Kruzifixe in bayrischen Behörden

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Magdalena61
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#71 Re: Kruzifixe in bayrischen Behörden

Beitrag von Magdalena61 » Mi 9. Mai 2018, 02:52

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Magdalena61
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#72 Re: Kruzifixe in bayrischen Behörden

Beitrag von Magdalena61 » Mi 9. Mai 2018, 03:24

Detlef hat geschrieben:
Magdalena61 hat geschrieben:Das Kreuz als "Markenzeichen" des Christentums sehe ich als nonverbale Botschaft an die muslimischen Zuwanderer: "Hier seid ihr Gäste und nicht Eroberer". Das Kreuz verschwinden zu lassen halte ich für einen großen Fehler. Für die Gäste ist es ein Zeichen von Schwäche, gerade auch angesichts der teilweise aggressiven Polemik, mit der nicht wenige der Gäste der Bundesregierung hier gegen Juden und Christen opponieren. Wir sollen unser Licht nicht unter den Scheffel stellen.
Diese "nonverbale Botschaft" ist in meinen Augen etwas hinterfotzig, richtig wäre meines Erachtens die v e r b a l e Botschaft bzw. Erklärung an diese Menschen, das Religion hierzulande absolute Privatsache ist, weil wir in einem säkularen Staat leben und die Zugehörigkeit (oder auch Nichtzugehörigkeit!) zu welcher Religion auch immmer in der Arbeitswelt, im Kontakt mit Behörden etc. keine Rolle zu spielen hat.
Es nützt doch nichts, die Betonköpfe unter den Zuwanderern mit Erklärungen zuzupflastern. Sie kommen aus einem anderen Gesellschaftssystem, sind daran gewöhnt, vor Autorität zu kuschen und müssen den Umgang mit demokratischen Werten erst lernen.
Mit "Freiheit" können sie so viel anfangen wie die Sklaven nach dem Sieg der Nordstaaten im amerikanischen Bürgerkrieg. Das System, welches ihnen Halt gab, gibt es nicht mehr. Sie müssen komplett umdenken in ihrer Lebensplanung. Jeder nimmt sich, was er haben will, wenn er es kriegen kann. Ohne Rücksicht auf Verluste.
Niemandsland wird überrannt. Das Kreuz in Behörden steht dagegen.
Sowas bringt man aber nicht glaubhaft rüber, wenn man d a s Symbol des Christentums in Behörden aufhängt, das hat dort auch nichts mit "Kultur" zu tun.
Doch, das finde ich schon... und zwar NUR mit Kultur/ dem ideologischen Überbau unseres Landes. Denn eine Behörde ist keine Kirche.
Magdalena61 hat geschrieben:Weihnachtsbäume stehen ja auch öffentlich herum, und jeder muß sie sehen, ob er will oder nicht. Mal sehen, wie lange es dauert, bis die alten Wegkreuze entfernt werden, damit sich niemand dadurch gestört fühlt. Oder die Kreuze auf den Kirchtürmen.
Ist aber, so wie du es in dem Zusammenhang verwurstelst, sinnlose Polemik.
Es gab schon viele Debatten um das Symbol des Christentums. Hier soll es nicht mehr hängen und dort auch nicht... raus mit dem Kreuz aus den Schulzimmern... auch keine Halskette mit Kreuzfür Lehrer... (gilt das Verbot eigentlich auch für das Peace- Zeichen, für Schmuck mit keltischen / Ying- Yang/ Freimaurer/ Chakra Mandala- Symbolen etc. ?) ... "Die Frage muss erlaubt sein, ob damit nicht das Gastrecht, das wir Ausländerinnen und Ausländern gerne gewähren, überstrapaziert wird.."

Welcher Staat muslimischer Prägung würde sein Selbstverständnis verleugnen, wenn ein Gast Anspruch darauf erhebt, nicht von traditionellen Eigenheiten des Gastgeberlandes belästigt zu werden?

