Thaddäus hat geschrieben:Du erklärst hier lediglich, dass Text optisch wahrgenommen und Sprache akustisch wahrgenommen wird. Das ist banal und niemand bestreitet es.
Nein, ich beschreibe die materiellen Zusammenhänge, die im Anschluss auf die Sensorik eines Wahrnehmungssystems einwirken können. Folglich sind dies exakt die vorhandenen, wirklichen Existenzen.
(Die Erzeugung von Daten, deren Verarbeitung und der Umgang mit Zusammenhängen, erfolgt erst im nächsten Schritt: in der Wahrnehmung)
Thaddäus hat geschrieben:Dann existiert Verstehen also virtuell. Was ist virtuelles Existieren im Unterschied zum physikalischen Existieren?
Innerhalb von Datenverarbeitung finden Funktionen über die Zeit hinweg, auf Basis von Zusammenhängen, statt.
D.h. nur über die Aktivität, kommt es zur Funktion, wobei es aber keinen Zeitpunkt gibt, an dem man sagen könnte „jetzt existiert die Funktion“
In den materiellen Existenzen (der Schaltstruktur und der Schaltfähigkeit) ist die Funktion sozusagen „potenziell enthalten“, aber eine Funktions-Existenz ist das natürlich nicht.
Thaddäus hat geschrieben:Was sollen Verstehfunktionen sein? Wie funktionieren "Verstehfunktionen"?
Verstehfunktionen sind der zentrale Teil meiner Vermutung.
Verstehfunktionen ergeben (aus meiner Sicht) letztlich das, was man als „das Bewusstsein“ bezeichnet.
Es sollen die Funktionen sein, aus denen sich die „Überzeugung von Etwas“ ergibt, also der phänomenale Umgang mit Daten.
Sozusagen ein Reaktionsablauf, in dem der Bedeutungszusammenhang vom „Vorhandensein eines Phänomens“ abläuft bzw. verwaltet wird, ohne dass tatsächlich ein Phänomen da ist.
Eine Verstehfunktion ist dann lediglich die Reaktion „als ob ein Phänomen vorläge“ und „als ob dieses Phänomen irgendwie auf eine bestimmte Weise konkret ist“.
Denk an die „schrägen Linien“.
Eine daran beteiligte Verstehfunktion ist der Zwang von einer Schräge auszugehen, obwohl gar keine Schräge da ist und auch niemand diese Schräge in eine Bilddarstellung hineinkonstruieren könnte.
Ich gehe davon aus, dass die Phänomene des Bewusstseins nicht wirklich existieren können, dass es aber Verstehfunktionen (in einer speziellen Datenverarbeitung) gibt, so dass es zu Reaktionen (Überzeugungen) mit den Bedeutungszusammenhängen vom „Vorhandensein dieser Phänomene“ kommt.
Thaddäus hat geschrieben:Du stellst zahlreiche Behauptungen über die Funktionsweise des Gehirns auf, die allesamt unbewiesen sind und erfindest neue Begriffe, ohne zu definieren, was sie bedeuten sollen.
Ich hoffe, dass ich meine „Behauptungen“ klar als Vermutung präsentiere.
Ich denke, meine Vermutung wird durch die Untersuchungen des aktiven Gehirns gestützt und z.B. durch die Tatsache, dass künstliche neuronale Netze beim Lernen eine Aufteilung der Bedeutungszusammenhänge durchführen, die von Informatikern nicht mehr im einzelnen nachvollzogen werden können – die Neuronen liefern (bzw. „stehen für“) Bedeutungszusammenhänge, die uns nicht klar sind – was liegt also näher, als dass das Bewusstsein über einen Ablauf aus sehr raffinierten Bedeutungszusammenhängen stattfindet?
Wie ich schon gesagt habe, ist dies auch bei der Muskelsteuerung der Fall und dort spricht niemand von der „Produktion phänomenaler Existenzen“.
Thaddäus hat geschrieben:Und dann erklären sie nicht einmal, was sie erklären sollen. Denn zu behaupten, es gäbe eine virtuelle Verstehfunktion erklärt keinen Deut besser, als zu sagen, Verstehen sei eine Funktion des Geistes.
Hier gibt es einen gewaltigen Unterschied, denn „Geist“(?) soll anscheinend ein „existierendes Produkt des Gehirns“(?), oder die „Ursache von Materie“(?) sein, wobei man von „A bis Z“ keine Anhaltspunkte dafür findet. Selbst wenn man sich darunter irgendetwas vorstellen könnte, dann bleibt die Frage offen, wie das Verstehen durch diese Existenz funktionieren sollte.
Wir haben aber doch bereits eine Existenz, das Gehirn, und sollten uns also darum kümmern, wie diese Existenz, das Verstehen herstellt.
Meine Vermutung der „Verstehanimation“ ist eine relativ konkrete Rahmenvermutung, die „einfach“ durch das widerlegt werden könnte, was vorhanden ist: das aktive Gehirn.
Die Untersuchungstechniken werden immer besser und ich bin zuversichtlich, dass man immer mehr über die Aufgabe einzelner Neuronen herausfinden wird.
Daraus könnte sich dann eine Tendenz abzeichnen, ob meine Vermutung berechtigt ist oder nicht.
Thaddäus hat geschrieben:Was bitteschön soll "Funktionalität in den Zusammenhängen von bestimmten Berechnungsabläufen" sein?
„Verstehen“ ist grundsätzlich eine Funktion jeder Datenverarbeitung.
D.h. Daten werden im Sinne, also im Rahmen der Möglichkeiten des Systems, verstanden/verarbeitet.
