone = eine eigene Wohneinheit. Na ja, Träume...

... wenn man so etwas machen will, muß man zuverlässige Leute haben, die nicht nach einem halben Jahr oder nach drei Jahren das Handtuch werfen oder nicht wirklich mitarbeiten und dann auf Kosten der (Arbeitskraft der) anderen leben, die morgens um halb elf so langsam mal aufstehen und jedes Jahr eine andere Beziehung haben.
Wenn ich Arbeit habe und den Ausstieg ausprobieren möchte, dann bunkere ich mir vorher etwas und plane alles. Die allerwenigsten steigen freiwillig und bewusst aus.
Wer in den "Ausstieg" mehr oder weniger unfreiwillig hineinrutscht, den kann man eigentlich nicht als "Aussteiger" bezeichnen; "Durchfaller" wäre wohl zutreffender.
Durchgefallen durch das Raster der konsumorientierten, aber oftmals gedankenlosen, fremdgesteuerten Leistungsgesellschaft.
Magdalena61 hat geschrieben:Heidemarie Schwermer ...
Leute wie sie... tauschen halt noch etwas vorsintflutlich. Mit dem Zahlungsmittel "Geld" ist es einfacher.
Sie war aber glücklich dabei und wog nicht alles miteinander auf, wie wir es beim Tauschen noch immer tun. Die Erwartungshaltung ist da ein großes Problem, was ihr auch bewusst war.
Ja, aber ich denke, es ist SEHR mühsam, so zu leben. Anstrengend, risikoreich, auf die Gunst anderer angewiesen, kaum Privatleben. Nix für die Mehrheit.

Was macht jemand, der so lebt wie sie, wenn er alt wird und nicht mehr arbeiten (tauschen) kann?
Magdalena61 hat geschrieben:Ich habe damit ein bißchen Erfahrung
Ich auch, was den Ausstiegsversuch angeht.
Willkommen im Club :D .

Jeder Mensch sollte seiner Bestimmung gemäß leben. Er sollte das tun, was er am besten kann und dabei nicht primär nach dem Verdienst schauen- WENN es möglich ist.
Aber es gibt Alltagszwänge, denen wir alle unterworfen sind. Man muß Geld haben, um die Miete etc. zu bezahlen.
Wer auf staatliche Unterstützung angewiesen ist, der kann auch nach ehrenamtlichen Tätigkeiten Ausschau halten, sozusagen als inoffizielle "Gegenleistung" für die Gelder, die er bezieht.
Die meisten Kommunen haben Personalprobleme; zu wenig Mitarbeiter, weil zu wenig Geld da ist, um genügend Leute einzustellen.

Beispielsweise liegt überall Müll herum, den kann man systematisch aufheben und in die öffentlichen Abfalleimer stecken oder beim städtischen Bauhof abgeben.
Wer sich nicht zu fein dafür ist, der wird viele Pfandflaschen und -dosen finden, auch in den Abfallbehältern, die überall herumstehen. Diese kann er einlösen und den Gewinn behalten. Manche Bürger verdienen sich damit ein respektables Taschengeld.
LG
God bless you all for what you all have done for me.

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Magdalena61
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#43 Re: Aussteiger

Beitrag von Magdalena61 » Mo 24. Feb 2014, 21:50

Pluto hat geschrieben:Ich möchte ein Lied anstimmen, für alle Aussteiger und die es gerne sein möchten...

Die Hymne der Blumenkinder schlechthin: Scott McKenzie - San Francisco
:thumbup:
Toller Song. Ein Oldie... :D
LG
God bless you all for what you all have done for me.

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#44 Re: Aussteiger

Beitrag von Pluto » Mo 24. Feb 2014, 22:46

Magdalena61 hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Die Hymne der Blumenkinder schlechthin: Scott McKenzie - San Francisco
:thumbup:
Toller Song. Ein Oldie... :D
Yep.
Ich dachte es passt so gut zum Thema hier. :D
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Samantha

#45 Re: Aussteiger

Beitrag von Samantha » Di 25. Feb 2014, 09:37

Magdalena61 hat geschrieben: Ich war aber kein "Problemfall" und auch nicht alkoholabhängig.
Nö, es gibt schon Leute, die das System sehr kritisch sehen, sich überlegen, ob sie so leben wollen wie die Mehrheit und die Entscheidung treffen, mit weniger zufrieden zu sein. Weniger Luxus, mehr (unbezahlte) Arbeit, aber dafür--- eine andere Lebensqualität.
Damals war es einfach mal "in" und man fand schnell die entsprechenden Kontakte. Es sind aber nur wenige, die dies bewusst versuchen in der heutigen Zeit. Ich hatte einfach mal einen Extremversuch gewagt, wollte versuchen, ohne Geld zu leben und habe alles hinter mir gelassen. An den Folgen habe ich heute noch zu arbeiten, da es auch erst wenige Jahre zurück liegt.


