Lockerung des Friedhofszwangs in Bremen

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Magdalena61
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#1 Lockerung des Friedhofszwangs in Bremen

Beitrag von Magdalena61 » Sa 25. Okt 2014, 11:52

Asche Verstorbener im Vorgarten verstreuen

Der Bremer Senat hat dem Gesetzesentwurf zur Änderung des Friedhofs- und Bestattungswesens zugestimmt. Die Asche Verstorbener soll in Bremen künftig auch außerhalb von Friedhöfen verstreut werden dürfen. Erlaubt sein soll dies ebenso auf privaten Grundstücken wie auf besonders ausgewiesenen öffentlichen Flächen.

Grundlage dafür soll eine schriftliche Verfügung der verstorbenen Person darüber sein, ob – und wo die Asche ausgestreut werden soll. Zudem muss eine Person bestimmt worden sein, die für die wunschgemäße Bestattung sorgt.

Die Bürgerschaft muss dem Vorhaben noch zustimmen. Nachbargrundstücke dürfen nicht oder nur unwesentlich durch das Verstreuen der Asche beeinträchtigt werden. So soll dies etwa bei starkem Wind unterbleiben und stattdessen die Asche in der Erde beigesetzt werden.
Quelle
Man darf die Asche eines Verstorbenen sogar zu Hause aufbewahren, für einige Zeit.
(Danach kann der Besitzer der Asche ja etwas anderes in die Urne einfüllen und die Originalasche weiterhin als Reliquie behandeln- :| )

Ist diese Entscheidung jetzt zu begrüßen oder nicht?

Der Wind bläst, wo er will, und nicht alle Zeitgenossen respektieren die Grenzen ihres Nächsten. Möchte ich die Asche des Opas eines Nachbarn in meinem Vorgarten oder auf meinem Auto sehen? :? Mit den Schuhen ins Haus tragen?

Andererseits: Ein Todesfall kostet entsetzlich viel Geld, Tausende von Euro. Die Hinterbliebenen werden ziemlich abgezockt, auch die Gebühren für den Liegeplatz und das Amtliche sind heftig. Warum in aller Welt bestraft man die Lebenden für den Tod eines Angehörigen? Reicht es nicht, dass sie die Trauer durchleben und bewältigen müssen; muß man sie auch noch finanziell ausnehmen?
Wenn man kein Grab mieten und pflegen muß, dann wird die Entsorgung der sterblichen Hülle der Entschlafenen vielleicht erschwinglicher.

Die Kirchen sind mit der Unterwanderung des Feuerbestattungsgesetzes nicht einverstanden.

Was sagt die Bibel dazu? Gibt es Vorschriften bezüglich der Bestattung Verstorbener?
LG
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Janina
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#2 Re: Lockerung des Friedhofszwangs in Bremen

Beitrag von Janina » Sa 25. Okt 2014, 16:54

Magdalena61 hat geschrieben:Warum in aller Welt bestraft man die Lebenden für den Tod eines Angehörigen?
Das ist keine Strafe, sondern pure Bescheidenheit. Man nimmt nur soviel, wie man kriegen kann. Wer grad andere Sorgen hat, wehrt sich nicht.

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#3 Re: Lockerung des Friedhofszwangs in Bremen

Beitrag von Pluto » Sa 25. Okt 2014, 17:04

Magdalena61 hat geschrieben:Ist diese Entscheidung jetzt zu begrüßen oder nicht?

Der Wind bläst, wo er will, und nicht alle Zeitgenossen respektieren die Grenzen ihres Nächsten. Möchte ich die Asche des Opas eines Nachbarn in meinem Vorgarten oder auf meinem Auto sehen? :? Mit den Schuhen ins Haus tragen?
In der Schweiz sind solche Bestattungen schon länger erlaubt.
Ich denke wenn man den Wunsch des Verstorbenen respektiert, sollte eine würdevolle Bestattung auch in "nicht-geweihtem" Boden erlaubt sein.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Abischai
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#4 Re: Lockerung des Friedhofszwangs in Bremen

Beitrag von Abischai » Sa 25. Okt 2014, 19:27

Wenn man ein großes Grundstück hat, sollte man seine Lieben dort begraben dürfen. Die Bevölkerungsdichte bedingt jedoch die Beachtung der Grundwasserqualität. Wenn der Abstand zum Grundwasser groß genug ist, ist das i.O. aber wer garantiert das? In alten Western sieht man oft, daß die Angehörigen in Sichtweite zum Haus auf dem Hügel begraben liegen. Ich finde das gut. Aber in der Großstadt, man stelle sich die City von Frankfurt vor, geht das natürlich nicht.

Ich bin für gerechte, klare und menschenwürdige Regelungen, an die haben sich dann alle zu halten.
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]

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#5 Re: Lockerung des Friedhofszwangs in Bremen

Beitrag von Catholic » Sa 25. Okt 2014, 20:08

Abischai hat geschrieben: Wenn der Abstand zum Grundwasser groß genug ist, ist das i.O. aber wer garantiert das?

Und genau deswegen wurden im 19.Jahrhundert die deutschen Friedhöfe aus dem direkten Umfeld der Kirchen (daher auch der Begriff Friedhof) herausgenommen und vor (!) die Orte gelegt,auf diese Weise entstanden die grossen städtischen Zentralfriedhöfe.

