Die ethnisch-demographische Wahl

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Halman
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#1 Die ethnisch-demographische Wahl

Beitrag von Halman » Do 2. Nov 2017, 13:33

:wave:

meine These lautet: Immer stärker beeinflussen ethnisch-demographische Faktoren die Wahlergebnisse. Auch wenn Martin Sellner Euch viel zu "rechts" sein mag (was okay ist), bin ich der Meinung, dass es sich lohnt, ihn ab und an zuzuhören.

Besonders Muslime mit nicht-europäischen Migrationshintergrund wählen links-grün. Dies ist paradox, weil die Mehrheit der Muslime (siehe Erdogan-Wahl) wertkonzervative Vorstellungen vertreten und überhaupt nicht mit den links-liberalen Werten übereinstimmen. Es handelt sich um eine taktische Wahl. Dies sehe ich als problematisch an, insbesondere, wenn ich mir den Islam-o-Meter vor Augen führe.
ab 5%

Muslime üben überproportionalen Einfluss auf die Gesellschaft aus. Sie verlangen Halal-Nahrung, üben Druck auf Supermärkte aus und drohen bei Nichtbefolgung. Erste Anstrengungen auf die Politik, ihnen Rechtsprechung nach der Scharia zu erlauben, Ausserkraftsetzung von Gesetzen z.B. Tierschutz und schächten.

Schweiz, Niederlande, Italien, Österreich, Bulgarien, Deutschland, Philipinen



ab 10%

Muslime drücken ihre Beschwerden über ihre Lage mit gesetzeswidrigen Verhalten aus, Gewalt gegen Sachen. Beleidigungen des Islams verursachen Aufstände und Bedrohungen (Karikaturen).

Belgien, Dänemark, Frankreich, Schweden, Indien, Kenia, Russland


ab 20%

Geringste Anlässe führen zu Gewaltausbrüchen. Milizen werden gegründet. Tötungen und Brandstiftungen (Kirchen).

Zypern, Mazedonien, Äthiopien
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

Pluto
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#2 Re: Die ethnisch-demographische Wahl

Beitrag von Pluto » Do 2. Nov 2017, 14:11

Halman hat geschrieben::wave:
Hi, Halman! :D

Halman hat geschrieben:Dies sehe ich als problematisch an, insbesondere, wenn ich mir den Islam-o-Meter vor Augen führe.
Wie gut gesichert ist der Islam-o-meter? Oder basieren die Werte auf dem Bauchgefühl des Autors?
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piscator
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#3 Re: Die ethnisch-demographische Wahl

Beitrag von piscator » Do 2. Nov 2017, 16:16

Halman hat geschrieben:Besonders Muslime mit nicht-europäischen Migrationshintergrund wählen links-grün. Dies ist paradox, weil die Mehrheit der Muslime (siehe Erdogan-Wahl) wertkonzervative Vorstellungen vertreten und überhaupt nicht mit den links-liberalen Werten übereinstimmen.
Das ist in meinen Augen kein Widerspruch. Die links-grünen Wert sind in der Regel nach rechts scharf abgegrenzt und nach links weit offen. Dies führt dazu, dass scheinbar konservativ besetzte Begriffe wie Heimat, Verwurzelung, christliche Werte, etc. abgelehnt und machbar sogar bekämpft werden und an deren Stelle in undefinierter Toleranzbegriff gestellt wird, der alles, was scheinbar nicht konservativ ist, schützt und protegiert.

Und so kann ein strenger Moslem hierzulande, ohne größeren Widerstand befürchten zu müssen, eine Parallelgesellschaft installieren. Er kann seine Frau ganz offen unterdrücken, ihre Kontakte zu anderen Menschen regeln, ihr ein Kopftuch verordnen, die Sexualität seiner Kinder kontrollieren, sie beschneiden lassen und sie zwangsverheiraten und deren Umgang mit der hiesigen Bevölkerung beeinflussen. Eckt er damit an, kann er sicher sein, dass aus linker Sicht das immer als bedauerliche Einzelfälle angesehen werden, die man nie verallgemeinern darf. Im Gegenteil: Archaische Familienstrukturen und fremd bestimmte Sexualität sind Merkmale einer fortgeschrittenen religiösen Kultur, von der sich der deutsche Michel, der schließlich ein Produkt einer dekadenten, sexualisierten, rechten Gesellschaft ist, ruhig ein Stück abschneiden kann. Ironie aus ***

