Ein deutscher Muslim redet Klartext

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piscator
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#21 Re: Ein deutscher Muslim redet Klartext

Beitrag von piscator » Do 5. Apr 2018, 17:20

Ich meine nicht "Ausbildung" sondern "Bildung" wobei das eine ohne das andere nicht geht. Wenn die Eltern "gebildet" sind, dann sorgen die in der Regel dafür, dass ihre Kinder eine Ausbildung bekommen. Wenn Mädchen keine Ausbildung erhalten, weil sie eh heiraten und Kinder bekommen, dann stehen sie dem qualifizierten Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung.
Hier gibt es diese Tendenz zum Glück kaum noch, selbst die muslimischen Einwanderer lassen ihre Töchter etwas lernen.
Aber in vielen muslimischen Staaten ist das anders. Das weiß ich aus eigener Erfahrung.
Schau einfach mal unseren weltweit gelobten Umgang mit den Flüchtlingen an. Dies ist mit durch Bildung und Kultur veranlasst.
Ich verstehe nicht, wie du darauf kommst, wir hätten weder Bildung noch Kultur.
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Novas
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#22 Re: Ein deutscher Muslim redet Klartext

Beitrag von Novas » Do 5. Apr 2018, 21:38

Ska'ara hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben: Ich bin nur ein Mensch, der nach Wahrheit strebt, seinen Schöpfer liebt und ihm ergeben ist. Weshalb unterstellst Du mir grundlos Böses? Ein kleiner Rat: gebrauche deinen Verstand und kehre vor deiner eigenen Tür.
Nicht alle Muslime halten sich an DEINE Wahrheiten.
Sunniten und Schiiten bekämpfen sich in einigen Ländern - von wegen friedlich. :roll:
Viele Verbote oder Gebote aus dem Koran werden von Aleviten nicht anerkannt.

Stimmt. Wir kennen das aus unsrer eigenen Geschichte in Form des dreißigjährigen Krieges, als sich die protestantische und katholische Kirche gegenseitig bekriegten.

23. Mai 1618 (Prager Fenstersturz) - 24. Oktober 1648 (Westfälischer Frieden)

Nach dem Tode Muhammads spalteten sich die Gläubigen, obwohl Muhammad selbst seine Gefährten nie in solche Sekten einteilte, so wie Jesus seine Nachfolger nie als „Katholiken“ oder „Protestanten“ bezeichnete. Oder besser gesagt: “Jesus war kein Christ”, denn er hat sich selbst nie so bezeichnet. Es gehört jedoch auch zum Willen und weisen Vorsehung Gottes, dass es unterschiedliche Religionsgemeinschaften, sowie unterschiedliche Nationen und Völker gibt (11:118-119, 42:8), weil die Menschen auf diese Weise geprüft werden und ein Wettbewerb um die Wahrheit stattfindet. Der Schöpfer scheint ein Verfechter des Pluralismus zu sein.
Zuletzt geändert von Novas am Do 5. Apr 2018, 21:49, insgesamt 1-mal geändert.

closs
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#23 Re: Ein deutscher Muslim redet Klartext

Beitrag von closs » Do 5. Apr 2018, 21:49

piscator hat geschrieben:Ich verstehe nicht, wie du darauf kommst, wir hätten weder Bildung noch Kultur.
Das ist natürlich provozierende gemeint - schalten wir einen Gang runter:

Unter "Bildung" versteht man heute gesellschafts-konformes Denken und Handeln - vor einigen Jahrzehnten verstand man darunter, die großen Philosophen der letzten 2500 Jahre zu verstehen. Dazu gab es eigens ein "Studium Generale" auch für philosophie-fremde Studiengänge wie etwa Ärzte.

