alles fliesst...

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Novas
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#81 Re: alles fliesst...

Beitrag von Novas » So 2. Apr 2017, 23:39

Stromberg hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:
Stromberg hat geschrieben:Da ich an keine Götter glaube, glaube ich auch an das nicht. Du kannst es aber glauben.
Ich schon.
Ja, du kannst an alles glauben an das du glauben willst. :)

Du auch. Offenbar bist Du ein sehr frommer Atheist, der darum bemüht ist die reine Lehre zu verteidigen :lol:

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#82 Re: alles fliesst...

Beitrag von Scrypton » So 2. Apr 2017, 23:39

Novalis hat geschrieben:
Stromberg hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Ich schon.
Ja, du kannst an alles glauben an das du glauben willst. :)
Du auch.
Im Gegenteil teile ich >>deinen<< Glaube nur >>nicht<<.

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#83 Re: alles fliesst...

Beitrag von Novas » So 2. Apr 2017, 23:41

Jeder Mensch ist gläubig, weil jeder Mensch eine Weltanschauung besitzt. Wie bereits gesagt wurde, fließt alles. Die Natur der Wirklichkeit ist unglaublich dynamisch. Schon alleine daraus ergeben sich verschiedene Weltanschauungen. Wenn wir die Wirklichkeit auf eine Anschauung reduzieren würden, dann würde das in den geistigen Stillstand und in die Erstarrung führen. Dann würden wir den Fluss des Geistes behindern und blockieren. Meinen Glauben musst Du nicht teilen. Es genügt, dass ich und mein Glaube Teil der Wirklichkeit ist und somit von der eindeutig übergeordneten Instanz geteilt und zugelassen wird. :P
Zuletzt geändert von Novas am So 2. Apr 2017, 23:56, insgesamt 1-mal geändert.

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#84 Re: alles fliesst...

Beitrag von Scrypton » So 2. Apr 2017, 23:56

Novalis hat geschrieben:Jeder Mensch ist gläubig
Eine Behauptung, deshalb ist sie nicht zutreffend. :)

Novalis hat geschrieben:Es genügt, dass ich und mein Glaube Teil der Wirklichkeit ist
Aber die Inhalte deines Glaubens >>über<< die Wirklichkeit entsprechen deshalb noch nicht >>der<< Wirklichkeit. Jede fantasiebehaftete Vorstellung ist >>als<< Vorstellung ein Teil der temporären Wirklichkeit. Welch Erkenntnis.
:P

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#85 Re: alles fliesst...

Beitrag von Novas » Mo 3. Apr 2017, 00:12

Stromberg hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Jeder Mensch ist gläubig
Eine Behauptung, deshalb ist sie nicht zutreffend. :)

Das ist eine psychologische Tatsache. Wir alle glauben, daran kommst Du nicht vorbei. Das menschliche Leben bewegt sich immer in der Polarität von Glauben und Wissen. Darum sagte Sokrates vermutlich „Ich weiß, dass ich nichts weiß“. Wie identifizieren wir Wahrheit? Mit Sicherheit spielen rationale Beweise und logische Argumente eine wichtige Rolle. Dabei können wir vier Arten unterscheiden:

1) durch Sinneswahrnehmung
2) durch den Verstand und die Vernunft
3) aus der Autorität von heiligen Schriften und Traditionen
4) durch persönliche Erfahrung und Inspiration

Auf Basis dieser vier Kriterien kann der menschliche Geist zu wahrheitsgemäßen Schlussfolgerungen gelangen. Ich persönlich halte es für vernünftig, wenn der Mensch sich dieser „vier Wege des Wissens“ bedient und sie miteinander kombiniert.

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#86 Re: alles fliesst...

Beitrag von Scrypton » Mo 3. Apr 2017, 00:21

Novalis hat geschrieben:
Stromberg hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Jeder Mensch ist gläubig
Eine Behauptung, deshalb ist sie nicht zutreffend. :)
Das ist eine psychologische Tatsache.
Nein, eine Novalis'sche Behauptung. :)
In einem psychologischen Fachbuch wirst du deinen Glauben nicht bestätigt finden. Aber glaub nur weiter.

