Wird die Philosophie unterschätzt?

Philosophisches zum Nachdenken
Pluto
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#411 Re: Wird die Philosophie unterschätzt?

Beitrag von Pluto » Do 7. Jan 2016, 16:08

Thaddäus hat geschrieben:Ein Beweis ist keine Konvention, denn es steht nicht frei beliebig zu definieren, was ein Beweis ist. Ein Beweis muss korrekt sein und das Erkennen seiner Korrektheit ist keine Frage konventioneller Übereinkunft. Das 4+3=7 sind ist ebenfalls keine Frage von Übereinkunft. Wenn dies jemand bestreitet, dann kann man ihn schlicht nicht mehr helfen. ;)
Was ich sagen wollte, ist, dass der symbolische Begriff "Beweis" nicht identisch ist mit der Korrektheit einer mathematischen Formel.

Thaddäus hat geschrieben:Hält man sie aber für identisch, dann vertritt man eine Identitätstheorie, die daran scheitert, dass mentale Zustände und Vorgänge multiphysikalisch realisiert sein können (in jedem Hirn etwas anders, aber nie völlig identisch).
Einverstanden! Du hast es viel besser ausgedrückt.

Thaddäus hat geschrieben:Intentionalität ist ein genau definierter philosophischer Fachbegriff aus der Phänomenologie, den du hier im Sinne von "Intention" bzw. "Absicht", "Motiv" verwendest. Du solltest deshalb besser von "Absicht" oder "Motiv" oder "Intention" sprechen, um Missverständnisse zu vermeiden.
Ja, das mag sein. Allerdings scheinst du mich trotzdem richtig verstanden zu haben.

Thaddäus hat geschrieben:Wenn man eine Zahl erkennt oder einen Tisch, dann erkennt man noch lange nicht die Absicht(en) und Motive dessen, dessen der den Tisch gebaut hat oder die Zahl irgendwo hingeschrieben.
Wenn man aber etwas als Stuhl erkennt, dann wird die Intention seines Erbauers sofort klar.

Thaddäus hat geschrieben:Intentionalität bedeutet als Fachbegriff übrigens das mentale Gerichtetsein auf ... . Das heißt, ich richte meine Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Bewusstseinsinhalt. Eine Zahl oder einen Tisch kann man als Zahl oder Tisch nur dann erkennen, wenn man über den Begriff "Zahl" und den Begriff "Tisch" bereits verfügt und weiß, welche Einzelelemente unter die Klasse dieser Begriffe fallen.
Und das muss uns erst in unserer Lebenswelt beigebracht werden.
Diese Alienwesen erkennen vermutlich keine Stühle, weil sie gar nicht wissen, was man damit anfangen könnte. Wir müssten ihnen erst zeigen, warum Stühle bei unserer Physiognomie sinnvoll sind und was man mit ihnen macht.
Ja klar. Aber...

Thaddäus hat geschrieben:Es ist denkbar, dass es Alienwesen gibt, die einfach keinen Hintern haben.
Nee. Das ist undenkbar, denn auch Aliens müssen aus Materie bestehen. Irgendwas werden sie wohl haben. worauf sie sich stützen wenn sie das tun, was Aliens eben so tun.
Aber hier geht es immer noch um menschliche Wahrnehmung und da ist es ganz egal wie man ihn bezeichnen mag, ein "Stuhl" (als intersubjektiv wahrnehmbares Objekt) lädt zum sitzen ein und reflektiert somit die Intentionalität seines Erbauers.

Es ist nun mal so wie Shakespeare in Romeo und Julia schrieb: "A rose by any other name would smell as sweet"

Thaddäus hat geschrieben:Ein Fehler, den SilverBullet und JackSparrow machen und ich denke, auch du, ist, dass ihr von einem Primat der Physik und der physikalischen Beschreibung ausgeht. Tatsächlich gibt es aber nur den unhintergehbaren Primat der Lebenswelt, in der wir jede Art von Symbolik und symbolischer Verarbeitung von Information erst lernen müssen.
Das kann es auch nicht sein. Es wäre nicht effizient, ALLES neu zu erlernen. Wir werden mit einem Grundgerüst an Wahrnehmungsfähigkeit geboren.