Im Prinzip muss ein Moslem hier gar nicht zur Wahl gehen. Es gibt hierzulande genügend Menschen, die mit fanatischem Eifer Kreuze aus dem öffentlichen Bereich entfernen wollen, aber seltsamerweise Kopftücher als Zeichen der Befreiung der Frauen deuten.
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#4 Re: Die ethnisch-demographische Wahl

Beitrag von Novas » Do 2. Nov 2017, 17:28

Halman hat geschrieben:Besonders Muslime mit nicht-europäischen Migrationshintergrund wählen links-grün. Dies ist paradox, weil die Mehrheit der Muslime (siehe Erdogan-Wahl) wertkonzervative Vorstellungen vertreten und überhaupt nicht mit den links-liberalen Werten übereinstimmen

Es gibt menschenfreundliche und menschenfeindliche Auslegungen des Islam. Die Eigenschaft Gottes, mit der Gott sich selbst im Koran am häufigsten beschreibt, ist die Barmherzigkeit. Er wird als der Allbarmherzige (Ar-Rahman) und der Gnadenspender (Ar-Rahim) beschrieben. Ausdruck findet diese Barmherzigkeit in den 5 Säulen des Islam, denn dazu zählt die Zakāh (Almosensteuer), eine regelmäßige Sozialabgabe an die Armen und Bedürftigen (Sarah Wagenknechts Forderung nach einer Reichensteuer dürften die meisten Muslime zustimmen ;) ). Wenn Muslime links wählen, dann kann es auch einfach daran liegen, dass sie tatsächlich eine gemeinsame Schnittmenge mit dem sozialen Programm der Linken haben. Tatsächlich begann der Islam als eine „sozialrevolutionäre Bewegung“. Das wird deutlich, wenn man sich objektiv mit den historischen Begebenheiten näher auseinandersetzt: dazu empfehle ich Reza Aslans Buch “Kein Gott außer Gott”.
Das Buch ist spannend wie ein Roman, denn Aslan ist ein wirklich begnadeter Erzähler. Er geht davon aus, dass der Islam ursprünglich vorallem eine Bewegung für mehr soziale Gerechtigkeit war.

“Mit scharfen Worten prangerte er (Muhammad) die Mißhandlung und Ausbeutung der Schwachen und Schutzlosen an. Er verlangte eine Ende der betrügerischen Verträge und des Wuchers, der die Armen zu Sklaven gemacht hatte. Er sprach von den Rechten der Unterprivilegierten und Unterdrückten und erhob die unerhörte Forderung, es sei die Pflicht der Reichen und Mächtigen, sich ihrer anzunehmen.”

~ Reza Aslan
Kein Gott außer Gott: Der Glaube der Muslime von Muhammad bis zur Gegenwart (Reza Aslan, 2006)

Damit wäre deine These widerlegt: es gibt sehr wohl Gemeinsamkeiten, aber auch einige entscheidende Differenzen zwischen dem Islam und dem modernen linken Denken. Muhammad kritisierte den Verfall der mekkanischen Stammesethik. Er prangerte die Ausbeutung der Schutzlosen und Schwachen an. Am Anfang steht nicht die Predigt des Monotheismus, sondern die Forderung sozialer Gerechtigkeit. Abu Bakr, selbst ein reicher Kaufmann, wohl getrieben von Idealismus und der Lust auf die Revolution, kaufte einige Sklaven, um sie dann in die Freiheit zu entlassen. Seine ersten Anhänger gehörten übrigens zu den einflussreichsten Familien der damaligen Clans: junge Männer, die mit der mekkanischen Gesellschaft unzufrieden waren und etwas verändern wollten und daher umstürzlerische Gedanken hegten. Durchaus vergleichbar (nach den damaligen Maßstäben) mit den 68ern :) oder in unsrer Zeit: die identitäre Bewegung, deren Protestform eine Adaption der „subversiven Aktion“ der 68er-Bewegung darstellt (in Anlehnung an diese nennen sie sich „Konservativ-Subversive Aktion“) natürlich wird das heute herrschende links-grüne Establishment vehement bestreiten, dass die identitäre Bewegung irgendeine politische Relevanz besitzt: aber wer hätte gedacht, dass der Steineschmeißer Joschka Fischer zum Außenminister werden könnte?

