Hans Küng: Glaube und Naturwissenschaft

Philosophisches zum Nachdenken
2Lena
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#21 Re: Hans Küng: Glaube und Naturwissenschaft

Beitrag von 2Lena » Di 22. Dez 2015, 15:24

Pluto, wenn Einstein die Idee eines personalen Gottes unsinnig findet, so heißt das:
Er arbeitet mit einer "isolierten PC-Einheit" (nur sein Hirn) ohne Netzwerkverbindung, verarbeitet was an Bildung da ist. Das heißt, er sah nie persönlich Jesus, sah nie seine Kraft, war bei seinen Wundern nicht Zeitzeuge und hatte nicht mal einen leisen Schimmer von den universellen Gesetzen.

Er stellt sich selbst ins Zentrum (schließlich ist er der große Zambalo der zur Struktur von Materie, Raum und Zeit theoretisch forschte.) Seine Relativitätstheoloie kannten schon die Ägypter, aber was soll's. Das kleine Ding, das ihre Figuren in der Hand haben und Aufschluss bringen würde, hängen sich Esoteriker um den Hals, aber was soll's. Er weiß was über fotoelektrische Effekte, tut als ob das alles wäre. Mich wundert, dass du dich von seiner "Berühmtheit" beeindrucken lässt. Sie war doch nichts anderes, als ein Geschäft um das Ausnutzen seiner Publikationen für verschiedenste Zwecke.

"Kann ich brauchen", sagten verschiedene Staaten, und gaben ihm mit großen Ehren verschiedene Staatsbürgerschaften. Es ging doch gar nicht um Wissenschaft, sondern um Ideenraub, um damit irgendwas anzustellen, wie z.B. den Bau einer Atombombe. Einstein hat sich wichtig gefühlt, so umschwärmt, hat in der ganzen Welt mit Vorträgen "rumgehurt", worauf er die deutsche Staatsbürgerschaft verlor und auf eine Abschussliste gekommen ist.

Die Weltformel hat er nicht gefunden. Das ging halt nicht, mit der Option "vielleicht gibt es einen persönlichen Gott", :-(. Grad als Physiker sollte man sich an die gegebenen Regeln wirklich konsequent halten...

Warum hängst du dich an Einstein, da er nur relativ "PC-bezogen" ist?
Geh zu Größerem ...

Pluto
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#22 Re: Hans Küng: Glaube und Naturwissenschaft

Beitrag von Pluto » Di 22. Dez 2015, 16:11

2Lena hat geschrieben:Er arbeitet mit einer "isolierten PC-Einheit" (nur sein Hirn) ohne Netzwerkverbindung, verarbeitet was an Bildung da ist. Das heißt, er sah nie persönlich Jesus, sah nie seine Kraft, war bei seinen Wundern nicht Zeitzeuge und hatte nicht mal einen leisen Schimmer von den universellen Gesetzen.
Ach...?! Und du hast Jesus noch bei der Arbeit gesehen?

Ich weiß, man fragt eine Dame so was nicht... :oops: Aber wie alt bist du?

2Lena hat geschrieben:Seine Relativitätstheoloie kannten schon die Ägypter, aber was soll's.
Wirklich? Erzähl mal davon!

2Lena hat geschrieben:Warum hängst du dich an Einstein, da er nur relativ "PC-bezogen" ist?
Geh zu Größerem ...
Gehe ich doch. Kommst du mit auf eine Reise zur Erkenntnis der Naturwissenschaft?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#23 Re: Hans Küng: Glaube und Naturwissenschaft

Beitrag von Novas » Di 22. Dez 2015, 16:14

Pluto hat geschrieben:Wenn ich so lese was man damit verbindet, so fiel mir auf, dass der Wirkstoff Psilocybin (kommt in vielen Pilzen vor) religiöse Gedanken auslöst

Für mich ist schon allein die Tatsache, dass ich ein bewusstes Wesen bin und die ganze Welt bewusst erlebe ein religiöses - außerordentlich bestaunenswertes und heiliges – Erlebnis. Mein Begriff von Religion ist: das Leben ist die wahre Religion. Wirklicher Gottesdienst ist, dass ich möglichst geistesgegenwärtig lebe und mein gegebenes Leben dankbar als Geschenk verstehe und etwas möglichst Gutes daraus mache.
Was bringt Dich ganz persönlich dazu, wissenschaftliche Forschung zu betreiben? Das ist ja nicht nur etwas, was die Ratio tut. Der ganze Mensch – fühlend und leidenschaftlich – ist daran beteiligt.

