closs hat geschrieben:Wie aber wollte man falsifizieren, dass das eigene Bewusstsein letztlich nicht entscheiden kann, ob das von ihm Wahrgenommene Projektion oder "Realität" ist?
Wir nehmen keine Welt außerhalb unsres Bewusstseins wahr, denn die Welt ist unsre
Wahrnehmung der Welt. Es gibt keinen einzigen Beweis, dass es eine Welt außerhalb unsrer Wahrnehmung der Welt gibt und somit außerhalb von Bewusstsein. Welchen Sinn ergibt es, wenn wir das Gesehene vom Sehenden(Bewusstsein) und Akt des Sehens(Wahrnehmung) trennen? Letztlich erscheint
alles im Bewusstsein, weil alles durch seine Wahrnehmung wahrgenommen wird. Wir können nicht behaupten, dass wir jemals eine Welt außerhalb der Wahrnehmung wahrgenommen hätten. Paul Cezanne sagte, dass „alles schwindet von Moment zu Moment“. Er wusste als großartiger Maler sehr genau, dass in unsrer Erfahrung eine Reihe flüchtiger und in gewisser Weise „substanzloser“ Wahrnehmungen erscheinen. Dennoch hatte er aber die tiefe Intuition, dass es etwas gibt, was Bestand hat. Das nannte Cezanne „Natur“. Er sagte „die Natur ist immer die gleiche“. Wie kam er auf diese Idee, obwohl er andererseits erkannte, dass alles, was wir sehen, schwindet und zerfällt?
Dieses Gewissheit von etwas Bestehendem kann nicht aus den sich ständig verändernden Erscheinungen kommen, denn nichts, was uns in der Erscheinungswelt erscheint, ist von Dauer. Unsre Wahrnehmungen sind im ständigen Fluss, aber sie haben eine gemeinsame REALITÄT, die durch alle Erscheinungen zum Ausdruck gebracht wird. Er hat demnach mehrere Ebenen von Natur unterschieden: die Ebene der Realität, welche Dauer besitzt, die Erscheinung, die schwindet und zerfällt, der Vergänglichkeit preis gegeben ist und die Ebene von „uns“, d.h von Bewusstsein, welches sich all dessen gewahr ist. Auch wenn sich die Erscheinungen ständig ändern, gibt es auch das Element des SEINS, denn die Existenz oder Realität ändert sich nicht von Erscheinung zu Erscheinung. Diese Realität ist kein intellektuelles Konzept. Sie kann nicht als ein Objekt wahrgenommen werden, aber sie wird doch durch unsre direkte Erfahrung zum Ausdruck gebracht und erfahren. Dieses Sein, welches immer gegenwärtig ist und doch nie erscheint, nannte er „Ewigkeit“.
Was ist diese geheimnisvolle Ewigkeit? Genau so, wie Wasser nicht aufhört, Wasser zu sein, wenn eine Welle verschwindet, so hört SEIN nicht auf zu sein, wenn einzelne Erscheinungen kommen und gehen. Dieses SEIN ist der Urgrund und die absolute Istheit aller Dinge. Jede Wahrnehmung hat eine Realität, sonst könnte sie nicht sein, selbst wenn diese Wahrnehmung vollkommen flüchtig ist. Wenn wir nach der Realität unsrer Erfahrung fragen, so stellen wir fest, dass die Realität durch sie zum Ausdruck gebracht wird. Realität ist die
Substanz oder der
Inhalt jeder Erfahrung. Von etwas, was nicht gegenwärtig ist, kann man nicht sagen, dass es real sei. Nur das wahrhaft gegenwärtige besitzt REALITÄT. Was ist unleugbar beständig und gegenwärtig in jeder Erfahrung? Das kann m.E. nur Bewusstsein sein, denn Bewusstsein ist unleugbar während jeder Erfahrung gegenwärtig. In diesem Sinne ist Bewusstsein die Natur der Realität, denn Realität ist das, was unleugbar in unsrer tatsächlichen und vertrauten Erfahrung gegenwärtig ist. Realität/Existenz und Bewusstsein sind darin eins.