Der Kapitalismus ist das Böse, die armen Leute sind lieb

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closs
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#172 Re: Der Kapitalismus ist das Böse, die armen Leute sind lieb

Beitrag von closs » Mo 26. Jan 2015, 17:45

ThomasM hat geschrieben:Da mit der Neid-Emotion gearbeitet wird, benutzt man "die Reichen", um die Emotion hervorzurufen, tatsächlich will man aber dem System, eben dem Kapitalismus, ans Leder, was dazu führt, dass auch und gerade die Armen geschröpft werden.
All das wäre kein Problem, wenn man das System umstellen würde:
* Freibetrag pro Person von meinetwegen 1.500 Euro pro Person im Haushalt
* ab dann pauschal 25 % Steuer (vielleicht auch mehr)
* Angestellten-Verhältnis für Mütter (pro Kind x Euro pm bis zum Alter y des Kindes) für ihren volkswirtschaftlichen Beruf "Mutter"
* Versteuerung nach Staatsbürgerschaft des Bürgers/operativem Sitz des Unternehmens und nicht danach, wo er das Geld bilanziell hin-gezaubert wird
* Mindestlohn zu Verhinderung von verdeckten Wirtschafts-Subventionen in Gestalt von Austocker-Geldern
* Versteuerung von Finanzmarkt-Transaktionen
* Versteuerung von Finanzmarkt-Gewinnen (Höneß)
* Einstellung von 1.000 weiteren Steuerfahndern (würde allein unterm Strich einen Milliarden-Betrag pro Jahr bringen)
* usw.

Dann wären nämlich alle gleich behandelt - und wenn dann der eine mehr als der andere übrig hat, gibt es keinen Neid - er hat ja nicht auf Kosten der Allgemeinheit sein Geld erworben. - Ich denke, dass es bei entsprechender Transparenz keinen Kapitalisten-Streit gäbe.

ThomasM hat geschrieben:Ich kann mit meinem Verdienst aus der gesetzlichen Krankenkasse aussteigen (was ich auch getan habe), aber als Angestellter nicht aus der Rentenkasse.
Sorry - dann habe ich mich getäuscht. :oops: - Und überlege, warum viele der Manager, die ich gekannt habe, damit geprahlt haben, dass sie das Rentensystem nicht unterstützen.

ThomasM hat geschrieben:Wenn viele der Selbstständigen wenig verdienen, greifen die Mechanismen, die Ärmeren zu schützen, d.h. nach einer Mindesteinzahlung greift eine Mindestrente.
OK - das betrifft jetzt Kleinst-Unternehmer, die wenig Erfolg haben. - Unterm Strich ist es (aus Sicht des Staates) wurscht, weil er sich für jeden Renten-Euro einen Hartz-Euro sparen kann - wird ja verrechnet.

ThomasM hat geschrieben: Aber die Lüge, dass es allen besser gehen würde, wenn man die Selbstständigen in die Rentenkasse zwingt, ist eben das, eine Lüge.
Vielleicht geht es auch darum, dass das Volk insgesamt den Eindruck gewinnt, dass es halbwegs gerecht zugeht - vielleicht geht es eher um einen psychologischen Impuls.

Denn die Aber-Millionen, die bei uns mit irgendwelchen 700 Euro pro Monat vegetieren, aber ein Leben lang wirklich hart gearbeitet haben, werden durch diverse Realitäten schon aufs Blut gereizt - und wenn dann noch jemand sagt, dass die Geld-Unterschiede bei einzelnen Bürgern etwas mit Leistungs-Unterschieden zu tun hätten (also Ausdruck von Leistungs-Gerechtigkeit wären), dann glaubt das heute keiner mehr. - Aber nicht aus Neid, sondern weil die Leute nicht so dumm sind, wie sie gerne gemacht werden - wobei wir bruchlos zu Pegida überleiten könnten.

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Scrypt0n
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#173 Re: Der Kapitalismus ist das Böse, die armen Leute sind lieb

Beitrag von Scrypt0n » Mo 26. Jan 2015, 17:47

closs hat geschrieben:Einstellung von 1.000 weiteren Steuerfahndern (würde allein unterm Strich einen Milliarden-Betrag pro Jahr bringen)
Kannst du diese Behauptung mit irgendwelchen Fakten untermauern?

closs
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#174 Re: Der Kapitalismus ist das Böse, die armen Leute sind lieb

Beitrag von closs » Mo 26. Jan 2015, 18:02

Scrypt0n hat geschrieben:Kannst du diese Behauptung mit irgendwelchen Fakten untermauern?
Nur aus den Medien - welche regelmäßig berichten, wieviel Geld eingehen würde, wenn man 1.000 Steuerfahnder extra einstellen würde. - Quelle war meine ich die Deutsche Steuergewerkschaft. - Da wurden unterm Strich ein zusätzlicher (niedriger) Milliarden-Betrag genannt. - Auch hier: "Das Land Hessen beispielsweise bezahlt für einen Steuerfahnder jährlich rund 62.000 Euro. Dieser bringt im Durchschnitt jedoch rund zwei Millionen Euro Mehreinnahmen an Einkommensteuer" (investor verlag).