Die Wahrheit ist: es spielt gar keine Rolle, was das Establishment sagt, denn das war noch nie in Stein gemeißelt. Panta rhei (altgriechisch πάντα ῥεῖ, deutsch ‚alles fließt') und das gilt auch für den Zeitgeist. Ich halte einen Paradigmenwechsel in die konservative Richtung für möglich. Junge Männer und Frauen kommen und verändern einfach die Gesellschaft in ihrem Sinne und sie bitten nicht erst um Erlaubnis; und wenn man gegen sie ist, dann stachelt man sie erst so richtig an. Martin Sellner genießt es Claudia Roth in Angst und Schrecken zu versetzen. Wie nicht anders zu erwarten hat diese Bewegung ihren Ursprung in Frankreich. Der Pariser Mai 1968 bildete einen der Glanzmomente der Studentenbewegung. Angesichts des ethnisch-demographischen Wandels ist es nachvollziehbar, dass sich nun für viele Menschen die identitäre Frage stellt. Es gibt ja auch in islamischen Ländern eine aktionsorientierte identitäre Jugendbewegung. Das ist eine Gegenbewegung zum globalen Kapitalismus, der jegliche Identität und alle höheren metaphysischen Werte negiert.




Die Identitätsfrage wird in den nächsten Jahren immer wichtiger werden. Allerdings ist es nicht damit getan plump gegen den Islam und Muslime zu sein, denn es gibt ja auch DEUTSCHE MUSLIME. Die können wir nicht “in ihre Heimat zurück schicken”, wenn Deutschland ihre Heimat ist. Eine Freundin von mir ist Muslimin und sie hat in Deutschland ihr Abitur gemacht, sie studiert nun islamische Theologie :) aus den Gesprächen mit ihr weiß ich, dass sich die Identitätsfrage für hier lebende deutsche Muslime ebenso stellt, wie für Nichtmuslime. Navid Kermani hat dazu ein Buch geschrieben:

Bild

Ohne darüber nachgedacht zu haben, ist Deutschland zu einem Einwandererland geworden. Mit den Menschen kam auch eine neue Religion: der Islam. Der Schriftsteller und Orientalist Navid Kermani erzählt von seinem Leben als Kind iranischer Eltern in Deutschland und berichtet von seinen Erfahrungen als Mitglied der Deutschen Islam-Konferenz. Wer dieses kluge und meisterhaft erzählte Buch gelesen hat, weiß: Es geht nicht darum, die multikulturelle Gesellschaft zu verabschieden. Es geht darum, sie endlich zu gestalten.
Amazon: Wer ist wir? Deutschland und seine Muslime

Meine Empfehlung: wir sollten die Muslime ganz ehrlich konfrontieren. Entweder bekennt ihr euch zu unsrem Land und der europäischen Zivilisation, dann seid ihr ein Teil unsres Volkes, dann kämpft ihr an unsrer Seite, dann seid ihr willkommen. Oder ihr müsst eure Koffer packen und in ein islamisches Land eurer Wahl ausreisen. Was ist daran so schwer? Die Muslime werden es verkraften, wenn man selbstbewusst mit ihnen redet. Außerdem ist Liebe und Loyalität zum eigenen Heimatland ein Bestandteil des islamischen Glaubens. Besonders nennenswert und vorbildlich ist in dieser Hinsicht die Ahmadiyya Muslim Jamaat mit ihrer bundesweiten Kampagne “Wir sind alle Deutschland”. Sie fordern von ihren Mitgliedern ein Bekenntnis zu Deutschland.

