Wie der letzte Penner

Politik und Weltgeschehen
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Magdalena61
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#11 Re: Wie der letzte Penner

Beitrag von Magdalena61 » Di 2. Mai 2017, 13:26

Pluto hat geschrieben:
Magdalena61 hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Ein besseres System gibt es nirgendwo auf der Welt.
Irrtum.
Ich lasse mich gerne korrigieren.
In welchem Land gibt es eine bessere Sicherung für die Menschen?

EU-Kommission: Regierung treibt Menschen in Armut

Die Europäische Kommission kritisiert die deutsche Regierung ungewohnt scharf. Wörtlich heißt es: „Im Zeitraum 2008 bis 2014 hat die deutsche Politik im hohem Maße zur Vergrößerung der Armut beigetragen.“
...

Herrschende Parteien ignorieren Bericht
Der Bericht der EU-Kommission erschien bereits im Februar. Während das Kanzleramt im deutschen Armutsbericht im Februar 2017 kritische Passagen heraus strich, die belegten, dass gesellschaftlicher Einfluss in Deutschland von der Höhe des Einkommens abhängt, ließ die Regierung die Kritik der EU-Kommission unter den Tisch fallen.

Sozialabbau in Deutschland international kritisiert
Der Geschäfsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbands, Ulrich Schneider, sagte, die deutsche Politik dürfe die Kritik der internationalen Organisationen nicht ignorieren.

Schneider zufolge kritisierten auch OECD und Internationaler Währungsfonds wie auch die Europäische Zentralbank die Ungleichverteilung von Einkommen und Vermögen in Deutschland. Die Bundesregierung verfolge derweil eine „verteilungspolitische Vogel-Strauß-Politik“.

Laut dem Bericht habe selbst die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt das Armutsrisiko nicht verringert. Auch die Höhe der Renten werde voraussichtlich weiter abnehmen.
...

Armut ist politisch gewollt
Demnach ist eines der reichsten Länder der Welt und der wirtschaftlich mächtigste Staat der Europäischen Union von einem Sozialstaat, wie er einmal als Aushängeschild der alten Bundesrepublik galt, weit entfernt.

Ob mehr Menschen Arbeit haben oder nicht, Armut und Armutsrisiko der abgehängten Teile der Bevölkerung steigen weiter. Der EU-Bericht zeigt deutlich, dass es sich dabei nicht um ein ökonomisches „Naturgesetz“ handelt, sondern um politische Entscheidungen, die sich gegen die Ärmsten der Gesellschaft richteten und richten. Und politische Entscheidungen lassen sich ändern. (Dr. Utz Anhalt)
Tja... die EU- Kommission hat leider Recht.
Magdalena61 hat geschrieben:Ich bin davon überzeugt, dass viele Hilfebedürftige ihren Anspruch auf Hartz nicht oder nicht mehr wahrnehmen, weil sie die von den Behörden geforderten Bedingungen nicht erfüllen können. Warum werden es denn immer mehr Obdachlose? In Deutschland? Und im Rentenalter? Und dann noch Frauen?
Ich weiß, Hartz IV ist nicht gerade viel (liegt sogar unter der Armutsgrenze).
Aber... verwechselst du da was? Gelten die Hartz IV Richtlinien (Gesetze) nicht für alle?
Erstens: H4 ist mehr Geld als viele in Vollzeit arbeitende Bürger, die nicht H4 beziehen, am Monatsende im Geldbeutel haben. Dieses Gejammere um "ist zu wenig" geht mir sowas von auf den Keks. Diejenigen, für die Hartz IV ein finanzieller Abstieg bedeutet und die damit nicht klar kommen müssen es lernen, das Geld besser einteilen.

Zweitens: H4 gibt es nur für Bedürftige, die (nach Einschätzung der Behörden) arbeitsfähig sind und JEDE Arbeit annehmen (wollen). Und genau das geht bei vielen nicht; entweder aus gesundheitlichen Gründen oder aus familiären Gründen oder, weil sie nicht mobil sind oder, weil sie zu alt sind etc.

