Währungsturbulenzen

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Pluto
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#31 Re: Währungsturbulenzen

Beitrag von Pluto » Di 27. Jan 2015, 18:02

closs hat geschrieben:Es ist an Scheinheiligkeit nicht zu überbieten, wenn den Deutschen weisgemacht wird, Deutschland habe Geld gegeben und die Griechen sollten gefälligst mal ... - Wir haben nur dann einen Anspruch auf Ergebnisse, wenn das Geld überhaupt in der Wirtschaft und beim Volk ankommt - und nicht nur ein Geldgeschiebe von Brüssel in eine französische oder deutsche Gläubigerbank ist.
WENN...
Ja wenn die Deutschen in der Lage wären, den Geldfluss zu kontrollieren. Das sind aber leider interne griechische Angelegenheiten. Es ist ja eine sog. Troika (der EU) vor Ort, die den Einsatz der Gelder überprüfen sollte. Diese Leute tun ihr Bestes, aber sie sind immer mit einer Polizeieskorte unterwegs, egal wohin sie gehen, so sehr werden sie im Land verhasst. Das sind unerträgliche Zustände für Leute die nur ihren Job tun.

Was stellst du dir eigentlich vor? Es bedürfte einer EU-Besatzungsmacht um wirklich den Fluss der Milliarden in Griechenland zu kontrollieren. Ich meine, die Verantwortung für die Lösung des Problems liegt in griecheischen Händen.
Da bin ich gespannt was die neue Regierung draus macht.

Frau Wagenknecht hat unrecht, wenn sie einen Teilerlass der griechischen Schuld unterstützt. Das ist ja der blanke Hohn! Heute schon sind die Kredite Griechenlands erst in 30 Jahren fällig, und der Zinssatz ist die Hälfte dessen was du oder ich für Hypotheken (traditionell eine der sichersten Anlagen für eine Bank) bezahlen würden.
Erst mal schauen, was die neue Regierung an neuen Gesetzen auf die Beine bringt. Wenn sie es wirklich ernt meinen mit ihren oligarchen Strukturen aufzuräumen. dann kann man sich immer noch an den Verhandlungstisch setzen.
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#32 Re: Währungsturbulenzen

Beitrag von closs » Di 27. Jan 2015, 19:24

Pluto hat geschrieben:Frau Wagenknecht hat unrecht, wenn sie einen Teilerlass der griechischen Schuld unterstützt.
Das ist tatsächlich nicht der Punkt - die Deutschen haben irgendwann um das Jahr 2010 die letzten Schulden von WK I gezahlt. - Da kann man sich mit der Zeit raus-inflationieren, ohne dass irgendeine Seite das Gesicht verliert.

Nein - der tatsächliche Punkt ist, dass das ganze Rettungspakt fast ausschließlich dazu gedient hat, (aus Sicht der Griechen) ausländlische Banken zu bedienen UND U-Boote zu bezahlen, die nochmal schnell geliefert werden. - Ich kann mich sehr genau erinnern, dass Merkel ein Junktim zwischen Tranche und Rüstungs-Geschäft gemacht hat. - Was die Leid-Tragenden angeht: Pure Verarschung.

Pluto hat geschrieben:Da bin ich gespannt was die neue Regierung draus macht.
Ich auch - die Frage wird sein, ob eine Links-Regierung eine tief verankerte oligarchen-gesteuerte Korruptions-Struktur ändert kann. - Wahrscheinlich wäre es das einfachste, wenn er sich 1.000 Mann aus Brüssel holen würde, die unbestechlich sind und an strategischen Posten eingesetzt werden würden - aber das lässt (verständlicherweise) der Stolz nicht zu.

Pluto hat geschrieben:Wenn sie es wirklich ernt meinen mit ihren oligarchen Strukturen aufzuräumen.
Das wird schwer sein - da wäre WIRKLICH Hilfe aus Brüssel gefragt - was halt staatsrechtlich schwierig ist. - Brüssel sollte streng zweckgebundene Pakete schnüren - das könnte helfen.

Pluto hat geschrieben:Ich meine, die Verantwortung für die Lösung des Problems liegt in griecheischen Händen.
Prinzipiell ja - nur hat mir das Grinsen in Söders Gesicht gezeigt, was eigentlich los ist: "Wir wissen, dass es so nicht funktionieren kann - verstehen uns auch mit den Bonzen in Athen ganz gut - uns geht das trotzdem nichts an - und waschen grinsend unsere Hände in Unschuld".


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#34 Re: Währungsturbulenzen

Beitrag von Pluto » Di 27. Jan 2015, 21:37

closs hat geschrieben:Wahrscheinlich wäre es das einfachste, wenn er sich 1.000 Mann aus Brüssel holen würde, die unbestechlich sind und an strategischen Posten eingesetzt werden würden...
1000 Unbestechliche? :o
Glaubst du auch an den Osterhasen? :angel:

closs hat geschrieben:Brüssel sollte streng zweckgebundene Pakete schnüren - das könnte helfen.
Das taten sie doch schon beim letzten Mal. Die Kontrolle über die Gelder liegt aber in der Hand der griechischen Regierung.

closs hat geschrieben:Prinzipiell ja - nur hat mir das Grinsen in Söders Gesicht gezeigt, was eigentlich los ist: "Wir wissen, dass es so nicht funktionieren kann - verstehen uns auch mit den Bonzen in Athen ganz gut - uns geht das trotzdem nichts an - und waschen grinsend unsere Hände in Unschuld".
Das glaube ich weniger. Herr Söder war durchaus kritisch, sagt aber, dass den Deutschen die Hände gebunden sind.
Nochmals: Das Problem liegt in Griechenland.
Frau Lagarde hat vor 2,5 Jahren (noch) als französiche Finanzministerin ihrem damaligen griechischen Kollegen eine DVD übergeben, mit einer Liste von 2000 griechischen Bürgern die in der Schweiz ein Bankkonto besitzen. Von diesen 2000 verdächtigen Steuerflüchtlingen hat die griechische Steuerbehörde gerade mal 256 Fälle untersucht.

