Gerechtigkeit
- Magdalena61
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- Registriert: Mo 15. Apr 2013, 20:44
#12 Re: Gerechtigkeit
Danke für die Antworten. Wow, schön.
Schwer. Echt.
Aber interessant!
Darüber muß ich jetzt erst einmal nachdenken.
Wenn jemand mich fragen würde, wie ich "Gerechtigkeit" definiere... ich wüßte keine Antwort, die ich guten Gewissens geben könnte und müsste unbeholfen herumstottern.
Der Begriff ist in aller Munde. Aber wird er auch richtig angewandt? Wird das gesamte Bedeutungsspektrum erfasst?
Wenn Gerechtigkeit mit "Recht" zu tun hat ergibt sich die nächste Frage: Mit welchem Recht?
Wer legt fest, was richtig ist und was falsch?
LG
Schwer. Echt.
Aber interessant!
Darüber muß ich jetzt erst einmal nachdenken.
Wenn jemand mich fragen würde, wie ich "Gerechtigkeit" definiere... ich wüßte keine Antwort, die ich guten Gewissens geben könnte und müsste unbeholfen herumstottern.
Der Begriff ist in aller Munde. Aber wird er auch richtig angewandt? Wird das gesamte Bedeutungsspektrum erfasst?
Wenn Gerechtigkeit mit "Recht" zu tun hat ergibt sich die nächste Frage: Mit welchem Recht?
Wer legt fest, was richtig ist und was falsch?
LG
God bless you all for what you all have done for me.
#13 Re: Gerechtigkeit
Die Bibel? Mose? Der imaginäre Gott?Magdalena61 hat geschrieben: Wer legt fest, was richtig ist und was falsch?
Der Admin? Mein Nachbar?Ich und du... oder Müllers Kuh?
:Smiley popcorn:
#14 Re: Gerechtigkeit
Ich verstehe nicht, was daran so schwer sein soll.
Man nehme eine Waage und beschicke beide Seiten mit dem gleichen Stoff. Immer wenn die Waage im Gleichgewicht ist, geht es gerecht zu.
Das Problem ist doch, wenn man einseitig "Gerechtigkeit" fordern oder aufrichten will. Das geht nur mit einer Referenz, einem "Normal". Aber wenn man einfach Gleichheit herstellt, ist es, relativ zum Gegenüber immer "gerecht", eben gleich. Und wenn in einer Gemeinschaft Recht "A" besteht, dann ist dieses Recht auf alle anzuwenden, ohne Ausnahme.
Hat man Recht "A" und "B" und "X" festgesetzt, so ist dieses Recht ebenfalls für alle gleichbedeutend, egal wie großartig das Recht nun ist. Aber wenn es für alle gleich gilt, ist es "gerecht".
Was allerdings nicht geht: Man kann das nicht auf alle Menschen und Kulturen gleichmäßig anwenden.
Aber für ein System (Staat, Gemeinschaft) muß ein und das selbe Recht gelten, nicht mit zweierlei Maß messen, dann ist es gerecht.
Man nehme eine Waage und beschicke beide Seiten mit dem gleichen Stoff. Immer wenn die Waage im Gleichgewicht ist, geht es gerecht zu.
Das Problem ist doch, wenn man einseitig "Gerechtigkeit" fordern oder aufrichten will. Das geht nur mit einer Referenz, einem "Normal". Aber wenn man einfach Gleichheit herstellt, ist es, relativ zum Gegenüber immer "gerecht", eben gleich. Und wenn in einer Gemeinschaft Recht "A" besteht, dann ist dieses Recht auf alle anzuwenden, ohne Ausnahme.
Hat man Recht "A" und "B" und "X" festgesetzt, so ist dieses Recht ebenfalls für alle gleichbedeutend, egal wie großartig das Recht nun ist. Aber wenn es für alle gleich gilt, ist es "gerecht".
Was allerdings nicht geht: Man kann das nicht auf alle Menschen und Kulturen gleichmäßig anwenden.