Wer H4 beantragt, muß einen Vertrag mit dem Jobcenter machen, in welchem er mit Unterschrift bestätigt, den Aufforderungen und Vorschlägen der Arbeitsvermittlung nachzukommen. Meist wird er dazu verpflichtet, eine gewisse Anzahl von Bewerbungen pro Monat zu schreiben. Stell dir doch bitte mal vor, DU müsstest dich aufgrund einer finanziellen Notlage um einen Job bewerben. Und stelle dir bitte vor, du hast kein Fahrzeug, weil du es dir nicht (mehr) leisten konntest und bist auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen.
Was denkst du wohl, wie groß deine Chancen wären, als Bewerber in die engere Auswahl zu kommen?
Und... Ist die Altersrente nicht höher als Hartz IV?
Mach dich doch bitte selbst einmal schlau darüber.
Nein, sehr vielen Rentnern reicht nach Abzug der Beiträge zur KV die Rente nicht zum Leben.
Armes reiches Deutschland
LG
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Hemul
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#12 Re: Wie der letzte Penner

Beitrag von Hemul » Di 2. Mai 2017, 13:43

Pluto hat geschrieben:Und... Ist die Altersrente nicht höher als Hartz IV?
Magdalena61 hat geschrieben: Mach dich doch bitte selbst einmal schlau darüber. "
Nein, sehr vielen Rentnern reicht nach Abzug der Beiträge zur KV die Rente nicht zum Leben
.
Echt traurig. Wobei es viele Rentner gibt die schämen sich sogar ihre Ansprüche geltend zu machen u. verzichten freiwillig darauf. Es gibt aber auch Clevere die Nutzen das Sozialsystem schamlos aus. Ich habe über einen Fall gelesen da war einer-Nationalität sei einmal hier außen vor-der war schon seit zig-Jahren arbeitslos. Da er mehrere Kinder hatte kam er auf ein monatliches Einkommen von ca. 3000 Euro. Er kannte sich besser mit den Gesetzen aus als jeder Advokat. Ständig bearbeiteten mehrere Sachbearbeiter seine Widersprüche. Als abgelehnt wurde seine Kinder per Taxi zur Schule zu bringen legte er auch hier mit Erfolg Widerspruch ein.
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

Pluto
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#13 Re: Wie der letzte Penner

Beitrag von Pluto » Di 2. Mai 2017, 14:09

Magdalena61 hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:
Magdalena61 hat geschrieben:Irrtum.
Ich lasse mich gerne korrigieren.
In welchem Land gibt es eine bessere Sicherung für die Menschen?

EU-Kommission: Regierung treibt Menschen in Armut
Die Europäische Kommission kritisiert die deutsche Regierung ungewohnt scharf. Wörtlich heißt es: „Im Zeitraum 2008 bis 2014 hat die deutsche Politik im hohem Maße zur Vergrößerung der Armut beigetragen.“
Keine Ahnung ob alles stimmt, was die EU Kommission so von sich gibt.
Die meisten Mitglieder der EU sehen diese Kommission allerdings eher als Einmischung in die inneren Angelegenheiten ihres Staates.

Und... das ist auch keine Antwort auf meine Frage: Welches Land bietet ihren Bürgern mehr Schutz vor Armut? Gut... die skandinavischen Länder sind auch gut. Ich wüsste nicht, in welchem Land ich lieber arm wäre.

Doch wie heißt das Sprichwort noch? Lieber reich und gesund, als arm und krank.

Magdalena61 hat geschrieben:
Armut ist politisch gewollt
Demnach ist eines der reichsten Länder der Welt und der wirtschaftlich mächtigste Staat der Europäischen Union von einem Sozialstaat, wie er einmal als Aushängeschild der alten Bundesrepublik galt, weit entfernt.
Das glaube ich nicht. Schließlich ist Hartz IV quasi ein Grundeinkommen für Jeden!

