Wie lebt der Mensch am Ende des 21. Jahrhunderts?

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Rembremerding
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#1 Wie lebt der Mensch am Ende des 21. Jahrhunderts?

Beitrag von Rembremerding » So 21. Jan 2018, 09:54

Zugegeben, der anderswo schon veröffentlichte Text ist etwas lang, aber vielleicht findet er Geduld und Anregung für andere selbst einmal über die Zukunft unserer Kinder und Enkel nachzudenken. Man könnte noch den Einfluss des Klimawandels, der Verschuldung oder der sozialen Spannungen aufgrund ungleicher Wohlstandsverteilung mit einbeziehen.
Ich konzentrierte mich aber auf 5 Megatrends, die das persönliche Lebensumfeld jedes einzelnen betreffen:

Es ist noch nicht lange her, als das Smartphone begann das Leben der Menschheit grundlegend zu ändern, durch ein „outsourcing“ des Gehirns. Ob die Erfindung des Rades ähnlich plötzlich und umwälzend war? Jedenfalls beginnt nun eine virtuelle Welt mit der Wirklichkeit zu konkurrieren und vermengt sich mit ihr. Welche Trends und Möglichkeiten werden daraus entstehen, wie und mit welchen Wertvorstellungen wird der Mensch des ausgehenden 21. Jahrhunderts leben?

Seit der „Ehe für alle“ und dem Fortschreiten der Gender-Ideologie wird eines klar: Der Mensch und seine Sprache werden ent-definiert. Begriffe beraubt man ihres Inhaltes und passt sie durch Neusprech dem Ziel einer neuen Ideologie und allgemeinen Relativierung an, auch der des Lebens. Dadurch gehen die wesentlichen Werte des Menschen verloren. Dieser ideologisch gewollten Verunsicherung wirkt der Mensch mit einer Selbstverwertung entgegen, der erste Megatrend. Sie ersetzt das Humboldt’sche Ideal der Selbstverwirklichung, in der die Entfaltung des Selbst an sich ein Wert war, in dem jenes, was man im Innersten trägt, in die Welt sprießen sollte. Ein Motto konnte dabei sein: Lebe so, dass jeder Moment zählt. In der Selbstverwertung ändert sich dieses Motto in: Lebe so, dass jeder Moment zählbar ist.

In dieser Verwertung seiner selbst will man das sein, was einen weiterbringt. So wird etwa die eigene Arbeitskraft zu einem anzubietenden Gut, das meistbietend vergeben wird. Leckeres Essen zu kochen ist gut, bei Instagram 1500 Likes dafür zu bekommen besser. Einen schönen Augenblick im Leben zu genießen ist gut, ihn als Selfie oder Video per Instagram oder YouTube zu posten und dafür 2400 Likes zu bekommen besser. Jeder einzelne Aspekt im Leben kann nun in soziale Währungen umgemünzt werden. Man ist, was man im Web postet. Kein Augenblick des Lebens ist, wenn er nicht digital per Selfie festgehalten. Sogenannte Influencer nutzen schon heute diese Möglichkeiten, um neue Karriereoptionen zu erschließen oder als bezahlte Marke für Marken zu werben.

Wer klug mit diesen Möglichkeiten umgeht, kann eine Selbstermächtigung erleben, im schlimmsten Fall kommt es zur freiwilligen Selbstausbeutung. Jedes Handeln in der Welt verliert schnell ihren Reiz und ihre Wirksamkeit, wenn es dem Denken der Verwertbarkeit unterworfen ist. Ein Sonnenaufgang auf dem Gipfel eines Berges kann besser genossen werden, wenn man nicht damit beschäftigt ist die beste Selfie-Position, den besten Filter oder den cleversten Hashtag auszusuchen.

Durch die Digitalisierung und Globalisierung wird die Welt immer kleiner, geradezu ortlos, weil man immer überall digital sein kann. Gleichzeitig wird sie jedoch für den Einzelnen unüberblickbar groß und unübersichtlich. Es wird immer schwerer werden, sich irgendwo zugehörig zu fühlen, weil es eine Vielzahl von Teilgesellschaften gibt, deren Teil man sein könnte. Ein zweiter Megatrend wird also Fragmentierung sein. In der analogen Welt waren soziale Gruppen klar definiert, in der digitalen Welt treten an deren Stelle dynamische Verbünde, die ständig im Wandel sind. Es ergeben sich dadurch riesige Chancen, denn die alten sozialen Gefüge konnten zwar Halt geben, aber auch einengen. Ehemalige Außenseiter finden nun leichter Gleichgesinnte.

