Das integrale Bewusstsein

Philosophisches zum Nachdenken
Antworten
Novas
Beiträge: 7986
Registriert: Mi 20. Jun 2018, 21:23

#1 Das integrale Bewusstsein

Beitrag von Novas » Fr 12. Feb 2016, 22:09

Ein Beitrag zur Annäherung an einen komplexen Begriff

Integral ist eine Bewusstseinsqualität. Es ist das Bewusstsein, das unser individuelles Menschsein, aber auch die Menschen, die menschliche Gesellschaft, die Gesellschaft aller Lebewesen, die Natur, die Welt und den Kosmos als Ganzheit intuitiv wahrnimmt. Die Wahrnehmung als Ganzheit basiert auf der Erkenntnis, dass alles was ist miteinander in Verbindung steht. Dieses Wissen um die Allverbundenheit bewirkt beim integral-bewussten Menschen einen achtsamen und einfühlsamen Umgang mit der Mitwelt und erzeugt eine Haltung der Liebe, des Dienstes am Leben, der Konstruktivität und der Kreativität. Eine der herausragenden Eigenschaften des integralen Bewusstseins ist seine Fähigkeit, das «Ich» als Operationszentrum des Menschen als Objekt wahrzunehmen und damit die Egozentrik zu relativieren.

Ein möglicher Weg zur persönlichen «Integralisierung»

Die Integralisierung des Menschen führt zum bewussten Individuum, wörtlich zum ungeteilten, ganzen und heilen Menschen. Das gelingt dann, wenn wir die aus sich heraus aktiven Intelligenzen und Wünsche des Instinkts, der emotionalen Lebensebene und des Verstandes unter die Führung unserer intuitiv-geistigen Intelligenz stellen. Das ist leichter gesagt als getan, weil die Intuition ausschliesslich im rezeptiven Modus arbeitet: sie lässt sich bitten. Das geschieht durch meditatives Hinhören nach innen. Die intuitiv-geistigen Erkenntnisse und Bedürfnisse offenbaren sich nur dem, der sich öffnet und vertraut. Die Kunst liegt also darin, dass wir das integrale Bewusstsein weder suchen noch finden noch erreichen können, sondern dass wir nur vieles unternehmen können, damit es uns findet. Deshalb spricht die Entwicklungspsychologie von einem Entwicklungssprung. Ein integrales Leben beginnt mit der authentischen Umsetzung der intuitiv-geistigen Einsichten in unser alltägliches Tun.
Quelle: http://www.integrale-politik.ch/was-hei ... l/?lang=de


Stiftung für Integrale Friedensforschung
http://www.integrale-friedensfoerderung.ch/stiftung/

Die Stiftung dient der Findung, Entwicklung, Verbreitung und dem Aufbau von Frieden in allen Lebensbereichen: Im persönlichen Leben, in der Politik, in der Wirtschaft, in der Wissenschaft und Bildung, in der Familie und Beziehung, in der Religion. Die Bemühungen sind schweizerisch, international und global (Auszug aus der Stiftungsurkunde).

Die grundlegenden Werte der Stiftung für Friedensforschung:

GÜTE

Jeder Mensch ist gleich wertvoll
Ungleiche Menschen sind gleichwertig, unabhängig von
Ethnie, Geschlecht, Herkunft, Besitz, Einkommen, Talent, Position und Status.


SANFTHEIT

Jeder Mensch ist verletzlich
In der Sanftheit erfüllt sich der Wunsch zu schützen
und beschützt zu werden.


BESCHEIDENHEIT

Jeder Mensch ist unvollkommen
In der Bescheidenheit können der Schatten, die Schwächen und Defizite bei sich selbst und anderen erkannt und angenommen werden.

BERÜHRTHEIT


Jeder Mensch kann berühren und berührt sein
In der Berührung und Berührtheit kann
die mitleidlose Gleichgültigkeit aufgehoben werden.


LEIDEN


Jeder Mensch leidet an der Zerstörung
Krankheiten, Unfälle, Angst, Erschöpfung, Verluste, Erniedrigungen sind
Einladungen der Seele, sich der (Selbst-)Zerstörung bewusst zu werden.

BEWUSSTHEIT

Jeder Mensch kann sich selbst erkennen
Unbewusst ist jeder Mensch destruktiv. Konstruktiv wird er durch die Fähigkeit
zu lieben, Schönheit zu erfahren, Wahrheit zu erkennen und Leiden zu ertragen.

VERSÖHNUNG

Jeder Mensch kann verzeihen
Wenn der Liebeswunsch und die Liebesfähigkeit nicht mehr projiziert werden,
kann die Feindesliebe beginnen.

HEILUNG

Jeder Mensch kann sich selbst heilen
Heil, ganz, individuell, gesund sein, ist gleichbedeutend
mit der Auflösung der Gegensätze in sich selbst.

ERFÜLLUNG

Jeder Mensch kann sein Leben erfüllen
In der Erfüllung stimmen alle Wünsche überein.
Erfüllung bedeutet Frieden – Führung durch die Seele.

Benutzeravatar
NIS
Beiträge: 2677
Registriert: Sa 2. Aug 2014, 15:01
Kontaktdaten:

#2 Re: Das integrale Bewusstsein

Beitrag von NIS » Sa 13. Feb 2016, 10:32

Die Quelle ist der Geist!

