Wenn Christen diskriminieren - christliche Gewalt heute

Politik und Weltgeschehen
Novas
Beiträge: 7986
Registriert: Mi 20. Jun 2018, 21:23

#181 Re: Wenn Christen diskriminieren - christliche Gewalt heute

Beitrag von Novas » Mi 15. Feb 2017, 13:38

Janina hat geschrieben:
Tyrion hat geschrieben:Und dann kommt die klassiche Keule "das waren keine echten Christen".
Das ist offenbar das eigentliche Problem. Wir sind süchtig nach Schubladen. "Christ" ist eine prima Schublade. Groß genug für jeden, der auch nur mal ansatzweise spirituelle Gefühle äußert (es soll ja sogar Einstein gläubig gewesen sein, obwohl - andere Partei), aber gleichzeitig zu klein für jeden, der mal was Blödes sagt. Was soll denn da bitte die vielersehnte Einheit des Christentums sein? Warum die Spaltung der Kirche bejammern, wenn gleichzeitig Abweichler ausgegrenzt werden? Warum Einheit herbeisehnen, und sich dann für Idioten rechtfertigen zu müssen? Wenn ein "echter Christ" jeder ist, der behauptet, einer zu sein, ist der noch lange nicht mein Wortführer. Deppen sind ja ok, aber wenn einer SO deppert ist, dass er nicht merkt, WIE deppert er ist, und sich dann auch noch zum Fachmann erklärt, dann heißt das z.B. Kreationismus. Und das hat weder irgendwas mit MIR zu tun, noch brenne ich darauf, mich ständig von solchen Leuten distanzieren zu müssen. Ich WILL gar keine Einheit. Ich kann Dummheit und Gewalt scheiße finden, habe aber auch nichts gegen Teppiche, auch wenn der Führer gern mal in einen gebissen haben soll


Das ist einer der besten Beiträge, die hier seit Äonen geschrieben wurden.... :lol: was die Teppiche angeht: es soll ja auch fliegende Teppiche geben, die sollten nicht unterschätzt werden....

Bild

Benutzeravatar
Kingdom
Beiträge: 2240
Registriert: Mo 20. Mai 2013, 18:25

#182 Re: Wenn Christen diskriminieren - christliche Gewalt heute

Beitrag von Kingdom » Mi 15. Feb 2017, 17:43

Helmuth hat geschrieben:
Kingdom hat geschrieben: Ob die Kath. Kirche diese Freiheit gewährt weiss ich nicht aber das Wort Gottes gibt diese Freiheit.
Nicht wirklich, wenn man dieses Wort heranzieht:
5Mo 24, 4 hat geschrieben:... so kann ihr erster Mann, der sie entlassen hat, sie nicht nochmals zur Frau nehmen, nachdem sie verunreinigt worden ist; denn das wäre ein Gräuel vor dem HERRN; und du sollst das Land nicht mit Sünde beflecken, das dir der HERR, dein Gott, zum Erbe gibt.
Es sei denn man will sich verunreinigen.

Stimmt Helmuth aber wie sieht es aus mit der Gnade Christus im NT die Christus eben auch der Ehebrecherin gewährt? Wo der ungläubige durch den gläubigen geheiligt ist? Dort dürfen wir sicher gnädig sein und das Wort lehrt ja 70x7 zu vergeben. Ich glaube aber auch das wenn ein Partner die Ehe bricht, wir grundsätzlich frei sind eben so oder anders zu handeln. Ich denke das man eben da im Einzelfall die Umstände schon genau betrachten sollte.

Lg Kingdom

Helmuth
Beiträge: 7948
Registriert: So 5. Jun 2016, 12:51

#183 Re: Wenn Christen diskriminieren - christliche Gewalt heute

Beitrag von Helmuth » Mi 15. Feb 2017, 20:12

Kingdom hat geschrieben: Ich denke das man eben da im Einzelfall die Umstände schon genau betrachten sollte.
Mit Sicherheit. Aber es darf nicht der persönliche Umstand gegen Gottes Wort ausgespielt werden, was ich immer wieder erlebe. Dann sucht man die Ausrede bzw. ein"Schön"-Reden des eigenen Handelns.

