Abwaschen kann jeder!

Politik und Weltgeschehen
Pluto
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#41 Re: Abwaschen kann jeder!

Beitrag von Pluto » Di 6. Jan 2015, 10:15

2Lena hat geschrieben:In deiner Statistik fehlen die "Privatierer".
Das ist richtig, liebe 2Lena.

Bei dir klingt es so, als wäre allein schon die finanzielle Unabhängigkeit eine Sünde.
Aber diese Leute liegen Niemandem auf der Tasche, kümmern sich um ihre eigenen Angelegenheiten, und so lange sie ohne zu murren ihre Steuern bezahlen, ist das doch Okay. Darunter befinden sich viele Leute die sich von ihrem Ersparten ein ruhiges Leben gönnen — viele von Ihnen tüchtige Handwerker die sich zur Ruhe gesetzt haben. Sie können nichts dafür, wenn sie von Neidern zu den Buhmännern der Nation gemacht werden. Sollen sie doch ihr Geld ausgeben; dann kommts wenigstens unter die Leut'. Nicht zuletzt auch in Form von Mehrwertsteuer was der Gesellschaft zu Gute kommt.

Bei manchen ists schon a bisserl viel, das gebe ich zu. — Wer braucht denn schon Milliarden zum glücklich sein?
Aber sollen doch die Politiker was tun um diese Reichen vermehrt zur Kasse zu bitten; die sind fürs Umverteilen zuständig, nicht du oder ich.
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closs
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#42 Re: Abwaschen kann jeder!

Beitrag von closs » Di 6. Jan 2015, 10:48

Pluto hat geschrieben: Darunter befinden sich viele Leute die sich von ihrem Ersparten ein ruhiges Leben gönnen — viele von Ihnen tüchtige Handwerker die sich zur Ruhe gesetzt haben.
Das kann es auch geben - aber dann sind es meistens Rentner. - Der eigentliche Ansatz wäre, dass das große Geld in aller Regel nicht Folge von Leistung ist - also buchstäblich nicht verdient ist.

Würde man all dieses Geld besteuern UND darauf achten, dass die Steuern auch gezahlt werden (und zwar nicht nach dem Ort, wo das Geld ist, sondern nach der Nationalität des Besitzers), hätte Deutschland pro Jahr eine 3stellige Milliarden-Summe mehr Einnahmen. - Das erlaubt nicht, Hartzler einen Freibrief zu geben. - Aber es stellt klar, mit welchen Dimensions-Unterschieden wir zu tun haben.

Übrigens: Das unversteuerte Geld der griechischen Oligarchie beläuft sich auf einen höheren Betrag als die gesamten Staatsschulden Griechenlands. - Würde die Zinsen aus diesem Geld jährlich besteuert werden UND würde das Geld fließen, hätte Griechenland pro Jahr knapp 10 Milliarden mehr Geld - auf 10 Jahre sind das 100 Milliarden Geld. Und wäre dieses Geld, bevor es Zinsen abwirft, mit 25% besteuert werden, kämen noch einem 100 Milliarden obendrauf. Es gäbe keine Griechenland-Krise.

Pluto
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#43 Re: Abwaschen kann jeder!

Beitrag von Pluto » Di 6. Jan 2015, 11:04

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Darunter befinden sich viele Leute die sich von ihrem Ersparten ein ruhiges Leben gönnen — viele von Ihnen tüchtige Handwerker die sich zur Ruhe gesetzt haben.
Das kann es auch geben - aber dann sind es meistens Rentner. - Der eigentliche Ansatz wäre, dass das große Geld in aller Regel nicht Folge von Leistung ist - also buchstäblich nicht verdient ist.
Das mag auf einen gewissen Prozentsatz zutreffen. Aber wo sind die Statistiken die deine Behauptungen stützen? Dann könnte man ja die Zahlen mit einbeziehen.

closs hat geschrieben:Übrigens: Das unversteuerte Geld der griechischen Oligarchie beläuft sich auf einen höheren Betrag als die gesamten Staatsschulden Griechenlands. - Würde die Zinsen aus diesem Geld jährlich besteuert werden UND würde das Geld fließen, hätte Griechenland pro Jahr knapp 10 Milliarden mehr Geld - auf 10 Jahre sind das 100 Milliarden Geld. Und wäre dieses Geld, bevor es Zinsen abwirft, mit 25% besteuert werden, kämen noch einem 100 Milliarden obendrauf. Es gäbe keine Griechenland-Krise.
Auch das ist im Grundsatz richtig. Nur... was hat die Griechenlandkrise mit der Tatsache zu tun, dass unser Staat nicht zum Garant für den Grundlohn gemacht werden sollte, wie es hier in Deutschland offenbar der Fall ist?

Was mich an der Argumentation mit der finanziellen Unabhängigkeit stört, ist, dass der Kampf gegen Steuerhiterziehung nicht ausschließt, dass es gerecht wäre, Leistung für Geld zu fordern.
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#44 Re: Abwaschen kann jeder!