Allerdings wird der Einzelne von dieser Fragmentierung der Gesellschaften auch überfordert werden, weil sie sich in seiner Identität spiegelt. Der Mensch definiert sich meist über Bezugsgruppen, doch sind diese unscharf definiert und viele, braucht es einen immensen kognitiven Aufwand eine als ganz empfundene Identität auszubilden. Der konsumorientierte Markt wird immer neue Bezüge und Styles kreieren, besonders junge Menschen müssen stets ihren Style und sich neu erfinden. Gerade Jugendliche brauchen jedoch eine fest definierte Bezugsgruppe, meist die Familie, um ihre Identität zu formen. So wird es aus Mangel an konkreten Definitionsmöglichkeiten „Patchwork-Ichs“ geben, aus dem an sich unteilbaren Individuum wird ein verunsichertes, leicht manipulierbares „Dividuum“. Leicht manipulierbar, denn wer überfordert ist, mit der ständigen Arbeit am Ich, der wendet sich einfachen Ideologien mit klaren Regeln und Feindbildern zu. So ist es bezeichnend, dass sich gerade fremdenfeindliche Gruppen zur Wahrung von Identität berufen fühlen. Zur Verunsicherung seiner Geschlechtlichkeit durch die Gender-Ideologie, tritt die Verunsicherung seiner Identität. Menschen werden „transsympathisch“: Ein lieber Mensch steckt im Körper eines Idioten, Narzissmus wird gefördert.

Diese ständige Arbeit am Ich wird zudem flexibilisiert durch einen 3. Megatrend: Die Algorithmisierung. Kennt laut der Bibel nur Gott dein Herz besser als du selbst, ist es nun in der digitalen Welt der Algorithmus. Er prägt heute das Leben bereits im hohen Maß. Alles, was in Facebookstreams, in der Googlesuche, in Spotify, in YouTube oder bei Amazon angeboten wird, ist bestimmt von Algorithmen. Diese smarten Formeln leben von jenen Daten, die der Mensch ihnen willfährig in der digitalen und auch schon analogen Welt anbietet. Die Algorithmen schneiden die präsentierte digitale Welt auf uns zu, man beginnt in Filterblasen zu leben.

Immer mehr Dinge werden sich in Zukunft miteinander vernetzen und sie werden sehr viel über uns wissen. Sie werden uns entlasten und für uns Entscheidungen treffen, welche die unendlichen Möglichkeiten im Web uns aufdrängen. So wird der Algorithmus wissen, wann welche Musik zu welcher Zimmertemperatur gespielt werden soll, damit man jene drei Urlaubsdestinationen entspannt auswählen kann, die das Web anbietet, wenn man Lust auf Urlaub hat. Währenddessen bestellt der Kühlschrank schon mal das Gemüse ab und die digitale Apotheke das Reisemedikament. Oder aber man geht an einer Bar vorbei und der Algorithmusfreund weist darauf hin, bei wem es sich lohnt, ihn anzusprechen. Nebenbei werden dazu weitere Daten gesammelt. Potenzielle Annehmlichkeiten stehen der bangen Frage gegenüber, wie viel Freiheit man noch besitzt.

Deshalb wird sich eine Gegenbewegung zu Globalisierung und Digitalisierung entwickeln. Indem die Welt immer unübersichtlicher und ungreifbarer wird, erhält die unmittelbare physische Welt mehr Bedeutung. Es wird sich jener 4. Megatrend verstärken, der sich heute bereits andeutet: Die Re-Lokalisierung. Die Biokiste mit saisonalem Gemüse aus der Region steht für diese Rückbesinnung, „Urban-Gardening“ oder Bienenzucht in der Stadt sind diesem Trend zuzurechnen.

Auch auf wirtschaftlicher Ebene findet man Entsprechungen, wenn Industriestaaten ihre Produktion wieder in das Land zurückholen und mit neuen Mitteln zukunftsfähig machen. Die Wirtschaftskreisläufe werden regionalisiert, Transportstrecken verkürzt, neue effiziente Mobilitätskonzepte für Regionen erarbeitet. Diese Re-Lokalisierung wird sich auch im Denken und der Politik spiegeln, wenn verstärkt national gewählt, gegessen und gewirtschaftet wird. „Amerika first“ oder der Brexit sind Phänomene dieser Entwicklung. Der Wert Toleranz tritt zurück oder wird neu definiert nach dem Motto: „Keine Toleranz den Intoleranten“.