So ist beides wichtig denke ich und zwar in dieser Reihenfolge:

1.) Das Wort Gottes
2.) Die persönlichen Umstände

Man kann hier keine Verallgemeinerung vornehmen, sondern hat im Einzelfall zu entscheiden. Das Gesetz ist ein Rahmen, in dem wir uns bewegen. Darum gibt es ja auch im weltichen Recht immer einen Richter, der im Streitfall für jeden Fall einzeln urteilt. Dieses Prinizp ist auch von Gott, wenn auch die Rechtsbestimmungen zu biblischen Forderungen unterschiedlich sind.

Wäre nicht, wie Jesus selbst sagt, unsere Hartherzigkeit der Hauptgrund, warum es dann im im Einzelfall dennoch immer wieder scheitert, würden wir den Scheidungsrichter erst gar nicht benötigen.

Und wie Jesus sage ich: Es ist ein Zugeständnis, dass wir diese Form der richterlichen Gewalt über uns ergehen lassen. An und für sich sollten Christen das über die Familie bzw. Älteste im Einvernehmen austragen können und wieder zueinander finden. Das weltliche Gericht ist die letzte Option, die in Betracht gezogen werden sollte, denn wie dieses vorgeht ist bekannt.

Vom Grundprinzip suche ich also zuerst Gottes Wort zu halten. Allerdings kenne ich persönlich noch keinen Fall, bei dem eine Geschiedene nach weiterer erfolgter Scheidung wieder zu ihrem ersten Mann zurückkehren wollte. Insofern ein sehr hypothetischer Fall. Das war zur Zeit Mose, als Ehe auch ein Versorgungsgarant war sicher anders.
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
Ps 118:6

Benutzeravatar
Detlef
Beiträge: 1190
Registriert: So 12. Feb 2017, 12:09
Wohnort: Alfred-Kunze-Sportpark

#184 Re: Wenn Christen diskriminieren - christliche Gewalt heute

Beitrag von Detlef » Mi 15. Feb 2017, 21:29

@ThomasM - An deinem Disput mit Tyrion möchte ich mich nicht weiter beteiligen, aber dieses Argument wollte ich dir mal nicht so einfach "durchgehen lassen" :
ThomasM hat geschrieben:....Man kann das aber gut an den kommunistische Regimen sehen z.B. DDR oder China, die - vollkommen ohne Religion - eine starke Tabuisierung von Sexualität zeigen....
(über China kannst du höchstwahrscheinlich ebenso wie ich keine konkreten Erfahrungen aufweisen), aber von einer "starken Tabuisierung der Sexualität" in der DDR kann spätestens ab den siebziger Jahren keine Rede mehr sein. Im normalen Alltag, vlt. auch teilweise aus Mangel an "alternativen" Freizeitbeschäftigungen, war der Umgang mit der Sexualtät mindestens so entspannt wie in der alten BRD, wenn ich das mal so aus der Übergangszeit (politische Wende) reflektiere. Ich denke, du wirst den Bereich "Sexualität" nicht auf das in der DDR vorhandene Verbot von Pornografie und Prostitution reduzieren wollen. Es gab im Gegenteil sogar einige Dinge, wo uns die "Wessis" ziemlich verklemmt vorkamen, damit z.B., dass bei uns das FKK-Baden so weit verbreitet war, sind viele nicht klar gekommen. :mrgreen:
Ich möchte auch daran erinnern, dass der sog. "Schwulenparagraph" in der DDR etliche Jahre früher als in der BRD gestrichen wurde - das wäre wohl in einer Gesellschaft mit tabuisierter Sexualität nicht passiert.

