Schon wieder Streik

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Pluto
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#1 Schon wieder Streik

Beitrag von Pluto » Sa 1. Nov 2014, 20:29

[u]Spiegel Online[/u] hat geschrieben:Die Lokführer schmettern das neue Tarifangebot der Deutschen Bahn ab - sie wollen lieber streiken. Das ist ihr gutes Recht. Dumm nur, dass sie damit ihre eigene Entmachtung betreiben.
Anstatt endlich mal der Deutschen Bahn unter die Arme zu greifen, und zur Verbesserung des Guten Rufes beizutragen, wollen die Lokführer nun am Montag wieder streiken.
Die Leidtragenden sind die Kunden; die (viele davon) immer noch widerwillig mit der Bahn fahren, weil sie unzuverlässig ist.
Wenn man zu spät zur Arbeit erscheint, wie oft kann man seinem Chef noch mit der Ausrede kommen, "Die Bahn hat gestreikt"?

Ich meine, der Spiegel hat Recht wenn er im Titel behauptet das sei Deutschlands dümmste Gewerkschaft!


Wie seht ihr das?
Machen sich diese Gewerkschaften damit nicht selbst kaputt?
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sven23
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#2 Re: Schon wieder Streik

Beitrag von sven23 » Sa 8. Nov 2014, 08:43

Die" heute show" titelt: Weichen plastern seinen Weg.




http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/ ... h-Weselsky

Wischmeyer bringt es auf den Punkt: Seit wann ist die Bahn für Verspätungen auf Streiks angewiesen? :lol:
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closs
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#3 Re: Schon wieder Streik

Beitrag von closs » Sa 8. Nov 2014, 09:47

Pluto hat geschrieben:Ich meine, der Spiegel hat Recht wenn er im Titel behauptet das sei Deutschlands dümmste Gewerkschaft!
Früher war der SPIEGEL mal auf der Seite der Schwachen - heute ist er auf der Seite der pseudo-intellektuellen Sesselfurzer.

Natürlich ist das alles bescheuert - andererseits hat die Bahn auf ihrem Weg in die AG soviel Personal-Kahlschlag gemacht, dass der Krankenstand heute bei weit über 10% liegt - wegen unendlich vieler Überstunden. - Dass da auch inner-gewerkschaftliche Kämpfe dahinterstecken, ist auch klar - da muss allerdings auch darauf hingewiesen werden, dass Arbeitgeber sich inzwischen ihre selbst-gesteuerten Gewerkschaften aufbauen (ging vor ca. 20 Jahren los). - In anderen Worten: Der Fall ist nicht so eindeutig, wie er medial rübergebracht wird.

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sven23
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#4 Re: Schon wieder Streik

Beitrag von sven23 » Sa 8. Nov 2014, 10:24

Ich weiß nicht, ob es ins Reich der Legenden gehört, aber glaubt man älteren Generationen, hat uns die ganze Welt mal beneidet wegen der Pünktlichkeit der Bahn.
Mit der Privatisierung hat man sich auch neue Probleme eingehandelt, unter anderem das Streikrecht. Jetzt wundert man sich, daß dann auch mal vom Streikrecht Gebrauch gemacht wird. Die Rechtmäßigkeit des Streiks ist ja jüngst von einem Arbeitsgericht bestätigt worden.

Ärgerlich ist es allemal für alle, die auf die Bahn angewiesen sind, keine Frage. Aber ein Streik, der keine Auswirkungen hätte, wäre ein schwaches Druckmittel.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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jsc
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#5 Re: Schon wieder Streik

Beitrag von jsc » Sa 8. Nov 2014, 15:16

Hallo,

Streik ist das (letzte) Mittel was die Gewerkschaft (die hoffentlich im Sinne der Arbeitnehmer) hat um den Forderungen Nachdruck zu verleihen. Letzendlich muss natürlich (wie bei allem) Maß gehalten werden. Aber in der Vergangeheit gab es in Deutschland sehr häufig (immer?) einen Reallohnverlust. Der "Wohlstand" ist quasi auf den Rücken der Arbeitnehmer erkauft (meistens sogar geklaut).