Magdalena61 hat geschrieben:Man kann auch teilweise "aussteigen". Mein Traum war es lange gewesen, einmal ein Haus auf einem Stück Land ( etwa 2000 qm) zu haben und etwas in Richtung Selbstversorger zu machen, eventuell in Lebens- und Arbeitsgemeinschaft mit Gleichgesinnten, aber mit privater Rückzugzone = eine eigene Wohneinheit. Na ja, Träume...
Ging mir auch so. Aber es sind nur Träume, die kaum zu verwirklichen sind.


Magdalena61 hat geschrieben:Was macht jemand, der so lebt wie sie, wenn er alt wird und nicht mehr arbeiten (tauschen) kann?
Nun, sie kennt viele Menschen, hat auch Geschwister und Kinder. Sie hatte Krebs, wurde im Dezember 2013 operiert und wurde damit nicht allein gelassen. Ich hoffe, dass sie sich gut erholt. Sie ist durch ihre Rente, die sie verschenkt, inzwischen automatisch krankenversichert.


Magdalena61 hat geschrieben: Aber es gibt Alltagszwänge, denen wir alle unterworfen sind. Man muß Geld haben, um die Miete etc. zu bezahlen.
Wer auf staatliche Unterstützung angewiesen ist, der kann auch nach ehrenamtlichen Tätigkeiten Ausschau halten, sozusagen als inoffizielle "Gegenleistung" für die Gelder, die er bezieht.
Die meisten Kommunen haben Personalprobleme; zu wenig Mitarbeiter, weil zu wenig Geld da ist, um genügend Leute einzustellen.
Diese ehrenamtlichen Tätigkeiten muss man aber bei Hartz IV, wenn Maßnahmen anstehen, absagen. Man ist dann nicht wirklich zuverlässig.


Magdalena61 hat geschrieben:Beispielsweise liegt überall Müll herum, den kann man systematisch aufheben und in die öffentlichen Abfalleimer stecken oder beim städtischen Bauhof abgeben.
Wer sich nicht zu fein dafür ist, der wird viele Pfandflaschen und -dosen finden, auch in den Abfallbehältern, die überall herumstehen. Diese kann er einlösen und den Gewinn behalten. Manche Bürger verdienen sich damit ein respektables Taschengeld.
Da muss ich an jemanden denken, den ich in Regensburg kennen lernen durfte: amaro, der immer etwas zu tun findet und zeitweise durch Flaschensammeln überlebt hat.
http://www.kult.de/wo-ist-amaro-ameise/150/14/873006/

closs
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#46 Re: Aussteiger

Beitrag von closs » Di 25. Feb 2014, 10:42

Samantha hat geschrieben:Damals war es einfach mal "in" und man fand schnell die entsprechenden Kontakte. Es sind aber nur wenige, die dies bewusst versuchen in der heutigen Zeit.
Das stimmt - insofern hat es Deine Generation, also die Generation meiner Kinder, sehr viel schwerer als wir damals.

In den 70gern hatte man 2 Jeans, 2 Birkenstöcker und T-Shirts - im Winter gabs noch einen Parka und was halt sonst gegen Kälte nötig war. - Mode und Marken waren uncool - Reichsein und gesellschaftliche Anerkennung durch das Establishment galt als dekadent. Zudem gab es weder PCs noch Handys (von Tablets, etc. ganz zu schweigen). Ansprüche in Bezug auf Autos und vor allem Wohnung waren extrem bescheiden. - Ich habe damals (während des Studiums) in Frankfurt in einem Zimmer gewohnt, das 6 m lang und 1,5m breit war - mit Waschbecken, Ofen, Bett, Fenster, SChreibtisch, SChrank. War vollkommen ausreichend. - Abends ging es in Oper oder Kneipe.

Wer heute so lebt, gilt als "Opfer" - damals war es cool. - Insofern bewundere ich jeden jungen Menschen, der auf diese Weise sucht - egal ob es klappt oder nicht.

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