Wenn Christen diskriminieren - christliche Gewalt heute

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Tyrion
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#41 Re: Wenn Christen diskriminieren - christliche Gewalt heute

Beitrag von Tyrion » Di 10. Jan 2017, 19:45

ThomasM hat geschrieben:Ich glaube nicht, dass es Tyrion darum ging.
Es ging darum, dass eigentlich Christen friedlicher sein sollten als Nicht-Christen. Ein "Liebe deine Feinde" lässt es eigentlich nicht zu, dass Christen dieselben Friedlosigkeiten praktizieren, wie alle Menschen.

Bingo! :thumbup:

Die Praxis zeigt, dass das zu oft nicht der Fall ist. Auch in diesem Forum sind Verbalinjurien und Beleidigungen auch von Leuten zu lesen, die von sich behaupten, Jesus zu folgen oder den Geboten Gottes treu zu sein.

Es betrifft nicht alle, aber oft sind die, die sich als besonders radikal glaubend bezeichnen, die, die am heftigsten austeilen und knallhart andere bekämpfen (siehe bei bibel.com - und selbst da gibt es "Fundis", die freundlich und normal diskutieren, nur dann halt per PN, weil sie sich das öffentlich nicht trauen).

Zu oft werden Grausamkeiten auch damit begründet, dass man doch Gott gehorsamer sein muss als den Menschen.

Vor allem wurden sie das. Genau das ist der Punkt.

Durchaus ernsthafte Fragen sind
- Wenn Jesus zu Feindesliebe und Frieden aufruft, warum schaffen das so viele Christen dann nicht?
- Was müssen Menschen machen, die Christus nachfolgen wollen, um in diesem Punkt mehr so zu werden, wie es sein soll.

Nur kommt oftmals statt einer ernsthaften Antwort der direkte Angriff oder ein sofortiges beleidigt Sein, weil man angeblich "lästert".

pflanzenfreak hat geschrieben:
- Was müssen die Christen sagen, um Leute wie Tyrion davon zu überzeugen, dass Jesus trotzdem der richtige Weg ist?

nix. Tyrion kennt die Bibel und jedes Gegenargument. Wenn Du etwas tun willst, dann bete. Reden bringt nichts. Glaube entsteht sowieso nicht im Kopf sondern im Herzen.

In einem gebe ich dir recht - dass ich für mich Jesus als den richtigen Weg erkenne, wird niemand so einfach erreichen. Um das zuschaffen, müsste vermutlich der Grund - oder die Gründe insgesamt - warum ich schon allein die Existenz eines Gottes nicht glauben kann, für mich entkräftet werden. Das geht nicht in einem Forum - wenn, dann ginge das wohl nur in persönlichenGesprächen, da das alles ja sehr privat ist. Ich diskutiere da im Freundeskreis gerne und offen. Es gibt da einige interessante Argumente pro und contra. Sollte ich einen Gott an sich als existent annehmen, dann wäre erst der nächste Schritt, dass ich dann auch noch glauben müsste, dass gerade Jasus / Jahwe "der Gott" wäre. Ohne Schritt eins wäre das undenkbar. Zudem sehe ich zu viele Punkte, in denen dieser Weg feindlich gegenüber der Natur des Menschen eingestellt ist (siehe auch Homosexualität - Homophobie usw.).
Etwas anders wäre aber, dass ich anerkenne, dass "Jesus" der richtige Weg für Menschen allgemein sein kann. Natürlich müsste ich etwas über meinen Schatten springen, da ich ja an Religion / Ideologie allgemein (als Mitverursacher von Leid und Übel) Kritik übe, aber das heißt ja nicht, dass für manche (viele) Menschen Religion wichtig ist und sie dadurch auch friedlich sind/bleiben.
Ich argumentiere (denke ich) nur da sehr hartnäckig, wo ich Hardliner sehe, die - weil sie Gott über alles stellen - Gott über Mitgefühl und Menschlichkeit stellen. Das machen ja auch Islamisten, die die Scharia in allen Punkten durchsetzen wollen.
Gebet bringen sicherlich gar nichts (davon bin ich eben überzeugt). Aber ein Vorbild zu sein, das hilft immer. Wenn Menschen, die sich als Christen bezeichnen, ihre Werte auch leben und damit Zeichen setzen, dann ist das sicher mehr wert als viele Worte.

