Kruzifixe in bayrischen Behörden

Politik und Weltgeschehen
closs
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#41 Re: Kruzifixe in bayrischen Behörden

Beitrag von closs » So 29. Apr 2018, 21:05

sven23 hat geschrieben:Gerade die Länder, die sich jetzt in Europa auf die sog. christlichen Werte berufen, wollen am wenigsten vom barmherzigen Samariter wissen und lehnen jede weitere Flüchtungsaufnahme ab.
Das sehe ich teilweise ähnlich - wiewohl es in meinem persönlichen Umfeld (und nicht nur da) meistens Christen waren, die Flüchtlingshilfe initiiert und durchgeführt haben.

Es scheint eine unheilvolle Vermengung von "Christentum" und "Abschottung" zu geben - solche Vermanschungen kriegt man schlecht wieder los (könnte Dir bekannt vorkommen :devil: ). - Merkel hat 2015 versucht, diese Verkoppelung aufzubrechen, indem sie das Land geöffnet hat - damit kam sie nicht durch.

Es wäre Aufgabe der Meinungsmacher, Politik hierbei zu unterstützen - aber Meinungsmacher verstehen sich nicht als "Gutmenschen", sondern gehen ihrem Geschäft nach. - Am meisten sind hier die Kirchen zu kritisieren, die inzwischen derart gesellschaftlich weichgespült sind, dass man sie knicken kann.

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Magdalena61
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#42 Re: Kruzifixe in bayrischen Behörden

Beitrag von Magdalena61 » Mo 30. Apr 2018, 02:08

Detlef hat geschrieben:
Catholic hat geschrieben:Wobei mich nichtmal das Kreuz als solches stören würde.
Was mich - und ich bin Katholik - stört ist,dass Herr Söder das Kreuz zu einem Wahlkampfmittel degradiert.
Scheint mir auch so.
Magdalena61 hat geschrieben:Mir scheint, er ist sehr konservativ.
Ob er gläubig ist, das ist mir nicht bekannt. Aber damit:
Söder sagte, er wundere sich, dass "wir über Toleranz für andere Religionen reden und uns nicht trauen zu unseren eigenen Werten, unser eigenen Religion zu stehen". Quelle
- hat er Recht, finde ich.LG
Menschenrechte, Meinungsfreiheit, Demokratie, die Gleichberechtigung von Mann und Frau, das waren keine religiösen Werte, sondern Werte, die gegen die Religion erkämpft werden mussten.
Das steht doch bei den weltlichen Herrschern auch alles nur auf dem Papier.

Außerdem ist bei dem Zitat Söders ein Komma dazwischen. Zwischen "unseren eigenen Werten" und "unserer eigenen Religion". Wir stehen also zu unseren Werten UND zu unserer Religion. Dass die Werte ursprünglich von der Bibel abgekupfert worden waren, macht nichts. Das will heute doch eh keiner mehr wissen.
Das Anbringen der Kreuze in öffentlichen Gebäuden und der angebliche Zusammenhang "zu unseren Werten" ist scheinheilig und ein schlechter Scherz.
Merkwürdig, wie viele Menschen sich am Kreuz stören.

Da schwimmen die meisten Fischlein dieses Threads ja artig im Mainstream.
LG
God bless you all for what you all have done for me.

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Magdalena61
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#43 Re: Kruzifixe in bayrischen Behörden

Beitrag von Magdalena61 » Mo 30. Apr 2018, 02:11

Aus den Kommentaren zum Thema "Kreuze in Behörden":
"Die Welt"

"Jeder Muslim, jeder Atheist und jeder Andersgläubige kann sich unter diesem Kreuz sicher fühlen. Es steht nicht für einen Herrschaftsanspruch, sondern für eine Selbstverpflichtung, jeden Menschen unabhängig von seiner Herkunft, seinem Glauben, seinem Können oder seinem Geschlecht gleich und anständig zu behandeln.

'Mein Königreich ist nicht von dieser Welt' ist die Antwort Jesu auf die Frage nach seinem Herrschaftsanspruch im Hier und Heute. Es ist die Absage an den Gottesstaat und damit übrigens ein Vorbild für alle Religionen, die das möglicherweise anders sehen."
Quelle
Sehr gut. :!:
LG
God bless you all for what you all have done for me.

