#1 Diskriminierung von Ausländern in Deutschland
Verfasst: Do 26. Sep 2013, 12:01
Diese Woche gab es wieder einmal so ein Erlebnis, das mir mit erschreckender Deutlichkeit bewusst machte, wie wenig tolerant die Deutschen leider immer noch sind.
Mein Partner ist Engländer, in London geboren, in Birmingham aufgewachsen. Sein Vater ist aus Neuseeland, weshalb mein Partner zusätzlich zu britischen die neuseeländische Staatsbürgerschaft hat. Seine Mutter ist Deutsche, schaffte es aber nicht, meinen Partner und seine Schwester zweisprachig zu erziehen, wohl auch, weil die Kinder sich etwas dagegen sträubten. Vor 14 Jahren kam er nach Deutschland, wir sind seit 4 ½ Jahren ein Paar. Da mein Englisch fast auf native-speaker Niveau ist, war es von Anfang an für uns beide das Einfachste, Englisch miteinander zu sprechen. In England studierte er und baute zehn Jahre lang Kulissen für Filme, Fernsehen und Theater.
Deutsch spricht er, allerdings mit starkem Akzent und auch die Grammatik wirft er meist etwas durcheinander, verstehen kann man ihn aber durchaus und er drückt sich gewählt aus und hat, dadurch, dass er auch auf Deutsch viel liest, einen guten Wortschatz. Einen Sprachkurs hat er nie besucht, dafür fehlte das Geld. Lesen kann er flüssig und problemlos auf Deutsch, Schreiben fällt ihm dagegen schwer, allerdings hat er auch eine leichte Legasthenie, das mit dem Rechtschreiben klappt also auch auf Englisch nicht so gut. Im Alltag kommt er aber problemlos zurecht und kann alles alleine regeln. Als wir nun zwei Monate lang Probleme hatten, einen Internetanschluss zu bekommen, war er es, der mit unserem Anbieter, mit dem Vermieter und dem Elektriker lange, komplizierte Telefongespräche führte. Das Deutsch reicht also locker um hier zu leben.
In den vergangenen Jahren musste ich mir leider oft Sticheleien und Zurechtweisungen gefallen lassen. Ich solle doch Deutsch mit meinem Partner reden, sonst lerne er das ja nie. Mir wurde das schon so oft gesagt, dass ich irgendwann aufhörte zu zählen. Am Dienstag war er dann mit einem ehemaligen Vorgesetzten unterwegs, mit dem er lange in einer Einrichtung für junge Menschen gearbeitet hatte. Die Einrichtung wurde geschlossen, allerdings hat mein Partner mit der Firma selbst einen Vertrag, ist also nicht arbeitslos geworden. Nun muss er mit dem ehemaligen Vorgesetzten an einem neuen Projekt arbeiten und ich rief ihn am Dienstag auf dem Handy an, als sie zusammen im Auto saßen. Wie üblich sprachen wir Englisch, hinterher fuhr der ehemalige Vorgesetzte meinen Partner herablassend an, wir müssten zuhause unbedingt Deutsch miteinander reden, so lerne er das ja nie, so bekäme er auch nie einen Job (wie erwähnt, mein Partner hat einen Job, sein ehemaliger Vorgesetzter nicht mehr).
Eine Studie in unserem Linguistik-Fachbereich bestätigt die Vorurteile leider. Eine Person rief einmal mit türkischem, einmal mit amerikanischem und einmal mit deutschem Akzent in verschiedenen Stadteilen an, um sich für Wohnungen zu bewerben. In den angesehenen Stadteilen wurde der Anruferin mit türkischem Akzent und ziemlich oft auch der Anruferin mit amerikanischem Akzent mitgeteilt, die Wohnung sei bereits vermietet. Die Anruferin mit dem deutschen Akzent durfte die Wohnung besichtigen. In den sogenannten „Brennpunkt“-Stadteilen war das weniger ein Problem. Ähnlich ging es einer Bolivianerin, der ich Nachhilfe in Deutsch gebe. Sie ist gebildet, Uni-Abschluss, arbeitet als Architektin, also eigentlich die solvente Traum-Mieterin. Als sie mit einer deutschen Freundin eine Wohnung besichtigte, kam die Frage, für wen die Wohnung sei. Als herauskam, dass es die Bolivianerin war, die die Wohnung mieten wollte, wurden sie weggeschickt.