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Tyrion
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#42 Re: Wenn Christen diskriminieren - christliche Gewalt heute

Beitrag von Tyrion » Di 10. Jan 2017, 20:22

Magdalena61 hat geschrieben:So etwas machst du bei mir ja auch dauernd. :D Also dachte ich, o.k., er mag das, also mache ich ihm die Freude. :angel:

Kein Problem. Also doch Auge um Auge statt die andere Wange hinzuhalten? :lol:

Wer die Bibel oder den Koran dazu mißbraucht, um seine Gewaltphantasien und seine Aggressionen auszuleben, der ist ein verblendeter oder halsstarriger oder machtgieriger Sünder oder alles zusammen, aber kein Gläubiger im Sinne der Bibel oder des Koran.

O.k., nur: warum snd dann so viele genau so eingestellt? Warum gibt es dann trotz Religion, die das verbietet, so viel Leid, das erzeugt wird? Warum wurde im Namen Jesu so viel Blut vergossen? Und wie kann man das zukünfitg verhindern?
Ich denke, gerade die Gläubigen, die sich als "Gläubiger im Sinne der Bibel" bezeichnet, müsste sich ständig offen und laut distanzieren, um den anderen, die sich Christen nennen, aber offenbar nicht "im Sinne der Bibel", ihren Irrweg aufzuzeigen.

Spätabtreibungen sind MORD an wehrlosen Menschen.
Eigentlich jede Abtreibung, die ein schlagendes Herz auskickt.

Mord ist Tötung aus niederen Beweggründen. Ich gaube nicht, dass auch nur eine Spätabtreibung in einem zivilisierten Land erlaubt wird, die nicht triftige (aber nicht niedere) Gründe hat. Vergleiche ich es mit Deutschland, sehe ich, dass Spätabtreibungen nur in Ausnahmefällen möglich sind.

Gott hätte aber sicher noch andere Möglichkeiten gehabt, diesen "Arzt" zu richten.

Um Gott geht es ja gar nicht. Es geht darum, warum Menschen zu Mördern werden können, die einer Religion angehören, die eigentlich das Töten ablehnt (obwohl in der Heiligen Schrift auch dazu aufgerufen wird, dann doch entkräftet usw. - also widersprüchlich ist).

Der Mörder des Abtreibungsarztes kannte wohl den Unterschied nicht oder wollte ihn nicht kennen.

Ich vermute, dass die Haltung einiger Fundamentalisten, dass es völlig gerecht und gut war, dass das Volk Israels slebst Kleinkinde rund Säuglinge getötet haben, wenn diese zu einem der Völker Kanaans gehörten, durchaus beteiligt sein kann, den Wert des Lebens herabzuwürdigen. Wenn Jahwe Menschen nutzte (Josua als Beispiel), um zu töten und Gott seine Meinung nie ändert (hört man von solchen Salafisten), warum dann nicht heute? Jesus selbst wird teils kleingeredet (er stört ja in dieser Haltung). So kann man es libe auch bei bibel.com nachlesen. Ich kann nur vermuten, dass dies ein Abklatsch dessen ist, was in den USA und von dort ausgehend auch in anderen Ländern gelehrt wird.

Ich traue den Salafisten da nicht und ich sehe ja die Früchte von extremem Fundamentalismus (in der Geschichte und der Gegenwart).

Du klagst Menschen an, die nicht mehr Stellung nehmen und auch nicht mehr Buße tun können, da sie tot sind.

