Betrachtung der Welt und ihre mögliche Deutung als Schöpfung

Philosophisches zum Nachdenken
Mimi
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#21 Re: Betrachtung der Welt und ihre mögliche Deutung als Schöp

Beitrag von Mimi » Fr 19. Sep 2014, 09:13

Hallo,
Zitat von Prof. W. Thirring:
........ In einem Interview sagte er einmal, die Natur sei zu wundervoll, als dass sie rein zufällig entstanden sein könnte.
….Das weiß ich auch schon seit mehreren Jahrzehnten!
Allerdings ist es wahrscheinlich erst mit Professur „intellektuell redlich.“ :angel:

LG
"Jedes menschliche Wunschbild,
das in die christliche Gemeinschaft mit eingebracht wird,
hindert die echte Gemeinschaft und muss zerbrochen werden,
damit die echte Gemeinschaft leben kann."
Dietrich Bonhoeffer

closs
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#22 Re: Betrachtung der Welt und ihre mögliche Deutung als Schöp

Beitrag von closs » Fr 19. Sep 2014, 09:58

Halman hat geschrieben: Ich denke, es ist intellektuell redlich, an Gott zu glauben.
Ja - aber erst, wenn man seine Karriere-Planung abgeschlossen hat :devil:

Ein anderer Punkt: Mir fällt auf, dass die deduktive Disziplin "Mathematik" anwendbar ist auf die induktive Disziplin "Naturwissenschaft" - das wird als selbstverständlich hingenommen,obwohl es aus meiner Sicht eine Sensation ist. Meines Erachtens wäre dies NICHT möglich, wenn es nicht eine "Nockenwelle" gäbe, durch die beides verbunden ist - wie siehst Du das?

Mimi
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#23 Re: Betrachtung der Welt und ihre mögliche Deutung als Schöp

Beitrag von Mimi » Fr 19. Sep 2014, 18:56

Guten Abend
Ein Fluss begegnet einem Turm. Der Turm ist sehr hoch und kann weit blicken.
Er sieht in der Ferne die Biegungen, die Stromschnellen, er sieht, wie der Fluss in einen Kanal gezwängt wird und wie er Schleusen durchläuft. Der Turm stellt sich auf seine Zehenspitzen, kneift die Augen zusammen und bemerkt , wie – ganz weit hinten - der Fluss sich frei und freudig ins Meer ergießt.
Er wendet sich dem Strom zu, der seine Füße umspült: Du fristest aber ein jämmerliches Dasein.
Du rollst planlos umher, machst völlig unökonomische Ausschweifungen. Nur wo man Dich zeitweise in ein Korsett einschließt, bist Du einigermaßen duldbar , möglicherweise vorübergehend ein klein wenig brauchbar.
Der Fluss antwortet: Man kann mich trinken und ich bin die Heimstätte des Lebens. Unter anderem führe ich auch viele Fische zur Ernährung mit mir. Auf mir können Schiffe fahren, mit mir kann man weit reisen, bis zum Meer und viel Neues sehen.
Turm: Ich trinke nicht und sowas esse ich nicht. Und meinen Urlaub verbringe ich stets zuhause, dass ist sicherer. Das Meer ist übrigens auf Dauer etwas langweilig. Ich bin so hoch, kann soweit schauen, bin total informiert. Verstehe nicht, warum Du Dich überall herumtreibst, Du nervst, nirgends hat man Ruhe vor Dir.
Fluss: Ich wasche Deine Füße.
Turm: Nein, Du machst sie nass, das ist unangenehm.
Und überhaupt, zum Schluss stürzt Du Dich noch ergeben ins Meer und gibst Dich völlig auf.
Fluss: Nein, dann bin ich nach langer Fahrt endlich nach Hause gekommen, freue mich und kann
endlich mal etwas ausruhen.
Turm, spöttisch – gönnerisch: Na ja, wenn Du es nötig hast! Aber danach, wenn Du ausgeruht hast,
dann wird es doch stinklangweilig!
Fluss: Mitnichten! Im Meer geht’s ja erst richtig los.
Turm: Schwachsinn - wie ich schon sagte, bin ich sehr hoch und kann auch das Meer sehen.
Ja, mal ein Sturm oder große Wellen, sieht aufregend aus, aber nichts Besonderes.
Fluss: Du siehst das Meer nur von oben, verschwommen, falls es nicht neblig ist.
Ich aber bin dann im Meer, ein Teil davon. Das ist etwas ganz anderes.
Turm: Du kommst mir sehr einfach strukturiert vor, deshalb will ich mal versuchen, Dir die Zusammenhänge aus anerkannter, turmwissenschaftlicher Sicht zu erklären:
…Die Erde kreist um die Sonne…..bla.. bla ..bla….der Wind entsteht…bla.. bla.. Einfluss des Mondes bla..bla…usw. …bla….
Fluss: Ja, von ein paar Dingen habe ich auch schon gehört und finde sie sehr interessant! …..Und zu
jenem Punkt… und zu diesem Punkt…kann ich Dir zustimmen. Schön, dass Du mir das mitteilst, jetzt kann ich es ein bisschen besser verstehen, danke, dass Du mir was beigebracht hast!
Jetzt muss ich aber weiter, es gibt schon einen Stau!
Turm: Nun kommen wir aber noch zu einer letzten, sehr wichtigen Sache, das Wasser an sich……da gibt es viele Erkenntnisse - dennoch muss noch viel geforscht werden weil es widersprüchliche Meinungen gibt………damit haben wir noch ordentlich Probleme.
Der Fluss unterbricht ihn: Das ist das Einzige, was Du mir nicht erklären kannst….
Turm: Aber Du hast doch keine Ahnung…
Fluss: Doch, in diesem Thema stecke ich sehr tief drin. Ich bin Wasser!
Tschüss, vielleicht sehen wir uns irgendwann nochmal.