Thaddäus hat geschrieben:Das aber bedeutet: es ist nicht erst die Physik und dann kommen erst das Leben und die Sinneseindrücke. Es ist genau umgekehrt. Nur, weil wir Farbeindrücke haben, haben wir genau die physikalische Optik, die wir haben. Nur, weil wir immer schon Farben sehen können, unterteilen wir die Wellenlängen des Lichtes, so wie wir das tun.
Das "Farbsehen" ist keine Voraussetzung für die Unterteilung des Spektrums in unterschiedliche Bereiche. Der grundsätzliche Unterschied ist nicht Farbe des Lichts, sondern es ist der unterschiedliche Energiegehalt der abgestrahlten Photonen. Es genügt also schon wenn wir unterschiedliche Energien ( = Wellenlängen) unterscheiden können, und das geht meines Wissens nur über physikalische Messungen.

Thaddäus hat geschrieben:Dann ist Symbolik aber eben keine Physik und keine Neurologie, auch wenn Physik und Neurologie notwendige Bedingungen für symbolische Akte sind.
Doch!
Symbolik ist sehr wohl Neurologie, oder hast du schon mal sprechende Pilze getroffen?

Thaddäus hat geschrieben:Und natürlich sind symbolische Akte auch keine feinstofflichen Geisterwesen.
:lol:

Thaddäus hat geschrieben:Die einzige Frage, die hier wichtig ist, ist die, ob mentale Zustände und Prozesse sich in Physik und Materie erschöpfen oder eben nicht.
Ich meine, sie werden von Physik und Chemie vollständig beschrieben. Das "Feinstoffliche" hast du selbst schon ausgeschlossen. Was solle es denn sonst noch geben?
Was fehlt denn deiner Meinung nach noch zum Leben?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#412 Re: Wird die Philosophie unterschätzt?

Beitrag von Scrypt0n » Do 11. Feb 2016, 19:19

Hemul hat geschrieben:Solange das der Fall ist und Hass Dein Motivator ist-haben die ZJ Dich fest im Griff.
Ich weiß nicht welche Substanzen du zu dir nimmst; es muss jedoch etwas sein, dass dich zum fantasieren verhilft.
Seltsame Grüppchen, mit denen ich absolut nichts zu tun haben, hätten mich weshalb und inwiefern bitte im Griff? :D

Hemul hat geschrieben:Das nennt man unverarbeitete Konflikte.
Was du da von dir gibst nennt man Schwachsinn... *grins*

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#413 Re: Wird die Philosophie unterschätzt?

Beitrag von Scrypt0n » Do 11. Feb 2016, 22:09

Solivagus hat geschrieben:Ich bin gespannt wie du es schaffst, mithilfe der Modallogik, aus Pumuckel oder dem Spaghettimonster eine notwendige Existenz abzuleiten.
ch muss ja lediglich - wie du es tust - postulieren, DASS es sich um eine notwendige Existenz handelt weil *lilaliu... träum...*.

Letztlich machst du nichts anderes mit deinem "göttlichen" Fabelwesen.

Solivagus hat geschrieben:
Scrypt0n hat geschrieben:Gott als allmächtiges und allwissendes Wesen: Da Allwissenheit das Wissen um die eigenen zukünfigen Handlungen umfasst, führt Allwissenheit zu Statik; die Handlungsfreiheit wird auf genau eine mögliche Zukunft beschränkt. Da Allwissenheit die Handlungsfreiheit beschränkt, schließt Allwissen Allmacht aus; daher kann nichts gleichsam Allwissendes und Allmächtiges existieren.
Allwissenheit ist nicht nur die Kenntnis der eigenen zukünftig möglichen Wahrheit, sondern aller Wahrheiten (alle notwendigen Wahrheiten, alle möglichen Wahrheiten, alle kontigenten Wahrheiten und alle Kontrafaktualen Wahrheiten). Eine Einschränkung kann ich hier nicht erkennen.
Dann bist du blind.
Denn in deiner netten Aufzählung, die du zusammengefasst hast als "aller Wahrheiten" fehlt der entscheidende Punkt: Die Behauptung nämlich, er würde "alle möglichen/notwendigen Wahrheiten" kennen ist nicht gleich der Behauptung, er würde zeitenlos/zu allen irdischen Zeiten die eine, letztlich eintretende Wahrheit kennen. :roll:

Ist dem nicht so, hast du deine Einschränkung gefunden; und eine Einschränkung macht jegliches Wissen zu allem möglichen aber sicherlich nicht zu einer Allwissenheit. Die wäre durch nichts eingeschränkt.

