Einsatz in Syrien

Politik und Weltgeschehen

Ist der Einsatz in Syrien gerechtfertigt?

Ja.
2
12%
Nein.
14
82%
Unentschlossen.
1
6%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 17

Pluto
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#41 Re: Einsatz in Syrien

Beitrag von Pluto » Mo 9. Sep 2013, 17:08

sven23 hat geschrieben:Stimmt, davon hatte ich auch mal gelesen. Wer den Dollar als Leitwährung in Frage stellt, muß mit Unannehmlichkeiten rechnen.
Die Zeitungen schreiben nun mal gerne solchen Blödsinn, weil es den Umsatz steigert.
Aber Papier ist bekanntlich geduldig.

Ich will nicht euere schönen Tagträume zerstören, aber als einziger ehemaliger Rohölhändler in der Runde muss ich euch leider von der Sache her widersprechen, denn:
1.) die Währung in der Öl gehandelt wird ist völlig nebensächlich, so lange es Wechselkurse gibt.
2.) Die Menge an Öl diean den Warenterminbörsen im Lodon und New York (wohlgemerkt in Dollar) gehandelt wird übersteig um ein Vielfaches die Mengen die von den Golfstaaten gefördert werden.
3.) Der Preis des Öls richtet sich nach den an den Terminbörsen gehandelten Sorten WTI (West Texas Intermediate) in de USA und 'Brent' in London. Alle anderen Ölsorten werden ensprechend auf Tagesbasis mit Auf- Abschlägen für Schwefel-, Aromaten-, Schwermetall- und Wachsgehalt gehandelt.
4.) Die Währungen richten sich hauptsächlich nach der wahrgenommen "Gesundheit" der inländischen Produktionskraft, dh. nach den Prognosen der realtiven BIPs, und sicher nicht nach den Flausen in den Köpfen irgendwelcher Kopftuchträger in Hochhäusern in der Wüste.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Zeus
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#42 Re: Einsatz in Syrien

Beitrag von Zeus » Mo 9. Sep 2013, 19:14

Zeus hat geschrieben: Die Kontrolle über das Öl des Irak war sicherlich EIN Kriegsgrund. Dazu kam aber noch etwas vielleicht viel wichtigeres, nämlich dass der böse Saddam vorhatte, das Öl gegen Euros anstelle US$ zu verkaufen. Der Wert des Dollars stützt sich im wesentlichen auf die Tatsache, dass Rohöl auf dem Weltmarkt fast ausschließlich mit der Währung der USA gehandelt wird. Wäre Saddam mit seiner Idee durchgekommen, hätte es womöglich noch Nachahmer gegeben, und dann sähe es sehr düster für die grünen Zettel aus.

sven23 hat geschrieben:Stimmt, davon hatte ich auch mal gelesen. Wer den Dollar als Leitwährung in Frage stellt, muß mit Unannehmlichkeiten rechnen.
Pluto hat geschrieben:Die Zeitungen schreiben nun mal gerne solchen Blödsinn, weil es den Umsatz steigert.
Aber Papier ist bekanntlich geduldig.

Dass Saddam das Öl für € verkaufen wollte, um die Amis zu ärgern, ist kein Blödsinn, lieber Pluto.
Über mögliche Implikationen dieser Maßnahme, (besonders wenn auch der Rest der Öl exportierenden Länder damals seine Idee kopiert hätten), weißt du offensichlich mehr, als Sven und meine Wenigkeit.
Berliner Zeitung 28.10.2000: Saddam Hussein will den Euro
Der Euro fällt und fällt und fällt. Niemand scheint ihn mehr zu mögen. Niemand? Nein. Im fernen Bagdad bereitet ein scheinbar unverbesserlicher Euro-Anhänger eine Stützungsaktion für die schwächelnde Währung vor. Iraks Diktator Saddam Hussein will seine Ölexporte künftig nicht mehr in Dollar, sondern in Euro beglichen sehen. Sonst, so verlautet aus irakischen Regierungskreisen, werde der Ölstaat seine Exporte von November an einfach stoppen. Dem Euro verhalf dies am Freitag zu einer Kehrtwende - die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 0,8324 Dollar fest: 0,87 Prozent mehr als am Tag zuvor. Der Ölpreis dagegen reagierte nervös. Hinter Saddams Forderung steht keineswegs eine bislang unterschätzte Sympathie für Europas gemeinsames Projekt. Der Diktator will mit seiner Drohung vor allem seinem größten Feind, den USA, schaden - ausgerechnet vor den amerikanischen Präsidentschaftswahlen wäre dem Diktator ein weiter steigender Ölpreis nur allzu recht. Mit seiner Forderung, Öllieferungen künftig mit Euro statt Dollar zu bezahlen, zielt Saddam auch darauf, die Euro-Staaten und die USA gegeneinander auszuspielen.