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sven23
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#44 Re: Kruzifixe in bayrischen Behörden

Beitrag von sven23 » Mo 30. Apr 2018, 07:36

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Gerade die Länder, die sich jetzt in Europa auf die sog. christlichen Werte berufen, wollen am wenigsten vom barmherzigen Samariter wissen und lehnen jede weitere Flüchtungsaufnahme ab.
Das sehe ich teilweise ähnlich -
Dann müßte man mal definieren, worin die sog. christlichen Werte bestehen und ob sich katholisch-konservative Kreise zu Recht auf diese beziehen, oder ob diese nur vorgeschoben sind, um Nationalismus und ethnische Abschottung nach vorne zu bringen.

closs hat geschrieben: Es wäre Aufgabe der Meinungsmacher, Politik hierbei zu unterstützen - aber Meinungsmacher verstehen sich nicht als "Gutmenschen", sondern gehen ihrem Geschäft nach. - Am meisten sind hier die Kirchen zu kritisieren, die inzwischen derart gesellschaftlich weichgespült sind, dass man sie knicken kann.
Söder schlägt ja jetzt auch Kritik von Seiten der Kirchen entgegen.

http://www.sueddeutsche.de/bayern/kreuz ... -1.3962223

Es ist wohl das vor Wahlen übliche populistische Gepolter, das man ja gerade aus Bayern gewohnt ist, um die Stammtische zu bedienen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#45 Re: Kruzifixe in bayrischen Behörden

Beitrag von closs » Mo 30. Apr 2018, 08:16

sven23 hat geschrieben:Dann müßte man mal definieren, worin die sog. christlichen Werte bestehen und ob sich katholisch-konservative Kreise zu Recht auf diese beziehen, oder ob diese nur vorgeschoben sind, um Nationalismus und ethnische Abschottung nach vorne zu bringen.
Marx tut das ja auf seine Weise, wie Du weiter unten zitierst. - Es gibt hier ein Dreieck aus
* fähigen Theologen (die sich nicht durchsetzen können)
* das, was das Volk versteht
* Politik

sven23 hat geschrieben:Söder schlägt ja jetzt auch Kritik von Seiten der Kirchen entgegen.
Marx übersieht etwas: Söder MUSS es kulturell begründen, weil es verfassungs-widrig wäre, wenn er es christlich begründen würde. - Natürlich hat Marx substantiell recht - aber Söder hat AUCH recht, wenn er das Volk bedient, das im Kreuz ein Symbol der gesellschaftlichen Mitte sieht.

sven23 hat geschrieben:Es ist wohl das vor Wahlen übliche populistische Gepolter, das man ja gerade aus Bayern gewohnt ist, um die Stammtische zu bedienen.
Der Gender-Hype ist ebenfalls eine Bedienung der Stammtische. - Ob Facharbeiter oder Hipster am Stammtisch oder in In-Lokalen sitzen, ist dasselbe.

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sven23
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#46 Re: Kruzifixe in bayrischen Behörden

Beitrag von sven23 » Mo 30. Apr 2018, 09:00

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Dann müßte man mal definieren, worin die sog. christlichen Werte bestehen und ob sich katholisch-konservative Kreise zu Recht auf diese beziehen, oder ob diese nur vorgeschoben sind, um Nationalismus und ethnische Abschottung nach vorne zu bringen.
Marx tut das ja auf seine Weise, wie Du weiter unten zitierst. - Es gibt hier ein Dreieck aus
* fähigen Theologen (die sich nicht durchsetzen können)
* das, was das Volk versteht
* Politik
Also laut closs ist es die "pöhse" Politik, die die Theologie und das Volk an der Befolgung christlicher Werte behindert. Populismus bedient aber gerade die Stimmung im Volk und nicht den barmherzigen Samariter.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Söder schlägt ja jetzt auch Kritik von Seiten der Kirchen entgegen.
Marx übersieht etwas: Söder MUSS es kulturell begründen, weil es verfassungs-widrig wäre, wenn er es christlich begründen würde. - Natürlich hat Marx substantiell recht - aber Söder hat AUCH recht, wenn er das Volk bedient, das im Kreuz ein Symbol der gesellschaftlichen Mitte sieht.
Was nützen Symbole, wenn nichts dahinter steckt?