Novalis hat geschrieben:Wir alle glauben
Ähm, nein.
Glaube im Duden ist das Vertrauen religiöser|transzesdenter Überzeugungen. Was du meinst ist eher das für Wahrscheinlich halten, also Vermutungen und ähnliches, also etwas doch völlig anderes.

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#87 Re: alles fliesst...

Beitrag von Novas » Mo 3. Apr 2017, 06:45

Rembremerding hat geschrieben:Ohne Wahrheit jedoch ist Leben undefiniert im Bewusstsein. Bewusstsein ohne Ziel und Sinn verfehlt ihr Woher und Wohin und damit ihre Bestimmung. Der Buddhist, wie der Christ kennt beides: Ein Sinn und ein Ziel im Nichtseienden oder ein Sinn und ein Ziel in Jesus Christus. Beide Seelen erlangen somit Bestimmung über sich hinaus und damit Bewusstsein im Sein und Wahrheit durch das Sein. Ein Buddhist will dies dann letztendlich aber nicht mehr wahrhaben, sondern auch davon erlöst sein. :)

Eine Frage an Dich: hältst Du es für möglich, dass mit dem "Fegefeuer" Reinkarnation gemeint sein könnte? Auf mich wirkt das wie eine christliche Abwandlung der Reinkarnationslehre. Die Idee, dass sich das Leben zyklisch in einer fortschreitenden Aufwärtsspirale befindet, die in der göttlichen Welt bzw. der vollkommenen Vereinigung mit Gott endet, scheint - angesichts der Theodizee-Frage - naheliegend.

Aus: Hans Küng: Ewiges Leben?
Piper, München 6. Aufl. 1996, S. 83-96

„Es ist unbestreitbar, dass sich hinter der Reinkarnationslehre vor allem die religiös-historische Frage nach einer gerechten, moralischen Weltordnung verbirgt. …
Eine wahrhaft moralische Weltordnung setzt die Vorstellung eines Lebens vor dem jetzigen Leben notwendig voraus. Denn wie können Chanceungleichheiten unter Menschen, die verwirrende Verschiedenheit moralischer Anlagen und individueller Schicksale befriedigend erklärt werden, wenn man nicht annimmt, dass der Mensch im früheren Erdenleben durch seine guten oder bösen Taten sein jetziges Schicksal selbst verursacht hat? Andernfalls müsste ich alles dem blinden Zufall zuschreiben oder einem ungerechten Gott, der die Welt so werden ließ, wie sie nun einmal ist. Reinkarnation oder Wiedergeburt also zur Aufklärung des Menschen über sich selbst, seine Herkunft und Zukunft, und zur Rechtfertigung Gottes! Das Theodizeeproblem wäre gelöst …

http://www.christian-reincarnation.com/KuengRein.htm

Attraktiv wird diese Lehre dadurch, dass Leid konstruktiv als eine lehrreiche Erfahrung verstanden werden kann, welche letztlich der Evolution der Seele dient. Das macht für mich mehr Sinn, als die Idee, der Mensch könne durch endliche Verirrung in eine unwiderrufliche und ewige Verdammnis geraten. Buddhisten bezeichnen die Erleuchtung auch als Erlöschen, was ebenfalls an das Fegefeuer denken lässt, welches erfolgreich durchschritten wurde und somit erlischt.

Und dem Sterne gleich, der erlischt, ist jedes Werk eurer Tugend: immer ist sein Licht noch unterwegs und wandert - und wann wird es nicht mehr unterwegs sein?
~ Nietzsche, Also Sprach Zarathustra
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#88 Re: alles fliesst...

Beitrag von Pluto » Mo 3. Apr 2017, 08:25

Novalis hat geschrieben:Jeder Mensch ist gläubig, weil jeder Mensch eine Weltanschauung besitzt.
Richtig ist, dass der Glaube evolutionär aus unserer Fähigkeit sich Dinge auszudenken, entstand. Danach wurde diese Neigung zum Glauben von manchen Menschen zu Religionen weiterentwickelt. Daraus wurde bei diesen Menschen der Wille sich einer höheren Macht zu unterwerfen ("Ich bin Gottes Sklave").
Bei anderen Menschen, den Ungläubigen, verkümmert dieser Hang zum Glauben zu vernunftbegabten Vermutungen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#89 Re: alles fliesst...