Gruß
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#43 Re: Einsatz in Syrien

Beitrag von Pluto » Mo 9. Sep 2013, 20:24

Zeus hat geschrieben:Dass Saddam das Öl für € verkaufen wollte, um die Amis zu ärgern, ist kein Blödsinn, lieber Pluto.
Über mögliche Implikationen dieser Maßnahme, (besonders wenn auch der Rest der Öl exportierenden Länder damals seine Idee kopiert hätten), weißt du offensichlich mehr, als Sven und meine Wenigkeit.
Blödsinn ist es sicher nicht, denn Saddam hatte sich über diese MAssnahme gedanken gemacht, zu der Zeit als er in einem Anflug von Größenwahn Kuweit einnahm.

Nur, wäre es so weit gekommen, hätte es wenig bis nichts bewirkt, und Er wäre zur Lachnummer der westlichen Finanzwelt von Sydney bis Chicago geworden.
Das ist doch der Punkt auf den ich hinaus wollte.

Mit seiner Forderung, Öllieferungen künftig mit Euro statt Dollar zu bezahlen, zielt Saddam auch darauf, die Euro-Staaten und die USA gegeneinander auszuspielen.
Ich kenne solche Berichte, weil wir solche Szenarien wie gesagt schon Anfang der 90er Jahre diskutierten.

Die Gründe für den schwachen Euro sind doch heute sehr deutlich zu erkennen. Sie hängen in erster Linie mit den schwächelnden Volkswirtschaften der südeuropäischen Staaten zusammen, und den immensen Summen die der "Schutzschirm" von Frau Merkel und Herrn Hollande verschlingt.
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#44 Re: Einsatz in Syrien

Beitrag von Zeus » Mi 11. Sep 2013, 05:47

Pluto hat geschrieben: 1.) die Währung in der Öl gehandelt wird ist völlig nebensächlich, so lange es Wechselkurse gibt.
Wenn nun alle keine Dollars mehr wollen, würde diese Tatsache (wenigstens im Prinzip) nicht den Wechselkurs beeinflussen?
Schau mal:
Süddeutsche Zeitung 17.Mai 2010 hat geschrieben: Öl nur noch gegen Euro
Iran will den Rohstoff auf Eurobasis verkaufen. Das würde den Dollar schwächen.
Sollte sich das Projekt als erfolgreich erweisen, könnte es für die Beziehungen Irans zu den USA mindestens so brisant werden wie der Streit über die iranische Atomindustrie: Teheran will eine Erdölbörse eröffnen, auf der Petroleum, Gas und Derivate nicht mehr gegen Dollar, sondern in Euro gehandelt werden.[...]
Für die USA bedeutet die Koppelung des Ölpreises an den Dollar eine Stütze ihrer Währung und ihrer Zahlungsbilanz. Sie können - im Gegensatz zu anderen - die Dollar drucken, mit denen sie ihre Energieimporte bezahlen.
Schon der frühere irakische Diktator Saddam Hussein hatte versucht, sich für die Petroleum-Ausfuhren seines Landes in dem Programm "Öl gegen Lebensmittel" vom Dollar zu lösen. Diese Abkehr wurde nie als Kriegsgrund erwähnt, dürfte aber bei der Entscheidung Washingtons für den Angriff eine wichtige Rolle gespielt haben. Unmittelbar nach Saddams Niederlage kehrte die amerikanische Verwaltung für den Irak zum Dollarpreis für das Öl zurück.[...]
Auch China und Indien, die sich für ihren wachsenden Energiebedarf immer mehr auf Iran konzentrieren, zeigen sich nicht abgeneigt, wollen aber abwarten. Von Venezuela, einem wichtigen Erzeugerland, und speziell von dessen anti-amerikanisch gesinntem PräsidentenHugo Chavez erwarten die Iraner aktive Unterstützung.