LG Detlef
Die Wahrheit lässt sich pachten, mit dem Glauben an des Gottes Sohn, doch die Thesen sind vergänglich, allen Gläubigen zum Hohn! (Gert Reichelt)

Benutzeravatar
Tyrion
Beiträge: 828
Registriert: Mo 21. Nov 2016, 00:24

#185 Re: Wenn Christen diskriminieren - christliche Gewalt heute

Beitrag von Tyrion » Do 16. Feb 2017, 00:51

ThomasM hat geschrieben:Es wäre jetzt wissenschaftlich, Indikatoren zu entwickeln, wie man erkennen kann, wann eine Tat - speziell auch Gewalt - welchen sozialen Kräften als Ursache zuzuordnen ist. So sind soziale Unterschiede oft Auslöser von Gewalt, politische Machtkämpfe ebenso, Missernten, Änderungen im politischen Gleichgewicht usw.
Waren die Kreuzzüge jetzt religiös oder politisch motiviert (es gibt gute Gründe, die Ursache in der Politik zu suchen), war der Kampf gegen die indigenen Ureinwohner Amerikas religiös oder wirtschaftlich motiviert (es gibt gute Gründe, dass es wirtschaftliche Gründe waren) usw.

O.k., kein Widerspruch. Bis auf den Einwand, dass bei der Mission die Geistlichkeit durchaus hätte gegensteuern können und den weltlichen Interessen des spanischen Königshauses hätte entgegentreten können.

Aber darauf geht der Autor nicht ein. Stattdessen beginnt er einen Exkurs über religiöse Gesetze.

Auch einverstanden. Für mich liest sich das so, als würde er die Gewalt "im Großen" erstmal außen vor lassen, da diese auch andere Gründe hat.

1. Angeblich errichtet Jesus Aggressionstabus
Dass das gar nicht korrekt ist, bemerkt der Autor nicht.

Warum ist das nicht korrekt? Jesus gebietet, die andere Wange hinzuhalten, wenn diese geschlagen wird. Das ist sehr schwierig. Man könnte es mal probieren - man geht in eine Messe und schlägt jedem der anwesenden Christen einmal ins Gesicht. Was meinst du, wie weit man käme? Wie weit käme man in einer katholischen, einer evangelischen Kirche, bei Neuapostholen, bei ZJ, bei STA usw.?
Natürlich will ich das nicht und es ist ein reines Gedankenexperiment. Ich behaupte aber mal, dass dieser Pazifismusgedanke für viele zu extrem ist. Die Logik Jesu ist klar. Würde sich keiner wehren, würde ich keine Macht spüren, wenn ich aggressiv bin und es würde langweilig, ich würde aufhören (solange ich kein Psychopath bin, das hat Jesus dabei vergessen, finde ich).
Auch das mit dem "wenn dir jemand deinen Mantel nimmt, dann gib ihm auch noch..." (oder so ähnlich).
Die Philosophie Jesu ist extrem und so nicht oder kaum lebbar. Die Tabus, die Jesus setzt, sind indirekte Tabus. Eine Regel ist doch "niemals Gewalt!" - also ist Gewalt tabu! Oder doch nicht?

Korrekt ist, dass Jesus auf die tiefere Ursache von Gewalt hinweist. Gewalt entsteht im Kopf. Eigentlich ist das eine recht moderne Aussage, die z.B. bei den Forschungen zu Amokläufen aktuell ist. Der typische Amokläufer frisst seine Gewaltphantasien oft jahrelang in sich hinein, bevor sie ausbrechen.

Ja eben, genau darauf bezieht sich auch der Autor. Ginge es Jesus nur darum, dass man aufpassen sollte, was man denkt, wäre es ja o.k. Wenn aber manche Christen wirklich glauben, erotische Gedanken an eine Frau wären für einen Mann bereits Ehebruch, dann ist das auch extrem und nicht oder nur schwer einhaltbar. Wenn bereits Gedanken an Sünde Sünde sind, dann ist das Psychofolter, denn jeder ist dann komplett und durch und durch sündig. Man hat immer einen Grund, sich schlechtzumachen, sich als minderwertig zu sehen, als nicht würdig usw. Das erzeugt genau das, was bei Amokläufen ausbricht.
Der Grundgedanke, dass man nicht einfach den Gedanken freien Lauf lassen soll, ist ja o.k., aber die Schlüsse daraus, was alles bereits Sünde ist, macht ein normales Leben doch kaum noch möglich. Zum Glück denken die meisten Christen nicht so, die sind aber auch nicht das Pulverfass. Die Evangelikalen und andere Extremisten sind es.