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Es ist wohl das vor Wahlen übliche populistische Gepolter, das man ja gerade aus Bayern gewohnt ist, um die Stammtische zu bedienen.
Der Gender-Hype ist ebenfalls eine Bedienung der Stammtische.
Ja klar, der Gender-Hype ist an bayrischen Stammtischen entstanden. :lol:
Übrigens hat ja das Verfassungsgericht höchstrichterlich festgestellt, dass es mehr als 2 Geschlechter gibt, auch wenn Bibel und Kirche nichts davon wissen wollen.

https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitge ... enregister
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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Novas
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#47 Re: Kruzifixe in bayrischen Behörden

Beitrag von Novas » Mo 30. Apr 2018, 09:22

Magdalena61 hat geschrieben:Merkwürdig, wie viele Menschen sich am Kreuz stören

So merkwürdig ist das nicht, wenn man bedenkt, dass selbst der große Goethe Schwierigkeiten damit hatte: „Mir willst du zum Gotte machen/ Solch ein Jammerbild am Holze ...“? Das ist eine vollkommen nachvollziehbare Aussage, korrespondiert sie doch mit dem, was die biblische Verkündigung selbst sagt, wenn sie die Lehre vom Kreuz ein Skandalon nennt. ;) Der gläubige Muslim Navid Kermani hat seine Wahrnehmung des Kreuzes folgendermaßen beschrieben ...

„Kreuzen gegenüber bin ich prinzipiell negativ eingestellt. Nicht, dass ich die Menschen, die zum Kreuz beten, weniger respektiere als andere betende Menschen. Es ist kein Vorwurf. Es ist eine Absage. Gerade weil ich ernst nehme, was es darstellt, lehne ich das Kreuz rundherum ab. Nebenbei finde ich die Hypostasierung des Schmerzes barbarisch, körperfeindlich, ein Undank gegenüber der Schöpfung, über die wir uns freuen, die wir geniessen sollen, auf dass wir den Schöpfer erkennen. Ich kann im Herzen verstehen, warum Judentum und Islam die Kreuzigung ablehnen.“
nzz.ch: Bildansichten: Warum hast du uns verlassen?

Es steht nicht für einen Herrschaftsanspruch

Doch, eigentlich schon :) denn damit wird der staatliche Neutralitätsgrundsatz verletzt. Auf diese Weise wird der Staat ideologisch übergriffig, denn nicht jeder kann sich mit diesem religiösen Symbol identifizieren.

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1Johannes4
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#48 Re: Kruzifixe in bayrischen Behörden

Beitrag von 1Johannes4 » Mo 30. Apr 2018, 12:43

Hallo zusammen,

Magdalena61 hat geschrieben:Merkwürdig, wie viele Menschen sich am Kreuz stören.

was mich angeht, lehne ich eben solche Symbolik ab, da diese einem viel zu leicht zu einem Aberglauben werden kann. Denn nicht nur das Aufhängen eines Holzkreuzes wird damit zu einem symbolischen Akt, sondern auch irgendwann ein Abhängen bzw. eine Entsorgung im Restmüll.

Außerdem würde es mich auch stören, wenn andere religiöse Symbole in Behörden aufgehängt würden (egal, ob man diese heuchlerisch als „gesellschaftliche“ Symbole umettiketiert oder nicht). Eine Behörde sucht man nicht nur dann auf, wenn man es möchte, sondern eben auch manchmal wenn man es muss. Insofern wird die religiöse Freiheit derer beschnitten, die mit den religiösen Symbolen anderer Religionen nichts zu tun haben wollen. Das gilt natürlich insbesondere für die Beamten und Angestellten in den Ämtern.

Wenn hier manche Leute das Aufhängen von Kruzifixen befürworten, würde mich schon mal interessieren, ob das auch der Fall wäre, wenn es eine islamische Mitte gäbe und es um das Aufhängen von Halbmonden in Ämtern ginge. Oder auch beispielsweise satanische Symbolik?