Ich habe nicht einmal die Autoren des Hexenhammers angeklagt. Ich habe aber die Verbrechen an sich angeklagt. Ich frage mich auch, warum von islamischer Seite oft so verhalten eine Distanzierung von islamistischen Gewalttaten erfolgt. Es wird meist nur indirekt gesagt "Islam heißt auch Frieden". Würden regelmäßig die hiesigen islamischen Geistlichen die Verbrechen im Namen ihrer Religion als Unrecht geißeln, wären sie in ihrer Aussage glaubwürdiger. Und wenn Christen auf den Vorwurf der Historie der Hexenverbrennungen, der Mission usw. aggressiv reagieren, dann wird ihre Aussage, dass sie friedliebend sind dadurch auch nicht glaubhafter.
Als ich noch Christ war, hatte ich kein Problem damit, die Verbrechen im Namen dieser Religion als solche zu bezeichnen, ohne dabei sofort anderen ebenfalls Schuld geben zu wollen. Müsste nicht gerade für einen Gläubigen wichtig sein, sich da zu distanzieren?

Von den Christen hier hat niemand gefoltert oder Hexen verbrannt. Auf einem Kreuzzug war oder ist auch keiner; bestenfalls auf einer Kreuzfahrt... also, was soll die Aufregung?

Siehe den Absatz weiter oben. Aber vielleicht ein extremes Beispiel. Der Ku-Klux-Klan hat früher Menschen töten lassen und getötet. Lynchmorde usw. Heute gibt es ihn noch, aber er distanziert sich offiziell von Gewalt und will scheinbar friedliche die Rassentrennung in den USA erreichen. Wenn du nun Kontakt zu einem aktuell im Ku-Klux-Klan aktiven Mitglied hättest und ihn wegen seiner Aussagen zur Friedlichkeit mit den Morden von früher konfrontieren würdest - wie würdest du denken, wenn er dann direkt auf Gegenangriff gehen würde. Morde, die von Schwarzen begangen wurden, zitiert und erst auf Nachhaken hin (ohne wieder etwas anders einzuflechten) die Morde von damals bedauert? Würdest du ihm dann die Freidlichkeit abnehmen? Die Ideologie hat sich ja nicht geändert, nur die Auslegung.

Und jetzt nimm radikal Glaubende - wenn die Freidfertigkeit auf ihre Fahnen schreiben, sich aber auf Nachfrage gegenüber den Verbrechen im Namen ihrers Glaubens / ihrer Ideologie nicht von sichaus und ehrlich distanzieren, hilft das dann, die Aussagen zur Friedfertigkeit zu glauben? Denkt man dann nicht "gut, heute haben sie keine direkte politische Macht mehr - vielleicht bleiben sie ja deshalb friedlich".

Glaubwürdigkeit wäre da schon etwas wert, finde ich.

Seit wann klagt man Menschen an, die nichts verbrochen haben?

Im Fall der Verurteilung könnten Gläubige und Atheisten (als Beispiel) gemeinsam versuchen, diese Mechanismen, die die Verbrechen bedingt haben, auszuschließen. Das sollte dann auch im Sinn der friedlichen(!) Gläubigen sein.
O.k., das ist eine gute Idee.
Daran arbeiten ja auch Christen und Muslime, die um Einigung / Frieden bemüht sind.
Was stellst du dir konrekt vor?

Eben so, wie oben geschildert. Erst dann, wenn man ohne mit dem Finger auf andere zu zeigen, offen zugeben kann, dass im Namen der eigenen Ideologie/Religion Verbrechen begangen wurden, wird das glaubwürdig. Und die Glaubwürdigkeit hilft, dass man auch bei solchen Gesprüächen wie zwischen Christen und Moslems den Ergebnissen trauen kann. Erst dann wäre ein Friede dauerhaft. Und wenn man die Verbrechen wirklich bedauert, dann fällt es leichter, Wege zu suchen, diese nicht nochmals zu ermöglichen.

Meine Idee wäre, Staat und Religion noch stärker zu trennen. Das dürfte dir vermutlich nicht so gefallen. Und daher wäre da Input von religiöser Seite wichtig, wie von dort aus intern Prävention betrieben werden kann.