Aber für ein System (Staat, Gemeinschaft) muß ein und das selbe Recht gelten, nicht mit zweierlei Maß messen, dann ist es gerecht.
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]
#15 Re: Gerechtigkeit
Diese Deine Definition gefällt mir am besten. - Wobei ich "richten" wertfrei definieren würde, so wie ein Arzt einen gebrochenen Knochen "richtet", damit er wieder "gerade" ist. ("Geradheit" ist ein häufiges AT-Wort in den Übersetzungen von Buber)Abischai hat geschrieben:Gerechtigkeit ist ein Substantiv, welches das Perfekt von richtig darstellt.
Ein Arzt fragt nicht, warum der Knochen gebrochen ist (ob von einem selber verursacht oder von einem anderen) - er heilt immer.
Der Begriff "Christus Medicus" ist ein fester Begriff in der Theologie - und auch in der Bibel steht:
Lukas 5,
30 Und die Pharisäer und ihre Schriftgelehrten murrten und sprachen zu seinen Jüngern: Warum esst und trinkt ihr mit den Zöllnern und Sündern?
31 Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Die Gesunden bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken.
"Gerechtigkeit" wird von Buber im AT übersetzt mit "Bewahrheitung" - jemanden zur Wahrheit hin aus-"richten".
#16 Re: Gerechtigkeit
ceam hat geschrieben:Passiert.
Sein Verstand hat geplappert, aber mich würde nun interessieren, was sein „Herz“ zu sagen hat. Die Nazis beriefen sich auf das „Naturrecht des Stärkeren“. Daran dachte ich irgendwie, als ich diesen Satz las...
Man kann einem Fußballspieler nicht vorwerfen, dass er ein Foul begangen hat, wenn es keine Fußballregeln gibt. Was sind unsre Regeln?„Am gerechtesten wäre, Gerechtigkeit gar nicht erst zu definieren, denn einzig "die Natur an sich" gibt per Ursache und Wirkung vor“
#17 Re: Gerechtigkeit
Um mal die Definition in einer anderen Sprache zu versuchen ...
So wird es mit dem Sprachschatz “definiertâ€.
צדק [tsadak] heißt gerecht sein, recht haben.
Im Groben weiß man ja, was gerecht ist, aber das Problem taucht bei den Feinheiten auf.
- tsa dak? Geht da hervor (tsa) - (dok) dünn (fein) ...
Hat einer als “tsadok†nicht das feinfühlig und empfindsam, sondern “dünner Schleier†vor den Augen?
Beim Schleier ist kaum etwas zu erkennen. Die Häufung bringt es an den Tag: In der Mehrzahl erscheint ×¦×“×§×™× [tsadekim] die oder wir sind gerecht?
Häuft sich was, entstehen unterschiedliche Auswirkungen. Das kecke Pflücken einer Rose mag grad noch bei einem Verliebten durchgehen, der sie spontan für eine Liebeserklärung für seine Angebetete braucht. Da mag es sogar nützlich sein, weil der Gärtner später nicht alle verblühten abzuschneiden muss. Aber, wenn alle sich alle Stadtbewohner einer Großstadt das Recht herausnehmen, ist die Parkanlage bald ohne Blumen - und nichts kommt mehr hoch.
Eine Seite “tsad†hat “kim†(hochkommen) die anderen Seiten oder meine “tsadi†Seite steht auf oder rächt sich.
Beim jekam gibt es sieben Möglichkeiten, alles durchzugehen, was sich entwickelt, hochkommt, sich erhebt und zustande kommt.
P.S. Richtig ist es, in “Liebe†an alle Seiten zu denken. Da käme auch noch ins Gespräch, was Sünde ist. Hier gehen in verschiedenen Beispielen von Wörtern die Begriffe über Überdrehung bis zum Fehlen und Mangel. Auch Nichtstun Öde und Auswegslosigkeit könnte schrecklich ungerecht sein.
So wird es mit dem Sprachschatz “definiertâ€.
צדק [tsadak] heißt gerecht sein, recht haben.
