Zensur durch Political Correctness/Die Macht von Netzwerken

Politik und Weltgeschehen
Rembremerding
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#1 Zensur durch Political Correctness/Die Macht von Netzwerken

Beitrag von Rembremerding » Fr 21. Aug 2015, 11:55

Jüngst durfte ein Beitrag bei "Aktenzeichen xy" nicht gesendet werden, weil der mutmaßliche Täter eine schwarze Hautfarbe hat.
Medien unterschlagen Nachrichten von mutmaßlichen Tätern, die Muslime sind. Das sind nur zwei Beispiele, wie sogenannte "political Correctness" Informationen filtert. Gerne wird dabei die Wortendung -phob angehängt, bei all dem, was nicht "politisch korrekt" ist, um Andersdenkende zu kriminalisieren.

Doch wer bildet heutzutage die politisch korrekte Mainstream-Meinung?
Es gibt nämlich auch die entgegengesetzte Strömung.

Der Publizist Wolfgang Storz hat in diesem Zusammenhang rechte Netzwerke untersucht: https://www.otto-brenner-shop.de/upload ... rfront.pdf
Er kommt zu dem Schluss, dass es in naher Zukunft zu einer Demontage einer qualifizierten Öffentlichkeit und damit der Demokratie kommen wird. Dies vor allen, weil Information gleichsam totalisiert und potenziell jeder zum medialen Informationskanal werden kann. So verschwindet die Öffentlichkeit, weil jeder seinen diffusen Meinungskosmos als Öffentlichkeit präsentiert oder jedem Vertrauen schenkt, der ihn umwirbt. So sind kontroverse Debatten und Quellenüberprüfungen in solchen Pseudo-Öffentlichkeiten nicht mehr vorgesehen.
Die sorgfältiger Studie von Storz hat aber auch ihre Grenzen. Sie beruht auf einer recht schmalen empirischen Basis, die weiterreichende Schlüsse nicht zulässt, und ihr theoretischer Rahmen bleibt unklar.

Untersucht hat Storz jene Netzwerke und Medien (siehe etwa Kopp-Verlag, das Magazin "Compact" oder "Querfront"), die sich jenseits von links und rechts verstehen, die für die aktuelle Politik des Kremls und für die AfD werben, gegen die EU, Israel und die Westorientierung der BRD Stimmung machen oder Religion und Glauben grundsätzlich verneinen. Anderseits warnen sie jedoch vor dem „moralisch-kulturellen Zerfall“ der Demokratie durch Zuwanderung von Muslimen und des Sexualunterrichts in den Schulen und infolge des Abbaus nationaler Souveränität.
Es werden also hanebüchene Mixturen aus ideologischen Schlagwörtern verwendet, die als Markenzeichen von „Populismus“ gelten. Stets werden unterschiedliche Perspektiven, Interessen, Motive und Werte aus dem politischen Diskurs ausgeblendet und durch polemische Parolen ersetzt, die so zu Feinderklärungen werden.

Es entsteht eine Selbstausgrenzung solcher Netzwerke aus dem medialen Betrieb, die der Identitätsstiftung für das Zielpublikum dient sowie deren Mobilisierung (PEGIDA etc.), aber auch um Aufmerksamkeit zu erlangen. Andererseits versucht die "political correctness" in der Medienlandschaft Themen zu verschweigen, die tatsächliche Probleme aufdecken könnten. Also eine Art Valium, um willige Kosumenten zu formen.

Prüfen wir also noch oder haben wir schon zu allem unsere Meinung, die dann natürlich politisch korrekt oder endlich "Klartext" ist?

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Naqual
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#2 Re: Zensur durch Political Correctness/Die Macht von Netzwerken

Beitrag von Naqual » Fr 21. Aug 2015, 17:32

Rembremerding hat geschrieben:Jüngst durfte ein Beitrag bei "Aktenzeichen xy" nicht gesendet werden, weil der mutmaßliche Täter eine schwarze Hautfarbe hat.
Medien unterschlagen Nachrichten von mutmaßlichen Tätern, die Muslime sind. Das sind nur zwei Beispiele, wie sogenannte "political Correctness" Informationen filtert. Gerne wird dabei die Wortendung -phob angehängt, bei all dem, was nicht "politisch korrekt" ist, um Andersdenkende zu kriminalisieren.
Doch wer bildet heutzutage die politisch korrekte Mainstream-Meinung?
Es gibt nämlich auch die entgegengesetzte Strömung.

Interessantes Thema, das Du da anschneidest.

Unter "Political Correctness" verstehe ich allerdings ein bestimmtes Verhalten nicht Inhalte.
Also nicht was ist die korrekte Meinung? Sondern welches Verhalten von Leuten oder Organisationen, die in der Öffentlichkeit wirken, ist korrekt?

Würde man unter PoCo eine z.B. Mainstream-Meinung verstehen, dann wäre PoCo antidemokratisch. Man möge sich nur ausmalen, was PoCo in Ländern wie dem Iran (diktatorischer Religionsstaat) oder in Gebieten die der IS beherrscht anrichten würde unter dem verniedlichendem Etikett "korrekt".