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#24 Re: Hans Küng: Glaube und Naturwissenschaft

Beitrag von Novas » Di 22. Dez 2015, 16:59

Pluto hat geschrieben:Was meint er wohl damit? :?

Das, was auch Einstein mit dem von Dir zitierten Satz andeutet: die Rationalität ist zwar sehr wichtig und nützlich für unser Leben, aber sie grenzt die Wirklichkeit auch ein. Wer sagt, dass unsre rational gezogenen Grenzen die Grenzen der Wirklichkeit sind? Wenn das Universum eine göttliche Schöpfung ist, dann hat sich Gott bestimmt keine Sorgen darüber gemacht, ob wir alles begreifen können.

Der Neurobiologe Gerald Hüther sagt: „Die Liebe ist das, was die Welt im Innersten zusammen hält“. Solch eine Aussage versteht man nicht mit der kalten Ratio. Das ist etwas, was mit dem Herzen gefühlt wird.

Als Rumi - der große islamische Mystiker - nach Gott suchte, da machte er folgende Erfahrung: „Das Kreuz und die Christen nahm ich von allen Seiten in Augenschein. Er war nicht am Kreuz. Ich ging zum Hindu-Tempel, zu der alten Pagode. An beiden Orten fand ich keine Spur von ihm. Ich ging zu den Höhen von Herat und nach Kandahar, schaute mich um. Er war nicht auf den Höhen und nicht in der Niederung. Entschlossen stieg ich zur Spitze des Kaf-Berges. Dort wohnte nur der Anqa-Vogel. Ich ging zur Kaaba und traf ihn dort nicht. Ich fragte Ibn Sina nach seinem Wesen: Er war jenseits der Definitionen des Philosophen Avicenna … Ich schaute in mein eigenes Herz. An diesem Orte sah ich ihn. Er ist an keinem anderen Ort ...

Das sind besonders eindrucksvolle Worte, weil er das als frommer Muslim gesagt hat, der seine Religion - den Islam - bestimmt nicht herunter setzen wollte. Er hat nur Gott als etwas erfahren, was über die rationalen Grenzziehungen und herkömmlichen Begriffe seiner Religion unglaublich weit hinaus geht.

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#25 Re: Hans Küng: Glaube und Naturwissenschaft

Beitrag von 2Lena » Di 22. Dez 2015, 17:28

Pluto hat geschrieben:Kommst du mit auf eine Reise zur Erkenntnis der Naturwissenschaft?
Gern, wenn sie stimmt ...
Bis jetzt war das nicht so der Fall.

Pluto hat geschrieben:Und du hast Jesus noch bei der Arbeit gesehen?
Wieso war. Er ist es ständig ...
Solche Erlebnisse kann ich hier - und auch dir nicht erzählen. Du würdest ausflippen und deine Naturwisschenschaft passt dann nicht mehr, weil es andere Zusammenhänge gibt.
Mir reicht schon die Erfahrung mit dem Mond. :-) Geht nicht, ich weiß es ...

Zumindest hat dir Novalis etwas erzählt, wie der Storch die Kinder bringt, sehr symbolträchtig. Vielleicht sage ich es in praktischer Weise. Willst du ein Fernglas nehmen, muss dir vorher das Gesichtsfeld klar sein. Du findest die Gemse am Berg nicht, wenn du sie nicht bereits zuvor im Blick hattest oder eine Vermutung nimmst. Du findest krauses Zeug, Baumrinden, verzerrte Bilder. Das ist alles sehr interssant, aber da will ich nicht hin, wenn ich ein Ziel im Visier habe.

Wie kommt das Ziel fragst du vielleicht?
Wie kommt der Same.

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#26 Re: Hans Küng: Glaube und Naturwissenschaft

Beitrag von Pluto » Di 22. Dez 2015, 17:38

2Lena hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Kommst du mit auf eine Reise zur Erkenntnis der Naturwissenschaft?
Gern, wenn sie stimmt ...
Bis jetzt war das nicht so der Fall.
Will heißen, nur wenn es zu deinem ideologischen Weltbild passt.