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Zuletzt geändert von Novas am Do 2. Nov 2017, 20:10, insgesamt 1-mal geändert.

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#5 Re: Die ethnisch-demographische Wahl

Beitrag von Pluto » Do 2. Nov 2017, 20:05

Novalis hat geschrieben:Es gibt menschenfreundliche und menschenfeindliche Auslegungen des Islam. Die Eigenschaft Gottes, mit der Gott sich selbst im Koran am häufigsten beschreibt, ist die Barmherzigkeit.
Und die Bibel sagt: "An euren Taten werden ihr gemessen".
Mohammed war in seinen Taten alles andere als barmherzig.

Novalis hat geschrieben:Meine Empfehlung: wir sollten die Muslime ganz ehrlich konfrontieren. Entweder bekennt ihr euch zu unsrem Land und der europäischen Zivilisation, dann seid ihr ein Teil unsres Volkes, dann kämpft ihr an unsrer Seite, dann seid ihr willkommen. Oder ihr müsst eure Koffer packen und in ein islamisches Land eurer Wahl ausreisen. Was ist daran so schwer? Die Muslime werden es verkraften, wenn man selbstbewusst mit ihnen redet. Außerdem ist Liebe und Loyalität zum eigenen Heimatland ein Bestandteil des islamischen Glaubens. Besonders nennenswert und vorbildlich ist in dieser Hinsicht die Ahmadiyya Muslim Jamaat mit ihrer bundesweiten Kampagne “Wir sind alle Deutschland”. Sie fordern von ihren Mitgliedern ein Bekenntnis zu Deutschland.
Ja. Diese Einstellung kann ich unterschreiben.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#6 Re: Die ethnisch-demographische Wahl

Beitrag von Novas » Do 2. Nov 2017, 20:14

Pluto hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Es gibt menschenfreundliche und menschenfeindliche Auslegungen des Islam. Die Eigenschaft Gottes, mit der Gott sich selbst im Koran am häufigsten beschreibt, ist die Barmherzigkeit.
Und die Bibel sagt: "An euren Taten werden ihr gemessen". Mohammed war in seinen Taten alles andere als barmherzig

So einfach sollte man es sich da nicht machen: er war ein Mensch mit Licht und Schattenseiten. Außerdem war er nicht nur ein Prophet, sondern zugleich der politische Führer seines Volkes (vergleichbar Moses). Das eigene Volk, die eigene Familie, verteidigt man nicht mit pazifistischen Sprüchen, wenn ein realer Feind ihre Existenz bedroht. Genau in dieser Situation befanden sich die Muslime. Kann man ihm einen Vorwurf machen, dass er seine Umma (Gemeinschaft) verteidigt hat? Der Islam entstand im frühen 7. Jahrhundert in einem Gebiet, das zu den unwirtlichsten der Erde zählt. Ich sage jetzt besser nicht, was ich alles tun würde, um das Überleben meines Clans sicher zu stellen :) Der Islam ist keine pazifistische, aber eine realistische Religion, was die Gewalt anbelangt. Doch Gewalt sollte vermieden und das Gute erstrebt werden:

Gut und Böse können nicht gleich sein. Wehre (das Böse) in bester Art ab und du wirst dann sehen, dass derjenige, zwischen dem und dir Feindschaft war, wie ein warmer Freund wird. (41:34)

Das halte ich für einen weisen Ratschlag. Im Koran finden sich Anweisungen für die Kriegssituation, falls eine solche Situation unvermeidbar ist. Sicher wünschen sich Muslime ebenso Frieden, wie alle anderen Menschen auch, aber absoluter Pazifismus ist unrealistisch. Das bedeutet aber auch nicht, dass, als das andere negative Extrem, ungerechtfertigte und blinde Gewalttaten befürwortet werden. Hans Küng hat das objektiv sehr gut beschrieben:

