Der Sinn des Patriotismus

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closs
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#21 Re: Der Sinn des Patriotismus

Beitrag von closs » Di 24. Feb 2015, 08:16

Sven hat geschrieben:Die Grenzen zwischen Patriotismus und Nationalismus sind oft fließend.
Allerdings sind die Levels ganz unterschiedlich. - Was in GB und Frankreich (von USA ganz zu schweigen) als gesunder Patriotismus bezeichnet wird, wird bei uns misstrauisch beäugt. - Allerdings gab es da 2006 einen Durchbruch. - Gefahr sehe ich darin, dass jemand, der keine Ausländer bei sich haben will, gleich als "braun" bezeichnet wird. Es mag zwar doof sein, aber eben nicht braun (eines der meist-missbrauchten Wörter der deutschen Sprache).

Abischai
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#22 Re: Der Sinn des Patriotismus

Beitrag von Abischai » Di 24. Feb 2015, 14:55

Patriotismus ist ein anderes Wort für Nationalismus, wenn man Nation und Vaterland gleichsetzt. Diese beiden Begriffe werden nur unterschiedlich verwendet und haben moralisch verschiedenen Geruch. Wenn man jetzt das Wort in seinem Ursprung hernimmt und sagt, was nun gut und was schlecht ist, darf man nicht die moderne Wertung heranziehen. Eine Nation, vor allem seine eigene Nation vor andere zu stellen, wenn es um Verteilungskampf geht, ist völlig normal. Und wenn eine ganze Nation in Sippenhaft genommen wird, muß diese ganze Nation sich auch irgendwie damit auseinandersetzen. Somit ist Nationalismus eigentlich nur die Gegenbewegung zur Aufweichung der gesunden Abgrenzung. Wo immer das pervertiert wird, hat der Begriff dann seinen negativen Ruf her. Aber Patriotismus ist im Grunde das gleiche Wort, nur daß es einige Jahrhunderte früher verwendet wurde als das Wort Nationalismus.

Und es ist böse Absicht, Europa zu entpatriotisieren. Es gibt keine Europäer, es gibt nur Deutsche, Dänen, Italiener, Franzosen usw. Alle haben eine national betonte Identität, das hat bisher auch niemanden gestört. Wenn sich niemand mehr dem Grund und Boden seines Vaterlandes verpflichtet fühlt, wir das Land (Europa) zum Steinbruch der Beliebigkeiten, man geht wenn es nicht mehr geht, man zieht von hier nach da, kauft hier, lebt dort, arbeitet da. Einige wenige können davon Gewinn haben, aber nicht viel, schon gar nicht alle.

Als die Grenzen noch dicht (Zoll) und jede Nation ihre Währung hatte, war ein normales Grenzgefälle da. An den Grenzen konnten die Regulierungen stattfinden. Das waren wie Staudämme, die beiderseits den Fluß regulieren, ohne Staudamm ist der Wasserstand so zuverlässig wie bei Gibraltar, ein ständiges hin und her, nichts festes.

Globalisierung ist das Gegenteil von Patriotismus. Und je unverschämter die Globalisierung getrieben wird, desto mehr wehrt man sich durch Patriotismus. Das ist normal, und wenn das nicht so ist, ist der Mensch tot.

Ich möchte auch keine auf's Maul bekommen, wenn ich ein anderes Land betrete, aber ich erwarte auch nicht, daß man dort nach meinen Regeln lebt, sondern daß man mir die dortigen erklärt und mir erlaubt diese zu erlernen um mich daran zu halten.

Gleiches Recht für alle!
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]

closs
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#23 Re: Der Sinn des Patriotismus

Beitrag von closs » Di 24. Feb 2015, 18:38

Abischai hat geschrieben:Globalisierung ist das Gegenteil von Patriotismus.
Und deshalb kann es sein, dass gerade deshalb in Zukunft mehr Heimat-Bezug gesucht wird - je größer die Weite, um so bewusster die Nähe. - Insofern hat man Grund, etwas optimistisch zu sein.