All diese Trends sind per se weder gut noch schlecht. Es liegt in unseren Händen, wie sie die Welt und unser Leben verändern werden. Hier greift der 5. Megatrend, die Gestaltung. Das Wirken der Menschen wollte die Welt schon immer nach den eigenen Bedürfnissen gestalten. Doch werden in Zukunft die Räder größer, an denen man drehen kann. Es gibt Möglichkeiten in das Heiligste, der Entstehung von Leben einzugreifen. Designerbabys werden möglich oder die Beeinflussung des Klimas im großen Stil mittels Climate Engineering.

Das individuelle Leben wird ebenso immer bewusster gestaltet. Man konditioniert sich selbst zu einer bestimmten Ernährung oder einem Sportregime. Durch Medikamente, Nahrungsergänzungsmittel und digitalen Prothesen verschieben sich die Grenzen der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit. Gesundheit wird zu einem wichtigen Wert und tritt an die Seite von Sicherheit. Es werden neue kreative und unbekannte Räume entstehen, Innovationen ermöglicht. Die „virtual Reality“ kann Geist und Schöpfungskraft des Menschen erweitern. Es wird aber auch der Druck erzeugt, all diese Möglichkeiten zu nutzen. Sollte man immer tun, was man kann? So wird es immer wichtiger, dass der geistige und moralische Fortschritt des Menschen schneller vorangeht, als seine technischen Möglichkeiten sich vergrößern.

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Helmuth
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#2 Re: Wie lebt der Mensch am Ende des 21. Jahrhunderts?

Beitrag von Helmuth » So 21. Jan 2018, 11:17

Rembremerding hat geschrieben: Ich konzentrierte mich aber auf 5 Megatrends, die das persönliche Lebensumfeld jedes einzelnen betreffen:
Wurden die eigentlichen "Megatrends" nicht schon längst vorhergesagt?

2 Tim.3,1-5 hat geschrieben: Dieses aber wisse, daß in den letzten Tagen schwere Zeiten da sein werden; denn die Menschen werden eigenliebig sein, geldliebend, prahlerisch, hochmütig, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, heillos, ohne natürliche Liebe, unversöhnlich, Verleumder, unenthaltsam, grausam, das Gute nicht liebend, Verräter, verwegen, aufgeblasen, mehr das Vergnügen liebend als Gott, die eine Form der Gottseligkeit haben, deren Kraft aber verleugnen; und von diesen wende dich weg.
Wie damit umzugehen ist sagte er auch: "Von diesen wende dich weg."

Dagegen hat aber Gott etwas unternommen, was er schon von ewig her geplant hatte:
2 Tim.3,1-5 hat geschrieben: "Und es wird geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, daß ich von meinem Geiste ausgießen werde auf alles Fleisch, und eure Söhne und eure Töchter werden weissagen, und eure Jünglinge werden Gesichte sehen, und eure Ältesten werden Träume haben; und sogar auf meine Knechte und auf meine Mägde werde ich in jenen Tagen von meinem Geiste ausgießen, und sie werden weissagen.

Und ich werde Wunder geben in dem Himmel oben und Zeichen auf der Erde unten: Blut und Feuer und Rauchdampf; die Sonne wird verwandelt werden in Finsternis und der Mond in Blut, ehe der große und herrliche Tag des Herrn kommt.

Und es wird geschehen, ein jeder, der irgend den Namen des Herrn anrufen wird, wird errettet werden."
Diesem wende man sich zu, in dem man Namen des Hernn Jesu dazu anrufe. Das gilt weiterhin auch nun im 21. Jahrhundert. Das Wort gilt unverändert bis zum Ende, bis unser Herr Jesus als der Christus, der Messias endlich wiederkommt und dem Bösen ein Ende bereiten wird.

Bzw, die Technik allein ist mir übehaupt kein Problem, wer damit umzugehen weiß, auch als Erlöster. Der Herr kann für die Seinen alles zum Segen gereichen und es im gleiche Atemzug den Gottlosen zum Fluch. Die Macht Gottes übersteigt da alles. So mache ich mir weniger Sorge um Technik, Klimawandel, Politik, etc. als mehr mein Leben auf Gott auszurichten.

Ich bete, dass er den Geist wieder in größerem Maße über uns ausgießt, dann erhalten seine Kinder wieder ein besseres Betätigungsfeld als die sekundären Probleme, mit denen sich die Kinder dieser Welt beschäftigen.
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
Ps 118:6

Catholic
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#3 Re: Wie lebt der Mensch am Ende des 21. Jahrhunderts?

Beitrag von Catholic » So 21. Jan 2018, 15:37

Ein sehr guter und lesenswerter Text,der leider schon seehhrr aktuell ist.