Gruß
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#45 Re: Einsatz in Syrien

Beitrag von Zeus » Mi 11. Sep 2013, 17:18

Pluto hat geschrieben:[...] zu der Zeit als er in einem Anflug von Größenwahn Kuweit einnahm.
Größenwahn???
How Bush 41 Tricked Saddam Into Invading Kuwait
Gulf War 1 - The April Glaspie interview

The US before the first Gulf War gave Saddam to understand that it would not interfere in its quarrel with Kuwait. US Ambassador April Glaspie conveyed the message to Saddam that the US 'had no opinion' on Iraq's future intentions with regard to Kuwait. (Kuwait as a state separate from Iraq was a creation of the British to protect their oil interests.) The book makes the situation painfully clear: Washington sent many messages to the Iraqi leader, all of them with the same theme. 'We won't interfere. We apologise for anything the nasty journalists have written about you, we prefer you to those fanatic Iranians.' This is the 'how' of American diplomacy.[...]


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#46 Re: Einsatz in Syrien

Beitrag von Pluto » Mi 11. Sep 2013, 18:34

Zeus hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:[...] zu der Zeit als er in einem Anflug von Größenwahn Kuweit einnahm.
Größenwahn???
How Bush 41 Tricked Saddam Into Invading Kuwait
Gulf War 1 - The April Glaspie interview
Und wenn schon...

Die Amis haben sein Ego gestreichelt und mit seinen Macho-Gefühlen gespielt.
Saddam war lange Zeit der Liebling des CIA, weil sie ihn als Puffer gegen die Ajatollahs im Iran stärken wollten. Ein Bauer im Machtspiel der Großen. Sie habe es (wie so oft) übrtrieben, und die Schmeicheleien sind ihm zu Kopf gestiegen. Es war trotzdem Saddams ureigene Entscheidung Kuweit anzugreifen. Was er eigentich damit erreichen wollte, weiß man heute noch nicht.

Ich bleibe bei meinem Urteil Größenwahn, und das ist recht milde, wenn man seine psychopathische Ader sieht.
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#47 Re: Einsatz in Syrien

Beitrag von Zeus » Mi 11. Sep 2013, 21:26

Pluto hat geschrieben:
Zeus hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:[...] zu der Zeit als er in einem Anflug von Größenwahn Kuweit einnahm.
Größenwahn???
How Bush 41 Tricked Saddam Into Invading Kuwait
Gulf War 1 - The April Glaspie interview
Und wenn schon...

Die Amis haben sein Ego gestreichelt und mit seinen Macho-Gefühlen gespielt.
Saddam war lange Zeit der Liebling des CIA, weil sie ihn als Puffer gegen die Ajatollahs im Iran stärken wollten. Ein Bauer im Machtspiel der Großen. Sie habe es (wie so oft) übrtrieben, und die Schmeicheleien sind ihm zu Kopf gestiegen. Es war trotzdem Saddams ureigene Entscheidung Kuweit anzugreifen. Was er eigentich damit erreichen wollte, weiß man heute noch nicht.

Ich bleibe bei meinem Urteil Größenwahn, und das ist recht milde, wenn man seine psychopathische Ader sieht.

Krieg gegen Iran: OK. Gegen Kuweit: Größenwahn. Alles klar.

Nach ca. 6 Minuten geht's um Saddam:
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#48 Re: Einsatz in Syrien

Beitrag von sven23 » Do 12. Sep 2013, 07:22

Pluto hat geschrieben:Was er eigentich damit erreichen wollte, weiß man heute noch nicht.

.

Das kuweitische Öl natürlich. Nach dem Iran-Irak Krieg, den die Amerikaner kräftig auf beiden Seiten unterstützten, war der Irak wirtschaftlich und militärisch ziemlich ausgeblutet. Da wären neue Einnahmequellen ziemlich gelegen gekommen und die Amerikaner signalisierten ihm gewissermaßen freie Hand, indem sie sich nicht einmischen würden. Eine Falle mit fatalen Folgen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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