Abischai hat geschrieben: Es gibt keine Europäer, es gibt nur Deutsche, Dänen, Italiener, Franzosen usw.
Das sehe ich etwas anders. - Vor 200 Jahren gab es in diesem Sinne keine Deutsche, sondern nur Preußen, Bayern, Holsteiner, etc. - heute nennen wir uns "Deutsche". Außerdem gab es schon einmal seit dem Mittelalter ein vereintes Europa, als Ämter und Mönche von Riga bis Santiago de Compostella latein sprachen. - Insofern fühle ich mich schon als Europäer (und nicht als Russe oder Amerikaner oder Afrikaner oder Asiate).

Trotzdem soll das keine Widerrede sein: Man ist zuhause in Sachsen oder Bayern, spricht dort (obwohl das viel bestreiten :lol: ) deutsch, teilt sich somit die Literatur von über 1000 Jahren. - Dazu soll man sich aktiv bekennen.

Pluto
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#24 Re: Der Sinn des Patriotismus

Beitrag von Pluto » Di 24. Feb 2015, 18:48

closs hat geschrieben:
Abischai hat geschrieben:Globalisierung ist das Gegenteil von Patriotismus.
Und deshalb kann es sein, dass gerade deshalb in Zukunft mehr Heimat-Bezug gesucht wird - je größer die Weite, um so bewusster die Nähe. - Insofern hat man Grund, etwas optimistisch zu sein.
Früher verließ man das eigene Dorf kaum. Nur wenige (reiche) Leute, und natürlich die Abenteurer konnte es sich leisten, ihre Heimatorte zu verlassen. Nicht selten starbe man am selben Ort wo man geboren wurde.
Dann kamen Kutsche und Schiff, und man bewunderte die Menschen, die schon andere Länder, andere Sitten kennengelernt hatten. Später kamen die Bahn und das Automobil, und damit auch die fast grenzenlose Freiheit dorthin zu reisen, wo man wollte. Man fuhr immer weiter. Das war die Zeit von Jules Verne (In 80 Tagen um die Welt) bis zum 1. Weltkrieg. Das Flugzeug hat heute sämtliche Grenzen gesprengt und man kann in weniger als 80 Stunden die Erde umkreisen. Die Welt ist ein großes Dorf geworden.

Ich denke nicht, dass das Gros der Menschen sich diese Freiheit wieder nehmen lassen wird.
Die Globalisierung wird IMO nicht verschwnden, sondern zur Selbstverständlichkeit der aufwachensenden Generation werden.
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#25 Re: Der Sinn des Patriotismus

Beitrag von closs » Di 24. Feb 2015, 19:12

Pluto hat geschrieben:Ich denke nicht, dass das Gros der Menschen sich diese Freiheit wieder nehmen lassen wird.
Soll sie auch nicht - nur ist mir nach wie vor nicht klar, was Weite bewirken soll, wenn man selber eng ist. - Man nimmt sich ja überall hin mit.

Ein alter Lord in England hat mal beim Tee gesagt, als er durchs Fenster seinen Gärtner vorbeigehen sah: "Ich war jahrzehntelang im gesamten Commonwealth unterwegs - ich bin nicht sicher, wer mehr von der Welt gesehen hat: Ich oder mein Gärtner".

Pluto hat geschrieben:Die Globalisierung wird IMO nicht verschwnden, sondern zur Selbstverständlichkeit der aufwachensenden Generation werden.
Hoffentlich - es ist schön, wenn heute der Maurer um die Ecke von seiner letzten Reise nach Dubai berichtet. - Andererseits geht tätige Globalisierung nur, wenn Geld dazu da ist - da sind wir Deutsche zur Zeit in einer Ausnahme-Situation. - Die blendende wirtschaftliche Lage und die Zurückhaltung bei Familien-Gründung (keine Kinder = viel Geld) ermöglicht unseren Bürgern gegenwärtig viel.