Diskutierbar finde jedoch ein bestimmtes Verhalten in der Öffentlichkeit. Ein Verhalten, dass nicht bestimmte Meinungen ausblenden will, sondern "Fair Play" betreiben will, zum Beispiel mit Minderheiten.

Zu Deinem Beispiel ergänzend: die Polizei, die Straftaten erfasst (und statistisch auswertet) erfasst diese nicht nach z.B. Volksgruppen oder Religionszugehörigkeit der Täter.

Man stelle sich vor, die Presse in Deutschland würde bei jedem Delikt dazuschreiben, naja, z.B. so
"Weißer, 58 Jahre, Evangelisch, erschlägt Ehefrau".

Was meinst Du dazu?

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NIS
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#3 Re: Zensur durch Political Correctness/Die Macht von Netzwerken

Beitrag von NIS » Fr 21. Aug 2015, 17:38

Den Klassenkampf durch eine Klassifizierung der Menschen in der Gesellschaft, zum Beispiel in Schuld und Unschuld, hatten wir bereits!

Wer schuldig spricht, der ist schuldig! (Die Wahrheit der Lüge)
Amen

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#4 Re: Zensur durch Political Correctness/Die Macht von Netzwerken

Beitrag von Pluto » Fr 21. Aug 2015, 18:33

Rembremerding hat geschrieben:Jüngst durfte ein Beitrag bei "Aktenzeichen xy" nicht gesendet werden, weil der mutmaßliche Täter eine schwarze Hautfarbe hat.
Medien unterschlagen Nachrichten von mutmaßlichen Tätern, die Muslime sind. Das sind nur zwei Beispiele, wie sogenannte "political Correctness" Informationen filtert. Gerne wird dabei die Wortendung -phob angehängt, bei all dem, was nicht "politisch korrekt" ist, um Andersdenkende zu kriminalisieren.
Wenn sich das erneute Aufflackern von Rassismus in den USA vor Augen führt, dann kann ich gut nachvollziehen, dass ein Beitrag mit einem schwarzen Kriminellen nicht gesendet wird. Damit würde man nur Öl aufs Feuer gießen.

Doch wer bildet heutzutage die politisch korrekte Mainstream-Meinung?
Es gibt nämlich auch die entgegengesetzte Strömung.

Er kommt zu dem Schluss, dass es in naher Zukunft zu einer Demontage einer qualifizierten Öffentlichkeit und damit der Demokratie kommen wird.
Mir stellt sich in dem Zusammenhang die Frage nach der Definition von "naher Zukunft". Was ist das nur für ein schwammiger Begriff.
Es erinnert an den Meteorologe der immer Regen vorhersagt. Eines Tages wird er damit Recht haben.

Bevor es zur "Demontage der Demokratie" und somit zum Ende unserer Geselschaftsordnung kommt, kann es Jahre, Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte dauern.
Nochmals: Was ist in diesem Zusammenhang "nahe Zukunft"?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Andreas
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#5 Re: Zensur durch Political Correctness/Die Macht von Netzwerken

Beitrag von Andreas » Fr 21. Aug 2015, 19:05

Pluto hat geschrieben:Doch wer bildet heutzutage die politisch korrekte Mainstream-Meinung?
Nicht mehr ganz aktuell. Der Autor ist bestimmt kein Verschwörungstheoretiker aber sicher ein Nobelpreisträger.
Noam Chomsky: Media Control
Sehr gut recherchiert. Sehr zu empfehlen.

Pluto
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#6 Re: Zensur durch Political Correctness/Die Macht von Netzwerken

Beitrag von Pluto » Fr 21. Aug 2015, 19:21

Andreas hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Doch wer bildet heutzutage die politisch korrekte Mainstream-Meinung?
Nicht mehr ganz aktuell. Der Autor ist bestimmt kein Verschwörungstheoretiker aber sicher ein Nobelpreisträger.
Das habe ich nicht gefragt; das war Rembremerding, und ich Dussel habe es nur vergessen aus meinem Beitrag zu löschen.
Sorry.

Andreas hat geschrieben:Noam Chomsky: Media Control
Sehr gut recherchiert. Sehr zu empfehlen.
Trotzdem, danke für den Link.
Chomsky ist als schrulliger alter Querdenker bekannt. ;) In den 80-er Jahren war er in aller Munde (zumindest in der englischsprechenden Welt).
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#7 Re: Zensur durch Political Correctness/Die Macht von Netzwerken

Beitrag von closs » Fr 21. Aug 2015, 19:35

Naqual hat geschrieben:Würde man unter PoCo eine z.B. Mainstream-Meinung verstehen, dann wäre PoCo antidemokratisch.
Das wäre in etwa meine Beobachtung.