Schon früh gründeten die Araber dieser ganzen nordafrikanischen Küste entlang in strategisch günstiger Lage wie hier Wehrklöster nach dem Vorbild byzantinischer Klosterfestungen. Das Ribat, das Wehrkloster von Monastir, hat den Namen vom griechischen „monasterion“, Kloster, eine der ältesten und imposantesten Festungsanlagen der Muslime in Nordafrika. Von hier aus führten sie ihre Kriege gegen das nahe christliche Sizilien. Aber ich möchte keinesfalls den Eindruck erwecken, als ob es Glaubenskriege nur im Islam gegeben hätte. Glaubenskriege gab es auch im Judentum im Namen Gottes. Natürlich im Christentum die Kreuzzüge und auch die kolonialen Eroberungen und Missionierungen beinahe der ganzen islamischen Welt: ein Trauma für die Muslime bis heute!

In allen Religionen stellt sich das Problem von Gewalt. In allen Religionen gibt es Gewalt. Besonders aber gibt es Gewalt in den prophetischen Religionen, die nach außen orientiert sind, aktiv, kämpferisch, missionarisch. […]

Und bis heute wird natürlich der Koran zitiert mit seinen Aufforderungen zum „Djihad“. […] Djihad meint wörtlich „Anstrengung“: moralische Anstrengung für Gott, gegen die eigene Unvollkommenheit. Und nur im äußersten Fall soll nach der Auffassung vieler Muslime dieses „Sichabmühen auf dem Weg zu Gott“ verstanden werden als eine „Verpflichtung zum Kampf gegen die ungläubigen Feinde“.

Hans Küng – Spurensuche, Die Weltreligionen auf dem Weg 2: Judentum, Christentum, Islam, S. 167 f.
Ungekürzte Taschenbuchausgabe, November 2005, © 1999 Piper Verlag GmbH, München

und

Eine Ethische Hochreligion

Es wäre falsch, den Islam als eine Religion von Feuer und Schwert zu disqualifizieren und nicht die religiöse Substanz zu sehen. Denn darüber besteht kein Zweifel: Durch den Propheten Muhammad sind die Araber auf die Ebene einer ethischen Hochreligion gehoben worden, die gegründet ist im Glauben an den einen Gott und in einem Grundethos der Humanität mit klaren Imperativen zu mehr Menschlichkeit und mehr Gerechtigkeit. Vom Ursprung her war der Islam weniger eine Religion des Gesetzes als des Ethos. Und so etwas wie Zehn Gebote, Grundstock eines gemeinsamen Menschheitsethos, gibt es auch im Islam. Kein Zweifel: Muhammad war ein echter Prophet, in vielem nicht unähnlich den Propheten Israels. Doch darauf legen die Muslime größtes Gewicht: Der Prophet Muhammad steht im Islam nicht so im Zentrum […]
Hans Küng – Spurensuche, Die Weltreligionen auf dem Weg 2: Judentum, Christentum, Islam, S. 161
Ungekürzte Taschenbuchausgabe, November 2005, © 1999 Piper Verlag GmbH, München

Das ist etwas, was gerne von uns übersehen wird: für Muslime steht nicht Muhammad im Zentrum ihres Glaubens, er gilt als Vorbild, aber sie beten ihn nicht an. Muhammad war zweifellos ein Mensch und er beging darum auch religiöse und weltliche Fehler (8:67-68, 66:1, 33:53, 80:1-10), doch er kann als Vorbild gesehen werden, weil er einsichtig war, standhaft blieb, niemals aufgab und seinen spirituellen Weg weiter ging. So wie viele Christen in Martin Luther ein Vorbild sehen, obwohl er ebenfalls Licht und Schattenseiten besaß.

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#7 Re: Die ethnisch-demographische Wahl

Beitrag von Pluto » Fr 3. Nov 2017, 09:34

Novalis hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Und die Bibel sagt: "An euren Taten werden ihr gemessen". Mohammed war in seinen Taten alles andere als barmherzig
So einfach sollte man es sich da nicht machen: er war ein Mensch mit Licht und Schattenseiten.
Ja, die dunklen Seiten überwogen.
Dass mit der Barmherzigkeit Allahs ist transparentes Geschwätz um die Leichtgläubigen bei der Flucht zu hindern.