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#26 Re: Der Sinn des Patriotismus

Beitrag von Pluto » Di 24. Feb 2015, 19:25

closs hat geschrieben:Ein alter Lord in England hat mal beim Tee gesagt, als er durchs Fenster seinen Gärtner vorbeigehen sah: "Ich war jahrzehntelang im gesamten Commonwealth unterwegs - ich bin nicht sicher, wer mehr von der Welt gesehen hat: Ich oder mein Gärtner".
Wenn wir schon bei Anekdoten sind, habe ich auch eine: ;)
Der Chef eines britischen Telegrafenamts sagte einst:
  • "Wozu brauchen wir Telefone?
    Wenn ich eine Nachricht übermitteln will, rufe ich einen Jungen, der mir die Botschaft verschickt.
    "
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#27 Re: Der Sinn des Patriotismus

Beitrag von closs » Di 24. Feb 2015, 19:29

Pluto hat geschrieben:Wenn wir schon bei Anekdoten sind
Ein Junge hat mal auf die Frage des Lehrers, was er machen würde, falls es keine Kartoffeln mehr gäbe, gemeint: "Nichts - ich esse eh Pommes Frites".

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#28 Re: Der Sinn des Patriotismus

Beitrag von Abischai » Mi 25. Feb 2015, 02:28

Pluto hat geschrieben:Früher verließ man das eigene Dorf kaum. Nur wenige (reiche) Leute, und natürlich die Abenteurer konnte es sich leisten, ihre Heimatorte zu verlassen. Nicht selten starbe man am selben Ort wo man geboren wurde.
Die ganzen Blödiane, die sich sonstwie großartig gebärden sind Lügner. Was ist schlecht daran, sein Dort nie zu verlassen, wenn man darin glücklich ist? Es ist einfach die Sehnsucht nach Unabhängigkeit und Allmacht (das ist negativ !) die einen Menschen zum Globalisten werden läßt. Die reine und saubere Form der Herrschaft im Dorfe, DAS IST DEMOKRATIE, und nichts anderes !!
Und außerdem stammt von König Salomo jener treffliche Vers:
Wie ein Vogel, der fern von seinem Nest schweift, so ist ein Mann, der fern von seinem Wohnort schweift. Es ist nicht unbedingt nötig in die Welt zu gehen, nur, wenn man den Untergang der Dorfgemeinschaft fürchtet und bei Zeiten das Weite sucht. Aber wer ist an dem Untergang interessiert? Ich nicht !!!!!
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#29 Re: Der Sinn des Patriotismus

Beitrag von closs » Mi 25. Feb 2015, 02:37

Kleiner Einschub: Immanuel Kant war in seinem 80jährigen Leben nie weiter als ca. 10 km von seinem Geburtsort weg (Königsberg). ;)

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#30 Re: Der Sinn des Patriotismus

Beitrag von Pluto » Mi 25. Feb 2015, 09:31

Abischai hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Früher verließ man das eigene Dorf kaum. Nur wenige (reiche) Leute, und natürlich die Abenteurer konnte es sich leisten, ihre Heimatorte zu verlassen. Nicht selten starbe man am selben Ort wo man geboren wurde.
Die ganzen Blödiane, die sich sonstwie großartig gebärden sind Lügner. Was ist schlecht daran, sein Dort nie zu verlassen, wenn man darin glücklich ist? Es ist einfach die Sehnsucht nach Unabhängigkeit und Allmacht (das ist negativ !) die einen Menschen zum Globalisten werden läßt. Die reine und saubere Form der Herrschaft im Dorfe, DAS IST DEMOKRATIE, und nichts anderes !!
Nichts ist schlecht daran, die vertraute Umgebung nicht zu verlassen.
Für mich, als an Europa Glaubender, speigelt es allerdings die Engstirnigkeit des Chefs des Telegrafenamtes, der sagte, dass man kein Telefon braucht, oder der Leute die Carl Benz verspotteten weil er das Automobil erfand. Die Zeit hat diese Leute mit der Lüge bestraft.

Wenn ein junger Mensch das Fernweh packt, ist das für mich genauso verständlich, wie derjenige der, wie Kant in ein Leben lang seiner Stadt bleibt. Weder das eine noch das andere finde ich verwerflich. — Jedem das Seine.

Abischai hat geschrieben:Und außerdem stammt von König Salomo jener treffliche Vers:
Wie ein Vogel, der fern von seinem Nest schweift, so ist ein Mann, der fern von seinem Wohnort schweift. Es ist nicht unbedingt nötig in die Welt zu gehen, nur, wenn man den Untergang der Dorfgemeinschaft fürchtet und bei Zeiten das Weite sucht. Aber wer ist an dem Untergang interessiert? Ich nicht !!!!!
Wie muss sich da erst ein Zugvogel fühlen? :?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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