LG
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Halman
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#25 Re: Betrachtung der Welt und ihre mögliche Deutung als Schöp

Beitrag von Halman » Fr 19. Sep 2014, 20:28

Mimi hat geschrieben:Hallo,
Zitat von Prof. W. Thirring:
........ In einem Interview sagte er einmal, die Natur sei zu wundervoll, als dass sie rein zufällig entstanden sein könnte.
….Das weiß ich auch schon seit mehreren Jahrzehnten!
Allerdings ist es wahrscheinlich erst mit Professur „intellektuell redlich.“ :angel:

LG
Nun, ich bin kein Akademiker und halte es für interlekturell redlich, an Gott zu glauben. Es gibt allerdings Kritiker, die genau dies anzweifeln oder gar verneinen - mir wurde schon persönlich unterstelt, infantil usw. zu sein. Dies ist schnell gesagt, doch wenn jemand von Format eines der führenden Forscher auf dem Gebiert der mathematischen Physik an Gott glaubt, wird die Behauptung, es sei interlekturell unredlich an Gott zu glauben, als haltlose Unterstellung offenkundig.
Physiker Walter Thirring, einer der führenden Forschern auf dem Gebiet der mathematischen Physik
Eine von vielen Quellen, die dies so aussagt.

Natürlich lassen sich viele Gegenbeispiele von atheistischen Wissenschaftlern finden, deren fachliche Qualifiktation ebenfalls nicht in Frage steht: Prof. Lawrence M. Krauss und Prof. Richard Dawkins dürften hier am prominentesten sein. Ferner erkannte und erkenne ich an qualifizierten, kritischen Beiträgen von Atheisten in Foren, dass es auch interlekturell redlich ist, nicht an Gott zu glauben. Dies will ich keinesfalls in Abrede stellen.

Ich denke, dass es grundfalsch ist, auf das so verführerische argumentum ad personam zurückzugreifen.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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Halman
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#26 Re: Betrachtung der Welt und ihre mögliche Deutung als Schöp

Beitrag von Halman » Fr 19. Sep 2014, 20:44

closs hat geschrieben:
Halman hat geschrieben: Ich denke, es ist intellektuell redlich, an Gott zu glauben.
Ja - aber erst, wenn man seine Karriere-Planung abgeschlossen hat :devil:
Ja, das argumentum ad personam könnte einem sonst zum Verhängnis werden.

closs hat geschrieben:Ein anderer Punkt: Mir fällt auf, dass die deduktive Disziplin "Mathematik" anwendbar ist auf die induktive Disziplin "Naturwissenschaft" - das wird als selbstverständlich hingenommen,obwohl es aus meiner Sicht eine Sensation ist. Meines Erachtens wäre dies NICHT möglich, wenn es nicht eine "Nockenwelle" gäbe, durch die beides verbunden ist - wie siehst Du das?
Danke für diesen tiefgründigen Gedanken. Schnell kann man dazu neigen, diese "Nockewelle" für so selbstverständlich zu nehmen, dass wir sie schlicht übersehen. Warum lässt sich die Welt mathematisch beschreiben? Dies hängt vermutlich damit zusammen, dass Mathematik logisch ist und unsere Welt nach logischen Gesetzen funktioniert. Ich glaube, dass die fundamentalsten Gesetze der Logik absolut sind.
Dennoch muss ich konstatieren, dass es erstaunlich ist, dass sich die Mathematik als "Königin der Wissenschaften" als ein unverzichtbares Werkzeug bei der Erkenntnisgewinnung erwies. Carl Friedrich von Weizsäcker stellte fest: „Die Natur ist nicht subjektiv geistig; sie denkt nicht mathematisch, aber sie ist objektiv geistig; sie kann mathematisch gedacht werden. Das ist vielleicht das Tiefste, was wir über sie wissen.“
Hierzu passt m. E. auch der einstein'sche Gedanke: „Das Unverständlichste am Universum ist im Grunde, daß wir es verstehen können.“ (Leider kenne ich den Kontext nicht, aber ich tippe mal, dass Einstein sich auf die ART bezog.)