Novalis hat geschrieben:
Gut und Böse können nicht gleich sein. Wehre (das Böse) in bester Art ab und du wirst dann sehen, dass derjenige, zwischen dem und dir Feindschaft war, wie ein warmer Freund wird. (41:34)
Das halte ich für einen weisen Ratschlag. Im Koran finden sich Anweisungen für die Kriegssituation, falls eine solche Situation unvermeidbar ist.
So sollte es auch sein.
Was den Islam als Weltreligion auszeichnet, ist die Tatsache, dass sie keinen Unterschied zischen Staatmacht und Religion macht (daher der Name islamischer Staat). Das Ergebnis ist eine Institution die nicht ruhen wird, bis die ganze Welt unter ihrer Herrschaft steht.

Novalis hat geschrieben:Das bedeutet aber auch nicht, dass, als das andere negative Extrem, ungerechtfertigte und blinde Gewalttaten befürwortet werden. Hans Küng hat das objektiv sehr gut beschrieben:

Schon früh gründeten die Araber dieser ganzen nordafrikanischen Küste entlang in strategisch günstiger Lage wie hier Wehrklöster nach dem Vorbild byzantinischer Klosterfestungen. Das Ribat, das Wehrkloster von Monastir, hat den Namen vom griechischen „monasterion“, Kloster, eine der ältesten und imposantesten Festungsanlagen der Muslime in Nordafrika. Von hier aus führten sie ihre Kriege gegen das nahe christliche Sizilien. Aber ich möchte keinesfalls den Eindruck erwecken, als ob es Glaubenskriege nur im Islam gegeben hätte. Glaubenskriege gab es auch im Judentum im Namen Gottes. Natürlich im Christentum die Kreuzzüge und auch die kolonialen Eroberungen und Missionierungen beinahe der ganzen islamischen Welt: ein Trauma für die Muslime bis heute!
Küng hat völlig recht, wen er nichts beschönigt und sagt, dass sehr viele Eroberungskriege von den monotheistischen Religionen ausgingen; es galt als Pflicht jedes gottesfürchtigen Mannes seinen Glauben nicht nur zu verteidigen, sondern mit Aggression zu verbreiten.

Novalis hat geschrieben:Und bis heute wird natürlich der Koran zitiert mit seinen Aufforderungen zum „Djihad“. […] Djihad meint wörtlich „Anstrengung“: moralische Anstrengung für Gott, gegen die eigene Unvollkommenheit. Und nur im äußersten Fall soll nach der Auffassung vieler Muslime dieses „Sichabmühen auf dem Weg zu Gott“ verstanden werden als eine „Verpflichtung zum Kampf gegen die ungläubigen Feinde“.
Das glaube ich nicht. Welche Handlung des Westens hat denn die Islamisten genötigt, in den Krieg gegen die Ungläubigen zu ziehen?

Novalis hat geschrieben:Es wäre falsch, den Islam als eine Religion von Feuer und Schwert zu disqualifizieren und nicht die religiöse Substanz zu sehen.
Wovon redest du? Was ist religiöse Substanz?

Novalis hat geschrieben:Das ist etwas, was gerne von uns übersehen wird: für Muslime steht nicht Muhammad im Zentrum ihres Glaubens, er gilt als Vorbild, aber sie beten ihn nicht an. Muhammad war zweifellos ein Mensch und er beging darum auch religiöse und weltliche Fehler (8:67-68, 66:1, 33:53, 80:1-10), doch er kann als Vorbild gesehen werden, weil er einsichtig war, standhaft blieb, niemals aufgab und seinen spirituellen Weg weiter ging. So wie viele Christen in Martin Luther ein Vorbild sehen, obwohl er ebenfalls Licht und Schattenseiten besaß.
Schön. Bei Luther mag man seine friedleibenden Seiten noch anerkennen, aber bei Mohammed überwiegen die kriegerischen Aggressionen bei der Verbreitung des einen "wahren Glaubens". Ein wenig mehr Toleranz hätte ihm gut zu Gesicht gestanden.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#8 Re: Die ethnisch-demographische Wahl