Viele Deutsche haben eh ein gestörtes Verhältnis zu ihrem Herkunftsland. Sollen wir das Bekenntnis zur eigenen, nämlich zur deutschen Nationalität und Kultur etwa ausschließlich den Rechtsextremen überlassen? Dann kriegen die noch mehr Zulauf. Ach wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß? Ich bin Christ, und ich möchte den Service von Jesus genießen, aber keiner soll es merken, damit niemand sich daran stört?
Magdalena61 hat geschrieben:Das Kreuz gehört zu unserer Kultur. Nicht Minarette, Halbmond und so weiter.
Der Satz ist aus meiner Sicht typisch für die negative Kehrseite von Religionen: Er betont Abschottung und Ausgrenzung.
Nein, er setzt Prioritäten. Nur wer sich selbst und die Kultur, in die er hineingeboren ist, wertschätzt wird auch den Fremden und dessen Kultur wertschätzen können.
die leider hier immer noch vorhandene Verbandelung zwischen Staat und Kirche führt immer wieder zu seltsamen, nicht nachvollziehbaren und hilflosen Entscheidungen im Umgang mit dieser Problematik: Weil man fürchtet, dass die eigenen Pfründe in Frage gestellt werden, macht man z.B.seltsame Zugeständnisse wie dieses schwachsinnige "Beschneidungsurteil"...
Der Staat musste eine rechtliche Grundlage erstellen, um den Wildwuchs einzudämmen. Das Gleiche in Bezug auf Schwangerschaftsabbruch.
Magdalena61 hat geschrieben:Die Burka und den Nikab müssen wir ja auch akzeptieren und tun es auch.
Gefällt mir auch nicht, und ich muss dass auch nicht akzeptieren. Aber in einer offenen Gesellschaft muss man in der Lage sein, bis zu gewissen Grenzen Dinge, die einem nicht gefallen, zu tolerieren, was ja beileibe nicht das selbe ist wie Akzeptanz.
Dann erwarte ich also Toleranz. Markus Söder möchte Kreuze sehen, und wir tolerieren das. :)
LG
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1Johannes4
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#73 Re: Kruzifixe in bayrischen Behörden

Beitrag von 1Johannes4 » Mi 9. Mai 2018, 09:29

Hallo Magdalena61,

Magdalena61 hat geschrieben:Jeder nimmt sich, was er haben will, wenn er es kriegen kann. Ohne Rücksicht auf Verluste.
Niemandsland wird überrannt. Das Kreuz in Behörden steht dagegen.
„dagegen“ steht das Kreuz meiner Ansicht nach garantiert nicht, sofern man mal versucht es aus einem neutraleren Blickwinkel zu betrachten: die Eigenschaften, die Du aufzählst, kann man auch unter dem Obergriff des Kapitalismus bzw. der Marktwirtschaft zusammenfassen. Wahrscheinlich jedem aus der sogenannten „dritten Welt“ ist auch klar, dass dieses System in der „ersten Welt“ bestimmend ist - übrigens ausschließlich sogenannte „christliche“ Kulturen. Keine Ahnung wie Du darauf kommst, dass irgendjemand, der selber kein gläubiger Christ ist, mit dem Kreuz etwas assoziieren könnte, das diesem System widerspricht, das nur danach trachtet alle Menschen und die Umwelt zugunsten weniger auszubeuten.

Gerade auch deswegen sollten Christen sich meiner Meinung nach dagegen wehren, dass ihre Symbole von Mördern, Ausbeutern, Heuchlern, Lügnern usw. nach Belieben missbraucht werden.

Magdalena61 hat geschrieben:Viele Deutsche haben eh ein gestörtes Verhältnis zu ihrem Herkunftsland. Sollen wir das Bekenntnis zur eigenen, nämlich zur deutschen Nationalität und Kultur etwa ausschließlich den Rechtsextremen überlassen? Dann kriegen die noch mehr Zulauf. Ach wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß? Ich bin Christ, und ich möchte den Service von Jesus genießen, aber keiner soll es merken, damit niemand sich daran stört?
Mir fällt bei solcher Argumentation die Begebenheit ein, wo Petrus auf dem See Genezareth über das Wasser ging. In dem Moment, wo er seinen Blick von Jesus abwandte und sich durch die Gewalten der Welt bedroht sah, drohte er unterzugehen. Es gilt Jesus nachzufolgen und sich nicht dabei ablenken zu lassen - was Jesus selbst auch mal ganz eindrucksvoll ausdrückte:
Jesus aber sprach zu ihm: Niemand, der seine Hand an den Pflug gelegt hat und zurückblickt, ist geschickt zum Reiche Gottes.
‭Lukas‬ ‭9:62‬ ‭ELB‬‬