Die Psychologie empfiehlt hier, den potenziellen Täter früh zu identifizieren und mit ihm zu arbeiten, dass es nicht zu einem solchen Aggressionsstau kommt.
Dasselbe gilt auch für moderne soziale Empfehlungen, wie Gewalt gegen Frauen, Gewalt in der Familie, Fremdenhass usw. Immer wird heutzutage empfohlen, dass man sein Denken ändert, seine Sprache ändert, aktiv an sich arbeitet.

Ja: ändert, aber nicht verteufelt. Das ist der Knackpunkt.

Jesus sagt, dass man seine Aggressionen bei Gott abgeben soll, dass man sie mit Hilfe Gottes überwinden soll. Im Grunde ist das eine psychotherapeutische Frühform, die auch eine Institutionalisierung in Form der Seelsorge hat. Dass Seelsorge zu oft in Machtausübung umgeschlagen ist, hat zur Folge, dass diese Therapie eben oft nicht korrekt funktionierte.

Ja, weil diese "Therapie" zur Gedankenkontrolle ausartete ("Beichte")

Aber Vinnai sagt einfach "das Christentum definiert Tabus und dadurch entsteht Frustration und dadurch Gewalt". Er macht das, um damit indirekt zu sagen "die Gewalt hat ihre Ursache in der Religion", ohne auf die Frage einzugehen, dass sie ihre Ursache auch in anderen sozialen Mechanismen haben kann.

Letzteres hat er bereits ganz oben zugegeben. Insofern sagt er nur: neben den sozialen Mechanismen kann auch Religion an sich zu Gewalt führen. Dem stimme ich zu.

2. Angeblich errichtet Jesus Sexualtabus

Hier gilt ähnliches. Nun war Sexualität tatsächlich oft tabuisiert, aber es ist eigentlich bekannt, dass die Ursache die patriarchalische Gesellschaftsstruktur war, also eine soziale Ursache.

Hm, was hat Masturbationsverbot mit Patriarchat zu tun? Oder das Verbot "unzüchtiger Gedanken"? (siehe oben)
Es geht ja nicht darum, was Jesus (falls er irgendwie göttlich war) will, sondern, was Menschen in einer Religionsgemeinschaft daraus machen. Und diese Form der Selbstbeschränkung ist durchaus christlich. Selbst mir, der ich kein Christ bin, wurde hier im Forum Egoismus und Egozentrismus vorgeworfen, nur weil ich sage, dass ich diese Sexualmoral nicht annehme und nicht nach ihr lebe. Merkst du was? Was muss dann ein Christ sich anhören, wenn er mal etwas "verbotenes" tat (Sex vor der Ehe, Masturbation - oder gaaaanz schlimm: Bi- bzw. Homosexualität)? Das erzeugt viel Verklemmtheit und Leid.

Man kann das aber gut an den kommunistische Regimen sehen z.B. DDR oder China, die - vollkommen ohne Religion - eine starke Tabuisierung von Sexualität zeigen.

Gerade die DDR war aufgeschlossener als die BRD (wie schon erwähnt wurde, hatten sie mehr Zeit dafür - aber vor allem galten weniger religiöse Beschränkungen und Tabus, da weniger Menschen wirklich streng religiös waren). Was China angeht, weiß ich es nicht, ich glaube aber nicht, dass die Chinesen enthaltsamer als Christen sind.

Auch hier geht der Autor nicht auf das Henne-Ei Problem ein. Wurde Sexualität tabuisiert wegen der Gesellschaftsstruktur oder der Religion. War Religion die Ursache oder Deckmantel?