Mein grundsätzlicher Standpunkt ist, dass jeder Glaubende einen gesunden Restzweifel haben sollte, ob sein Glaube wirklich der wahre ist. Nur dann kann man ja Vertreter anderer Religionen wirklich respektieren, denn sie könnten ja doch recht haben und man sich selbst irren. Das hilft auhc, einzuhalten, wenn der Glaube offensichtliche Verbrechen vorzuschreiben meint. Man kann sich da irren - nicht nur im Glauben, sondern auch in der Auslegung des selben. Und darf man dann wirklich das Verbrechen begehen.
Wer sagt, zu 100% Recht zu haben, der wird keine andere Meinung respektieren können.
Vielleicht stimmt ja dein Glaube - dass ich mit meinem Atheismus irren kann, ist mir bewusst. Genauso kannst du darin irren, dass Jesus oder Jahwe göttlich seien. Diese Argumentationskette dürfte meines Erachtens das größte Gewaltpotential entfernen lassen.

So wie du bellst, klingt das nach Phobie oder Projektion.

Ich sehe die Gewalt im Namen von Religionen. Ob das eine Phobie ist?

Wie willst du Menschen überzeugen bzw. zur bereitwilligen Mitarbeit motivieren, wenn du sie
1. ständig zu Unrecht beschuldigst und sie dadurch in eine Dauerdefensive zwingst und
2. arrogant bis zum gehtnichtmehr mit ihnen umspringst?

Wenn du dich meinst - ich will dich nicht beschuldigen. Ich werde allerdings aus deinen Beiträgen nicht schlau. Manche wirken für mich offen und tolerant, andere wirken auf mich so, als wärst du ein knallharter, fast schon hasserfüllter Fundi, der bei bibel.com sehr gut aufgehoben wäre. Es ist wirklich so, dass es auf mich so wirkt - was nicht heißt, dass dem so ist. Und kaum zweifle ich daran, kommt der nächste "Hammer". Ich vermute einfach, dass ich deine Rhetorik immer wieder völlig in den falschen Hals bekomme. Und umgekehrt nehme ich das auch an, denn ich will beispielsweise gar nicht arrogant mit dir umspringen. Zudem kritisere ich zumeist Gottesbilder, nicht Gott. Und ich kritisiere zumeist, dass Menschen aufgrund ihres Gottesbildes Leid erzeugen.

Ich gebe aber zu, dass ich auch dadurch, dass ich das Leid von Menschen mitbekommen habe, die von extremeren Formen des Christentums (z. B. STA, in einem Fall eine Freikirche) ausgelöst wurden, gegenüber Fundis befangen bin. Ich kenne die Sprüche, dass sie so friedlich sind und keinLeid verursachen - dann rede mal mit Aussteigern aus den ZJ oder aus den STA oder mit Menschen, die von "bibeltreuen" aufgrund irgendwelcher alten Regelna us der Zeit Moses als schlecht, verkommen, verdorben runtergemacht wurden (und das leider geglaubt haben). Rede mit den Psychotherapeuten, die solchen Menschen wieder Lebensfreude geben wollen. Es wird auf psychologischer Ebene so viel Gewalt von sog. gewaltablehnden Menschen verursacht.

Dass ich mit meiner Kritik nicht jeden Christen meine, sondern wenn, dann durchund durch bigotte Menschen oder völlig fanatisierte Menschen, sollte eigentlich aus meinen Beiträgen klar werden. Und wenn ich dich teils bei den extremen Fanatikern einstufe, dann liegt das daran, dass mir manche deiner Aussagen so vorkommen. Ist nicht böse gemeint. Und dass dich das ärgert, da du ja offenbar eben nicht dazu gehörst, verstehe ich ja.

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Tyrion
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#43 Re: Wenn Christen diskriminieren - christliche Gewalt heute

Beitrag von Tyrion » Di 10. Jan 2017, 20:33

Magdalena61 hat geschrieben:Was wäre denn die Alternative zum Christentum in Ghana?

Das hier?


Hast du den Schlusssatz deines verlinkten Artikels gelesen?

Und gerade jene Bewegungen, die voller Bekehrungswut gegen diese Phänomene ankämpfen, die christlich-fundamentalistischen Freikirchen und Sekten, verstärken durch endzeitliches Geschrei die Angst vor Teufeln und Hexen.

Das Christentum wirkt da eher deeskalierend.

Ich hoffe, du stimmst darin überein, dass es Hexen nicht gibt und das alles Aberglaube ist. Wer aber verfolgt und vrebrennt die Hexen? Und werr hat das in der Vergangenheit getan?

