Papst Franziskus-- nachdenken/debattieren über seine Person

Politik und Weltgeschehen
Catholic
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#1 Papst Franziskus-- nachdenken/debattieren über seine Person

Beitrag von Catholic » Fr 7. Nov 2014, 16:12

Hallo Foristen,

ich habe diesen Thread eröffnet,weil ich es interessant finde,sich mal Gedanken über Papst Franziskus zu machen,warum handelt er so,wie er handelt,wie "tickt" er?
Mir geht er in erster Linie nicht um eine theologische Debatte,sondern um die Person.
Meines Erachtens ist es kaum möglich,ihn richtig zu verstehen,wenn man nicht im Blick hat,dass er
a) Lateinamerikaner und
b) Jesuit
ist.

Gruss,
Catholic

closs
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#2 Re: Papst Franziskus-- nachdenken/debattieren über seine Per

Beitrag von closs » Fr 7. Nov 2014, 17:03

Entscheidend aus meiner Sicht ist, dass er sich als Jesuit "Franziskus" genannt hat und nicht bspw. "Ignatius" (I.v.Loyola - dem Gründer der Jesuiten). - Er will also nicht als Gegenreformator dastehen ("haut der modernen Welt eine drauf"), sondern als verinnerlichter Hirte, der schaut, was mit milden Mitteln zu machen ist - wobei "mild" nicht "un-energisch" heißen muss.

Ignatius von Loyola hat gewusst, dass er seinen "Krieg" gegen die Falsch-Gläubigen gewinnen kann - Dem Hl. Franziskus war klar, dass das Fürstentum der Welt immer eben dieses sein wird. - Papst Franziskus hat in diesem Sinne in Südamerika gelernt, dass in der organisierten Armut der Welt organisiertes Verbrechen wirkt, dem er keinen Sieg im Dasein entgegensetzen kann - das mag für seine Namenswahl eine Erklärung sein.

Catholic
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#3 Re: Papst Franziskus-- nachdenken/debattieren über seine Per

Beitrag von Catholic » Fr 7. Nov 2014, 17:14

Und...er ist lateinamerikanischer Jesuit,denn die Jesuiten in Lateinamerika haben sich schon sehr früh für die Armen und Unterdrückten eingesetzt und deren Interessen vertreten,im 17.Jahrhundert ganz konket für die Indios,die sie unter Anderem vor den portugisischen und spanischen Sklavenhaltern schützten.

Abischai
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#4 Re: Papst Franziskus-- nachdenken/debattieren über seine Per

Beitrag von Abischai » Sa 8. Nov 2014, 00:07

Politisch-historisch gesehen - sofern die Fakten wahr sind - ist der Einsatz der Jesuiten sicher interessant. Aber in welcher Ideologie sie das taten, läßt die gut ausehenden Taten verblassen.
Sie haben Boden gewonnen und auch verloren.
Was bleibt ist jedoch, daß die Jesuiten nach wie vor als der militante Arm Roms gelten.

Man kann es niemandem verübeln, was nach im geschieht. Aber Lateinamerika ist nicht gerade ein Beispiel besonders segensreicher Vorarbeit. Vielmehr ist genau diese Region besonders arm und verroht und hoffnungslos.

Wie gesagt, ein direkter Zusammenhang zu den sozialen Leistungen der Jesuiten ist da auf den ersten Blick nicht zu erkennen, aber die geistliche Urheberschaft Roms und der Stand heute passen deutlich zusammen.
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]

Pluto
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#5 Re: Papst Franziskus-- nachdenken/debattieren über seine Per

Beitrag von Pluto » Sa 8. Nov 2014, 00:21

Abischai hat geschrieben:Aber Lateinamerika ist nicht gerade ein Beispiel besonders segensreicher Vorarbeit. Vielmehr ist genau diese Region besonders arm und verroht und hoffnungslos.
Da kommt die Hornbach Werbung gerade richtig, "Es gibt immer was zu tun..."

Abischai hat geschrieben:Wie gesagt, ein direkter Zusammenhang zu den sozialen Leistungen der Jesuiten ist da auf den ersten Blick nicht zu erkennen, aber die geistliche Urheberschaft Roms und der Stand heute passen deutlich zusammen.
Vielleicht wäre es besser gewesen, die Incas, Azteken, usw. einfach in Ruhe zu lassen. Stattdessen haben die Conquistadores ihnen ihr Gold und ihr Land weggenommen. Die Menschen leiden heute noch darunter.