Im Groben weiß man ja, was gerecht ist, aber das Problem taucht bei den Feinheiten auf.
- tsa dak? Geht da hervor (tsa) - (dok) dünn (fein) ...
Hat einer als “tsadok†nicht das feinfühlig und empfindsam, sondern “dünner Schleier†vor den Augen?
Beim Schleier ist kaum etwas zu erkennen. Die Häufung bringt es an den Tag: In der Mehrzahl erscheint ×¦×“×§×™× [tsadekim] die oder wir sind gerecht?
Häuft sich was, entstehen unterschiedliche Auswirkungen. Das kecke Pflücken einer Rose mag grad noch bei einem Verliebten durchgehen, der sie spontan für eine Liebeserklärung für seine Angebetete braucht. Da mag es sogar nützlich sein, weil der Gärtner später nicht alle verblühten abzuschneiden muss. Aber, wenn alle sich alle Stadtbewohner einer Großstadt das Recht herausnehmen, ist die Parkanlage bald ohne Blumen - und nichts kommt mehr hoch.
Eine Seite “tsad†hat “kim†(hochkommen) die anderen Seiten oder meine “tsadi†Seite steht auf oder rächt sich.
Beim jekam gibt es sieben Möglichkeiten, alles durchzugehen, was sich entwickelt, hochkommt, sich erhebt und zustande kommt.
P.S. Richtig ist es, in “Liebe†an alle Seiten zu denken. Da käme auch noch ins Gespräch, was Sünde ist. Hier gehen in verschiedenen Beispielen von Wörtern die Begriffe über Überdrehung bis zum Fehlen und Mangel. Auch Nichtstun Öde und Auswegslosigkeit könnte schrecklich ungerecht sein.
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#18 Re: Gerechtigkeit
Unter einem "Recht" versteht man ein Privileg. Ein Richter hat beispielsweise das Recht, mich einzusperren. Umgekehrt habe aber ich nicht das Recht, den Richter einzusperren. Es gilt somit: Überall, wo sich mindestens zwei Menschen befinden, ist das Gleichgewicht stets zugunsten des Stärkeren verschoben.Abischai hat geschrieben:Man nehme eine Waage und beschicke beide Seiten mit dem gleichen Stoff. Immer wenn die Waage im Gleichgewicht ist, geht es gerecht zu.
An welcher Krankheit litten denn die Sünder und Zöllner? Ist es gerecht, eine willkürlich ausgewählte Menschengruppe pauschal als krank zu bezeichnen, nur weil sie einem persönlich nicht in den Kram passt?closs hat geschrieben:31 Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Die Gesunden bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken.
Ist es gerecht, ungehorsame Kinder vor den Toren der Stadt zu steinigen?Aber für ein System (Staat, Gemeinschaft) muß ein und das selbe Recht gelten, nicht mit zweierlei Maß messen, dann ist es gerecht.
#19 Re: Gerechtigkeit
"Krank" ist hier (gilt auch für andere Worte) eine Chiffre - man hätte auch "krumm" oder sonstwas sagen können.JackSparrow hat geschrieben:An welcher Krankheit litten denn die Sünder und Zöllner?
In Deiner Rezeption des Kontextes sind solche Fragen naheliegend. - Sieh's mal so: Wenn Du an einer Menge besoffener Menschen vorbeikämst, die darunter nicht leiden (so ist es ja meistens), würdest Du trotzdem von Alkohol-Krankheit sprechen können.JackSparrow hat geschrieben:Ist es gerecht, eine willkürlich ausgewählte Menschengruppe pauschal als krank zu bezeichnen
Das ist wieder mal typisch für unseren selbstbezogenen Individualismus - als ob es darum ginge. - Mit dieser Herangehensweise wirst Du die Bibel nicht verstehen.JackSparrow hat geschrieben:nur weil sie einem persönlich nicht in den Kram passt?
#20 Re: Gerechtigkeit
Lieber JackSparrow!
Ob in übler Absicht zum Zwecke der Verschleierung oder versehentlich, aber Du unterschlägst die Zusammenhänge.