Beitrag von closs » Di 6. Jan 2015, 11:45

Pluto hat geschrieben: Aber wo sind die Statistiken die deine Behauptungen stützen?
Ich weiß nicht, wo ich diese suchen soll - es gibt sie aber. - Meine Äußerungen beruhen auf der Übereinstimmung von diesbezüglichen Äußerungen der Medien (TV/ZEIT) und eigener Logik. - Nimm einfach nur mal das in Aktien/Hedgefonds/etc. ruhende Geld, das (unterm Strich), dessen Erträge nicht Folge von Investition, sondern passiver Teilhabe sind - dann hast Du es schon.

Pluto hat geschrieben: Nur... was hat die Griechenlandkrise mit der Tatsache zu tun, dass unser Staat nicht zum Garant für den Grundlohn gemacht werden sollte, wie es hier in Deutschland offenbar der Fall ist?
Dieser Vergleich zeigt nur, dass die Hingabe der Öffentlichkeit an Spreißel ausgeprägter ist als an Balken - was für Griechenland gilt, gilt im übrigen auch für Deutschland, nur dass Deutschland davon (noch) nicht kaputt geht.

Pluto hat geschrieben:Was mich an der Argumentation mit der finanziellen Unabhängigkeit stört, ist, dass der Kampf gegen Steuerhiterziehung nicht ausschließt, dass es gerecht wäre, Leistung für Geld zu fordern.
Da sind wir uns ja prinzipiell einig. - Das größte Hindernis sehe ich hier darin, dass etwa Gewerkschaften nicht ganz zu Unrecht bemängeln werden, dass damit ein dritter Arbeitsmarkt aufgemacht wird, somit also immer weniger Menschen im ersten und zweiten Arbeitsmarkt eingesetzt werden.

Weil mir's gerade einfällt: Vor einigen Wochen ist uns ein Auto in unseren T5 hineingekracht, dessen Besitzer - wie sich in einem Gespräch herausstellte - ein arbeitsloser, sogar promovierter Chemiker war. - Stelle Dir mal vor, er würde jetzt vom Arbeitsamt für 8,50 Euro in der Pharma-Industrie angeboten werden, damit er was zu tun hat. Ein Personal-Manager würde daraufhin gleich Dollar-Zeichen in den Augen bekommen, einen Chemiker rausschmeißen und den arbeitslosen Chemiker übernehmen - und den Rausgeschmissenen würde dann die nächste Firma übernehmen - und so würde ein Domino-Effekt stattfinden.

Genau das befürchten die Gewerkschaften. - Und genau so läuft es auch in der Praxis - in meiner letzten Firma haben wir unsere Sekretariatskräfte ausschließlich vom Arbeitsamt bezogen, weil dann die ersten 6 Monate zu 50% bezahlt wurden. - Nach 6 Monaten musste jemand SEHR gut sein, dass er nicht erneut ausgetauscht wurde - that's the name of the game.

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#45 Re: Abwaschen kann jeder!

Beitrag von Pluto » Di 6. Jan 2015, 11:53

closs hat geschrieben:Genau das befürchten die Gewerkschaften. - Und genau so läuft es auch in der Praxis - in meiner letzten Firma haben wir unsere Sekretariatskräfte ausschließlich vom Arbeitsamt bezogen, weil dann die ersten 6 Monate zu 50% bezahlt wurden. - Nach 6 Monaten musste jemand SEHR gut sein, dass er nicht erneut ausgetauscht wurde - that's the name of the game.
Die Praxis ist... Steigende Löhne und die Politik fürhte einen Mindestlohn ein.

Wann, wenn nicht jetzt in Zeiten der Hochkonjunktur, wäre denn deiner Meinung nach ein besserer Zeitpunkt, um ein Pilotprojekt zu starten?
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#46 Re: Abwaschen kann jeder!

Beitrag von ThomasM » Di 6. Jan 2015, 12:24

Pluto hat geschrieben: Wann, wenn nicht jetzt in Zeiten der Hochkonjunktur, wäre denn deiner Meinung nach ein besserer Zeitpunkt, um ein Pilotprojekt zu starten?
Meine Frage bleibt, wie denn so ein Pilotprojekt aussehen könnte.

Ich habe jetzt mal ein wenig zu ALG II gelesen und gebe zu, dass das Beispiel mit der Mutter von 3 Kindern nicht gut war.
Wohl aber einer Mutter mit einem Minijob, die dann Aufstockung benötigt.
Oder besagter arbeitsloser Chemiker.
Oder nehme mal an, ich würde in meinem Alter arbeitslos und würde ALG II bekommen, weil mich in meinem Alter niemand mehr einstellt.

Meinst du, die Mutter hätte Zeit für Fegen oder wäre dort gut eingesetzt? Wer passt dann auf die Kiddies auf?
Oder der Chemiker oder ich. Ich war mein Lebtag Schreibtischtäter, aus gutem Grund. Dort bin ich extrem leistungsfähig. Wäre ich beim Fegen wirklich gut eingesetzt, warum kann ich nicht etwas tun, wo ich wirklich etwas leisten kann?

