Sich selbst annehmen

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Rembremerding
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#1 Sich selbst annehmen

Beitrag von Rembremerding » Do 15. Mär 2018, 09:58

Ein Text in mir von anderswo
Für alle guten Willens, damit er sie stärke, tröste, erbaue.

Ich bin Ich, nicht vom Wesen, sondern bin mir „gegeben“. Ich habe mich also empfangen (von Gott).

Überhaupt gegeben – Nicht als Menschen einfachhin, sondern als diesen Menschen: diesem Volk zugehörig, dieser Zeit, von diesem Typus und diesen Anlagen. Bis zu jenen letzten Bestimmtheiten, die es überhaupt nur einmal gibt, nämlich in mir; jener letzten Eigenart, die macht, dass ich in allem, was ich tue, mich selbst wiedererkenne, und die sich in meinem Namen ausdrückt.

Ich soll sein wollen, der ich bin; wirklich ich sein wollen, und nur ich. Ich soll mich in mein Selbst stellen, wie es ist, und die Aufgabe übernehmen, die mir dadurch in der Welt zugewiesen wird.

Ich darf diesem Zugewiesenen nicht ausweichen; etwa in die Fantasie, und mich in einen Anderen hineinträumen: ich bin der und der… tue das und das… vermag dieses und jenes… spiele solche und solche Rolle… Bis zu einem gewissen Punkt ist das alles ja unschuldig; man erholt sich darin vom Selber-Sein. Von da ab wird es aber zur Gefahr, sich selber wegzulaufen.

Auch vor dem Bösen in mir darf ich nicht weglaufen: schlimmen Anlagen, verdichteten Gewohnheiten, aufgehäufte Schuld. Ich muss sie annehmen und zu ihnen stehen: so bin ich… das habe ich getan… Nicht im Trotz; der ist nicht Annahme, sondern Verhärtung. Aber in Wahrheit, weil nur sie über das Böse hinausführt: ich bin so; aber ich will anders werden.

So wird der Akt des Selbstseins in seiner Wurzel zu einer Askese: ich muss auf den Wunsch verzichten, anders zu sein, als ich bin; gar ein anderer, der ich bin.

Das bedeutet nicht den Verzicht auf das Streben, aufzusteigen. Das darf ich und soll es; aber auf der Linie des mir Zugewiesenen.

Ich soll damit einverstanden sein, der zu sein, der ich bin. Einverstanden, die Eigenschaften zu haben, die ich habe. Einverstanden, in den Grenzen zu stehen, die mir gezogen sind.

Der Mensch steht im Lichte der Offenbarung Gottes.

Gott hat den Menschen in eine Beziehung zu sich gesetzt, ohne die er weder sein noch verstanden werden kann. Er hat einen Sinn; der aber liegt über ihm, in Gott.

Gott hat den Menschen zu seinem Du gemacht und Er hat ihm gegeben, seinerseits in Gott sein Du, sein eigentliches Du, zu haben. In diesem Ich-Du-Verhältnis besteht sein Wesen. Und nur deswegen, weil Gott ihn die Beziehung des Ich-Du zu Sich begründet hat, kann der Mensch auch zu anderen Menschen in personale Beziehung treten.

Soviel weiß der Mensch, wer er ist, als er sich selbst aus Gott heraus versteht. Dazu muss er aber wissen, wer Gott ist; und das kann er nur, wenn er Seine Selbstbezeugung (Jesus Christus) annimmt.

Offenbarung und Erlösung geschah in Christus. Durch sie wurde dem Menschen gesagt, wer er sei, indem ihm gesagt wurde, wer Gott ist. Gotteserkenntnis und Menschenerkenntnis wurden wieder ein ganzes, und das Ebenbild bekam wieder seinen Sinn. Nur was der Mensch annimmt, von dem wird er durch Jesus Christus erlöst.

Man könnte sagen, im Text des Glaubensbekenntnisses fehle ein Artikel; der müsste lauten: Ich glaube an den Menschen, der gebildet wird nach dem Bilde Christi; dass er in mir ist, trotz allem, und dass er, trotz allem, in mir reift.

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Travis
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#2 Re: Sich selbst annehmen

Beitrag von Travis » Do 15. Mär 2018, 10:06

Man kann sicher einige Details in den gägnigen Glaubensbekenntnissen diskutieren.
Rembremerding hat geschrieben:Man könnte sagen, im Text des Glaubensbekenntnisses fehle ein Artikel; der müsste lauten: Ich glaube an den Menschen, der gebildet wird nach dem Bilde Christi; dass er in mir ist, trotz allem, und dass er, trotz allem, in mir reift.
Aus meiner Sicht braucht es Gott als Schöpfer um wirklich Mensch zu sein. Dies nicht nur bei der Schöpfung, sondern das ganze Leben hindurch. Daher setze ich alles Vertrauen (=Glaube) eben auf Gott und nicht auf mich als Mensch. In den "Menschen in mir" (seltsame Formulierung) setze ich kein Vertrauen. Mein Bekenntnis ist auf von Gott ausgehende Externa gerichtet, die Einfluß auf mein Leben (=Mensch) nehmen.
Ich weiß, dass ich nicht einmal weiß das ich nichts weiß.

Rembremerding
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#3 Re: Sich selbst annehmen

Beitrag von Rembremerding » Fr 16. Mär 2018, 06:04

Travis hat geschrieben:Aus meiner Sicht braucht es Gott als Schöpfer um wirklich Mensch zu sein. Dies nicht nur bei der Schöpfung, sondern das ganze Leben hindurch. Daher setze ich alles Vertrauen (=Glaube) eben auf Gott und nicht auf mich als Mensch. In den "Menschen in mir" (seltsame Formulierung) setze ich kein Vertrauen. Mein Bekenntnis ist auf von Gott ausgehende Externa gerichtet, die Einfluß auf mein Leben (=Mensch) nehmen.
Es gibt eine Selbstverwirklichung des Menschen, die, anders als in der Welt, die bereits zur Selbstverwertung der Person übergegangen ist, in Christus geschieht. Mit und in ihm leben und sterben wir als Christ.
Christliche Selbstverwirklichung wird so zur Zustimmung des eigenen Willens zum Plan Gottes für seine Person. Das zur Sünde neigende Vertrauen in sich selbst wird zum Vertrauen in Gott, zum Glauben. Getragen wird dies von der Liebe. Wer Gott vertraut, kann darauf vertrauen, dass er auch sich selbst vertrauen kann und damit sich annehmen. Getragen wird dies von der Gnade Gottes.

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