In derselben Zeit tagte das Kabinett Merkel 98 mal; das griechische Kabinett trotz Krisenstimmung im Land gerade mal 9 mal.
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#35 Re: Währungsturbulenzen

Beitrag von closs » Di 27. Jan 2015, 21:56

Pluto hat geschrieben:1000 Unbestechliche?
Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass man 1.000 gut bezahlte Beamte in Brüssel finden könnte, die sich nicht bestechen lassen würden. - Aber es ist ja eh nicht realistisch, das Problem so zu lösen.

Pluto hat geschrieben:Das taten sie doch schon beim letzten Mal.
Insgesamt waren minimum 90% aller Gelder vorab für Banken bestimmt. - Dann waren da noch die U-Boote für Deutschland - und dann waren vielleicht noch ein paar 100 Mio übrig, die sich die Oligarchen geteilt haben. :devil:

Pluto hat geschrieben:Von diesen 2000 verdächtigen Steuerflüchtlingen hat die griechische Steuerbehörde gerade mal 256 Fälle untersucht. In derselben Zeit tagte das Kabinett Merkel 98 mal; das griechische Kabinett trotz Krisenstimmung im Land gerade mal 9 mal.
Von der Arbeitsverweigerung in Sachen Privatisierung ganz zu schweigen.

Deshalb war es ja so wichtig, dass mal ein nicht-bürgerlicher Nicht-Oligarch Präsident wird. - Warum dann, fragt man sich, hat die Bundesregierung vorab PR gegen ihn betrieben? :devil: Honi soit qui mal y pense. :devil: :devil:

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#36 Re: Währungsturbulenzen

Beitrag von Pluto » Di 27. Jan 2015, 23:15

closs hat geschrieben:Deshalb war es ja so wichtig, dass mal ein nicht-bürgerlicher Nicht-Oligarch Präsident wird.
Yep. :thumbup:
Sehe ich genauso. Wir werden sehen, welche Maßnahen er durchsetzen kann.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#37 Re: Währungsturbulenzen

Beitrag von sven23 » Mi 28. Jan 2015, 12:14

closs hat geschrieben:Insgesamt waren minimum 90% aller Gelder vorab für Banken bestimmt. - Dann waren da noch die U-Boote für Deutschland - und dann waren vielleicht noch ein paar 100 Mio übrig, die sich die Oligarchen geteilt haben. :devil:
:

Ich bin da skeptisch, ob es gelingt, die Reichen am Steueraufkommen zu beteiligen. Ein griechischer Reeder sagte im Interview, er sehe das ganz entspannt. Eine Verfassungsänderung dauere 7-8 Jahre, und wenn es dann wirklich so weit kommen sollte, würde man dann eben unter anderer Flagge fahren.
Zudem hat der rechtspopulistische Koalitionspartner schon im Vorfeld mehr Belastung für die Reichen kategorisch abgelehnt.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#38 Re: Währungsturbulenzen

Beitrag von piscator » Mi 28. Jan 2015, 14:59

Also ich sehe das griechische Experiment mit der linken Regierung entspannt. Da Linke bekanntermaßen keine eigene Werte schaffen und nur das Geld ausgeben, das andere Menschen erwirtschaftet haben, wird sich in Griechenland nicht viel ändern.

Wahrscheinlich wird es nach ein paar Jahren linker Wahnvorstellungen zu einer Knappheit von Oliven und Ouzo kommen, die man dann teuer aus China einführen muss. :lol:
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#39 Re: Währungsturbulenzen

Beitrag von closs » Mi 28. Jan 2015, 16:26

piscator hat geschrieben:Da Linke bekanntermaßen keine eigene Werte schaffen und nur das Geld ausgeben, das andere Menschen erwirtschaftet haben
O heilicher Gott, na - Du bist ja ein Hardliner. :lol:

sven23 hat geschrieben:Ich bin da skeptisch, ob es gelingt, die Reichen am Steueraufkommen zu beteiligen. Ein griechischer Reeder sagte im Interview, er sehe das ganz entspannt. Eine Verfassungsänderung dauere 7-8 Jahre
Das kann wohl so sein. - In der Demokratie ist die eigentliche Macht nicht in der Demokratie.

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#40 Re: Währungsturbulenzen

Beitrag von piscator » Mi 28. Jan 2015, 17:45

closs hat geschrieben:O heilicher Gott, na - Du bist ja ein Hardliner. :lol:
Naja, ich drücke mich halt manchmal etwas drastisch aus. :mrgreen:
Ich stehe den ganzen Parteien unterschiedlich fern. Die SPD, mit der ich mich zu Zeiten Willy Brandts identifizieren konnte, taucht bei mir im Moment nur noch am Horizont auf.
Identifizieren kann ich mich zurzeit mit keiner Partei.
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