Aus meiner Sicht ist heute der durchschnittliche(!) Moslem oder orthodoxe Eritreer gebildeter in puncto Familienverständnis sowie spiritueller Kompetenz. Oder anders: Der Westen ist weitgehend materialistisch begründet und kann nur Bildung auf dieser Basis begründen - das ist erstmal eine wertfreie, logische Feststellung. - Dass natürlich auch hier das Positive des Menschseins durchbrechen kann, ist selbstverständlich richtig. - Aber wird es das noch, wenn man als Staat auf dieser Basis nicht mehr wohlhabend ist?

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Ska'ara
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#24 Re: Ein deutscher Muslim redet Klartext

Beitrag von Ska'ara » Do 5. Apr 2018, 22:14

Novalis hat geschrieben:Es gehört jedoch auch zum Willen und weisen Vorsehung Gottes, dass es unterschiedliche Religionsgemeinschaften, sowie unterschiedliche Nationen und Völker gibt (11:118-119, 42:8), weil die Menschen auf diese Weise geprüft werden und ein Wettbewerb um die Wahrheit stattfindet. Der Schöpfer scheint ein Verfechter des Pluralismus zu sein.
Genau das glaube ich nicht. Er wollte sicherlich nicht, dass die Menschen in die Irre geführt werden und Kriege führen.

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#25 Re: Ein deutscher Muslim redet Klartext

Beitrag von Novas » Do 5. Apr 2018, 22:32

closs hat geschrieben:Der Westen ist weitgehend materialistisch begründet und kann nur Bildung auf dieser Basis begründen - das ist erstmal eine wertfreie, logische Feststellung. - Dass natürlich auch hier das Positive des Menschseins durchbrechen kann, ist selbstverständlich richtig

So ist es. Allerdings begreift sich der Islam als Mittelweg zwischen Materialismus und Spiritualismus, sozusagen ein dritter Weg, der das Beste von beiden Denkrichtungen vereinen möchte. “Religion” ist im Qur'an nicht nur ein Glaubenssystem, sondern der Weg, den jemand in seinem Leben folgt, der wahre Weg, der “gerade Weg”, der Weg aller Propheten im Gegensatz zum falschen Weg, der als der Weg der “Abgeirrten” oder der “ungerade” Weg bezeichnet wird. Abgeirrt ist jeder Mensch, der nicht mehr dem geraden Weg der goldenen Mitte folgt. Der Islam argumentiert sehr rational und realistisch: es wird ein Gleichgewicht zwischen dem materiellen und spirituellen Leben gesucht, da beides letztlich eine Einheit bildet im Einklang mit der gottgegebenen und ursprünglichen Natur des Menschen. Es würde keinen Sinn machen, wenn der Mensch dem einseitigen Materialismus einen ebenso einseitigen Spiritualismus entgegen setzt und seine materiellen Bedürfnisse verleugnet.

Ska'ara hat geschrieben:Genau das glaube ich nicht. Er wollte sicherlich nicht, dass die Menschen in die Irre geführt werden und Kriege führen.

Das habe ich auch nicht behauptet. Das Ziel der Religion ist selbstverständlich Glückseligkeit, Frieden und Erfolg: in dieser und der kommenden Welt. Aus islamischer Sicht ist die Vielfalt der Menschen gottgewollt. Warum? Die Antwort lautet „damit ihr einander kennenlernt“, was sehr positiv ist und eine enorme gegenseitige Bereicherung sein kann ;) Der Schöpfer wusste aber auch, dass es im Verlauf der menschlichen Geschichte zu Konflikten kommen wird und die Differenzen dabei eine Rolle spielen würden („und nicht ein Blatt fällt nieder ohne dass Er es weiß“ 6:59 ) Der Qur’an spricht darum die Einladung zum gemeinsamen interreligiösen Dialog aus:

Sprich: ,0 Volk der Schrift, kommt herbei zu einem gleichen Wort zwischen uns und euch, dass wir nämlich Gott allein dienen und
nichts neben Ihn stellen
und dass nicht die einen von uns die anderen zu Herren nehmen außer Gott.” (Sure: 3, Vers 64)