Ob man der heutigen Kirche daraus einen Vorwurf machen kann?
Ich glaube eher nicht.

Zum Thema....
Papst Franziskus macht auf mich einen sehr positiven Eindruck. Er scheint sich sowohl um die Kirche (auch ihen Ruf) als auch um die Menschen in seiner Kirche kümmern zu wollen. Das finde ich gut.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#6 Re: Papst Franziskus-- nachdenken/debattieren über seine Per

Beitrag von Lena » Sa 8. Nov 2014, 16:27

Das Vorwort von ihm zu diesem Buch fand ich gut:

http://www.weltbild.ch/3/18973448-1/buch/armut.html
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
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sven23
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#7 Re: Papst Franziskus-- nachdenken/debattieren über seine Per

Beitrag von sven23 » Di 23. Dez 2014, 09:01

Bei der Weihnachtsansprache des Papstes müssen den Kurienmitgliedern ja die Ohren geklingelt haben.

http://www.welt.de/politik/ausland/arti ... ie-ab.html

Er sprach von 15 Krankheiten, von denen die Kirchenführung befallen ist, darunter Machtstreben, Geldgier, Eitelkeit, Exhibitionismus, Karrieremacherei, Arroganz, Hartherzigkeit und Geschwätzigkeit.
Er prangerte auch an, daß viele im Vatikan ein Doppelleben führten, also anderen Wasser predigen und sich selbst einem ausschweifenden Leben hingäben.

Die einzige Hoffung der Kurie besteht wohl darin, daß sich das Papstproblem irgendwann von selbst auf biologische Weise erledigt. Nicht umsonst wählt man ja alte Männer zum Papst.

Auf jeden Fall wird mir dieser Papst immer sympathischer :thumbup:
Hoffentlich hat er noch genügend Zeit und Kraft, den Stall auszumisten.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#8 Re: Papst Franziskus-- nachdenken/debattieren über seine Per

Beitrag von closs » Di 23. Dez 2014, 09:10

sven23 hat geschrieben:Hoffentlich hat er noch genügend Zeit und Kraft, den Stall auszumisten.
Wenn nicht, ist der Weg trotzdem eingeschlagen.

Mit meinen extrem bescheidenen Erfahrungen kann ich übrigens bestätigen, was er sagt. Denn in den 90er Jahren war ich mal marketing-mäßig im Vatikan unterwegs (da ging es ums "Heilige Jahr 2000") und war wirklich erschüttert, dass es dort genauso zuging, wie wir es bei Opel oder der Lufthansa gewohnt waren: Der eine Kardinal wollte uns haben, um einem anderen Kardinal eins auszuwischen. - Daraufhin hat der andere Kardinal versucht, uns auszuspannen. - Am Ende wurden die beiden sich einig - und wir wurden abgeschossen. :lol:

Die Cafeteria im Vatikan kam mir übrigens vor wie der Weltraumbahnhof in "Krieg der Welten" :lol: - da traf sich ALLES, was irgendwie Geschäfte machen wollte . - Und der Vatikanbanker saß quasi neben dem Pilger-Abt, der kurz vorher zu Fuß eingetroffen war.

Wie auch immer: Man darf die spirituelle Macht der RKK trotzdem nicht unterschätzen - die katholische Theologie erscheint mir nach wie vor als die schlüssigste. - Das ist wie ein Flugzeugträger, der seinen Kurs nur langfristig ändern kann - hat auch was Gutes, wenn man bspw. das Sprunghafte anderer Theologien sieht.

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sven23
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#9 Re: Papst Franziskus-- nachdenken/debattieren über seine Per

Beitrag von sven23 » Di 23. Dez 2014, 10:37

closs hat geschrieben:Wenn nicht, ist der Weg trotzdem eingeschlagen.

Kommt drauf an, wieviel Mitstreiter er gewinnen kann. Sonst können alle Reformbemühungen schnell wieder im Sand verlaufen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#10 Re: Papst Franziskus-- nachdenken/debattieren über seine Per

Beitrag von Abischai » Di 23. Dez 2014, 18:30

Immerhin ist er schon mal länger als 33 Tage im Amt, kann also nicht sooo schlimm sein mit ihm.
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]

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