Magdalena61 hat geschrieben:Ich bin davon überzeugt, dass viele Hilfebedürftige ihren Anspruch auf Hartz nicht oder nicht mehr wahrnehmen, weil sie die von den Behörden geforderten Bedingungen nicht erfüllen können.
...oder wollen?
Sind denn diese Forderung so schwer zu erfüllen?

Magdalena61 hat geschrieben:
Warum werden es denn immer mehr Obdachlose? In Deutschland? Und im Rentenalter? Und dann noch Frauen?
Ich weiß, Hartz IV ist nicht gerade viel (liegt sogar unter der Armutsgrenze).
Lies mal den Artikel den ich verlinkt habe. Es ist der Bericht einer Sozialarbeiterin aus Frankfurt. Offenbar sind die Leute, vielleicht aus falscher Scham, nicht bereit, den Antrag auf Sozialunterstützung einzufordern.

Magdalena61 hat geschrieben:H4 ist mehr Geld als viele in Vollzeit arbeitende Bürger, die nicht H4 beziehen, am Monatsende im Geldbeutel haben.
Das ist natürlich schlecht!
Kein Wunder motiviert das viele Menschen lieber nichts zu tun, als Arbeit zu suchen.

Magdalena61 hat geschrieben:Dieses Gejammere um "ist zu wenig" geht mir sowas von auf den Keks. Diejenigen, für die Hartz IV ein finanzieller Abstieg bedeutet und die damit nicht klar kommen müssen es lernen, das Geld besser einteilen.
:thumbup:

Magdalena61 hat geschrieben:H4 gibt es nur für Bedürftige, die (nach Einschätzung der Behörden) arbeitsfähig sind und JEDE Arbeit annehmen (wollen). Und genau das geht bei vielen nicht; entweder aus gesundheitlichen Gründen oder aus familiären Gründen oder, weil sie nicht mobil sind, weil sie zu alt sind etc.
Das sehe ich anders. Es gibt mittlerweile viele Menschen die schon in der zweiten oder dritten Generation von den Sozialbezügen leben, ohne jemals daran zu denken, einer Arbeit nachzugehen. Hier herrscht meines Erachtens auch eine zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit.

Ich denke das Problem liegt wo anders, und zwar am Bildungssystem. Die jungen Leute werden heutzutage nicht, oder zu wenig, gefordert.

Magdalena61 hat geschrieben:Wer H4 beantragt, muß einen Vertrag mit dem Jobcenter machen, in welchem er mit Unterschrift bestätigt, den Aufforderungen der Arbeitsvermittlung nachzukommen. Meist wird er dazu verpflichtet, eine gewisse Anzahl von Bewerbungen pro Monat zu schreiben. Stell dir doch bitte mal vor, DU müsstest dich aufgrund einer finanziellen Notlage um einen Job bewerben. Und stelle dir bitte vor, du hast kein Fahrzeug, weil du es dir nicht (mehr) leisten konntest und bist auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen. Was denkst du wohl, wie groß deine Chancen wären, als Bewerber in die engere Auswahl zu kommen?
Das ist der falsche Ansatz.
Ich habe in jungen Jahren bei Null angefangen und für mich und meine Familie gesorgt. Ich habe hart gearbeitet — teilweise 60-80 Stunden die Woche — so dass ich jetzt wo ich Rentner bin, mich um Arbeitssuche nicht mehr sorgen muss.
Wichtig dabei ist es vorzusorgen und immer einen Teil des Einkommens fürs Alter zurück zu legen. So kommt man dann mit 60 oder 70 an ein angenehmes "Polster".