Vertreibst du die Christen, werden die alten abergläubischen Bräuche wieder wuchern.

Wäre ich jetzt sehr gehässig, würde ich sagen, dass das wohl daher kommt, weil dann niemand mehr diese Menschen veroflgt und verbrennt. Ich weiß aber durchaus, dass auch ohne Christentum Menschen auf dem Schwarzen Kontinent an diese sog. Hexen glauben würden und sie bekämpfen wollen. Auch der Islam ist bei den Hexenverfolgungen beteiligt.
Das Christentum kann da aber - wie auch der Islam - als Brandbeschleuniger wirken. Das beste Mittel wäre Aufklärung, dass diese Magie nur Aberglaube ist. Wie soll aber aus den in Afrika so aktiven Freikirchen und Charismatikerbewegungen ausgerechnet Aufklärung generiert werden.

Wohlstand und Aufklärung und der Aberglaube geht zurück.

Unter'm Strich gesehen ist es für Ghana also von Vorteil, wenn möglichst viele Einheimische Christen werden und diese fürchterlichen Traditionen sein lassen.

Hm...

Nur sollten es halt nicht radikale Christen sein, denn dann existiert dieselbe alte und menschenfeindliche Gewalt weiter, nur unter einer anderen Überschrift.

Da treffen wir uns wiederum - ja, ganz deiner Meinung. Und gerade die sind aber so aktiv...

JackSparrow
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#44 Re: Wenn Christen diskriminieren - christliche Gewalt heute

Beitrag von JackSparrow » Di 10. Jan 2017, 20:53

ThomasM hat geschrieben:- Wenn Jesus zu Feindesliebe und Frieden aufruft, warum schaffen das so viele Christen dann nicht?
Weil Christen echte biologische Wesen sind und nicht eine Romanfigur, die man nach Belieben formen kann.

- Was müssen die Christen sagen, um Leute wie Tyrion davon zu überzeugen, dass Jesus trotzdem der richtige Weg ist?
Sie müssen ein hohes Maß an Kompetenz erkennen lassen, indem sie sämtliche Einwände in einem möglichst ruhigen und sachlichen Ton zu entkräften in der Lage sind.

Beliebte Fehler sind:
a) einen Einwand nicht ernst nehmen
b) einer Frage ausweichen
c) emotionale Reaktion auf eine nicht emotionale Frage

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Halman
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#45 Re: Wenn Christen diskriminieren - christliche Gewalt heute

Beitrag von Halman » Di 10. Jan 2017, 23:31

Tyrion hat geschrieben:Mord ist Tötung aus niederen Beweggründen. Ich gaube nicht, dass auch nur eine Spätabtreibung in einem zivilisierten Land erlaubt wird, die nicht triftige (aber nicht niedere) Gründe hat. Vergleiche ich es mit Deutschland, sehe ich, dass Spätabtreibungen nur in Ausnahmefällen möglich sind.
Darf ich Dich fragen, wie Du die Die église réfractaire und die „Abtreibung nach der Geburt“ nach Bioethiker Peter Singer bewertest?

Tyrion hat geschrieben:Ich habe nicht einmal die Autoren des Hexenhammers angeklagt. Ich habe aber die Verbrechen an sich angeklagt. Ich frage mich auch, warum von islamischer Seite oft so verhalten eine Distanzierung von islamistischen Gewalttaten erfolgt. Es wird meist nur indirekt gesagt "Islam heißt auch Frieden". Würden regelmäßig die hiesigen islamischen Geistlichen die Verbrechen im Namen ihrer Religion als Unrecht geißeln, wären sie in ihrer Aussage glaubwürdiger. Und wenn Christen auf den Vorwurf der Historie der Hexenverbrennungen, der Mission usw. aggressiv reagieren, dann wird ihre Aussage, dass sie friedliebend sind dadurch auch nicht glaubhafter.
Als ich noch Christ war, hatte ich kein Problem damit, die Verbrechen im Namen dieser Religion als solche zu bezeichnen, ohne dabei sofort anderen ebenfalls Schuld geben zu wollen. Müsste nicht gerade für einen Gläubigen wichtig sein, sich da zu distanzieren?
Meines Wissens distanziert sich Prof. Siegfried Zimmer von regriden Fundamentalismus. Seine Vorträge in der MEDIATHEK legen davon Zeugnis ab.