Da stellt sich mir die Frage, weshalb diese freundliche Einladung seit Jahrhunderten ausgeschlagen oder ignoriert wurde? Führende muslimische Gelehrte wie Tariq Ramadan schreiben wichtige Bücher wie The Quest for Meaning: Developing a Philosophy of Pluralism. Diese Idee mag manchen sehr gewagt vorkommen, aber ich prognostiziere euch, dass der Islam in der Zukunft (im Verlauf des neuen Jahrtausends) eine entscheidende Rolle bei der Vereinigung der Menschheit spielen wird. Aus einem einfachen Grund: der Islam besitzt eine transkulturelle, universalistische Dimension. Muhammad hat nie den Anspruch vertreten, eine wesensmäßig neue Religion zu bringen, denn seine Vision war es die eine und einzige Urreligion der Menschheit zu bestätigen und erneuern, die bereits Moses und Abraham gelehrt haben und durch Jesus den Christen offenbart wurde. Er verstand sich als “das Siegel der Propheten” (= er besiegelt/bestätigt die Prophetenreihe)

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#26 Re: Ein deutscher Muslim redet Klartext

Beitrag von piscator » Fr 6. Apr 2018, 11:00

closs hat geschrieben: Aus meiner Sicht ist heute der durchschnittliche(!) Moslem oder orthodoxe Eritreer gebildeter in puncto Familienverständnis sowie spiritueller Kompetenz.
Ich bin froh, dass ich nicht in so einer Familie grossgeworden bin. So habe ich immerhin meine Vorhaut und die damit verbundene Sensibilität behalten dürfen, musste nicht auf die Ehre meiner Mutter und Tochter aufpassen, habe schwule Freunde und kann mir meine Partnerinnen selbst aussuchen.
Und ich muss als Unternehmer auch keinen C63 fahren und mit Adidas-Klamotten rumlaufen.
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#27 Re: Ein deutscher Muslim redet Klartext

Beitrag von piscator » Fr 6. Apr 2018, 15:53

Gerade auf der Seite http://www.hpd.de gefunden
Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch sind in Indonesien vier Personen wegen Verdachts auf Homosexualität festgenommen worden. Ihnen droht nun eine öffentliche Folterstrafe.
Drei Männer und eine Transfrau wurden während zwei Razzien in der indonesischen Provinz Aceh festgenommen und anschließend der Scharia-Polizei übergeben, weil sie angeblich homosexuellen Geschlechtsverkehr hatten. Alle vier Personen befinden sich derzeit in Haft, bis es zu einem Prozess vor dem islamischen Religionsgericht kommt.
Den Angeklagten droht eine brutale Folterstrafe: Nach dem islamischen Strafgesetzbuch von Aceh können sie zu bis zu 100 Peitschenhieben in der Öffentlichkeit verurteilt werden. Bereits im Mai letzten Jahres wurden zwei Männer mit je 85 Peitschenhieben bestraft, weil sie eine homosexuelle Beziehung führten. Es war das erste Urteil dieser Art, das sich auf das 2015 eingeführte Verbot von gleichgeschlechtlicher Liebe berief.
"Diese Razzien und willkürlichen Festnahmen belegen die missbräuchliche und diskriminierende Natur des Strafgesetzbuches von Aceh", erklärte Graeme Reid, Direktor des LGBT-Programms von Human Rights Watch. Die indonesischen Behörden sollten unverzüglich und bedingungslos die angeklagten Personen freilassen und Minderheiten vor Ort schützen.
Ich weiß natürlich nicht, wie der "durchschnittliche Moslem oder der orthodoxe Eritreer" das sieht, weil mir als Westeuropäer die notwendige Bildung und die Spiritualität dazu fehlt.
Aber lesen wir einmal weiter:
Die an der Nordwestspitze der Insel Sumatra gelegene Provinz Aceh ist bekannt für die Bestrebungen nach Unabhängigkeit und genießt als einzige Region in Indonesien gewisse Autonomierechte. Im Jahr 2003 wurde dort die Scharia als Rechtssystem eingeführt.
Weltweit zeigen sich Menschenrechtsorganisationen zunehmend besorgt über die politische Entwicklung in Indonesien. Human Rights Watch sprach von einem "beispiellosen Angriff" auf die Rechte von sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten, der nicht nur von militanten Islamisten, sondern auch von staatlichen Behörden und religiösen Massenorganisationen ausgehe.
Eine Umfrage des Pew Resarch Center kam 2013 zu dem Ergebnis, dass auch die überwältigende Mehrheit der indonesischen Bürger homophob eingestellt ist: 93 Prozent der Befragten sprachen sich dafür aus, dass Homosexualität abgelehnt werden sollte.
Nun wird der geneigte Moslemversteher natürlich reflexartig einwenden, dass Indonesien weit weg ist und das Ganze nicht auf Westeuropa übertragen werden kann, aber ein blödes Gefühl bleibt trotzdem. Ein Kinobesuch kann helfen: The Handmaid´s Tale von Margaret Atwood läuft gerade in den Kinos unter dem deutschen Titel "Der Report der Magd".