Das „Verstehen“, das man „als Bewusstsein“ bezeichnet, arbeitet mit „Überzeugung von Etwas“, wodurch „phänomenale Inhalte“ möglich werden (innerhalb des Verstehens).
Auf dieser Basis wäre es also eine spezielle Variante eines Berechnungsablaufes sein.
Thaddäus hat geschrieben:Noch kruder wird es im nächsten Satz: "Ich vermute, dass man mit Datenverarbeitungs-/Schaltabläufen die speziellen Verstehfunktionen, die als „das Bewusstsein“ bezeichnet werden, stattfinden lassen kann".
Ähem, nein, - offensichtlich nicht! Denn wenn Bewusstsein so einfach durch "Datenverarbeitungs-/Schaltabläufe" erzeugt werden könnte, dann verfügten alle unsere Computer schon längst über Bewusstsein
Ich habe nicht von „einfach“ gesprochen.
Wie du oben nachlesen kannst, arbeiten neuronale Netze mit Bedeutungszusammenhängen, die wir nicht kennen.
Wie man dabei annehmen kann, dass dies bereits in modernen Computern realisiert sein müsste, kann ich nicht nachvollziehen – wer soll das gemacht haben?
Thaddäus hat geschrieben:Dann solltest du erläutern können, was dein virtuelles Verstehen physikalisch IST? Was geschieht physikalisch, wenn du virtuell verstehst?
„virtuelles Verstehen ist nicht“, weil es keine Existenz ist.
Die Funktionen gehen zurück auf: Elektrische Impulse, die durch eine neuronale Verschaltung laufen –> das aktive Gehirn.
(eine kleine Liste der physikalischen Gegebenheiten habe ich im letzten Beitrag angegeben)
Thaddäus hat geschrieben:Wieso sollte ein Ablauf Virtualität produzieren? Etwas läuft ab, und durch diesen Ablauf wird es virtuell?
Ein Ablauf stellt eine Funktion dar.
Damit diese Funktion stattfindet, werden in Einzelschritten, Bedeutungszusammenhänge beachtet. Diese Bedeutungszusammenhänge gelten aber nur innerhalb des Ablaufes – nur dort haben sie eine exakte Wirkung, auf den zukünftigen Ablauf.
(Ein Neuron an der Verschaltungsstelle XYZ hat also nur an dieser Stelle den jeweiligen Bedeutungsanteil. Man kann das Neuron auch herausnehmen und woanders einsetzen, dann steht es für einen anderen Zusammenhang)
Eine Wahrnehmungsfunktion besteht somit aus Einzelschritten, die im Rahmen des Ablaufes der Funktion, jeweils einen Bedeutungszusammenhang darstellen.
Der Begriff „Virtualität“ zielt darauf ab, dass Bedeutungszusammenhänge erst durch den aktiven Ablauf eine Rolle spielen, also weder die Bedeutungszusammenhänge noch die Gesamtfunktion stellen eine eigene Existenz dar.
Thaddäus hat geschrieben:Bist du also Physikalist oder keiner?
Du versuchst doch mir einen dieser lustigen Philosophie-Begriffe zuzuordnen.
Ich habe dieses Problem nicht.
Soweit ich es überschaue, gehört meine Vermutung zu keiner der bisherigen Philosophie-Ideen.
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Antworten auf mehrere Fragen:
Thaddäus :
Welches Wahrnehmungssystem verwaltet Bedeutungszusammenhänge?
SilverBullet:
=> Alle. Wir kennen keine andere Wahrnehmungstechnik ausser Datenverarbeitung.
Thaddäus :
Was soll verwalten in diesem Zusammenhang bedeuten?
SilverBullet:
=> algorithmisches Ablaufen von Schaltzuständen
Thaddäus :
Die Bedeutungen sind also da und werden dann vom Wahrnehmungssystem(???) verwaltet?
SilverBullet:
=> Nein, Bedeutungen werden in einer Datenverarbeitung durch Bedeutungszusammenhänge erfasst, d.h. eine Bedeutung ist nur soweit ins System integriert (an hand von Schaltkonstellationen), wie sie für das System relevant ist.
Thaddäus :
Und wie entstehen die Bedeutungen, die verwaltet werden?
SilverBullet:
=> Bedeutung liegen nur als Bedeutungszusammenhänge vor, nicht als eigenständiges Produkt. (Genau dies herauszufinden, wäre deine Aufgabe gewesen – Fehlanzeige)
Zitat-Thaddäus: „
Ich muss hierzu nichts liefern, denn ich stelle lediglich fest, dass Bedeutungen z.B. von sprachlichen Ausdrücken offensichtlich existieren, da wir mit ihnen tagtäglich umgehen und offenkundig kommunizieren können. Gäbe es keine Bedeutungen, könnten wir uns nicht verstehen und auch nicht missverstehen.“
Klar, als Philosoph muss man nichts liefern, denn wenn man „es“ denken kann, ist man ja bereits „fertig“.
Du schliesst in deiner Aussage von sprachlichen Vorgängen auf die Existenz von Bedeutung, kümmerst dich aber nicht darum, wodurch die sprachlichen Vorgänge zustande kommen.
Letztlich legen die sprachlichen Vorgänge die Existenzzusammenhänge fest, d.h. du solltest dich darum kümmern, welche Existenzen sich hinter den sprachlichen Vorgängen verbergen.
Du kannst aber offenkundig nichts zu einer Realisierung sagen, vertrittst jedoch den Anspruch exakt korrekte Ansichten und Schlussfolgerungen bzgl. der Existenzen in einer Realisierung aufzeigen zu können – ich vermute, deshalb nennt man es „Philosophie“.