Richtig oder falsch sind Dinge aufgrund des Bezuges zu Jesus Christus. Und da fällt mir zum Beispiel beim Gleichnis vom barmherzigen Samariter ein, dass Jesus zunächst einen Priester und einen Leviten an dem Ausgeraubten vorbei gehen ließ. Was „christlich“ ist (in diesem Fall die Nächstenliebe) kann man nicht an Symbolen fest machen, sondern nur an den Taten. Und dass es ein Samariter war und kein Jude lässt sich auch noch als eine Absage an jegliches nationale Denken auslegen.

Grüße,
Daniel.
Da der hiesige Admin willkürlich meine Beiträge löscht, lohnt es sich nicht hier noch mitzulesen bzw. sich mit Kommentaren einzubringen. Wünsche Euch alles Gute.

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#74 Re: Kruzifixe in bayrischen Behörden

Beitrag von janosch » Mi 9. Mai 2018, 11:28

Magdalena61 hat geschrieben: Das Kreuz in Behörden steht dagegen.
Ja, das kennen wir irgendwo her...zeigt unsere Geschichte Prachtvoll!

Wenn Christus drauf ist, das macht noch mehr Eindruck denke ich. :roll:

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Detlef
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#75 Re: Kruzifixe in bayrischen Behörden

Beitrag von Detlef » Mi 9. Mai 2018, 12:53

Magdalena61 hat geschrieben:Es nützt doch nichts, die Betonköpfe unter den Zuwanderern mit Erklärungen zuzupflastern. Sie kommen aus einem anderen Gesellschaftssystem, sind daran gewöhnt, vor Autorität zu kuschen und müssen den Umgang mit demokratischen Werten erst lernen.
Auch wenn's mühsam für beide Seiten ist, aber das gehört nun mal zum Lernprozess!
Magdalena61 hat geschrieben:Mit "Freiheit" können sie so viel anfangen wie die Sklaven nach dem Sieg der Nordstaaten im amerikanischen Bürgerkrieg. Das System, welches ihnen Halt gab, gibt es nicht mehr. Sie müssen komplett umdenken in ihrer Lebensplanung.
Das klingt für mich so, als meinst du: "Die sind sowieso zu blöd dafür". Damit würdest du einerseits 'ne sehr heterogene Menschengruppe über einen Kamm scheren und diese zudem noch auf eine sehr fragwürdige Art und Weise abwerten.
Magdalena61 hat geschrieben:Jeder nimmt sich, was er haben will, wenn er es kriegen kann. Ohne Rücksicht auf Verluste. Niemandsland wird überrannt. Das Kreuz in Behörden steht dagegen.
siehe 1Johannes4