Abischai
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#6 Re: Lockerung des Friedhofszwangs in Bremen

Beitrag von Abischai » Sa 25. Okt 2014, 21:39

Echt, bei uns erst so spät? Kein Wunder...

In der Antike wurde niemals in der Stadt beerdigt, schon vor tausenden von Jahren nicht.
Abraham kaufte ein Feld mit einer Höhle drauf, um Sarah zu begraben, weit weg von den Zelten.
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Magdalena61
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#7 Re: Lockerung des Friedhofszwangs in Bremen

Beitrag von Magdalena61 » Sa 25. Okt 2014, 22:18

Abischai hat geschrieben:Wenn man ein großes Grundstück hat, sollte man seine Lieben dort begraben dürfen.
Und wenn der Hausbesitzer, der seine Frau und seine Hunde auf dem eigenen Grundstück beerdigt hatte dann auch verstirbt und die Erben wollen das Haus verkaufen? Wer kauf denn SO ein Haus?
Die Toten umzusiedeln wird teuer...

Auch im Garten eines gemieteten Hauses sollte man wohl besser keine Gräber anlegen.

Ich mag Friedhöfe, weil sie so ruhig und meist schön angelegt sind, die Entschlafenen stören oder beunruhigen mich auch nicht, aber ich würde nicht auf einem Friedhof wohnen wollen.
In alten Western sieht man oft, daß die Angehörigen in Sichtweite zum Haus auf dem Hügel begraben liegen.
Die hatten ja nichts anders. Und umgezogen sind sie eher nicht; wohin hätten die Farmer denn gehen sollen? der Grundbesitz blieb in der Familie. Wenn da auf dem riesigen Areal irgendwo ein Familienfriedhof war, schön mit Bäumen umgeben und so, dann passte das.
Ich bin für gerechte, klare und menschenwürdige Regelungen, an die haben sich dann alle zu halten.
Nicht weit von meinem Wohnort entfernt demonstrieren einige Bürger (Grundbesitzer und Besucher) wiederholt, nein, unablässig, was sie von der StVO halten- nämlich gar nichts. Auf den Anstand und die Pietät der Bevölkerung bezüglich anderer Angelegenheiten würde ich also eher nicht setzen.

Aber wie ist das nun mit der Bibel... hat da jemand die Asche verstorbener Angehöriger in der Pampa verteilt? ich kann mich nicht daran erinnern, so etwas gelesen zu haben.
Die Auferstehung funktioniert auch mit Asche, denn wer vor 5000 Jahren verstarb, von so einem ist ja auch nichts mehr übrig, die Einäscherung eines Leichnams ist nicht das Problem, denke ich. Es kommt ja eh nichts Verwesliches in die neue Welt.

Ich weiß nicht, warum immer mehr Leute so wild darauf sind, als Asche verstreut zu werden.

Für die Hinterbliebenen kann es wichtig sein, einen Ort zu haben, einen Platz, an den sie hingehen können, um dem Verstorbenen zu gedenken. Manchmal möchte man ihm auch einfach noch etwas Liebe erweisen und pflegt das Grab... am Anfang mit viel Emotionen; im Laufe der Jahre lässt das nach, und bis die Liegezeit ausgelaufen ist, hat man sich an die Abwesenheit des Verstorbenen gewöhnt und kann loslassen.

Als das Grab meiner Mutter vor etwa 10 Jahren geräumt werden musste, habe ich von der Bepflanzung die drei Lonicera nidida mitgenommen. Seitdem schleppe ich sie mit mir herum; wenn ich umziehe, kommen sie mit. Man kann sie gut zurückschneiden und damit klein halten, und sie nehmen es auch nicht übel, verpflanzt zu werden. :D Irgendwie mag ich die Dinger.
LG
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#8 Re: Lockerung des Friedhofszwangs in Bremen

Beitrag von Catholic » Sa 25. Okt 2014, 23:10

Abischai hat geschrieben:Echt, bei uns erst so spät? Kein Wunder...

Nein,denn im Früh-wie auch im frühen Hochmittelalter lebten in Westeuropa die meisten Menschen in einfachen,kleinen Gehöften oder in kleinen Bauerschaften,die aus mehreren - oft mehr oder weniger weit von einander entfernt gelegenen - Gehöften,die Kirche samt eingefriedetem Gräberfeld (daher auch der Friedhof) lag in der Nähe dieser Bauerschaft.
Erst als sich im späten 13.Jahrhundert die Städte stark vergrösserten,wurden die Friedhöfe in die Städte verlegt.

Abischai
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#9 Re: Lockerung des Friedhofszwangs in Bremen

Beitrag von Abischai » So 26. Okt 2014, 01:48

Ich lebe in LE einer 1/2 Mio-Stadt. Hier gibt es viele Friedhöfe, der größte ist schön, da möchte ich auch mal hin, habe ich meine Kindern schon gesagt.
Die Regelungen bei uns finde ich in Ordnung. Man kann Erd- oder Feuerbestatten, auch annonyme Gräber sind möglich, Abteilungen extra für Kinder. Mich bewegt das immer sehr, wenn ich das sehe, und ich glaube, daß das gut so ist. Mehr geht nicht.
Und obwohl ziemlich zentral gelegen, ist hier wirklich ein Ort der Stille und Einkehr. Die Faszination ist, daß kein Mensch an Tod und Sterben etwas ändern kann, und da kommen irgendwie alle ins Grübeln, das ist fair.
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