Eine Dystopie, erschreckend und verstörend. Aber Parallelen zu Teilen der muslimischen Welt sind erkennbar (natürlich nur für ungebildete Westeuropäer) :roll:
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#28 Re: Ein deutscher Muslim redet Klartext

Beitrag von closs » Fr 6. Apr 2018, 20:55

piscator hat geschrieben:Ich bin froh, dass ich nicht in so einer Familie grossgeworden bin. So habe ich immerhin meine Vorhaut und die damit verbundene Sensibilität behalten dürfen, musste nicht auf die Ehre meiner Mutter und Tochter aufpassen, habe schwule Freunde und kann mir meine Partnerinnen selbst aussuchen.
Nachdem ich ebenfalls westlich geprägt bin, geht es mir nicht viel anders - u nd außerdem übertreibe ich ja auch ein bißchen.

Aber der Hintergrund ist schon ernst. - Mir stinkt wirklich die geradezu selbstverständliche Arroganz, mit der der sich selbst als "aufgeklärt" bezeichnende westliche Mensch meint, der restlichen Welt (beginnend mit Polen und beim Islam endend - von Afrika ganz zu schweigen) voraus zu sein, wenn er in seiner Misch-Religion aus Materialismus und Egomanie glänzen kann.

Neulich kamen zwei unterschiedliche Reportagen in der ZEIT, die diesen Thema streifen - die eine: Wie sehen ausländische Reporter Deutschland? - Die zweite: Was nehmen Asylanten an Deutschland wahr? - Typische Antworten waren:

* Warum habt Ihr so wenige Kinder? - Ihr seid doch reich?
* Warum arbeiten die Menschen in D so wenig?
* Wir haben in Syrien, obwohl wir regelmäßig Freunde oder Familienmitglieder durch den Krieg verloren haben, mehr gelacht als die Deutschen - warum ist das so?
* Warum gebt Ihr Eure Kinder so früh weg?
* Warum gebt Ihr Eure Alten in Altenheime und behaltet sie nicht in der Familie?
* Warum habt Ihr keinen Familienstolz?
* Warum esst Ihr nicht zusammen?
* Warum sind Eure Kirchen leer?
* Warum seid Ihr so angespannt
* etc.

Das war gar nicht kritisch gemeint (im Gegenteil: Man achtet Deutschland sehr hoch), aber man versteht es nicht - es fällt auf und ist fremd. - Und wir merken es nicht. - Persönlich habe ich diese Fremdsicht nicht nur aus der Zeitung verstanden, sondern auch auf unseren häufigen Reisen. - Das fängt in Frankreich an ("Was - ihr seid Deutsche? - Das merkt man gar nicht" - und das ist als kompliment gemeint) und hört (zumindest bei mir) in Russland und Kasachstan auf: Überall derselbe Tenor.