2Lena hat geschrieben:Wie kommt das Ziel fragst du vielleicht?
Wie kommt der Same.
Nicht "wie", sondern "woher"...
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#27 Re: Hans Küng: Glaube und Naturwissenschaft

Beitrag von Novas » Di 22. Dez 2015, 17:57

Hier ein kleiner Beitrag über Neurotheologie von der Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (man findet auf der Seite auch ein paar Hinweise auf die wichtigsten Studien im Bereich der Neurotheologie)

Neurotheologie

Naturwissenschaftler versuchen, dem Geheimnis des Glaubens auf die Spur zu kommen. Mittlerweile ist durch verbesserte Messmethoden bekannter, welche Hirnregionen bei Meditation oder Gebeten besonders aktiv sind. Wenn es nachweislich eine biologische Basis für die Glaubensfähigkeit gibt und Spiritualität auch evolutionäre Vorteile mit sich bringt, ist der Mensch dann von Natur aus religiös? In dem neuen Wissensgebiet der sogenannten „Neurotheologie“ wird auch gefragt, ob religiöse Erfahrungen aus Fehlfunktionen des Gehirns entstehen. Ist Gott ein Produkt menschlicher Gehirnprozesse, oder werden reale Wahrnehmungen verarbeitet? Der noch junge Forschungszweig bearbeitet Fragen mit großen theologischen Implikationen. Dabei wird in manchen Fällen die Grenze zwischen einer naturwissenschaftlichen Analyse und einer auf weltanschaulichen Voraussetzungen beruhenden Deutung verwischt.

Die Entstehung eines neuen Wissensgebiets

Schon William James hat in seinem religionspsychologischen Klassiker „Die Vielfalt religiöser Erfahrung“ zu Anfang des letzten Jahrhunderts auf Zusammenhänge zwischen religiöser Erfahrung und ihrer biologischen Basis hingewiesen sowie die evolutionsbiologischen Vorteile des Glaubens und die zentrale Bedeutung des Gefühls beim religiösen Erleben herausgestellt. Der Begriff „Neurotheologie“ wurde 1984 durch einen Zeitschriftenaufsatz eines evangelikalen Autors im Magazin „Zygon“ eingeführt, der sich kritisch mit den übertriebenen Ansprüchen von Neurobiologen auf religiöse Deutungen ihrer Fakten auseinandersetzte. Bis heute sind die genauen Forschungsgegenstände und -ziele dieses Ansatzes unklar und die Grenzen zu benachbarten Disziplinen unscharf. Ähnliche Fragen werden auch in der Evolutionsbiologie sowie der Bewusstseins- und Meditationsforschung untersucht.

Wie alles bewusste Erleben hängen auch spirituelle oder religiöse Erfahrungen mit Hirnfunktionen zusammen. Im alten Irland wurde die Epilepsie „Saint Paul’s disease“ genannt – Krankheit des heiligen Paulus. Diese Bezeichnung verweist auf die jahrhundertealte Vermutung, Paulus habe an einer Epilepsie gelitten. Zur Begründung wird auf seine Konversionserfahrung verwiesen, das „Damaskus-Erlebnis“ (Apg 9,3-9): Der plötzliche Sturz, die zunächst reglose Position auf dem Boden und das anschließende selbstständige Aufstehen des späteren Apostels haben Forscher schon vor Jahrhunderten vermuten lassen, Saulus habe einen epileptischen Anfall erlitten. Auch anderen religiösen Genies und Religionsgründern wurde posthum von Neuropsychologen eine Epilepsie unterstellt: zum Beispiel Mose, der angeblich vor Gottes Antlitz zu Boden stürzte, Jesus, der bei seiner Taufe im Jordan eine Lichterscheinung hatte, Mohammed, dem ein Engel den Koran diktiert haben soll, oder Ellen Gould White, Mitbegründerin der Siebenten-Tags-Adventisten.


Einschätzung

Der Begriff „Neurotheologie“ führt in die Irre, weil es keine neurologische Begründung der Theologie gibt. Dennoch hat sich die Bezeichnung eingebürgert und wird selbst von vielen Neurowissenschaftlern verwendet. Präziser sollte allerdings von der Neuropsychologie der Religiosität gesprochen werden. Diese Forschungsrichtung kann wertvolle Beiträge zu einem besseren Verständnis des religiösen Erlebens und Verhaltens liefern. Dabei sollte sie allerdings aufmerksam theologische Kritik zur Kenntnis nehmen wie die, dass eine Alltagsgestaltung aus der Kraft religiösen Glaubens mehr sei als eine meditative Gipfelerfahrung. Bei ihrer Hypothesenprüfung muss sie darauf achten, die Grenzen zwischen empirischen Versuchsergebnissen und ihrer weltanschaulichen Deutung nicht zu verwischen.