Der Ursprung der Quelle war die Qual, die Geburt Gottes!
Der Heilige Geist (Hauke)

WISSEN VON MACHT

ThomasM
Beiträge: 5866
Registriert: Mo 20. Mai 2013, 19:43

#3 Re: Das integrale Bewusstsein

Beitrag von ThomasM » Mo 15. Feb 2016, 10:54

Novalis hat geschrieben:Ein Beitrag zur Annäherung an einen komplexen Begriff

Integral ist eine Bewusstseinsqualität. Es ist das Bewusstsein, das unser individuelles Menschsein, aber auch die Menschen, die menschliche Gesellschaft, die Gesellschaft aller Lebewesen, die Natur, die Welt und den Kosmos als Ganzheit intuitiv wahrnimmt. Die Wahrnehmung als Ganzheit basiert auf der Erkenntnis, dass alles was ist miteinander in Verbindung steht.

Ob das eine "Bewusstseinsqualität" ist, wäre erst einmal zu beweisen oder nachzuweisen. Ich bewzweifle das nämlich.
Ansonsten ist "Integrales Bewusstsein" erst einmal nur die Erkenntnis, dass alles mit allem zusammenhängt.

So weit, so trivial.
Allerdings erkenne ich als ausgebildeter Mensch auch, dass es Abstufungen der Stärke des Zusammenhangs gibt.

So hängen die Zellen meines Körpers sehr viel enger mit mir zusammen, als die Zellen anderer Körper, sogar enger als die Zellen meiner Frau. Ich als Körper bin getrennt von anderen Körpern beobachtbar und wahrnehmbar, obwohl ich mich in einem ständigen Austausch von Materie mit meiner Umwelt befinde.
Die Abstufungen sind sogar innerhalb meines Körpers beobachtbar, denn z.B. auf Haare kann ich leicht verzichten, ohne dass mein Körper ein Existenzproblem bekommt, während ich auf eine zu große Anzahl von Zellen z.B. aus meinem Herzen nicht verzichten kann.

Was für diese körperliche Eigenschaften gilt, gilt auch geistig.
Ich bin Ich. Damit bin Ich abgegrenzt von anderen, sogar abgegrenzt von meiner Frau, mit der ich nun mal die engste Gemeinschaft bilde.
Das gilt, obwohl ich auch Teil von größeren Entitäten bin, die Familie, die Gemeinde, der Staat, der Natur.
Selbst wenn ich erkenne, dass ich mich in beständigem geistigem Austausch mit anderen befinde, dass ich ein soziales Wesen bin, bin immer noch ich nur ich.
Man kann die Abstufung der Zusammengehörigkeit auch versuchen zu quantifizieren, allerdings ist es auf dieser Ebene sehr schwer, ein Maß des Zusammenhangs zu finden.

Novalis hat geschrieben: Dieses Wissen um die Allverbundenheit bewirkt beim integral-bewussten Menschen einen achtsamen und einfühlsamen Umgang mit der Mitwelt und erzeugt eine Haltung der Liebe, des Dienstes am Leben, der Konstruktivität und der Kreativität. Eine der herausragenden Eigenschaften des integralen Bewusstseins ist seine Fähigkeit, das «Ich» als Operationszentrum des Menschen als Objekt wahrzunehmen und damit die Egozentrik zu relativieren.

Das ist deine beständige Behauptung, Novalis. Aber sie ist schlicht und ergreifend inkorrekt.
Auch und gerade dein integral-bewusster Mensch ist egoistisch, lieblos, auf den eigenen Vorteil bedacht, Rachsüchtig, eifersüchtig, von Gier getrieben, egozentrisch.

Sonst wäre es kein Mensch mehr.

Also erübrigt sich eine weitere Diskussion. Der Weg zum integral bewussten Menschen ist egal, weil dieser Weg nur oberflächlich etwas ändert. Ich bin sicher, es gibt auch ein paar Individuen, die ganz ok sind in dieser Weltanschauung, aber die gibt es in jeder Weltanschauung.
Wer sagt, er sei ohne Sünde, der belügt sich selbst.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

Novas
Beiträge: 7986
Registriert: Mi 20. Jun 2018, 21:23

#4 Re: Das integrale Bewusstsein

Beitrag von Novas » Mo 15. Feb 2016, 15:10

@ Thomas: Die menschliche Egozentrik ist eine Tatsache, die ich akzeptiere, die ich sogar bejahe und ganz sicher ist sie keine Sünde, die man auslöschen muss. Die Bewusstwerdungdes Menschen als Ich - seine Individuation - ist für mich kein "Sündenfall". Das bedeutet aber nicht, dass wir auf den Tellerrand des Ego begrenzt sind. Schon alleine durch die gemeinsame Sprache sind wir das nicht. Der Mensch ist offenbar ein transzendenzfähiges Wesen, dessen Individualität gerade dort zur Entfaltung kommt, wo sich seine Egozentrik öffnet, wo er eben nicht nur eine Insel ist. Wo er kommuniziert… mit John Donne können wir sagen: "Keiner ist eine Insel, in sich selbst vollständig. Jeder ist ein Stück des Kontinents, ein Teil des Ganzen" - nicht gelebte Liebe macht wohl deshalb krank und wandelt sich am Ende in Hass, schlägt ins Lebensfeindliche um, weil ohne sie nichts einen Sinn hat.

Schaue Dir die griechische Sagengestalt des Narziss an! Er war so in sich selbst verliebt, dass er nur sein eigenes Bild im Wasser sah, unfähig zur Beziehung, sodass er an der aufgestauten Liebe zugrunde ging; die Liebesfähigkeit - die Tranzendenzfähigkeit - ermöglicht Wachstum. Liebe ist geradezu das Weltbaugesetz, welches die Welt im Innersten zusammenhält und Entwicklung ermöglicht. Wenn wir Integrales Bewusstsein entwickeln, dann entwickeln wir im Grunde unsre Liebesfähigkeit - und die kann sich immer weiter entwickeln, ausdehnen, verfeinern und veredeln.

Antworten