Eine Ameise kann niemals den Kadaver eines Hirsches aufessen, das dürfte klar sein. Dennoch wissen wir, daß die Ameise das nicht nur theoretisch kann, sondern auch tut. Allerdings dürfte auch klar sein, daß nicht 1 Ameise sondern ziemlich viele ihrer Art konzertiert auftreten, und dann sieht das schon anders aus.
Das "Recht" einzig als Privileg zu verstehen ist schlicht falsch. Eine sehr enge Teilbedeutung von "Recht" ist sicher auch "Privileg", aber nur, weil das System immer noch, bzw. gerade durch das Privileg im Gleichgeweicht bleibt.
Ein Hausmeister oder Wachmann einer großen Einrichtung hat das "Privileg" alle Schlüssel oder aber den Generalschlüssel zu haben, dieses "Privileg" haben nur wenige, aber wehe sie hätten es nicht, dann geriete das System aus dem Gleichgewicht. Es ist z.B. so üblich, daß die Feuerwehr dieses "Privileg" hat, was mich sehr beruhigt.
Und wenn Gott im AT die Steinigung unverbesserlich(!) widerspenstiger Söhne anordnet, dann aus der Notwendigkeit heraus, das Gesamtsystem gesund zu erhalten. Denn um ein Schiff sinken zu lassen muß man nicht die gesamte Außenhaut entfernen, es genügen wenige Löcher. Es aber zu retten bedarf mehr als ein oder zwei Lochreparaturen, es muß 100% "im Lot" sein, d.h. alle Löcher geschlossen, sonst geht es zu 100% unter.
Salomo hat das in einem unscheinbaren Vers zusammengefaßt: Prediger 10;1
Die Gesellschaft sinkt auch, wenn nur wenige Leckstellen darin sind, langsam zwar, aber sie sinkt.
So verstehe ich Gerechtigkeit und deren Notwendigkeit.
Liebe Grüße,
Abischai
Ob in übler Absicht zum Zwecke der Verschleierung oder versehentlich, aber Du unterschlägst die Zusammenhänge.
Eine Ameise kann niemals den Kadaver eines Hirsches aufessen, das dürfte klar sein. Dennoch wissen wir, daß die Ameise das nicht nur theoretisch kann, sondern auch tut. Allerdings dürfte auch klar sein, daß nicht 1 Ameise sondern ziemlich viele ihrer Art konzertiert auftreten, und dann sieht das schon anders aus.
Das "Recht" einzig als Privileg zu verstehen ist schlicht falsch. Eine sehr enge Teilbedeutung von "Recht" ist sicher auch "Privileg", aber nur, weil das System immer noch, bzw. gerade durch das Privileg im Gleichgeweicht bleibt.
Ein Hausmeister oder Wachmann einer großen Einrichtung hat das "Privileg" alle Schlüssel oder aber den Generalschlüssel zu haben, dieses "Privileg" haben nur wenige, aber wehe sie hätten es nicht, dann geriete das System aus dem Gleichgewicht. Es ist z.B. so üblich, daß die Feuerwehr dieses "Privileg" hat, was mich sehr beruhigt.
Und wenn Gott im AT die Steinigung unverbesserlich(!) widerspenstiger Söhne anordnet, dann aus der Notwendigkeit heraus, das Gesamtsystem gesund zu erhalten. Denn um ein Schiff sinken zu lassen muß man nicht die gesamte Außenhaut entfernen, es genügen wenige Löcher. Es aber zu retten bedarf mehr als ein oder zwei Lochreparaturen, es muß 100% "im Lot" sein, d.h. alle Löcher geschlossen, sonst geht es zu 100% unter.
Salomo hat das in einem unscheinbaren Vers zusammengefaßt: Prediger 10;1
Die Gesellschaft sinkt auch, wenn nur wenige Leckstellen darin sind, langsam zwar, aber sie sinkt.
So verstehe ich Gerechtigkeit und deren Notwendigkeit.
Liebe Grüße,
Abischai
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]