Du hast schon recht: Der PoCo liegt immer etwas Gutes zugrunde - etwa Beklagte (,die nicht von öffentlichem Interesse sind,) erst dann namentlich zu nennen, wenn sie verurteilt sind. - Oder sexuelle Orientierungen grundsätzlich gleichzustellen.

Das ist das eine und soweit gut. - Das andere ist, dass man über PoCo Meinungs- und Äußerungs-Ströme lenken kann. - Peter Sloterdijk sagt dazu: „Wir haben uns – unter dem Deckmantel der Redefreiheit und der unbehinderten Meinungsäußerung – in einem System der Unterwürfigkeit, (. . .) der organisierten sprachlichen und gedanklichen Feigheit eingerichtet, das praktisch das ganze soziale Feld von oben bis unten paralysiert.“

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sven23
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#8 Re: Zensur durch Political Correctness/Die Macht von Netzwerken

Beitrag von sven23 » Sa 22. Aug 2015, 11:27

closs hat geschrieben: Das ist das eine und soweit gut. - Das andere ist, dass man über PoCo Meinungs- und Äußerungs-Ströme lenken kann. - Peter Sloterdijk sagt dazu: „Wir haben uns – unter dem Deckmantel der Redefreiheit und der unbehinderten Meinungsäußerung – in einem System der Unterwürfigkeit, (. . .) der organisierten sprachlichen und gedanklichen Feigheit eingerichtet, das praktisch das ganze soziale Feld von oben bis unten paralysiert.“
Wie passen denn unbehinderte Meinungsäußerung und "sprachliche Feigheit" zusammen? Da müßte Sloterdijk konkreter werden, was er damit meint.
Nebenbei: seit seinem Vorschlag, man möge es doch den Reichen selber überlassen, ob sie angemessen Steuern zahlen, kann ich ihn nicht mehr so recht ernst nehmen. Er propagiert hier das griechische Modell, das- wie wir alle sehen können- nicht funktioniert.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

closs
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#9 Re: Zensur durch Political Correctness/Die Macht von Netzwerken

Beitrag von closs » Sa 22. Aug 2015, 12:57

sven23 hat geschrieben:Wie passen denn unbehinderte Meinungsäußerung und "sprachliche Feigheit" zusammen?
Das passt gut zusammen - ein Kabarettist mit Ossi-Ursprung hat es mal so gesagt: "Seitdem wir Demokratie haben, sage ich nichts mehr". :lol:

Es passt deshalb gut zusammen, weil man zwar theoretisch fast alles sagen kann, aber PoCo-mäßig nicht nur kritisert (das wäre ok), sondern ausgegrenzt wird. - So würde heute jeder seiner Karriere schaden, wenn er sich öffentlich gegen Homosexualität aussprechen würde (bitte keine Diskussion über HS - es soll hier nur ein Beispiel sein) - also passt man seine öffentlichen Äußerungen dem Mainstream an.

Allerdings führt dies dazu, dass sich die Schere zwischen öffentlicher Äußerung und Privat-Meinung immer weiter öffnet - und das ist gefährlich. - Wie überhaupt die sogenannte "öffentliche Meinung" mehr und mehr als glänzende Oberfläche erscheint, unter der die eigentliche Meinung ist.

Pegida war so ein Beispiel. - Da haben sich Tausende zusammengeschlossen, um ihrem Unmut über die "Lügenpresse" Ausdruck zu verleihen ("Wir hatten schon genug Honeckers"), verbinden dies mit dem extrem dämlichen Motiv der moslemischen Gefahr in Sachsen, wo man sie dann packen kann. - Die Folge: Pegida ist weg und somit auch ihre vernünftigen Kritikpunkte - aber es rumort auf der "eigentlichen" Ebene weiter. - So sollte Demokratie NICHT funktionieren.

sven23 hat geschrieben: seit seinem Vorschlag, man möge es doch den Reichen selber überlassen, ob sie angemessen Steuern zahlen, kann ich ihn nicht mehr so recht ernst nehmen.
Wir sollten uns daran gewöhnen, eine Aussage als solche zu durchdenken - am liebsten wäre mir, wenn hier alle Zitate ohne Namen verbunden wären, damit man gezwungen ist, inhaltlich nachzudenken.

Mit anderen Worten: Es ist egal, ob diese Aussage von Aristoteles, Sloterdijk, Angela Merkel, Pegida oder Che Guevara kommt. - Die Frage ist vielmehr: Was sagt diese Aussage an sich aus.

Martinus
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#10 Re: Zensur durch Political Correctness/Die Macht von Netzwerken

Beitrag von Martinus » Sa 22. Aug 2015, 13:05

closs hat geschrieben:
Allerdings führt dies dazu, dass sich die Schere zwischen öffentlicher Äußerung und Privat-Meinung immer weiter öffnet

Die öffentliche Meinung ist ja im Regelfall die veröffentlichte, politisch korrekte Meinung. Die hat, wie du schon sagst mit der tatsächlichen Meinung nicht unbedingt etwas zu tun.
Angelas Zeugen wissen was!

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