piscator hat geschrieben:Nun wird der geneigte Moslemversteher natürlich reflexartig einwenden, dass Indonesien weit weg ist und das Ganze nicht auf Westeuropa übertragen werden kann, aber ein blödes Gefühl bleibt trotzdem.
Das wäre natürlich zu platt. - Natürlcih passieren dort echte Hämmer. - Und wie gesagt: Ich bin gerne Europäer und will mit keinem anderen Kulturkreis tauschen. - Aber die Melange bei uns aus Materialismus, Egomanie und Arroganz fällt schon auf.

piscator
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#29 Re: Ein deutscher Muslim redet Klartext

Beitrag von piscator » Fr 6. Apr 2018, 21:55

Dass anderen Kulturen unsere Gebräuche und Sitten manchmal seltsam oder unverständlich anmuten, ist völlig normal.

Aber was ich bei dir nicht verstehe:
Wieso machst du unserer Land und die Menschen, die nach dem dritten Reich so vieles aufgebaut haben und selbst bei den Völkern, denen wir Schreckliches angetan habe und und heute trotzdem freundschaftlich verbunden sind, immer so schlecht?

Ganz offen, Kulturen, die weder willens noch in der Lage sind, Frauen den Männern gleichzustellen, offen auf andere zuzugehen, andere sexuelle Lebensweisen ächten und meinen, die müssten ihre Religion durch besondere Kleidung, insbesondere der Frauen, allen anderen unter die Nase reiben, sollen da bleiben, wo er Pfeffer wächst.
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#30 Re: Ein deutscher Muslim redet Klartext

Beitrag von SilverBullet » Fr 6. Apr 2018, 22:43

closs hat geschrieben:Aber der Hintergrund ist schon ernst. - Mir stinkt wirklich die geradezu selbstverständliche Arroganz, mit der der sich selbst als "aufgeklärt" bezeichnende westliche Mensch meint, der restlichen Welt (beginnend mit Polen und beim Islam endend - von Afrika ganz zu schweigen) voraus zu sein, wenn er in seiner Misch-Religion aus Materialismus und Egomanie glänzen kann.
Ich würde eher sagen, du missinterpretierst die Dominanz von Funktionalität mit Arroganz.

Beim Streben nach Funktionalität kommt es reihenweise zu Situationen, bei denen man sich die eigenen Fehler nicht schönreden kann. Der Mensch steht dabei gnadenlos nicht mehr im Zentrum (etwas, das du ständig falsch darstellen möchtest).

Hängt man einer (religiös/philosophischen) „Disziplin“ an, die sich kein bisschen um Funktionalität kümmert, dann rennt man bei der Konfrontation mit einer „Kultur der Funktionalität“ schon mal gegen eine Mauer – das läst sich wohl nicht vermeiden.
Der Fehler liegt dann aber wohl eher am So-Tun-Als-Ob-Theater dieser „Disziplin“.

Schau dir die deutsche Vergangenheit genau an.
In einem beispiellos durchgeknallten Theater wollten sie mehr sein, als sie waren – das war schon ganz gehörig in der Nähe von Religion.
Nachdem diese Verrücktheit in einer vollständigen Ernüchterung endete, wollte „niemand“ (zumindest die Mehrheit nicht) mehr "grossartig" auftreten, sondern sich nur noch auf Nachvollziehbares verlassen -> Funktionalität.

Mit dem Wort „Stolz“ (du hattest es in deiner Auflistung) wird die Abkehr von der Funktionalität eingeleitet. Niemand sollte seine Zeit mit „Stolz“ verschwenden, denn er wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit demnächst wieder scheitern.

Exakt beim Thema Funktionalität muss man auch den Vorwurf gegenüber den Religionen machen. Egal welcher Skandal auf dem Tisch liegt (egal welcher Religion), sie stellen sich nicht ihrem Nicht-Funktionieren.

Ich erwarte nicht von einem Islam-Anhänger, dass er sich nach jedem Anschlag seiner Kollegen, distanziert.

Ich erwarte, dass er sich der Funktionalitätsfrage stellt – aber mit dem Sich-Fragen-Stellen haben es die Religiösen halt nicht so dolle.

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