In der Vergangenheit haben Forscher immer wieder versucht, mit ihren neurotheologischen Untersuchungen entweder die Existenz Gottes zu widerlegen oder sie zu beweisen. Wenn behauptet wird, Gott sei Teil des Bewusstseins und bestimme neuronale Netzwerkstrukturen im Gehirn (Newberg/Waldman 2010, 12), dann sind fachliche Unterschiede zwischen der neurowissenschaftlichen und theologischen Ebene nicht beachtet worden. Der Befund, dass die Emotionen und das Gehirn durch eine regelmäßige spirituelle Praxis nachweislich positiv beeinflusst werden, sollte nicht als Selbsterlösung missverstanden werden. Er verweist aber auf den wesentlichen Zusammenhang zwischen Glaube und Übung.

Das neue Wissensgebiet befasst sich mit Fragen von theologischer Reichweite, die grundlegende Werte berühren (Ott 2011): Welche Gehirnvorgänge bringen Menschen dazu, an die Existenz und Macht übernatürlicher Wesen zu glauben? Auf welchen neurobiologischen Grundlagen basieren religiös motivierte Verhaltensweisen wie Altruismus, aber auch Fundamentalismus und Fanatismus? Wie lassen sich religiöse Erfahrungen und Glaubensüberzeugungen von pathologischen Vorstellungen und Wahnzuständen unterscheiden? Es ist wünschenswert, wenn in der weiteren Forschung neuropsychologische und theologische Einsichten angemessen verbunden und gemeinsame Antworten gesucht werden.

http://www.ezw-berlin.de/html/3_3057.php

Novas
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#28 Re: Hans Küng: Glaube und Naturwissenschaft

Beitrag von Novas » Di 22. Dez 2015, 18:10

Wie lassen sich religiöse Erfahrungen und Glaubensüberzeugungen von pathologischen Vorstellungen und Wahnzuständen unterscheiden? ;)

JackSparrow
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#29 Re: Hans Küng: Glaube und Naturwissenschaft

Beitrag von JackSparrow » Di 22. Dez 2015, 19:50

Novalis hat geschrieben:Mein Begriff von Religion ist: das Leben ist die wahre Religion.
Dann besteht kein Grund, es "Religion" zu nennen.

Der Neurobiologe Gerald Hüther sagt: „Die Liebe ist das, was die Welt im Innersten zusammen hält“.
Leider verschweigt der Neurobiologe, dass Liebe und Hass physiologisch identisch sind. Und dass nicht Liebe, sondern Angst die treibende Kraft ist, die Säugetiere sich zu Gruppen zusammenfinden lässt. Und dass Säugetiere sogar Nachteile in Kauf nehmen und ihre eigenen Bedürfnisse zurückschrauben, nur um weiterhin Mitglied in ihrer sozialen Gruppe bleiben zu dürfen.

Wenn es nachweislich eine biologische Basis für die Glaubensfähigkeit gibt und Spiritualität auch evolutionäre Vorteile mit sich bringt, ist der Mensch dann von Natur aus religiös?
Der Mensch ist von Natur aus bestrebt, sich anderen Menschen unterzuordnen. Dafür benötigt man selbstverständlich eine möglichst ausgeprägte Glaubensfähigkeit: Je leichtgläubiger, desto weiter unten befindet man sich in der Hierarchie, denn desto leichter ordnet man sich unter.

Wie lassen sich religiöse Erfahrungen und Glaubensüberzeugungen von pathologischen Vorstellungen und Wahnzuständen unterscheiden?
Signifikant pathologisch ist ein Zustand, wenn man in einer repräsentativen Stichprobe mindestens 1,96 mal Sigma Leute gezählt hat, die sich nicht in diesem Zustand befinden.

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#30 Re: Hans Küng: Glaube und Naturwissenschaft

Beitrag von Novas » Di 22. Dez 2015, 19:51

2Lena hat geschrieben:Zumindest hat dir Novalis etwas erzählt, wie der Storch die Kinder bringt, sehr symbolträchtig

Eine spirituelle Erfahrung ist eine ziemlich konkrete Sache. Nur ist das ein Erlebnis, was über die Ratio hinaus geht. Deswegen ist eine poetische Sprache passend.
Zuletzt geändert von Novas am Di 22. Dez 2015, 19:53, insgesamt 1-mal geändert.

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