Diesbezüglich verweise ich auf meinen Beitrag Von der Naturphilosophie zur Naturwissenschaft im SciFi-Forum. :)
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#27 Re: Betrachtung der Welt und ihre mögliche Deutung als Schöp

Beitrag von closs » Fr 19. Sep 2014, 23:47

Halman hat geschrieben:Diesbezüglich verweise ich auf meinen Beitrag Von der Naturphilosophie zur Naturwissenschaft im SciFi-Forum.
Ja - meines Erachtens gut beobachtet. - Schauen wir aber einmal in die Gegenwart, bei der sich (anscheinend) Naturwissenschaft und Naturphilosophie vollkommen getrennt haben (Gibt es eigentlich noch den Begriff "Naturphilosophie"?).

Der Galileische Paradigmenwechsel war ja richtig und nötig - vor allem in Bezug auf den ziemlich apodiktisch vorgetragenen aristotelischen Ansatz. - Man mag aber übersehen haben, dass dieser Paradigmenwechsel eigentlich gleichzeitig hin zu Plato mit seiner Ideenlehre geführt hat (was man natürlich damals nicht unbedingt erkannt hat) - denn: WENN es diese "Nockenwelle" zwischen Mathematik und Naturwissenschaft gibt, heisst das auch, dass es eine absolute Entität ("Idee") gibt - und das ist eigentlich genau dasm was Weizsäcker als "objektiv geistig" bezeichnet (das ist pur platonisch gedacht).

Der Kritische Realismus kennt solche Fragestellungen nicht, weil er programmatisch auf Sicht fährt, um unendliche Regresse zu vermeiden. - Methodisch ist das gut - philosophisch ist es nichts (also nicht einmal schlechte Philosophie, sondern KEINE Philosophie). - GLEICHZEITIG wird aber der Begriff "Philosophie" so verwässert, dass man den KR als Philosophie bezeichnen kann.

Wenn es also einen Paradigmenwechsel der Trennung von Philosophie zu Wissenschaft (im Sinne der KR) gegeben hat, wäre die Frage: Wo ist der nächste Paradigmen-Wechsel, der Methodik und Philosophie wieder vereint? - Oder man macht deutlich, dass Naturwissenschaft nichts als ein Handwerk ist (meine Meinung) und sich nicht mit philosophischen Fragen behängt.

Pluto
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#28 Re: Betrachtung der Welt und ihre mögliche Deutung als Schöp

Beitrag von Pluto » Sa 20. Sep 2014, 00:12

closs hat geschrieben:Der Kritische Realismus kennt solche Fragestellungen nicht, weil er programmatisch auf Sicht fährt, um unendliche Regresse zu vermeiden. - Methodisch ist das gut - philosophisch ist es nichts (also nicht einmal schlechte Philosophie, sondern KEINE Philosophie).
Deine Fantasien in Ehren, aber selbstverständlich ist der Kritische Realismus eine Philosophie.
Wiki ==> Der Kritische Realismus ist eine philosophische, insbesondere kosmologische und erkenntnistheoretische Grundposition.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#29 Re: Betrachtung der Welt und ihre mögliche Deutung als Schöp

Beitrag von closs » Sa 20. Sep 2014, 00:59

Pluto hat geschrieben: aber selbstverständlich ist der Kritische Realismus eine Philosophie.
Er gilt nach heutigem Jargon als solche - in der Tat. Damit hat die Naturwissenschaft die Philosophie subsummiert - das könnte der endgültige Paradigmenwechsel sein.

Die Antwort darauf wäre: Ontologisch völlig inakzeptabel - worauf Du (mit Quellenangabe) darauf hinweisen könntest, dass es einen "ontologischen Realismus" (oder wie hieß das Ding?) gäbe, der dies widerlegt. - Also wäre nach "Philosophie" auch das Wort "Ontologie" kontaminiert.

Es kann gut sein, dass man in absehbarer Zeit nur noch in den Archiven der Geistesgeschichte das sprachliche Handwerkszeug zur Thematisierung der großen Fragen der menschlichen Existenz stellen und zu beantworten versuchen kann.

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