Ich finde das traurig und auch erschreckend, wie oft hier noch Ausländer diskriminiert werden. Angeblich haben wir alle so viel gelernt, im Alltag sieht das leider oft anders aus.
Mein Partner ist Engländer, in London geboren, in Birmingham aufgewachsen. Sein Vater ist aus Neuseeland, weshalb mein Partner zusätzlich zu britischen die neuseeländische Staatsbürgerschaft hat. Seine Mutter ist Deutsche, schaffte es aber nicht, meinen Partner und seine Schwester zweisprachig zu erziehen, wohl auch, weil die Kinder sich etwas dagegen sträubten. Vor 14 Jahren kam er nach Deutschland, wir sind seit 4 ½ Jahren ein Paar. Da mein Englisch fast auf native-speaker Niveau ist, war es von Anfang an für uns beide das Einfachste, Englisch miteinander zu sprechen. In England studierte er und baute zehn Jahre lang Kulissen für Filme, Fernsehen und Theater.
Deutsch spricht er, allerdings mit starkem Akzent und auch die Grammatik wirft er meist etwas durcheinander, verstehen kann man ihn aber durchaus und er drückt sich gewählt aus und hat, dadurch, dass er auch auf Deutsch viel liest, einen guten Wortschatz. Einen Sprachkurs hat er nie besucht, dafür fehlte das Geld. Lesen kann er flüssig und problemlos auf Deutsch, Schreiben fällt ihm dagegen schwer, allerdings hat er auch eine leichte Legasthenie, das mit dem Rechtschreiben klappt also auch auf Englisch nicht so gut. Im Alltag kommt er aber problemlos zurecht und kann alles alleine regeln. Als wir nun zwei Monate lang Probleme hatten, einen Internetanschluss zu bekommen, war er es, der mit unserem Anbieter, mit dem Vermieter und dem Elektriker lange, komplizierte Telefongespräche führte. Das Deutsch reicht also locker um hier zu leben.
In den vergangenen Jahren musste ich mir leider oft Sticheleien und Zurechtweisungen gefallen lassen. Ich solle doch Deutsch mit meinem Partner reden, sonst lerne er das ja nie. Mir wurde das schon so oft gesagt, dass ich irgendwann aufhörte zu zählen. Am Dienstag war er dann mit einem ehemaligen Vorgesetzten unterwegs, mit dem er lange in einer Einrichtung für junge Menschen gearbeitet hatte. Die Einrichtung wurde geschlossen, allerdings hat mein Partner mit der Firma selbst einen Vertrag, ist also nicht arbeitslos geworden. Nun muss er mit dem ehemaligen Vorgesetzten an einem neuen Projekt arbeiten und ich rief ihn am Dienstag auf dem Handy an, als sie zusammen im Auto saßen. Wie üblich sprachen wir Englisch, hinterher fuhr der ehemalige Vorgesetzte meinen Partner herablassend an, wir müssten zuhause unbedingt Deutsch miteinander reden, so lerne er das ja nie, so bekäme er auch nie einen Job (wie erwähnt, mein Partner hat einen Job, sein ehemaliger Vorgesetzter nicht mehr).
Eine Studie in unserem Linguistik-Fachbereich bestätigt die Vorurteile leider. Eine Person rief einmal mit türkischem, einmal mit amerikanischem und einmal mit deutschem Akzent in verschiedenen Stadteilen an, um sich für Wohnungen zu bewerben. In den angesehenen Stadteilen wurde der Anruferin mit türkischem Akzent und ziemlich oft auch der Anruferin mit amerikanischem Akzent mitgeteilt, die Wohnung sei bereits vermietet. Die Anruferin mit dem deutschen Akzent durfte die Wohnung besichtigen. In den sogenannten „Brennpunkt“-Stadteilen war das weniger ein Problem. Ähnlich ging es einer Bolivianerin, der ich Nachhilfe in Deutsch gebe. Sie ist gebildet, Uni-Abschluss, arbeitet als Architektin, also eigentlich die solvente Traum-Mieterin. Als sie mit einer deutschen Freundin eine Wohnung besichtigte, kam die Frage, für wen die Wohnung sei. Als herauskam, dass es die Bolivianerin war, die die Wohnung mieten wollte, wurden sie weggeschickt.
Ich finde das traurig und auch erschreckend, wie oft hier noch Ausländer diskriminiert werden. Angeblich haben wir alle so viel gelernt, im Alltag sieht das leider oft anders aus.