Magdalena61 hat geschrieben:
Und... Ist die Altersrente nicht höher als Hartz IV?
Mach dich doch bitte selbst einmal schlau darüber.
Nein, sehr vielen Rentnern reicht nach Abzug der Beiträge zur KV die Rente nicht zum Leben.
Das ist natürlich schlecht.
Egal was kommt, der Sozialunterstützungssatz sollte mindestens immer drin liegen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Ska'ara
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#14 Re: Wie der letzte Penner

Beitrag von Ska'ara » Di 2. Mai 2017, 14:19

Magdalena61 hat geschrieben:H4 ist mehr Geld als viele in Vollzeit arbeitende Bürger, die nicht H4 beziehen, am Monatsende im Geldbeutel haben. Dieses Gejammere um "ist zu wenig" geht mir sowas von auf den Keks. Diejenigen, für die Hartz IV ein finanzieller Abstieg bedeutet und die damit nicht klar kommen müssen es lernen, das Geld besser einteilen.
Wer weniger im Geldbeutel hat, hat das Recht auf Aufstockung und verzichtet freiwillig, was auch wiederum gut nachvollziehbar ist, wenn man bedenkt, welche Nachteile ein Antrag verursacht: Offenlegung des Einkommens einschließlich aller Konotoauszüge und das von allen Familienangehörigen.
ALG II lässt sich gut einteilen, aber nicht, wenn Schulden da sind oder teure Medikamente bezahlt werden müssen. Möbel oder Elektrogeräte müssen gekauft werden, ohne Zuschuss natürlich - das gibt es nicht mehr. Kautionen werden nur als Darlehen gewährt, aber leider nicht immer. Die Ämter drücken sich, wo sie können. Es dauert um die 2 Jahre, seine Rechte geltend zu machen - vor Gericht. Ja, was macht man solange? Hungern, auf dem Fußboden schlafen, betteln, Tafel - ist ja alles da ...

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Magdalena61
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#15 Re: Wie der letzte Penner

Beitrag von Magdalena61 » Di 2. Mai 2017, 14:24

Hemul hat geschrieben:Wobei es viele Rentner gibt die schämen sich sogar ihre Ansprüche geltend zu machen u. verzichten freiwillig darauf.
Oder sie wissen nicht, welche Hilfen für sie in Frage kämen, oder sie sind damit überfordert, den Papierkram zu bewältigen.

Wegen 50 Euro würde ich mich auch nicht abhängig machen wollen von der Gnade irgendwelcher Beamten.
Es gibt aber auch Clevere die Nutzen das Sozialsystem schamlos aus.
Leider.
Hier müssten die Gesetze eventuell geändert werden, um unverschämten Abzockern und Sozialbetrügern das Handwerk zu legen. Einfacher ist es aber, diejenigen zu benachteiligen, die sich nicht wehren können.
Ich habe über einen Fall gelesen da war einer-Nationalität sei einmal hier außen vor-der war schon seit zig-Jahren arbeitslos. Da er mehrere Kinder hatte kam er auf ein monatliches Einkommen von ca. 3000 Euro. Er kannte sich besser mit den Gesetzen aus als jeder Advokat. Ständig bearbeiteten mehrere Sachbearbeiter seine Widersprüche. Als abgelehnt wurde seine Kinder per Taxi zur Schule zu bringen legte er auch hier mit Erfolg Widerspruch ein.
Die Behörden können sich sicher gute Rechtsanwälte leisten.

Mich wundert, dass der Typ mit seinen Klagen gegen den Staat durchkam.Damit Prozeßkostenhilfe bewilligt wird, muß ein Gericht der Klage eine gewisse Aussicht auf Erfolg bescheinigen.
LG
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#16 Re: Wie der letzte Penner

Beitrag von Ska'ara » Di 2. Mai 2017, 14:25

Pluto hat geschrieben: Schließlich ist Hartz IV quasi ein Grundeinkommen für Jeden!
Hartz IV oder besser ALG II ist kein BGE. Wer nicht kann oder will, wird sanktioniert, egal ob er die Wohnung verliert. Die unter 25 Jährigen müssen verdammt aufpassen, dass sie nicht wergen einer Kleinigkeit die volle Unterstützung verlieren. Auch die Krankenkassenbeiträge und die Mieten werden dann nicht mehr gezahlt. Es wird sogar erwartet, dass bei einer 3monatigen (oder länger) Sanktion an Maßnahmen teilgenommen wird, obwohl kein Geld zur Verfügung steht, weder für Nahrung noch für Miete. Da bekommst du währenddessen nichts.

