erbreich hat geschrieben:Was verstehst du unter "Sinn"? Wenn ich deine Beispiele anschaue, dann denke ich zu erkennen, worin du Sinn findest:
Exakt das ist natürlich ein Grundproblem: was versteht man unter Sinn? Zeitgenössische Kunst oder Musik ergibt für viele Menschen einfach keinen Sinn, für andere hingegen erscheint sie sinnvoll. Nur was ist "Sinn"?
Und wie oft muss man hier im Forum lesen (teils fast als Vorwurf an Atheisten formuliert), dass nichts ohne Gott Sinn ergeben würde? Das scheint vielen so wichtig zu sein, dass sie schon allein deshalb, weil alles "Sinn" ergeben "muss", darauf bestehen, dass Gott existieren "müsse".
Welchen "Sinn" ergibt es, die Zahl Pi auf beispielsweise Tausend Stellen auswendig zu lernen? Welchen "Sinn" ergibt Fußball?
Die erste Antwort kann lauten: Es beglückt den Menschen, der genau das tut, es auswendig lernt und das ist der Sinn davon.
Die zweite Antwort kann lauten: Es bringt Milliarden Menschen Spannung, Vergnügen und Zerstreuung.
Nur würde in diesem "Sinn" nirgends Gott auftauchen. Welchen "Sinn" meinen also die Gläubigen, hier insbesondere die "Christen"?
So, wie ich dich verstehe, meinst du mit "Sinn" vermutlich ungefähr das, was ich darunter verstehe. Insofern ist es für mich nicht wichtig, Sinn zu suchen oder haben zu müssen. Es reicht mir, wenn etwas hilfreich oder nützlich, angenehm oder entspannend ist - oder auch positiv aufregend, spannend, elektrisierend.
...lausche ich gerne interessanten Harmonien und Tonfolgen.
...Kunst aufnehmen, wahrnehmen und mich daran erfreuen.
...das Leben genießen, erleben, wahrnehmen und mich daran erfreuen.
...lebe ich ja noch viel intensiver.
In all dem, so denke ich, erkennst du den Sinn des Lebens.
Und wieder ist die Frage, welchen "Sinn" du gerade meinst. Ich mache mal ein Paradoxon draus: das sinnvolle des Lebens ist, dass es genau genommen gar keinen Sinn ergibt, sondern einfach da ist, so wie die Sterne einfach da sind.
Und er erlebt es intensiv. Dies als "Begleiterscheinung" seiner Ausrichtung auf das "Erlöschen" (nibbana).
Dann ist es ähnlich, nur die Quantität unterscheidet sich. Aber bei beiden Ansätzen ist irgendwann Schluss. Finde ich gut.
Einsicht in Vergänglichkeit, Leidunterworfenheit und Selbstlosigkeit (um nicht zu sagen Seelenlosigkeit) gelten dem Buddhisten als die drei Tore zur Befreiung - und damit zur Sinnfindung.
Warum Leid wichtig sein soll, werde ich sicher nie verstehen. Reales Leid ist etwas Negatives. Wobei auch hier natürlich die Frage, was Leid ist, nicht so einfach zu beantworten ist. Das, was für manche Leid bedeutet, ist für andere Erfüllung. Muss ich ein Jever trinken, leide ich an dem widerlichen, "friesisch-herben" Geschmack und ersehne mir ein gutes Weißbier. Andere hingegen brauchen diesen bitteren Geschmack. Nur leiden sie dann nicht, sondern erfreuen sich daran. (Das ist nur ein bildhaftes Beispiel)