Gibt es noch Kultfilme?

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Lamarck
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#51 Re: Gibt es noch Kultfilme?

Beitrag von Lamarck » So 20. Okt 2013, 08:18

Hi sven23!

sven23 hat geschrieben: Genau das meinte ich. Die Frage, ob es gar kein übergreifendes Lebensgefühl mehr gibt, ist hoch interessant. Vielleicht sollte sich mal ein Film genau mit diesem Thema beschäftigen: die völlige Kommerzialisierung und Ökonomisierung aller Lebensbereiche, die zu Oberflächlichkeit und Verflachung und zum Verlust von Visionen und Träumen führt.

Nun ja:










Cheers,

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sven23
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#52 Re: Gibt es noch Kultfilme?

Beitrag von sven23 » So 20. Okt 2013, 08:40

Hi Lamarck

Wallstreet von Oliver Stone ist aktueller denn je, aber auch schon ein viertel Jahrhundert alt.
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sven23
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#53 Re: Gibt es noch Kultfilme?

Beitrag von sven23 » So 20. Okt 2013, 12:20

Thaddäus hat geschrieben: Es sind manche Geschichten, die uns im Innersten berühren können, ob in einem Buch oder in einem Film. Deswegen liebe ich die Kunst des Geschichtenerzählens.

Gerade die Kunst des Geschichtenerzählens ist verlorengegangen, nicht weil man es nicht mehr könnte, sondern weil es der Massenmarkt nicht mehr verlangt.

"Das Milliarden-Publikum in Indien und vor allem in China braucht keine Erzählstrukturen in der Tradition der großen, europäischen Romanerzählung, sondern Mega-Power-Crash-und-Splash-Computer-animated-Special-FX. Und die bekommen sie - auch in den nächsten Jahren - von Hollywood garantiert geliefert."

Quelle

Das ist ein Verlust und sehr schade.
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#54 Re: Gibt es noch Kultfilme?

Beitrag von Martinus » So 20. Okt 2013, 13:16

sven23 hat geschrieben:. Und die bekommen sie - auch in den nächsten Jahren - von Hollywood garantiert geliefert."


Bollywood ist schon lange vorbeigezogen.
Indien ist der größte Filmproduzent der Welt, gefolgt von Nigeria und den USA an dritter Stelle. Während die Motion Picture Association of America für die USA und Kanada im Jahr 2011 zusammen 610 Spielfilme meldet, entstanden in Indien im gleichen Jahr laut des Central Board of Film Certification 1.255 Spielfilme in 24 Sprachen.
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sven23
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#55 Re: Gibt es noch Kultfilme?

Beitrag von sven23 » So 20. Okt 2013, 13:48

Martinus hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:. Und die bekommen sie - auch in den nächsten Jahren - von Hollywood garantiert geliefert."


Bollywood ist schon lange vorbeigezogen.
Indien ist der größte Filmproduzent der Welt, gefolgt von Nigeria und den USA an dritter Stelle. Während die Motion Picture Association of America für die USA und Kanada im Jahr 2011 zusammen 610 Spielfilme meldet, entstanden in Indien im gleichen Jahr laut des Central Board of Film Certification 1.255 Spielfilme in 24 Sprachen.
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Bollywood war mir bekannt, aber Nigeria ist eine echte Überraschung. Hätte ich nicht gedacht.
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#56 Re: Gibt es noch Kultfilme?

Beitrag von Thaddäus » So 20. Okt 2013, 20:47

sven23 hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben: Es sind manche Geschichten, die uns im Innersten berühren können, ob in einem Buch oder in einem Film. Deswegen liebe ich die Kunst des Geschichtenerzählens.

Gerade die Kunst des Geschichtenerzählens ist verlorengegangen, nicht weil man es nicht mehr könnte, sondern weil es der Massenmarkt nicht mehr verlangt.
Um ehrlich zu sein ist es genau umgekehrt: gerade der Massenmarkt verlangt nach der Kunst des Geschichtenerzählens. Dramaturgisch ist das die Journey of the hero, die Reise des Helden oder der Monomythos (http://de.wikipedia.org/wiki/Monomythos), wie sie der amerikanische Mythenforscher Joseph Campbell und der amerikanische Drehbuchtheoretiker Christopher Vogler nennen. Es würde hier zu weit führen, die archetypische Struktur der Reise des Helden zu erläutern, aber sie stellt die Grundstruktur, sozusagen das Skelett, einer jeden massen-erfolgreichen Geschichte dar.
Nur wegen ihr funktioniert "Der Herr der Ringe", "Harry Potter" und alle anderen weltweit erfolgreichen Geschichten.
Das Problem mit dieser zunächst nur formalen Struktur ist, dass sie, obwohl archetypisch, auf einer ganz grundsätzlichen psychologischen Ebene bei allen Menschen funktionierend, zu stereotyp angewendet, eben zu langweiligen und wenig tiefgehenden Geschichten führt. Die Kunst ist, diese Struktur mit Tiefe zu versehen, was nur mit den entsprechenden archetypischen und psychologisch glaubwürdigen Figurenfunktionen funktioniert und einer guten Aufarbeitung der philosophisch-existenziellen Grundfrage, die jeder gute Film aufwirft.