Es gibt nicht so viele Sozialbetrüger, wie uns die Medien dies glaubhaft machen wollen. Auf diese Weise werden andere arbeitswillige ALG-II-Empfänger abgewertet.

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Magdalena61
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#17 Re: Wie der letzte Penner

Beitrag von Magdalena61 » Di 2. Mai 2017, 14:50

Pluto hat geschrieben:Und... das ist auch keine Antwort auf meine Frage: Welches Land bietet ihren Bürgern mehr Schutz vor Armut?
Wenn Rentner arbeiten müssen bis zum Umfallen und obdachlos sind, stimmen Theorie und Praxis der Sozialgesetze irgendwo nicht überein.

Es gibt zwar Obdachlosenheime, aber es gibt zu wenig Plätze. Ich wohnte mal neben einem solchen Bau. Mit den Pennern, die dort übernachteten, habe ich mich öfter unterhalten.
Sie waren nett. Die Gründe, die zur Obdachlosigkeit führten, wurden auch genannt.

Sie durften immer nur EINE Nacht in einem dieser Häuser schlafen, dann mussten sie weiter. Und um da überhaupt rein zu dürfen, mussten sie sich einen Zettel bei der Polizei holen. Wenn die Betten in einem Heim voll belegt waren und sie zu spät kamen, hatten sie halt "Pech gehabt".

Einige von ihnen wanderten sozusagen von einem Asyl in das Nächste, nämlich das der nächsten Kleinstadt, immer im Kreis herum, so etwa 20 km dazwischen... ohne Auto auch nicht gerade die leichteste Aufgabe. Im Sommer schliefen sie dann lieber im Freien.

Hunde sind in diesen Schlafstellen nicht erlaubt, das ist ein weiteres Problem, denn ein Hund ist oftmals der einzige treue Gefährte eines Obdachlosen. Außerdem beschützt er ihn, wenn er schläft.
Magdalena61 hat geschrieben:
Armut ist politisch gewollt
Demnach ist eines der reichsten Länder der Welt und der wirtschaftlich mächtigste Staat der Europäischen Union von einem Sozialstaat, wie er einmal als Aushängeschild der alten Bundesrepublik galt, weit entfernt.
Das glaube ich nicht. Schließlich ist Hartz IV quasi ein Grundeinkommen für Jeden!
Nein. Ist es nicht. Nur für diejenigen, die Leistung bringen können und vermittelbar sind.
Magdalena61 hat geschrieben:Ich bin davon überzeugt, dass viele Hilfebedürftige ihren Anspruch auf Hartz nicht oder nicht mehr wahrnehmen, weil sie die von den Behörden geforderten Bedingungen nicht erfüllen können.
...oder wollen?
Sind denn diese Forderung so schwer zu erfüllen?
Das habe ich in meinem vorletzten Post beschrieben.
In ländlichen Gegenden geht nichts ohne eigenes Fahrzeug.
Mindestens 30 km Fahrtweg sind keine Seltenheit. Ich kenne einige Leute, die fahren mehr als 60 km einfache Strecke zur Arbeit. Die Zeit und das Geld dafür muß man haben. Für Minijobs rentiert das nicht.