Beitrag von erbreich » Mo 3. Apr 2017, 08:30

Rembremerding hat geschrieben:Die absolute Wahrheit wird immer über mich hinausweisen.
Ich würde sie nicht absolute Wahrheit nennen, sondern die höchste Wahrheit gemäss einer bestimmten Lehre oder Ideologie. Im Fall der buddhistischen Philosophie wird sie als selbstlos (auch kernlos) beschrieben.

Als Buddhist oder Atheist erkennt man diese Wahrheit im Nichtseienden und im Nichts.
Das ist nicht korrekt. Es wird im Buddhismus wohl ein Bewusstseinszustand geleehrt, der als "Nichtsheitgebiet" bezeichnet wird. Es ist einer von vier in tiefer Meditation zu realisierender, sogenannt "formloser" Geisteszustand (die anderen drei sind: Raumunendlichkeitsgebiet, Bewusstseinsunendlichkeitsgebiet und Gebiet der Weder-Wahrnehmung-noch-Nichtwahrnehmung" - siehe hier: jhana/Vertiefungen.

Diese vier formlosen Vertiefungen gehören dem Bereich geistiger Konzentration (Sammlung) an. Sie erleben zu können ist sehr hilfreich zur Realisierung der Befreiung, die mit dem Begriff "Nibbana", der "höchsten buddhistischen Wahrheit" benannt ist, ist aber weder mit Nibbana identisch (sondern gehört klar dem vergänglichen Sein zu), noch auch nur notwendig zur Erlangung der Befreiung. Nibbana mit Nichts gleichzusetzen ist ein Irrtum, ebenso, es als nichtseiend zu benennen, wie ich ja bereits aus dem Abhidhamma zitiert habe:

Die da erklärten Wirklichkeiten
Im höchsten Sinne vierfach sind:
Bewusstsein, geistige Faktoren,
Das Körperliche und das Nibbana.


Diese vier "Dinge" (besser "Phänomene" oder noch besser "Prozesse") gelten alle gleichermassen als im höchsten Sinne wirklich. Und sie alle gelten als leer - leer an einem absoluten Selbst oder Kern nämlich.

Der Buddhist, wie der Christ kennt beides: Ein Sinn und ein Ziel im Nichtseienden oder ein Sinn und ein Ziel in Jesus Christus. Beide Seelen erlangen somit Bestimmung über sich hinaus und damit Bewusstsein im Sein und Wahrheit durch das Sein.
Wie gesagt: Nibbana ist höchste Freiheit und höchster Friede und als solches eben weder ein Nichts noch ein Nichtseiendes. Und eine ewige Seele wäre ein absolutes Selbst, das der Buddhismus nun seinerseits als tatsächlich Nichtseiendes, als Illusion entlarvt.

Was der Christ aber nicht wahrhaben, sondern sich darin verewigt sehen will. ;)

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#90 Re: alles fliesst...

Beitrag von Novas » Mo 3. Apr 2017, 08:31

Pluto hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Jeder Mensch ist gläubig, weil jeder Mensch eine Weltanschauung besitzt.
Richtig ist, dass der Glaube evolutionär aus unserer Fähigkeit sich Dinge auszudenken, entstand. Danach wurde diese Neigung zum Glauben von manchen Menschen zu Religionen weiterentwickelt. Daraus wurde bei diesen Menschen der Wille sich einer höheren Macht zu unterwerfen

Damit meinte ich: Du glaubst an deine materialistisch geprägte Weltanschauung. Die ist nicht vom Himmel gefallen.

Bei anderen Menschen, den Ungläubigen, verkümmert dieser Hang zum Glauben zu vernunftbegabten Vermutungen.[

Ist es nicht eher so, dass der Atheismus ein unvernünftiger Glaube ist, weil er die göttliche Vernunft/Logos verneint? Bitte nicht persönlich nehmen, das ist eine ernstgemeint Frage :)

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