Rembremerding
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#4 Re: Wie lebt der Mensch am Ende des 21. Jahrhunderts?

Beitrag von Rembremerding » So 21. Jan 2018, 18:15

Catholic hat geschrieben:--- leider schon seehhrr aktuell ist.
Ja, :thumbup:
deshalb auch meine Hinweise, um zu erkennen, von welcher Ursache sie sich herleiten.

Zum Thema Ent-Definierung von Sprache und Suche nach Identität hier noch das Stichwort: Ethnopluralismus.
Die rechte identitäre Bewegung nützt diesen Begriff, um ihren Rassismus zu verbergen.

Zum Thema Gestaltung und dem geistigen und moralischen Fortschritt, der sich dem technischen vorausbewegen muss, noch das Stichwort Resilienz, das seit wenigen Jahren heiß diskutiert wird. Im moralischen Kontext bedeutet dies: Ab wann ist das Überleben der Menschheit gefährdet, wenn zuviele Änderungen und Störungen in kurzer Zeit entstehen. Dazu ebenso: Inwieweit ist die psychische Widerstandsfähigkeit geeignet, diese Umbrüche zu verkraften und vielleicht sogar gestärkt daraus hervorzugehen (Stichwort: Burn-out, Suchterkrankungen).
Im Forschungsgebiet Resilienz arbeiten Naturwissenschaftler (Neurobiologen, Psychologen, Psychiater) eng mit Geisteswissenschaftlern (Theologen, Moralphilosophen) zusammen. Hier ergänzen sich Glaube, Theologie und Naturwissenschaft hervorragend.


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Pluto
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#5 Re: Wie lebt der Mensch am Ende des 21. Jahrhunderts?

Beitrag von Pluto » So 21. Jan 2018, 19:27

Schöner Text, Rem!
Das sind wohl die positiven Seiten der Digitalisierung. Aber was ist wenn die KI die Welt übernimmt?
Es gibt jetzt schon Dronen mit eingebauter "Kill"-Entscheidung. Diese Funktion ist aber zurzeit abgeschaltet, weil von "oben" als unerwünscht bezeichnet wird; per Gesetz muss immer noch ein Mensch entscheiden, ob die Drone ihr Ziel vernichtet oder nicht.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Rembremerding
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#6 Re: Wie lebt der Mensch am Ende des 21. Jahrhunderts?

Beitrag von Rembremerding » So 21. Jan 2018, 19:37

Pluto hat geschrieben:Aber was ist wenn die KI die Welt übernimmt?
Das wurde im Forum ja bereits in einem anderen Thread diskutiert.
Lies mal diesen Artikel, in der berichtet wird, dass ein ehemaliger Google-Manager eine neue Religion gründete:
http://www.sueddeutsche.de/digital/tech ... -1.3798363
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Novas
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#7 Re: Wie lebt der Mensch am Ende des 21. Jahrhunderts?

Beitrag von Novas » Mo 22. Jan 2018, 12:57

Rembremerding hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Aber was ist wenn die KI die Welt übernimmt?
Das wurde im Forum ja bereits in einem anderen Thread diskutiert.Lies mal diesen Artikel, in der berichtet wird, dass ein ehemaliger Google-Manager eine neue Religion gründete http://www.sueddeutsche.de/digital/tech ... -1.3798363

Der Mensch hat etwas, was die Maschine niemals haben wird: eine spirituelle Seele, der ewige Lebenshauch und Atem Gottes. Pluto kann solch eine Frage nur stellen, weil er das höhere Wesen des Menschen verleugnet. Hier zeigt sich sehr deutlich, dass der Säkularismus, welcher das Heilige auf das Profane reduziert, keineswegs über alle Zweifel erhaben ist. Es scheint so, als würden heute zwei Menschentypen miteinander einen Kulturkampf ausfechten: der spirituelle Mensch und der prometheische Mensch. Der prometheische Mensch lebt ganz und gar im Säkularen und rebelliert gegen alles Höhere. Er leugnet Gott, um selbst die Rolle der Gottheit übernehmen zu können, was sich darin zeigt, dass der Mensch nun beginnt seine eigene künstliche Schöpfung zu erschaffen, welche die göttliche Schöpfung nicht nur imitieren soll (wie es der Mensch in früheren Zeiten versucht hat), sondern übertreffen, ihre Fehler korrigieren und schließlich ersetzen soll. Bis hin zur Selbstabschaffung des Menschen durch die Maschine: eine wirklich verrückte und inhumane Philosophie, wenn man von dem moralischen Grundsatz ausgeht, dass wahrer Fortschritt dem Wohl des Menschen zu dienen hat, seiner inneren und äußeren Vervollkommnung und nicht Selbstvernichtung.