sven23 hat geschrieben:
"Das Milliarden-Publikum in Indien und vor allem in China braucht keine Erzählstrukturen in der Tradition der großen, europäischen Romanerzählung, sondern Mega-Power-Crash-und-Splash-Computer-animated-Special-FX. Und die bekommen sie - auch in den nächsten Jahren - von Hollywood garantiert geliefert."
Richtig hieran ist, dass es große kulturelle Unterschiede gibt, dennoch funktioniert die "Reise des Helden" in allen Kulturen gleich, eben weil sie archetypisch ist. Sie stammt aus einer Zeit, da der Mensch noch Jäger war.

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#57 Re: Gibt es noch Kultfilme?

Beitrag von sven23 » So 20. Okt 2013, 21:40

Thaddäus hat geschrieben:
Um ehrlich zu sein ist es genau umgekehrt: gerade der Massenmarkt verlangt nach der Kunst des Geschichtenerzählens.

In der Theorie mag das so sein, aber entscheidend ist, was hinten rauskommt, und das hat eindeutig an Qualität verloren. Allein die Tatsache, daß hier noch niemand einen aktuellen anspruchsvollen Film (mit Kultpotential ;) ) nennen konnte, spricht für sich.

"Verschreckte Verleiher und Kinobetreiber, die früher kontroverse Filmkunst wagten, suchen jetzt auf dem Markt das Weiche, das Süßliche, das Wohlfühlschnuckelige, weil ihr Publikum sich gewandelt hat."

"Es ist nicht nur Hollywood, das inspirationsfreien Unfug in Mengen durchschleust."


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#58 Re: Gibt es noch Kultfilme?

Beitrag von Thaddäus » So 20. Okt 2013, 21:58

sven23 hat geschrieben:
In der Theorie mag das so sein, aber entscheidend ist, was hinten rauskommt, und das hat eindeutig an Qualität verloren.
Ich rutsche bei einer solchen Diskussion immer etwas unruhig auf meinem Stuhl herum, weil ich das aus einem professionellen Blickwinkel sehe. Einerseits will ich dir recht geben, andererseits dir widersprechen. Die Qualität der Filme ist in vielerlei Hinsicht viel besser geworden. Aber ich verstehe auch, was du meinst. Es läuft am Ende immer auf die Frage hinaus: "Was ist ein guter Film?" Aber diese Frage ist genauso schwierig zu beantworten wie die Frage: "Was ist ein gutes Buch?"
Wenn du keine Filme mehr findest, die dich persönlich ansprechen, heißt das noch nicht, dass es keine guten Filme mehr gibt.
Bei meiner Arbeit treffe ich auf viele Menschen, die jünger sind als ich und wenn ich die Frage, welche Filme sie besonders angesprochen haben, dann kann mir jeder von denen einen Film nennen, der sie ganz besonders angesprochen hat und den sie sozusagen in ihrem Herzen tragen. Aber wenn ich dir schreiben würde, welche das sind, dann würdest du sagen, dass das keine guten Filme sind und schon gar keine Kultfilme.
Aber vermutlich können wir erst in 20 Jahren sagen, welche heutigen Filme, sich dereinst als Kultfilme herausstellen werden.

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#59 Re: Gibt es noch Kultfilme?

Beitrag von Martinus » So 20. Okt 2013, 22:10

Das einzige was noch Kult ist, ist und bleibt das Eiskonfekt im Kino.
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#60 Re: Gibt es noch Kultfilme?

Beitrag von Thaddäus » So 20. Okt 2013, 22:14

Martinus hat geschrieben:Das einzige was noch Kult ist, ist und bleibt das Eiskonfekt im Kino.
Eine wahrhaft salomonische Bemerkung! :lol:

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