Lies mal den Artikel den ich verlinkt habe. Es ist der Bericht einer Sozialarbeiterin aus Frankfurt. Offenbar sind die Leute, vielleicht aus falscher Scham, nicht bereit, den Antrag auf Sozialunterstützung einzufordern.
Um etwas "einzufordern" und falsche Bescheide anzufechten braucht es NERVEN.
Wer Stück für Stück "herunter gekommen" ist und den Berg von Problemen, der sich vor ihm auftürmt, nicht mehr überblickt, hat sie nicht (mehr). Deswegen auch die Ignoranz beispielsweise der drohenden Räumungsklage.

Menschen, die mit der Miete im Rückstand sind und die Kündigung erhalten haben, suchen logischerweise vergeblich nach einer Ersatzwohnung. Irgendwann geben sie auf.

Preisgünstige Wohnungen sind Mangelware, es fehlen Hunderttausende, das wissen die Behörden, aber sie tun zu wenig dagegen.
Magdalena61 hat geschrieben:H4 gibt es nur für Bedürftige, die (nach Einschätzung der Behörden) arbeitsfähig sind und JEDE Arbeit annehmen (wollen). Und genau das geht bei vielen nicht; entweder aus gesundheitlichen Gründen oder aus familiären Gründen oder, weil sie nicht mobil sind, weil sie zu alt sind etc.
Das sehe ich anders. Es gibt mittlerweile viele Menschen die schon in der zweiten oder dritten Generation von den Sozialbezügen leben, ohne jemals daran zu denken, einer Arbeit nachzugehen. Hier herrscht meines Erachtens auch eine zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit.
Das kann man doch nicht als Grund aufführen, um alle Hilfebedürftigen in denselben Topf zu werfen.
Ich denke das Problem liegt wo anders, und zwar am Bildungssystem. Die jungen Leute werden heutzutage nicht, oder zu wenig, gefordert.
Witz lass nach. Es liegt am GELD. Bildung kostet GELD. Und zwar das Geld der Eltern.

Magdalena61 hat geschrieben:Wer H4 beantragt, muß einen Vertrag mit dem Jobcenter machen, in welchem er mit Unterschrift bestätigt, den Aufforderungen der Arbeitsvermittlung nachzukommen. Meist wird er dazu verpflichtet, eine gewisse Anzahl von Bewerbungen pro Monat zu schreiben. Stell dir doch bitte mal vor, DU müsstest dich aufgrund einer finanziellen Notlage um einen Job bewerben. Und stelle dir bitte vor, du hast kein Fahrzeug, weil du es dir nicht (mehr) leisten konntest und bist auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen. Was denkst du wohl, wie groß deine Chancen wären, als Bewerber in die engere Auswahl zu kommen?
Das ist der falsche Ansatz.
Ich habe in jungen Jahren bei Null angefangen und für mich und meine Familie gesorgt. Ich habe hart gearbeitet — teilweise 60-80 Stunden die Woche — so dass ich jetzt wo ich Rentner bin, mich um Arbeitssuche nicht mehr sorgen muss.
Die Rentner mit zu wenig Rente haben oftmals auch hart gearbeitet. Aber sie wurden schlechter bezahlt als du. Und deswegen konnten sie nicht privat vorsorgen.

Du hast nicht mit Null angefangen, sondern du hattest Eltern, die dir ein Stuium ermöglichten.

Einer meiner Söhne studiert Informatik.
Wenn er nicht an einer Uni der Bundeswehr wäre und sich nicht verpflichtet hätte, könnte er das nicht. Ich könnte es nicht bezahlen.
Aber er ist ein hingebungsvoller Soldat. Er macht das nicht nur aus Kostengründen, und in den Semesterferien geht er freiwillig und begeistert zu Truppenübungen.

Er ist Idealist und möchte seinem Land dienen.

Ich sehe die Sache immer noch mit gemischten Gefühlen. Klar, die BW braucht Informatiker... und irgendwer muß den Job ja machen, wenn das Land autonom bleiben soll.