Tyrion hat geschrieben:... Erst dann, wenn man ohne mit dem Finger auf andere zu zeigen, offen zugeben kann, dass im Namen der eigenen Ideologie/Religion Verbrechen begangen wurden, wird das glaubwürdig. Und die Glaubwürdigkeit hilft, dass man auch bei solchen Gesprüächen wie zwischen Christen und Moslems den Ergebnissen trauen kann. Erst dann wäre ein Friede dauerhaft. Und wenn man die Verbrechen wirklich bedauert, dann fällt es leichter, Wege zu suchen, diese nicht nochmals zu ermöglichen.
Meiner Meinung nach gehört zum Christsein, entschieden die Kreuzzüge und die Inquisition zu verurteilen und zwar nicht im Widerspruch zu christlicher Ethik, sondern auf Grundlage christlicher Ethik.

Ich schätze Leute wie Martin Luther King.

Am Mo 24. Okt 2016, 23:54 schrieb ich u.a.:
Augustinus von Hippo vertrat in seinem Werk De Civitate Dei die Auffassung, dass die katholische Kirche das Himmelreich sei. Aus seiner Perspektive mag diese Deutung naheliegend erschienen sein. Doch dieser Auffassung kann ich mich nicht anschließen. Denn in der römisch-katholischen Reichskirche waren auch Leute wie Kyrill von Alexandria.
Wenigen scheint bekannt zu sein, dass Kyrill von Alexandria (der förderte übrigens auch die Marienverehrung) 415 n. Chr. der Hauptverantwortliche für den bestialischen Mord an der Philosophin Hypatia war. Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass er sich gegen Widerstand innerhalb der katholischen Kirche durchsetzte, es gab also durchaus Katholiken mit redlicher, christlicher Gesinnung.

Kommen wir von der Spätantike ins Mittelalter. Wo wirkte der Geist Gottes, als die Kreuzritter unter dem päpstlichen Ruf "Deus lo vult", nach Israel zogen und auf dem Weg Juden abschlachteten und die schlimmsten Greuel in Jerusalem verübten?
Wo wirkte der Heilige Geist, als die Gebeine von John Wyclif ausgegraben wurden, weil er nachträglich als Ketzer verurteilt wurde? Wo wirkte ER, als redliche Reformatoren, wie Jan Hus und William Tyndale, brutal hingerichtet wurden?
Natürlich übersehe ich nicht die positiven Lichtblicke in der katholischen Kirche, wie Maximilian Maria Kolbe, der für mich ebenso ein Held ist wie Janusz Korczak und Dietrich Bonhoeffer! Auch weiß ich um den Pfarrerblock (KZ Dachau).

Meine Sichtweise hatte ich am Mo 8. Jun 2015, 20:09 und Do 5. Mai 2016, 12:44 dargestellt.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

Anton B.
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#46 Re: Wenn Christen diskriminieren - christliche Gewalt heute

Beitrag von Anton B. » Mi 11. Jan 2017, 18:25

Tyrion hat geschrieben:
pflanzenfreak hat geschrieben:
ThomasM hat geschrieben:- Was müssen die Christen sagen, um Leute wie Tyrion davon zu überzeugen, dass Jesus trotzdem der richtige Weg ist?
nix. Tyrion kennt die Bibel und jedes Gegenargument. Wenn Du etwas tun willst, dann bete. Reden bringt nichts. Glaube entsteht sowieso nicht im Kopf sondern im Herzen.
In einem gebe ich dir recht - dass ich für mich Jesus als den richtigen Weg erkenne, wird niemand so einfach erreichen.
Die Ergänzung zu ThomasM's Fragenkatalog wäre also:

Wie geht Christ mit all den Tyrions um, die sich weder von Christ seinen Argumenten noch sonstwie überzeugen lassen?
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.

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#47 Re: Wenn Christen diskriminieren - christliche Gewalt heute

Beitrag von lovetrail » Mi 11. Jan 2017, 18:30

Kann es sein, Tyrion, dass du eine Filmfigur nachspielst? Solche Effekte sind mir schon paar Mal auch bei anderen Usern aufgefallen.