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#175 Re: Der Kapitalismus ist das Böse, die armen Leute sind lieb

Beitrag von Pluto » Mo 26. Jan 2015, 18:03

ThomasM hat geschrieben:Es gab mal eine Studie, die besagte, würde man alle Selbstständigen in die Rentenkasse zwingen, so würden sie ja auch Anrechte erwerben. Danach wäre die Rentenkasse schlechter dran als vorher. Ist das gerecht?
Als Alternative gibt es das Schweizer System, in dem Jeder einzahlt; (Selbstständige zahlen den Arbeitgeberanteil mit). Die Zahlungen sind ein Prozentsatz des Einkommens; die Rente ist aber gedeckelt, und sie wird dazu als Einkommen versteuert (wer nur die Rente bekommt, bezahlt keine Steuern).

Die Reichen unterstützen so die Armen. Mancher nennt es eine versteckte Steuer (=Umverteilung), aber was solls...? Es funktioniert ganz gut.
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#176 Re: Der Kapitalismus ist das Böse, die armen Leute sind lieb

Beitrag von Pluto » Mo 26. Jan 2015, 18:06

closs hat geschrieben:Nur aus den Medien - welche regelmäßig berichten, wieviel Geld eingehen würde, wenn man 1.000 Steuerfahnder extra einstellen würde.
Ich halte das für eine Milchmädchenrechnung weil die Steuereinnahmen bei weitem nicht proportional mit der Zahl der zusätzlichen Fahnder wächst.

Im Englischen nennt man das "Law of diminishing returns".
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#177 Re: Der Kapitalismus ist das Böse, die armen Leute sind lieb

Beitrag von piscator » Mo 26. Jan 2015, 18:11

closs hat geschrieben:Nur aus den Medien - welche regelmäßig berichten, wieviel Geld eingehen würde, wenn man 1.000 Steuerfahnder extra einstellen würde. - Quelle war meine ich die Deutsche Steuergewerkschaft. - Da wurden unterm Strich ein zusätzlicher (niedriger) Milliarden-Betrag genannt. - Auch hier: "Das Land Hessen beispielsweise bezahlt für einen Steuerfahnder jährlich rund 62.000 Euro. Dieser bringt im Durchschnitt jedoch rund zwei Millionen Euro Mehreinnahmen an Einkommensteuer" (investor verlag).
Die so genannte Deutsche Steuergewerkschaft ist eine Vereinigung, in der vorwiegend Finanzbeamte organisiert sind. Deren Ansichten zur Steuerpolitik bzw. zur Steuergerechtigkeit interessiert außerhalb der Finanzbeamten (und selbst dort) kein Mensch. Das ist so ähnlich, als wenn ich meinen Kneipenwirt fragen würde, ob ich mit dem Saufen aufhören soll.
Meine Beiträge als Moderator schreibe ich in grün.

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#178 Re: Der Kapitalismus ist das Böse, die armen Leute sind lieb

Beitrag von closs » Mo 26. Jan 2015, 18:12

Pluto hat geschrieben:Als Alternative gibt es das Schweizer System
Genau - laut Heiner Geißler (CDU) wird das kommen müssen.

Pluto hat geschrieben:m Englischen nennt man das "Law of diminishing returns".
Das wird man unter Kosten-Nutzen-Aspekten unter Kontrolle halten können - aber dieser Punkt scheint noch lange nicht erreicht zu sein.

Im übrigen wäre aus meiner Sicht das Allergescheiteste, eine Steuergesetzgebung zu machen, die erst gar nicht so kompliziert ist, dass man an jeder Ecke ausbüchsen kann. Dann kann man sich sogar Steuerfahnder sparen.

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#179 Re: Der Kapitalismus ist das Böse, die armen Leute sind lieb

Beitrag von closs » Mo 26. Jan 2015, 18:13

piscator hat geschrieben: Das ist so ähnlich, als wenn ich meinen Kneipenwirt fragen würde, ob ich mit dem Saufen aufhören soll.
OK - das kann gut sein. - Und wie steht es mit dem investor-verlag:
closs hat geschrieben:"Das Land Hessen beispielsweise bezahlt für einen Steuerfahnder jährlich rund 62.000 Euro. Dieser bringt im Durchschnitt jedoch rund zwei Millionen Euro Mehreinnahmen an Einkommensteuer" (investor verlag).

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#180 Re: Der Kapitalismus ist das Böse, die armen Leute sind lieb

Beitrag von Pluto » Mo 26. Jan 2015, 18:32

closs hat geschrieben:laut Heiner Geißler (CDU) wird das kommen müssen.
Ähm... Herr Geißler gehört zur sozialen Fraktion der Union.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:m Englischen nennt man das "Law of diminishing returns".
Das wird man unter Kosten-Nutzen-Aspekten unter Kontrolle halten können - aber dieser Punkt scheint noch lange nicht erreicht zu sein.
Das wissen wir Beide nicht.
Eben das müsste per Studie untersucht werden.

closs hat geschrieben:Im übrigen wäre aus meiner Sicht das Allergescheiteste, eine Steuergesetzgebung zu machen, die erst gar nicht so kompliziert ist, dass man an jeder Ecke ausbüchsen kann. Dann kann man sich sogar Steuerfahnder sparen.
Stimmt.
Interressant, dass Guido Westerwelle vor einigen Jahren die "Steuerklärung auf dem Bierdeckel" propagierte. Schade, dass das Projekt vor allem bei Rot-Grün kein Anklang fand. Im Gegenteil, die Regeln wurden noch komplizierter.
Auch hier hat die Schweiz mit ihrem Steuersystem die "Nase vorn": Ich habe nie einen Steuerberater gebraucht, bis ich nach Deutschland umzog.

(sorry Piscator)
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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