Und wieso gibt es so viel Arbeit im Bereich Fegen?
Warum schreiben die Kommunen nicht einfach Stellen dafür aus? Wäre Arbeit schaffen nicht besser als blind Arbeit zuteilen?

Wie closs betonte, hat es Marktwirtschaftliche Ursachen, warum wir das Heer von ALG II Empfängern haben. Marktwirtschaft kann durch staatliche Regulierung nicht ausgehebelt werden. Und dein Pilotprojekt wäre nichts anderes als staatliche Regulierung.
Die Erfahrung zeigt, dass durch solche Aktionen mehr Probleme erzeugt als gelöst werden.
Was mich wieder zu meiner Aussage bringt, dass solche Aktionen am Ende mehr Geld kosten als bringen.

Es ist also marktwirtschaftlich sinnvoll, das Heer von ALG II zu behalten.

Gruß
Thomas
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

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#47 Re: Abwaschen kann jeder!

Beitrag von closs » Di 6. Jan 2015, 13:02

Pluto hat geschrieben:Wann, wenn nicht jetzt in Zeiten der Hochkonjunktur, wäre denn deiner Meinung nach ein besserer Zeitpunkt, um ein Pilotprojekt zu starten?
Nix dagegen - wenn Arbeit, die sonst liegenbleiben würde, an geeignete Hartz-Empfänger verteilt wird - warum nicht? - Aber meine Zweifel überwiegen, dass dies nicht konsequent durchgezogen werden würde und sich ein dritter Arbeitsmarkt zulasten des ersten und zweiten Arbeitsmarktes etablieren würde.

Wären wir eine ehrliche Welt, würden diese Zweifel NICHT überwiegen.

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#48 Re: Abwaschen kann jeder!

Beitrag von Pluto » Di 6. Jan 2015, 13:59

closs hat geschrieben:Aber meine Zweifel überwiegen, dass dies nicht konsequent durchgezogen werden würde und sich ein dritter Arbeitsmarkt zulasten des ersten und zweiten Arbeitsmarktes etablieren würde.
Diese Befürchtung wird immer wieder angebracht. In diesem Fall ist es aber Arbeit, die wenn überhaupt, dann nur von Freiwilligen gemacht wird. Deshalb mache ich mir wenig Sorgen, dass hier ein Konkurrenzkampf entstehen würde.

Hinzukommt: Es würden nur Gelder zum Einatz kommen, die zurzeit ohne Gegenleistung verteilt werden.
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#49 Re: Abwaschen kann jeder!

Beitrag von Andreas » Di 6. Jan 2015, 16:10

Pluto hat geschrieben: In diesem Fall ist es aber Arbeit, die wenn überhaupt, dann nur von Freiwilligen gemacht wird.
Verstehe ich nicht. Was hindert denn die Freiwilligen heute daran, diese Arbeiten zu machen?

Dein Pilotprojekt machte mir bis jetzt nicht den Eindruck auf Freiwilligkeit zu fußen.
Der einzige Unterschied den ich zu dem Projekt Ein-Euro-Jobs erkennen kann ist, dass du von 60 Stunden im Monat ausgehst, während der Ein-Euro-Jobber 30 Stunden pro Woche arbeitet!

Sinnvoll wäre eine Vollzeitbeschäftigung für 8,50 Euro für ALG II Empfänger. Aber weil es die nicht gibt und niemand bereit ist das zu zahlen oder zahlen kann, gibt es die ALG II Empfänger doch erst.

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#50 Re: Abwaschen kann jeder!

Beitrag von Pluto » Di 6. Jan 2015, 16:24

Andreas hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: In diesem Fall ist es aber Arbeit, die wenn überhaupt, dann nur von Freiwilligen gemacht wird.
Verstehe ich nicht. Was hindert denn die Freiwilligen heute daran, diese Arbeiten zu machen?
Es gibt zu wenige davon.

Andreas hat geschrieben:Der einzige Unterschied den ich zu dem Projekt Ein-Euro-Jobs erkennen kann ist, dass du von 60 Stunden im Monat ausgehst, während der Ein-Euro-Jobber 30 Stunden pro Woche arbeitet!
Ja. Ist das nicht ein ganz wesentlicher Unterschied? Wenn man bedenkt, dass der Rest Freizeit ist, ist das doch schon mal ein besserer Ansatz.

Andreas hat geschrieben:Sinnvoll wäre eine Vollzeitbeschäftigung für 8,50 Euro für ALG II Empfänger.
Warum so negativ? 60 Stunden im Monat sind doch ein Schritt in die richtige Richtung.

Andreas hat geschrieben:Aber weil es die nicht gibt und niemand bereit ist das zu zahlen oder zahlen kann, gibt es die ALG II Empfänger doch erst.
Das ist nicht das Problem.

Das wahre Problem ist doch, keiner ist bereit den Dreck anderer Leute wegzuputzen. Das ist verständlich.
Was unverständlich ist, ist, dass man fürs Nichtstun heute genauso viel kriegt.

PS: "Ran an die Besen!" finde ich immer noch ein besserer Slogan als "Ich bin doch nicht blöd!"
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