Game of Thrones ist ein unheimlich dunkles Machwerk, in dem es keine Gnade gibt. Obacht!

LG
Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, so wird Christus dich erleuchten!

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#48 Re: Wenn Christen diskriminieren - christliche Gewalt heute

Beitrag von Pflanzenfreak » Mi 11. Jan 2017, 18:40

Anton B. hat geschrieben:Wie geht Christ mit all den Tyrions um, die sich weder von Christ seinen Argumenten noch sonstwie überzeugen lassen?
Muß man Anderen etwas aufschwatzen von dem sie nichts hören wollen? Ich denke nein.

Anton B.
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#49 Re: Wenn Christen diskriminieren - christliche Gewalt heute

Beitrag von Anton B. » Mi 11. Jan 2017, 19:42

Pflanzenfreak hat geschrieben:Muß man Anderen etwas aufschwatzen von dem sie nichts hören wollen? Ich denke nein.
Bist Du Dir sicher?

Ich sehe im Zusammenhang mit der zusätzlichen Frage 2 Dinge, die für das Thema hier interessant werden:

  1. Den Gläubigen ist die Verkündigung der Frohen Botschaft aufgetragen.

  2. Sowohl aus dem NT als auch aus der Geschichte des Ur- und Frühchristentums heraus ergibt sich eine Organisation in Gemeinden.
Zu Punkt 1: Wie mit Ablehnung umgehen?

Zu Punkt 2: Gemeindenbildung führt m.E. immer (und das ist auch so beabsichtigt) zu einer Differenzierung "innen" gegen "außen", vulgo "wir" gegen die "anderen".

Als Christ innerhalb einer katholischen Gemeinde stehe ich selbstverständlich zu beidem. Allerdings sollte das sich daraus ergebende Gefahrenpotential hinsichtlich Diskriminierung bis extremerweise zur Anwendung von Gewalt auch nicht aus den Augen verloren werden.

Dabei findet sich eine solche Konstellation auch sowohl außerhalb des Christentums als auch außerhalb des Religiösen überhaupt.

Die Fragestellung von Tyrion, warum es auch im Christentum denn zu Diskriminierung und Gewalt überhaupt kommen konnte, ist aber trotzdem eine ganz wesentliche: Denn eigentlich sollten wir Christen durch das Wirken und den Schutz des Heiligen Geistes erwarten, dass sich aus der gegebenen Struktur gerade keine wirkliche Realisierung der potentiellen Gefahren entwickelt.

Als Christ halte ich diese Frage für durchaus relevant und die Geschehnisse in der Vergangenheit durchaus für "verstörend".
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.

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#50 Re: Wenn Christen diskriminieren - christliche Gewalt heute

Beitrag von Tyrion » Mi 11. Jan 2017, 20:03

Halman hat geschrieben:Darf ich Dich fragen, wie Du die Die église réfractaire und die „Abtreibung nach der Geburt“ nach Bioethiker Peter Singer bewertest?

Klar darfst du fragen ;) . Postnatale "Abtreibung" ist das Töten eines Menschen. Die Frage ist generell, wann man das Recht hat, einen Menschen zu töten. Tyrannenmord? Selbstverteidigung? Sterbehilfe? Dass ich dagegen bin, kleine Kinder zu töten, sollte eigentlich aus meinen Beiträgen klar hervorgegangen sein. Insofern: natürlich bin ich gegen "postnatale Abtreibung".

Zur Säkularisierung in Frankreich... Ja, die war sinnvoll, finde ich. Nicht sinnvoll sind aber Verbrechen, die im Zusammenhang damit begangen wurden. Leider wird bei Revolutionen fast immer Gewalt angewendet - hier wären wir wieder bei der Frage, wann Gewalt gerechtfertigt ist. Ich lehne Gewalt zur Erreichung politischer Ziele ab. Was wäre aber, wenn man durch Gewalt Menschenleben retten würde? Alles schwer zu beantworten. Das Töten von Priestern fällt da aber ganz sicher nicht darunter. Insofern: natürlich bin ich dagegen.