Magdalena61 hat geschrieben:
Sowas bringt man aber nicht glaubhaft rüber, wenn man d a s Symbol des Christentums in Behörden aufhängt, das hat dort auch nichts mit "Kultur" zu tun.
Doch, das finde ich schon... und zwar NUR mit Kultur/ dem ideologischen Überbau unseres Landes. Denn eine Behörde ist keine Kirche - Weihnachtsbäume stehen ja auch öffentlich herum, und jeder muß sie sehen, ob er will oder nicht. Mal sehen, wie lange es dauert, bis die alten Wegkreuze entfernt werden, damit sich niemand dadurch gestört fühlt. Oder die Kreuze auf den Kirchtürmen. Es gab schon viele Debatten um das Symbol des Christentums. Hier soll es nicht mehr hängen und dort auch nicht... raus mit dem Kreuz aus den Schulzimmern... auch keine Halskette mit Kreuzfür Lehrer... (gilt das Verbot eigentlich auch für das Peace- Zeichen, für Schmuck mit keltischen / Ying- Yang/ Freimaurer/ Chakra Mandala- Symbolen etc. ?) ... "Die Frage muss erlaubt sein, ob damit nicht das Gastrecht, das wir Ausländerinnen und Ausländern gerne gewähren, überstrapaziert wird.."Welcher Staat muslimischer Prägung würde sein Selbstverständnis verleugnen, wenn ein Gast Anspruch darauf erhebt, nicht von traditionellen Eigenheiten des Gastgeberlandes belästigt zu werden?
Nur, dass die Menschenrechte nicht dem Christentum entstammen, sondern dass sie vielmehr in einem Jahrhunderte währenden Emanzipationskampf von zumeist sehr religionskritischen Menschenrechts-Aktivisten gegen den hartnäckigen Widerstand der Kirchen durchgesetzt werden mussten. So landeten die Werke der wichtigsten Vordenker von Demokratie und Menschenrechten auf dem katholischen Index der verbotenen Schriften. Mit dieser unheilvollen Geschichte muss man das Kreuz leider auch in Verbindung bringen. Wir sind kein Gottesstaat, deshalb ist auch der Vergleich mit "Staat mit muslimischer Prägung" unpassend.
Magdalena61 hat geschrieben:Viele Deutsche haben eh ein gestörtes Verhältnis zu ihrem Herkunftsland. Sollen wir das Bekenntnis zur eigenen, nämlich zur deutschen Nationalität und Kultur etwa ausschließlich den Rechtsextremen überlassen? Dann kriegen die noch mehr Zulauf. Ach wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß? Ich bin Christ, und ich möchte den Service von Jesus genießen, aber keiner soll es merken, damit niemand sich daran stört?
Lass nicht außer acht, dass, so ganz nebenbei ;-) die größte Bevölkerungsgruppe Deutschland konfessionslos ist (mehr als ein Drittel der Bevölkerung!). Auf diese Art und Weise löst man das Problem mit dem Rechtsextremismus nicht im Ansatz!
Magdalena61 hat geschrieben:
Magdalena61 hat geschrieben:Das Kreuz gehört zu unserer Kultur. Nicht Minarette, Halbmond und so weiter.
Der Satz ist aus meiner Sicht typisch für die negative Kehrseite von Religionen: Er betont Abschottung und Ausgrenzung.
Nein, er setzt Prioritäten. Nur wer sich selbst und die Kultur, in die er hineingeboren ist, wertschätzt wird auch den Fremden und dessen Kultur wertschätzen können.
Das ist ja nicht alles, denn mit der religiösen Symbolik jeder Art geht ja auch die Vermittlung lauter unsinniger religiöser Regelungen (du darfs dies nicht essen, du darfst an dem Tag nicht tanzen, du musst dies und jenes verhüllen...uswusf.) einher, und dies bringt allerorts nur Unruhe und sinnlose Zwistigkeiten mit sich.
Magdalena61 hat geschrieben:
die leider hier immer noch vorhandene Verbandelung zwischen Staat und Kirche führt immer wieder zu seltsamen, nicht nachvollziehbaren und hilflosen Entscheidungen im Umgang mit dieser Problematik: Weil man fürchtet, dass die eigenen Pfründe in Frage gestellt werden, macht man z.B.seltsame Zugeständnisse wie dieses schwachsinnige "Beschneidungsurteil"...
Der Staat musste eine rechtliche Grundlage erstellen, um den Wildwuchs einzudämmen. Das Gleiche in Bezug auf Schwangerschaftsabbruch.
Magdalena61 hat geschrieben:Die Burka und den Nikab müssen wir ja auch akzeptieren und tun es auch.
Gefällt mir auch nicht, und ich muss dass auch nicht akzeptieren. Aber in einer offenen Gesellschaft muss man in der Lage sein, bis zu gewissen Grenzen Dinge, die einem nicht gefallen, zu tolerieren, was ja beileibe nicht das selbe ist wie Akzeptanz.
Dann erwarte ich also Toleranz. Markus Söder möchte Kreuze sehen, und wir tolerieren das. :) LG
Privat kann er meinetwegen dreimal am Tag vor seinem Himmelspapa auf die Knie fallen und so tun als ob. Aber als Vertreter des Staates ist er zur strikten Neutralität verpflichtet und er sollte nicht seine Stellung ausnutzen, um seine persönliche Vorliebe auf diesem Weg zum Ausdruck zu bringen.
Die Wahrheit lässt sich pachten, mit dem Glauben an des Gottes Sohn, doch die Thesen sind vergänglich, allen Gläubigen zum Hohn! (Gert Reichelt)

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