Bei uns herrscht seit 1600 Jahren das Christentum. Es hat die Gesellschaft zu dem gemacht, was sie ist. Davor war sie sexuell deutlich enthemmter (z. B. Rom). Insofern: Religion in einer Feedbackschleife mit der Soziostruktur.

Die im NT überhöhte Darstellung der sexuellen Sünde hat theologische Gründe. Das kann Vinnai natürlich nicht erkennen, da er diesen Teil schlicht ausblendet.

Ihm geht es nicht um die Theologie dahinter, sondern um das, was das Aufstellen zu harter Regeln für Menschen aus den Menschen macht. Warum die Regeln so hart sind, ist da doch sekundär.

Genau dagegen stellt Jesus seine Aussage "jeder ist sündig, niemand kann von sich aus gerecht werden". Das Ziel ist die Rettung durch Glaube.

Ja, das ist ja das perfide, das schlimme daran. Erst wird dir eingetrichtzert, dass du das allerletzte bit. Du bist schon wegen Eva (und Adam) verdammt, trägst die Erblast als Sippenhaft der Ursünde, bist komplett fehlerhaft, völlig daneben, musst dich reuig runtermachen und dann frohlocken, weil Jesus dich als allerunterstes sündiges Etwas gnädigerweise doch errettet, wenn du ihn anbetest und lobpreist. Dazu die Regeln, die man nicht brechen darf, das Denkverbot (keine unzüchtigen Gedanken, der Gedanke allein ist schon Sünde). Bei religiösen Extremisten ist sowas ein Brandbeschleuiniger hin zu dem Amokläufern. Bie normalen Menschen prallt das zum Glück ganz gut ab, weil unsere Gesellschaft das mittlerweile erlaubt.

Schlüssig kann eine Logikkette nur sein, wenn sie eindeutig ist.

Wenn sie die Gewalt von nur wenigen, einzelnen erklärt, wäre sie bereits schlüssig. Es muss ja nicht immer so zutreffen. Heute wird das bei uns eher selten der Fall sein.

So ist der Allgemeinplatz "sexuelle Tabuisierung kann Gewaltneigung verstärken" keineswegs geeignet zu begründen "die Ausrottung der Indianer in Amerika hatte ihre Ursache in der sexuellen Unterdrückung der Siedler".

Stimmt.

Das sagt Vinnai auch nicht, denn so direkt im Zusammenhang wird der Unsinn dieser Logikkette zu deutlich

Ich erkenne diesen Schluss nicht in seiner Logikkette, aber es ist interessant, dass du es so interpretierst. Ich werde versuchen, deinen Gedankengang nachzuvollziehen.

Er erklärt den Allgemeinplatz (und sagt damit die Wahrheit) und lässt das kommentarlos in dem Zusammenhang stehen. Den (falschen) Schluss darf der Leser ziehen - so wie du das tust - Herr Vinnai kann sich seine Hände in Unschuld waschen.
Die typische Vorgehensweise von Demagogen.

Wie gesagt: Danke für die Denkanstöße. Im Moment kann ich diesem Urteil aber nicht folgen - muss aber auch noch darüber nachdenken.

Benutzeravatar
Janina
Beiträge: 7431
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:12

#186 Re: Wenn Christen diskriminieren - christliche Gewalt heute

Beitrag von Janina » Do 16. Feb 2017, 07:41

Detlef hat geschrieben:Es gab im Gegenteil sogar einige Dinge, wo uns die "Wessis" ziemlich verklemmt vorkamen, damit z.B., dass bei uns das FKK-Baden so weit verbreitet war, sind viele nicht klar gekommen. :mrgreen:
Ich möchte auch daran erinnern, dass der sog. "Schwulenparagraph" in der DDR etliche Jahre früher als in der BRD gestrichen wurde - das wäre wohl in einer Gesellschaft mit tabuisierter Sexualität nicht passiert.
Eben. Die verklemmte Spießigkeit war katholisch und damit kapitalistisch. Das Kita-Angebot und die Ladenöffnungszeiten waren Kinder-kompatibel, das Niveau haben wir immer noch nicht wieder erreicht.