Ich konnte auch nicht studieren, obwohl ich ein Einser- Zeugnis gehabt hatte. Teilweise habe ich, nachdem ich bereits Kinder hatte, ein Studium angepeilt, Musik... ich übte 6-8 Stunden am Tag und informierte mich direkt bei einigen Musikhochschulen und wäre auch ohne Abi (mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung und Eignung) eventuell zum Studium zugelassen worden, aber dieser Plan scheiterte am Geld und an der nicht vorhandenen Kinderbetreuung. Und dann habe ich eine Menge Kinder aufgezogen und ziehe sie noch auf. Von den Großen arbeiten alle und zahlen Steuern, eine Tochter ist verheiratet und hat vier Kinder, und die drei Jüngsten gehen noch zur Schule.

Du machst es dir zu einfach.

Mit DEN Voraussetzungen, die finanziell schlecht gestelle Bürger haben, hättest du auch nicht mehr geschafft als diese.
Wichtig dabei ist es vorzusorgen und immer einen Teil des Einkommens fürs Alter zurück zu legen. So kommt man dann mit 60 oder 70 an ein angenehmes "Polster".
Lege mal etwas zurück, wenn du von der Hand in den Mund leben musst. Also, ich werde jetzt offline gehen und draußen arbeiten... bevor ich mich noch aufrege... in Kürze kommen drei Paletten Holzbriketts und Braunkohle, und ich muß noch den Platz dafür frei machen.
:wave:
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Hemul
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#18 Re: Wie der letzte Penner

Beitrag von Hemul » Di 2. Mai 2017, 15:08

Ich habe über einen Fall gelesen da war einer-Nationalität sei einmal hier außen vor-der war schon seit zig-Jahren arbeitslos. Da er mehrere Kinder hatte kam er auf ein monatliches Einkommen von ca. 3000 Euro. Er kannte sich besser mit den Gesetzen aus als jeder Advokat. Ständig bearbeiteten mehrere Sachbearbeiter seine Widersprüche. Als abgelehnt wurde seine Kinder per Taxi zur Schule zu bringen legte er auch hier mit Erfolg Widerspruch ein.
Magdalena61 hat geschrieben:Die Behörden können sich sicher gute Rechtsanwälte leisten.
Stimmt-deshalb sollte man sich selbst sehr gut mit den Gesetzen auskennen. Ich vergaß zu erwähnen, dass der von mir o. Genannte sogar das Gesetzbuch, dass er besser als jeder Advokat kannte ebenfalls von Vater Staat bezahlt bekam. Heutzutage darf man sich auch nicht immer nur auf den eigenen Rechtsanwalt verlassen-der gewinnt nämlich immer-sprich bekommt sein Honorar-ob sein Mandat gewinnt oder verliert. Ich selbst habe hier folgende eigene Erfahrung gemacht. Nachdem die Berufsgenossenschaft was sie in über 90% der Fälle tut meinen Antrag abgelehnt hatte, zog ich mit Advokat den mir mein Rechtsschutz bezahlte vor Gericht. Der Richter forderte meinen Rechtsanwalt auf, die Klage wegen eindeutiger Erfolgslosigkeit zurückzuziehen-was ich aber nicht tat. Da ich bemerkte, dass es meinem Rechtsanwalt an Elan und Fachkenntnisse fehlte nahm ich die Sache selbst in die Hand. Die Folge-ich besorgte mir Fachliteratur und bestimmte von da an was per Schreiben an den Richter ging. Letztendlich bekam ich aber vor Gericht Recht und eine Rente. Bevor ich es vergesse. Nach Beendigung des Verfahrens bedankte sich mein Rechtsanwalt bei mir weil wie er ehrlich zugab- sehr viel von mir gelernt hätte. 8-)
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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#19 Re: Wie der letzte Penner