Seyyed Hossein Nasr, einer der wohl größten islamischen Philosophen unsrer Zeit, hat diesen Menschentyp folgendermaßen charakterisiert:

„Ein solcher Mensch betrachtet das Leben als einen großen Marktplatz, auf dem er bummeln und sich nach Belieben bedienen kann. Weil er den Sinn für das Heilige verloren hat, gerät er in den Strudel der Flüchtigkeit und Vergänglichkeit und wird zum Sklaven seiner eigenen niederen Natur, unter deren Joch sich zu begeben er für Freiheit hält.“ ~ Seyyed Hossein Nasr, Die
Erkenntnis und das Heilige (Knowledge and the Sacred 1981)

Eine sehr treffende Beschreibung, meiner Ansicht nach :) es ist sehr gut mal die eigene westliche Zivilisation, von deren geistiger Atmosphäre wir alle mehr oder weniger beeinflusst werden, aus der Perspektive eines gläubigen Muslims zu betrachten, anstatt sie immer für das Maß aller Dinge zu halten. Es ist auch offensichtlich, dass Muslime und Christen letztlich im gemeinsamen Boot sitzen und im Hinblick auf den ideologischen Frontverlauf auf der selben Seite kämpfen, wenn, wie Pluto sagt, „die KI die Welt übernimmt“.

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#8 Re: Wie lebt der Mensch am Ende des 21. Jahrhunderts?

Beitrag von Pluto » Mo 22. Jan 2018, 13:56

Rembremerding hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Aber was ist wenn die KI die Welt übernimmt?
Das wurde im Forum ja bereits in einem anderen Thread diskutiert.
Lies mal diesen Artikel, in der berichtet wird, dass ein ehemaliger Google-Manager eine neue Religion gründete:
http://www.sueddeutsche.de/digital/tech ... -1.3798363
Er wird uns der KI ausliefern... und was dann?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#9 Re: Wie lebt der Mensch am Ende des 21. Jahrhunderts?

Beitrag von Pluto » Mo 22. Jan 2018, 13:58

Novalis hat geschrieben:Der Mensch hat etwas, was die Maschine niemals haben wird: eine spirituelle Seele, der ewige Lebenshauch und Atem Gottes. Pluto kann solch eine Frage nur stellen, weil er das höhere Wesen des Menschen verleugnet.
Ich verleugne nichts sondern frag nur, was hilft es uns eine spirituelle Seele zu haben, wenn die Roboter mächtiger sind und uns als überflüssig betrachten?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Novas
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#10 Re: Wie lebt der Mensch am Ende des 21. Jahrhunderts?

Beitrag von Novas » Mo 22. Jan 2018, 14:17

Pluto hat geschrieben:
Rembremerding hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Aber was ist wenn die KI die Welt übernimmt?
Das wurde im Forum ja bereits in einem anderen Thread diskutiert.
Lies mal diesen Artikel, in der berichtet wird, dass ein ehemaliger Google-Manager eine neue Religion gründete:http://www.sueddeutsche.de/digital/tech ... -1.3798363
Er wird uns der KI ausliefern... und was dann?

Das ist eine Romanidee/Drehbuch, welche ich vor einer Weile entwickelt habe: eine außerirdische Invasion, die so intelligent vollzogen wird, dass sie den Menschen erst auffällt, wenn es bereits zu spät ist (oder auch gar nicht auffällt, weil sie viel zu subtil ist). Eine Invasion die darin besteht, dass Künstliche Intelligenz unsre Welt übernimmt und die Menschheit ihrer eigenen Abschaffung freudig zustimmt. :) was wäre, wenn die Außerirdischen bereits hier sind, mitten unter uns? Die passende Vorgeschichte zur Matrix-Trilogie: die Außerirdischen sind eine künstliche Intelligenz und haben die technologische Entwicklung bewusst gesteuert, um auf der Basis eines langfristigen Planes die Menschheit abzuschaffen. Das wäre eine Invasion von vollkommener Raffinesse, ein Geniestreich.



Da gibt es nur einen Fehler in der Rechnung: ein spirituell erwachter Mensch ist jeder künstlichen Intelligenz überlegen und notfalls können wir - In Sha Allah (so Gott will) - immer noch den Stecker ziehen, nicht wahr? Maschinen brauchen bekanntlich eine Steckdose :lol:


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