Benutzeravatar
Tyrion
Beiträge: 828
Registriert: Mo 21. Nov 2016, 00:24

#187 Re: Wenn Christen diskriminieren - christliche Gewalt heute

Beitrag von Tyrion » Do 16. Feb 2017, 22:11

Janina hat geschrieben:Das ist offenbar das eigentliche Problem. Wir sind süchtig nach Schubladen.

Ja, das ist eine absolut menschliche Eigenschaft. Wir machen für alles Schubladen. Letzten Endes ist das ganze Gebäude der biologischen Systematik (Art, Gattung, Familie, Ordnung, Klasse, Stamm, Reich usw.) ein Schubladensystem. Oder wenn man sich ansieht, wieviele Schubladen wir allein für Musikrichtungen haben - ich nehme mal den Heavy Metal i.w.S.: Power Metal, Death Metal, Black Metal, Doom Metal, Speed Metal, Thrash Metal, Poser Metal, Classic Heavy Metal, Cross Over, Metal Core, Math Core, Psychedelic Metal (usw. usf.) - oder beim Jazz...

"Christ" ist eine prima Schublade. Groß genug für jeden, der auch nur mal ansatzweise spirituelle Gefühle äußert (es soll ja sogar Einstein gläubig gewesen sein, obwohl - andere Partei), aber gleichzeitig zu klein für jeden, der mal was Blödes sagt. Was soll denn da bitte die vielersehnte Einheit des Christentums sein? Warum die Spaltung der Kirche bejammern, wenn gleichzeitig Abweichler ausgegrenzt werden? Warum Einheit herbeisehnen, und sich dann für Idioten rechtfertigen zu müssen?

Ja, das hängt nur von der Größe der Schublade ab und wer die Schublade als erster benannt hat (Copy Right sozusagen). Die Frage ist, wer oder was gehört zu der Schublade und wie groß ist sie?

Wenn ein "echter Christ" jeder ist, der behauptet, einer zu sein, ist der noch lange nicht mein Wortführer. Deppen sind ja ok, aber wenn einer SO deppert ist, dass er nicht merkt, WIE deppert er ist, und sich dann auch noch zum Fachmann erklärt, dann heißt das z.B. Kreationismus.

Kreatinisten wäre die Beschriftung einer anderen Schublade (die gibt es ja auch im Islam usw.). Dass Kreationisten sich in der Regel durch absolutes Fehlen von Fachkenntnissen in der Biologie auszeichnen, also dein Wort "Depp" zwar hart ist, aber passt, ist halt so, denn sonst wären sie ja keine Kreationisten. Es gibt aber eben auch Christen, die Kreationisten sind, denn der Bildungsstand und/oder IQ ist kein Auswahlkriterium für die Schublade "Christ".

Und das hat weder irgendwas mit MIR zu tun, noch brenne ich darauf, mich ständig von solchen Leuten distanzieren zu müssen.

Im real life musst du das ja auch nicht. In Religionsforen triffst du halt öfter auf Vertreter radikaler Strömungen. Eigentlich zeigst du mit dem ständigen dich Distanzieren, dass es auch Christen mit Hirn gibt. Hörst du damit auf, dann gibst du dich letzten Endes den radikalen Strömungen des Hirabschaltens geschlagen.

Ich WILL gar keine Einheit. Ich kann Dummheit und Gewalt scheiße finden, habe aber auch nichts gegen Teppiche, auch wenn der Führer gern mal in einen gebissen haben soll.

Wie gesagt: Christsein und Bildungsstand sind unabhängig voneinander. Nur gehört Krationismus für manche Christen zum Christentum, womit sie sich einfach irren. Da sie dann aber Lautsprecher sind, musst du dich halt immer wieder von diesen Evangelikalen distanzieren. Ist halt blöd, wenn eine Religion, der man angehört, von Radikalinskis unterwandert wird.