Alles nun, was immer ihr wollt, daß euch die Menschen tun sollen, also tut auch ihr ihnen; denn dies ist das Gesetz und die Propheten.
‭Matthäus‬ ‭7:12‬ ‭ELB‬‬

Grüße,
Daniel.
Da der hiesige Admin willkürlich meine Beiträge löscht, lohnt es sich nicht hier noch mitzulesen bzw. sich mit Kommentaren einzubringen. Wünsche Euch alles Gute.

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#49 Re: Kruzifixe in bayrischen Behörden

Beitrag von closs » Mo 30. Apr 2018, 13:08

sven23 hat geschrieben:Also laut closs ist es die "pöhse" Politik, die die Theologie und das Volk an der Befolgung christlicher Werte behindert.
Wie kommst Du darauf? - Vollkommen daneben.

sven23 hat geschrieben:Was nützen Symbole, wenn nichts dahinter steckt?
Wie willst Du denn sowas beurteilen? - Entscheidend ist, dass sich die Majorität angesprochen fühlt und diese Ansprache schätzt.

sven23 hat geschrieben:Ja klar, der Gender-Hype ist an bayrischen Stammtischen entstanden.
Wieso das? - Meine Aussage ist, dass es unterschiedliche Formen dessen gibt, was DUUU "Populismus" nennst.

sven23 hat geschrieben:Übrigens hat ja das Verfassungsgericht höchstrichterlich festgestellt, dass es mehr als 2 Geschlechter gibt
Das ist doch sein gutes Recht.

sven23 hat geschrieben:auch wenn Bibel und Kirche nichts davon wissen wollen.
Das sind zwei vollkommen unterschiedliche Ebenen - gibt dem Kaiser, was des Kaisers ist.

Novalis hat geschrieben:denn damit wird der staatliche Neutralitätsgrundsatz verletzt. Auf diese Weise wird der Staat ideologisch übergriffig, denn nicht jeder kann sich mit diesem religiösen Symbol identifizieren.
Söder interpretiert es nicht religiös, sondern kulturell - im Sinne von: "Das hat 1500 Jahre die kulturelle Identität Bayerns ausgemacht, an der auch heute noch die Mehrheit festhält".

Trotzdem verstehe ich Dich - und ich brauche es selber nicht. - Aber EIGENTLICH ist der Grund, dass Söder die Beschäftigung mit der Peripherie wieder in die Mitte lenken will ("Wir haben nicht nur Randgruppen, sondern auch eine Mitte") - also rein gesellschafts-politisch gemeint.

Unterm Strich finde ich die Aktion unter pragmatischen Gesichtspunkten deshalb gut, weil sie dazu beitragen könnte, unser Volk etwas zur Mitte hin zu befrieden. - Theologisch halte ich diese Sache für nicht sehr relevant - juristisch wird man sehen (wahrscheinlich passiert nichts).

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sven23
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#50 Re: Kruzifixe in bayrischen Behörden

Beitrag von sven23 » Mo 30. Apr 2018, 13:40

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Also laut closs ist es die "pöhse" Politik, die die Theologie und das Volk an der Befolgung christlicher Werte behindert.
Wie kommst Du darauf? - Vollkommen daneben.
Du selbst hast doch von einem Dreieck schwadroniert. :roll:

- Es gibt hier ein Dreieck aus
* fähigen Theologen (die sich nicht durchsetzen können)
* das, was das Volk versteht
* Politik


closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Was nützen Symbole, wenn nichts dahinter steckt?
Wie willst Du denn sowas beurteilen? - Entscheidend ist, dass sich die Majorität angesprochen fühlt und diese Ansprache schätzt.
Wie man am Beispiel des barmherzigen Samariters und der Haltung zu Flüchtlingen sieht.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Übrigens hat ja das Verfassungsgericht höchstrichterlich festgestellt, dass es mehr als 2 Geschlechter gibt
Das ist doch sein gutes Recht.
Eben, die bayerischen Stammtische wären nicht auf die Idee gekommen. :lol:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:auch wenn Bibel und Kirche nichts davon wissen wollen.
Das sind zwei vollkommen unterschiedliche Ebenen - gibt dem Kaiser, was des Kaisers ist..
Wie jetzt? Das dritte Geschlecht ist des Kaisers? Und die Kirche macht sich einen schlanken Fuß, nur weil es nicht in den glaubensideologischen Kram paßt?
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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