Beitrag von piscator » Fr 3. Nov 2017, 10:13

Novalis hat geschrieben:Der Islam ist keine pazifistische, aber eine realistische Religion, was die Gewalt anbelangt. Doch Gewalt sollte vermieden und das Gute erstrebt werden:
... Im Koran finden sich Anweisungen für die Kriegssituation, falls eine solche Situation unvermeidbar ist. Sicher wünschen sich Muslime ebenso Frieden, wie alle anderen Menschen auch, aber absoluter Pazifismus ist unrealistisch. Das bedeutet aber auch nicht, dass, als das andere negative Extrem, ungerechtfertigte und blinde Gewalttaten befürwortet werden.
Das sind wunderschöne Worte, sie haben mit der Realität aber absolut nichts zu tun. Tatsache ist, dass in den meisten muslimischen Ländern kein Frieden herrscht. Und da geht es meist nicht mal gegen Andersgläubige, sondern es schlachten sich die Muslime der unterschiedlichen Glaubensrichtungen gegenseitig ab.
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#9 Re: Die ethnisch-demographische Wahl

Beitrag von Novas » Fr 3. Nov 2017, 11:57

piscator hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Der Islam ist keine pazifistische, aber eine realistische Religion, was die Gewalt anbelangt. Doch Gewalt sollte vermieden und das Gute erstrebt werden:
... Im Koran finden sich Anweisungen für die Kriegssituation, falls eine solche Situation unvermeidbar ist. Sicher wünschen sich Muslime ebenso Frieden, wie alle anderen Menschen auch, aber absoluter Pazifismus ist unrealistisch. Das bedeutet aber auch nicht, dass, als das andere negative Extrem, ungerechtfertigte und blinde Gewalttaten befürwortet werden.
Das sind wunderschöne Worte, sie haben mit der Realität aber absolut nichts zu tun.

Doch, denn ich habe nur objektiv dargestellt, was die islamische Lehre über Gewalt denkt ;) Gewalt ist ein politisches Mittel, aber blinde Gewalt gegen Unschuldige (Terrorismus) wird nicht befürwortet. Die Charta der Vereinten Nationen sagt selbst, dass es ein naturgegebenes Recht auf Selbstverteidigung gibt.

Tatsache ist, dass in den meisten muslimischen Ländern kein Frieden herrscht.

Aus einem einfachen Grund: Frieden ist Luxus. In der Geschichte der Menschheit gab es immer wieder Gewalt und darum ist die Frage nach der Gewalt eine der Urfragen der Menschheit. Sehr anschaulich zeigt das Homers Griechenland: er erzählt, wie Menelaos den Krieg um Troja begann, weil seine Frau Helena entführt wurde. Bei Homer ist Gewalt vollkommen alltäglich.
Zuletzt geändert von Novas am Fr 3. Nov 2017, 12:34, insgesamt 1-mal geändert.

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#10 Re: Die ethnisch-demographische Wahl

Beitrag von Detlef » Fr 3. Nov 2017, 12:32

Novalis hat geschrieben:Doch, denn ich habe nur objektiv dargestellt, was die islamische Lehre über Gewalt denkt ;) Gewalt ist ein politisches Mittel, aber blinde Gewalt gegen Unschuldige (Terrorismus) wird nicht befürwortet. Die Charta der Vereinten Nationen sagt selbst, dass es ein naturgegebenes Recht auf Selbstverteidigung gibt.
Tatsache ist, dass in den meisten muslimischen Ländern kein Frieden herrscht.
Aus einem einfachen Grund: Frieden ist Luxus. In der Geschichte der Menschheit gab es immer wieder Gewalt und darum ist die Frage nach der Gewalt eine der Urfragen der Menschheit.
Welches Gewaltpotential dem Islam innewohnt, wird hier sehr schlüssig dargelegt: https://www.amazon.de/islamische-Faschi ... 3426276275
Die Wahrheit lässt sich pachten, mit dem Glauben an des Gottes Sohn, doch die Thesen sind vergänglich, allen Gläubigen zum Hohn! (Gert Reichelt)

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