Christen sind keine Schafe, Kampf ist menschlich. Es ist nicht unmenschlich oder "unchristlich", zu kämpfen. Es ist menschlich, sich gegen Angriffe zu verteidigen, aber der Angreifer ist und bleibt ein Mensch. Darum gibt es ja sowas wie ein Rotes Kreuz oder eine Haager Landkriegsordnung.

Jetzt kommt es wieder darauf an, wie man sich als Christ sieht. Jesus hat auch gepredigt, sich eben nicht zu wehren, sich nicht zu verteidigen. Im Gegenteil: statt sich zu wehren auch die andere Wange hinhalten ist die Devise. Und Christen sind Schafe, denn sie sind Lämmer (= junge Schafe), die von Hirten (z. B. Bischof - ἐπίσκοπος epískopos ‚Aufseher', ‚Hüter', ‚Schützer'; z. B. Pastor - heißt direkt "Hirte") gehütet werden (deshalb gibt es auch Hirtenbriefe usw.). Sei nicht Bock sondern Lamm ist auch so eine Devise.
Ich glaube nicht, dass Jesus Waffen gewieht hätte, aber wer weiß?
Wer sich Christ nennt, wird halt auch daran gemessen, was Christus von seinen Schäfchen verlangt. Dass Verteidigung menschlich ist, ist klar, aber ist es wirklich christlich?
Leider gibt es auch genug Christen, die angreifen. Womit wir wieder bei der Schublade sind. Wer kann/soll/darf da alles mit rein und mit wem fühlst du dich in deiner Schublade wohl? Vielleicht denken viele Christen deshalb eher in kleineren Schubladen wie "Katholik", "Protestant" usw. Die Grundproblematik bleibt aber bestehen. Auch unter denen gibt es Deppen wie in jeder anderen Schublade auch.

Novas
Beiträge: 7986
Registriert: Mi 20. Jun 2018, 21:23

#188 Re: Wenn Christen diskriminieren - christliche Gewalt heute

Beitrag von Novas » Fr 17. Feb 2017, 16:06

Janina hat geschrieben:Die verklemmte Spießigkeit war katholisch

Woher kommt eigentlich dieses Vorurteil, dass katholische Christen „spießig“ und „verklemmt“ sein müssen? Sicher gibt es solche engstirnigen Christen, aber das muss nicht so sein. Damals nannten sich die Engstirnigen Pharisäer und sie wurden von Jesus heftig kritisiert ;) im Grunde ist es unmöglich Jesus wirklich nachzufolgen und gleichzeitig engstirnig zu sein ~ das Problem ist, dass ihm nicht genug nachgefolgt wird. Die Engstirnigen bleiben irgendwo auf dem Wege stehen, anstatt weiter zu gehen.

Benutzeravatar
Janina
Beiträge: 7431
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:12

#189 Re: Wenn Christen diskriminieren - christliche Gewalt heute

Beitrag von Janina » Fr 17. Feb 2017, 16:52

Novalis hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:Die verklemmte Spießigkeit war katholisch
Woher kommt eigentlich dieses Vorurteil, dass katholische Christen „spießig“ und „verklemmt“ sein müssen?
Von der katholischen Kirche.

Novas
Beiträge: 7986
Registriert: Mi 20. Jun 2018, 21:23

#190 Re: Wenn Christen diskriminieren - christliche Gewalt heute

Beitrag von Novas » Fr 17. Feb 2017, 17:33

Janina hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:
Janina hat geschrieben:Die verklemmte Spießigkeit war katholisch
Woher kommt eigentlich dieses Vorurteil, dass katholische Christen „spießig“ und „verklemmt“ sein müssen?
Von der katholischen Kirche.

Wir können uns die Menschen eben nicht aussuchen. Sie sind, wie sie sind. Damit müssen wir arbeiten.

Ich will das steinerne Herz wegnehmen aus ihrem Leibe und ihnen ein fleischernes Herz geben, damit sie in meinen Geboten wandeln und meine Ordnungen halten und danach tun.

Hesekiel 11,19.20



Antworten