Füher gab es vielleicht noch Solidarität unter den Arbeitnehmern (weiß ich nicht, weil ich dafür wahrscheinlich zu jung bin) aber heute scheint jeder (nur noch) seines Glückes Schmied zu sein. Wir sind alles lauter Egoisten. Ich denke schon lange darüber nach. Und manchmal fühlt man sich sogar schlecht dabei, weil man (aktuell) Gewinner dieser Situation ist. Was aber passiert wenn man nicht mehr dazu gehört? Die Mittelschlicht stirbt in D aus. Entweder du schafft es nach oben (sehr wenige) oder du fällst nach unten.

Eigentlich fühle ich mich "dem kleinen Manne" näher als dem "großen Unternehmer". Eigentlich ist auch die Bezeichnungen "Arbeitnehmer und Arbeitgeber" in unserer Welt pervertiert: Eigentlich gibt ja der Arbeitnehmer seine Arbeits(-skraft) und der Arbeitgeber nimmt sie. Ohne Arbeiter sind die Konzerne nämlich nichts (und ohne Arbeitsplätze haben die Arbeiter auch nix...) - vertrackte Situation. Aber das die "Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden" kann ja auch nicht das Ziel sein, oder?

Deswegen gönn' ich den Lokführern ihren Streik, obwohl ich nächste Woche wieder auf eine funktionierende Bahn angewiesen bin - und hoffe das es bis dahin nicht wieder zu einem Streik kommt.

Gruß
jsc

Pluto
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#6 Re: Schon wieder Streik

Beitrag von Pluto » Sa 8. Nov 2014, 15:37

jsc hat geschrieben:Deswegen gönn' ich den Lokführern ihren Streik, obwohl ich nächste Woche wieder auf eine funktionierende Bahn angewiesen bin - und hoffe das es bis dahin nicht wieder zu einem Streik kommt.
Hi jsc,
Schön dass du zu uns gefunden hast. Herzlich willkommen im Forum! :wave:

Wie jede Münze, hat auch dieser Bahnstreik zwei Seiten. :)
Sicher sollte der Lohn der Arbeitsleistung entsprechen. Aber für alle die wie du, auf eine verlässliche Dienstleistung der Bahn angewiesen sind, wird dieser Streik letztlich auf dem Rücken der Kunden ausgetragen. Funktionierende Dienstleistungen in der Infrastruktur sind das A&O der Wirtschaft. Mit solchen Maßnahmen werden mehr Leute sich überlegen, ein Auto zu kaufen, oder ihre Trasporte weg von der Bahn auf die zuverläßigere Straße zu verlegen. Ist es das was wir als Bürger wollen?

Es streiken bei Weitem nicht alle Lokführer; viele Züge fahren noch.
Offenbar gibt es auch viele Lokführer die trotz Streiks weiter arbeiten, seis weil sie nicht organisiert sind, weil sie dem Arbeitgeber treu sind, weil sie mit ihrem Lohn zufrieden sind, oder sie sich gegenüber den Kunden verpflichtet fühlen, die Dienstleistungen aufrecht zu halten. Lokführer gehören allgwmein zu den Besserverdienenden bei der Bahn. Du schreibst von Egoismus... aber wie egoistisch ist das denn, wenn einige Wenige das ganze Land bewusst lahmlegen?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

jsc
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#7 Re: Schon wieder Streik

Beitrag von jsc » Sa 8. Nov 2014, 16:04

Danke für den Willkommensgruß.

Man kann ja auch (politisch) entscheiden, dass die Bahnmitarbeiter nicht streiken dürfen. Dann sind es halt Beamte... oh wait.. das wollte man ja nicht. Deswegen: wer A sagt, muss auch B sagen, oder? Dadurch zeigt sich ja auch der "Wert" man will das alles funzt - und deswegen kriegen die auch ein vernünftiges Gehalt.

Klar muss man das differenziert betrachten - man will sich ja nicht erpressen lassen. Aber letztendlich muss der Kuchen vielleicht generell gerechter verteilt werden. (Und das sage ich als der, der dann wahrscheinlich nicht mehr kriegen würde...)

Und ich meine das jetzt nicht speziell (nur) für die Lokführer. Mit dem Egoismus meinte ich das so, dass heutzutage jeder nur noch Unternehmer seiner Selbst ist. Man hegt und pflegt seine Karriere - sofern man überhaupt die Chance dazu hat - aber man scherrt sich einen Dreck darum wie es dem Nächsten geht...

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