Meines Wissens distanziert sich Prof. Siegfried Zimmer von regriden Fundamentalismus. Seine Vorträge in der MEDIATHEK legen davon Zeugnis ab.

Ein evangelischer Theologe lehnt also rigiden Fundamentalismus ab. Ist das nicht selbstredend?

Meiner Meinung nach gehört zum Christsein, entschieden die Kreuzzüge und die Inquisition zu verurteilen und zwar nicht im Widerspruch zu christlicher Ethik, sondern auf Grundlage christlicher Ethik.

Freut mich! :)

Anton B. hat geschrieben:Als Christ innerhalb einer katholischen Gemeinde stehe ich selbstverständlich zu beidem. Allerdings sollte das sich daraus ergebende Gefahrenpotential hinsichtlich Diskriminierung bis extremerweise zur Anwendung von Gewalt auch nicht aus den Augen verloren werden.

Genau das ist es, was ich ja vermitteln möchte. Natürlich soll und darf jemand, der einer Religion anhängt, anderen davon erzählen und auch die Werte, die Botschaften dieser Religion vertreten. Die Geschihcte zeigt aber eben, dass das auch en Gefahrenpotential in sich birgt (Betonung auf Potential). Meint derjenige es also wirklich "gut", sollte er von allein daran interessiert sein, dass das Potential nicht "genutzt" wird, es also nicht dazu kommt. Und am schnellst sieht man, wie man auf Zurückweisung der beworbenen Religion reagiert. Akzeptiert man es oder wird man aufdringlich? Letzteres wäre der erste Schritt, die Gedfankenwelt des Gegenübers nicht zu respektieren. Respektlosigkeit kann dann zu schweren Folgen führen.

Die Fragestellung von Tyrion, warum es auch im Christentum denn zu Diskriminierung und Gewalt überhaupt kommen konnte, ist aber trotzdem eine ganz wesentliche: Denn eigentlich sollten wir Christen durch das Wirken und den Schutz des Heiligen Geistes erwarten, dass sich aus der gegebenen Struktur gerade keine wirkliche Realisierung der potentiellen Gefahren entwickelt.

Es freut mich, dass ich von dir verstanden werde, Anton B.

Als Christ halte ich diese Frage für durchaus relevant und die Geschehnisse in der Vergangenheit durchaus für "verstörend".

Eben. Und wer darauf beispielsweise aggressiv reagiert, dass man diese Geschehnisse anführt, der verdrängt sie meines Erachtens und bemüht sich dann auch nicht, entsprechendes in Zukunft verhindern zu wollen. Oder man wischt es mit der Bemerkung weg, dass das keine Chrosten waren. Dabei waren es ganz sicher Menschen, die sich als Christen sahen, sie haben die Bibel nur anders ausgelegt. Und wie kann man das am besten verhindern? Meines Erachtens sind da gerade die "Salafisten" unterden Christen auf dem Weg, dahin zurückzusteuern - mehr Gewicht auf die Apokalypse und wortwörtliche Auslegung - so wie früher auch schon im Mittelalter.

lovetrail hat geschrieben:Kann es sein, Tyrion, dass du eine Filmfigur nachspielst? Solche Effekte sind mir schon paar Mal auch bei anderen Usern aufgefallen.

Game of Thrones ist ein unheimlich dunkles Machwerk, in dem es keine Gnade gibt. Obacht!

Da kann ich dich beruhigen. Ich spiele ganz gewiss keine Filmfigur nach. Ich war schon so, wie ich bin, bevor die Bücher oder die Serie herauskamen. Und ich spiele auch nicht Tyrion nach. Ich hatte mir halt einen Nichname ausdenken müssen - und da kam iuch auf Tyrion Lennister und fand es eine witzige Idee - ich bin deutlich größer als er - zumal ich seinen Charakter in der Serie vielschichtig und interessant finde. Das ist alles.

Als dunkles Machwerk empfinde ich es nicht - es ist für mich reine Unterhaltung. Ist aber off topic... (Herr der Ringe hat eine ganz andere Qualität, nur nennt sich fast jeder nach einem der Charaktere - das war mir zu platt)

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