Beitrag von 1Johannes4 » Di 2. Mai 2017, 16:18

Hallo zusammen,

bei dieser und vergleichbaren Diskussionen gibt es meiner Meinung nach eine Art Spannungsfeld zwischen zwei sich gegenseitig ausschließenden Standpunkten. Würde man die Sozialgesetzgebung so anpassen, dass keiner mehr als "Penner" auf der Straße leben müsste, würde man in dem gleichen Moment die vorgesehenen Hürden im Sozialsystem so weit absenken, dass auch vermehrt solche Leute auf die Sozialtöpfe zugreifen können, die eigentlich nicht bedürftig sind. Würde man aber umgekehrt versuchen, dass Nicht-Bedürftige keine Chance mehr haben erfolgreich Sozialbezüge zu erhalten, würde auch die Zahl derer steigen, die eigentlich diese Bezüge erhalten sollten, es nun aber nicht mehr schaffen.

Daher stellt sich als Gesellschaft die Frage zu welchem "Opfer" man bereit ist: möglichst niemanden verelenden zu lassen bei überproportional steigenden Kosten durch Nicht-Bedürftige ODER möglichst niemanden ungerechtfertigt zu unterstützen bei einer erhöhten Anzahl nicht versorgter Bedürftiger. (Ein anderes Beispiel findet sich im Bereich der Justiz, wo man eine Balance zwischen nicht verurteilten Kriminellen und unschuldig Abgeurteilten finden muss.)

Eine Alternative zu unserem Sozialsystem, das quasi auf der Bedürftigkeit bzw. mangelnder Fähigkeit entsprechendes zu leisten aufbaut, wäre z.B. ein bedingungsloses Grundeinkommen. Nur dann sollte man auch die Frage beantworten, wer denn dann die gesellschaftlich notwendigen Arbeiten verrichten würde, wenn beispielsweise die Arbeit im Abwasserkanal nur unwesentlich besser vergütet würde als das garantierte Existenzminimum (bzw. wer dann für die dann in der Folge erhöhten Lohnforderungen aufkommen soll). Etwas grob dargestellt: die meisten Leute wollen nicht ihre eigene Sch***e bzw. dieselbe Anderer aufräumen, weswegen sie es in Kauf nehmen, dass Andere das nur deshalb machen, weil diejenigen sonst nicht genug zum Leben hätten. Desgleichen gilt natürlich auch für gefährliche oder für - im moralisch-ethischen Sinn - fragwürdige oder todlangweilige, völlig stumpfsinnige Arbeiten. Wer würde dergleichen denn machen wollen, wenn einen die Umstände nicht dazu zwingen?

Grüße,
Daniel.
Da der hiesige Admin willkürlich meine Beiträge löscht, lohnt es sich nicht hier noch mitzulesen bzw. sich mit Kommentaren einzubringen. Wünsche Euch alles Gute.

Pluto
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#20 Re: Wie der letzte Penner

Beitrag von Pluto » Di 2. Mai 2017, 17:20

Magdalena61 hat geschrieben:Du machst es dir zu einfach.
Witz lass nach.... :lol:

Magdalena61 hat geschrieben:Mit DEN Voraussetzungen, die finanziell schlecht gestelle Bürger haben, hättest du auch nicht mehr geschafft als diese.
Wichtig dabei ist es vorzusorgen und immer einen Teil des Einkommens fürs Alter zurück zu legen. So kommt man dann mit 60 oder 70 an ein angenehmes "Polster".
Lege mal etwas zurück, wenn du von der Hand in den Mund leben musst.
Ein Bisschen Glück muss man schon haben.
Trösten wir uns mit dem Gedanken, dass wir in Deutschland das Glück haben, das Erbe unserer Vorfahren antreten zu dürfen. Wir alle, inkl. die Hartz IV Empfänger, gehören immer noch zu den obersten 10% dieser Welt, die sich ein zuhause und täglich drei Mahlzeiten leisten können. Das ist meines Wissens in der Welt nicht selbstverständlich. Selbst die Obdachlosen werden bei uns verwöhnt, was in anderen Ländern, selbst in Europa, nicht gang und gebe ist. Ich möchte nicht Staatenloser oder Penner in Griechenland sein.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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