Ist dem doch so, gilt unabhängig des Geredes von "weiteren Wahrheiten" deinerseits weiterhin: Da Allwissenheit das Wissen um die eigenen zukünfigen (also tatsächlich eintretenden!!!) Handlungen umfasst, führt Allwissenheit zu Statik; die Handlungsfreiheit wird auf genau eine mögliche Zukunft beschränkt. Da Allwissenheit die Handlungsfreiheit beschränkt, schließt Allwissen Allmacht aus; daher kann nichts gleichsam Allwissendes und Allmächtiges existieren.
Da kommste nicht drum rum.

Abgesehen davon: Es gibt keine "möglichen Wahrheiten" - sondern nur eine. Alles andere wären mögliche Alternativen, die hätten eintreten können wenn gewisse Umstände anders gewesen wären; wie beim Würfelwurf. Entweder ist Angela Merkel am 17. Januar 1992 tödlich verunglückt oder sie ist es nicht. Hier verwechseltst du auf höchst alberne Art lediglich die Begriffsdefinitionen von "Möglichkeit" und "Wahrheit"... ;0)

Solivagus hat geschrieben:
Scrypt0n hat geschrieben:Gott als allwissendes Wesen ohne Allmacht: Das Wissen eines allwissenden Wesens wird durch nichts beschränkt; ist sein Wissen beschränkt, ist es nicht allwissend. Wissen muss per Definition wahr sein, sonst ist es kein Wissen, sondern Meinung oder Glaube. Wahrheit ist die Übereinstimmung eines Sachverhaltes mit einer Aussage. Wissen erfordert ein Bewusstsein, welches den wahren Sachverhalt als Aussage reflektiert. Ein Bewusstsein kann nicht statisch sein, es muss sich verändern. Da ein allwissendes Bewusstsein keine neuen Erkennisse gewinnen kann, kann sich nicht mehr verändern. Da jedoch Veränderung Grundlage des Bewusstseins ist kann nichts allwissendes existieren.
Kannst du diese Notwendigkeit zur Bewusstseinsveränderung näher begründen?
Kannst du nicht lesen?

1. Wissen ist - prinzipiell - zutreffend und absolut wahr. Sonst ist es kein Wissen, sondern geglaubtes oder angenommenes Wissen; also Meinung, Annahme, Glaube.

2. Wahrheit ist - ebenfalls prinzipiell - gleichzusetzen mit der Richtigkeit zu einem Sachverhalt; also Tatsache.

3. Wissen erfordert Bewusstsein, da ohne Reflektion eines (wahren oder unwahren) Sachverhalts kein Verständnis/Nachvollzug und damit keine (Er)Kenntnis möglich ist.

4. Das Bewusstsein wiederum darf nicht statisch sein, andernfalls es nicht veränderbar wäre. Wäre es nicht veränderbar, könnte es nichts reflektieren; siehe Punkt 3.

5. Ein allwissendes Bewusstsein jedoch könnte aufgrund der Allwissenheit keine neuen Erkenntnisse gewinnen; und sich somit auch nicht verändern. Was sich nicht verändert, ist statisch.

Der letzte Punkt wäre dann das Fazit, nämlich: Daher gibt es keine Allwissenheit.
Du darfst gerne Punkt 1 bis 5 heranziehen und darlegen, was falsch ist ohne dir wilde eigene Definitionen von Begriffen auszudenken. :)

Solivagus hat geschrieben:
Scrypt0n hat geschrieben:Gott als Schöpfer: Wenn Existenz nur durch Erschaffen möglich wäre, [...]
Wer behauptet dies?
Na du!
Jedenfalls hast du - schon wieder vergessen? - behauptet, Gottes Existenz wäre notwendig. Wenn jedoch die uns vorliegende Existenz, das Universum also, auch ohne deinen Gott möglich wäre, so wäre dessen Existenz bereits nicht mehr notwendig.

Solivagus hat geschrieben:
Scrypt0n hat geschrieben:Des Weiteren kann mir Gott trotz seiner unterstellten Allmacht sowie Allwissenheit nicht vorhersagen, welche (freie!) Entscheidung ich zukünftig treffen werde wenn er ebenfalls weiß, dass ich mich bewusst für etwas anderes als vorhergesagt entscheiden werde/möchte!
Allmacht bedeutet nicht, dass logisch Unmögliche zu tun!
Unmöglich ist es aber ja nur genau deshalb, eben WEIL es keine Allwissenheit gibt.
Gäbe es sie, wäre es nicht unmöglich - denn Allwissenheit wäre ohne jegliche Einschränkung.

:lol:

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