Ein Plädoyer für eine erkenntnisbasierte Spiritualität

Philosophisches zum Nachdenken
Salome23
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#71 Re: Ein Plädoyer für eine erkenntnisbasierte Spiritualität

Beitrag von Salome23 » Fr 23. Jan 2015, 12:46

Ich habe z.B. in diesem thread nach einer Definition von Bewusstsein gefragt.
In meiner simplen Sprache würde ich sagen:
Etwas (durch die Sinne) Wahrgenommenes wird einem bewusst- Wissen (kognitive Fähigkeiten)
Um das mir etwas bewusst wird, muss ich "geistig" wach sein -aufmerksam

Das Bewusstsein gibt es nicht, es gibt nur einen Bewusstseinszustand

-bewusste Handlungen
-unbewusste Handlungen
-bewusstlos (ohnmächtig)
-(bei) bewusst sein (Wachzustand)
-sich seiner selbst bewusst sein (Selbstbewusstsein)= sich selber wahrnehmen

Pluto
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#72 Re: Ein Plädoyer für eine erkenntnisbasierte Spiritualität

Beitrag von Pluto » Fr 23. Jan 2015, 12:52

Salome23 hat geschrieben:Das Bewusstsein gibt es nicht, es gibt nur einen Bewusstseinszustand
Bewusstsein gibt es schon, aber ist es ein geistiger Unterprozess des Gehirns.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Salome23
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#73 Re: Ein Plädoyer für eine erkenntnisbasierte Spiritualität

Beitrag von Salome23 » Fr 23. Jan 2015, 13:02

Pluto hat geschrieben:
Salome23 hat geschrieben:Das Bewusstsein gibt es nicht, es gibt nur einen Bewusstseinszustand
Bewusstsein gibt es schon, aber ist es ein geistiger Unterprozess des Gehirns.
Als Organ , als Ding betrachtet, das irgendwo im Gehirn geortet werden kann :?:

-mein Herz
-meine Lunge
-meine Nieren
-mein Gehirn

-mein Bewusstsein :?:

-die Liebe
-die Weisheit
-die Glückseligkeit
-die Traurigkeit

:?:

ThomasM
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#74 Re: Ein Plädoyer für eine erkenntnisbasierte Spiritualität

Beitrag von ThomasM » Fr 23. Jan 2015, 13:21

Salome23 hat geschrieben: In meiner simplen Sprache würde ich sagen:
Etwas (durch die Sinne) Wahrgenommenes wird einem bewusst- Wissen (kognitive Fähigkeiten)
Um das mir etwas bewusst wird, muss ich "geistig" wach sein -aufmerksam

Das Bewusstsein gibt es nicht, es gibt nur einen Bewusstseinszustand

-bewusste Handlungen
-unbewusste Handlungen
-bewusstlos (ohnmächtig)
-(bei) bewusst sein (Wachzustand)
-sich seiner selbst bewusst sein (Selbstbewusstsein)= sich selber wahrnehmen
Gut, mit diesem Ansatz kann man beginnen. Auch wenn ich hier eine Differenzierung sehe.

Also Bewusstsein soll das ausdrücken, was ich sagen will, wenn ich erkläre "ich bin bei Bewusstsein" bzw. "das habe ich bewusst erlebt".
Aber bereits diese beiden Sätze bedeuten etwas unterschiedliches.

"Ich bin bei Bewusstsein" kann durchaus als Zustand verstanden werden, eben der Zustand, in dem ich in der Lage bin, etwas bewusst wahrzunehmen. Eben im Gegensatz zu bewusstlos oder schlafend. Es heisst einfach "ich bin wach".

Aber der Satz "das habe ich bewusst erlebt" ist kein Zustand, denn das verändert sich in jeder Sekunde. Eben noch konzentriere ich mich auf diesen Text, dann gehen meine Gedanken zu einer Idee oder einer Erinnerung oder einer Aufgabe, kehren zu diesem Text zurück, dann höre ich einer Kollegin zu, dann wieder dieser Text usw. usw.
Das, worauf ich mich konzentriere ist sehr dynamisch, kein Zustand.

Auch die Begriffe Selbstbewusstsein und "sich meiner selbst bewusst sein" sind verschieden und kein Zustand.
Selbstbewusstsein hat man, das wäre also eine zu erwerbende Eigenschaft.
"sich selbst bewusst sein" wäre die Fähigkeit, zweispurig zu denken, d.h. während einer Aktion oder Handlung über sich selbst reflektieren zu können. Das funktioniert in der Regel nicht parallel, sondern im Sinn von "ich wechsle die Konzentration" seriell. Das ist also auch kein Zustand.

Zum Verständnis: Ein Zustand ist statisch und zumindest über einen relevanten Zeitraum hinweg stabil.

Der Hinweis von Pluto, dass Bewusstsein ein Unterprozess des Gehirns ist, ist korrekt, aber nichtssagend. Auch Pluto kann nicht definieren, was Bewusstsein in der Sprache der Gehirnforscher ist. Das ist ein hochaktueller Forschungsgegenstand. Und es ist noch offen, ob und wie sie erfolgreich erforschen werden.

Gruß
Thomas
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

Pluto
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#75 Re: Ein Plädoyer für eine erkenntnisbasierte Spiritualität

Beitrag von Pluto » Fr 23. Jan 2015, 13:22

Salome23 hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Bewusstsein gibt es schon, aber ist es ein geistiger Unterprozess des Gehirns.
Als Organ , als Ding betrachtet, das irgendwo im Gehirn geortet werden kann :?:

-mein Herz
-meine Lunge
-meine Nieren

-mein Bewusstsein :?:
Nein. Du verstehst mich miss. Bewusstsein ist kein Organ.

Der niederländische Neurologe Dick Schwaab beschreibt das in seinem Buch Wir sind unser Gehirn sinngemäß wie folgt:
Das Gehirn ist ein Organ wie die Niere. Aufgabe der Niere ist es, den Körper zu entschlacken. Aufgabe des Gehirns ist die Steuerung des Körpers. Dies erfüllt es in dem es diverse geistige Prozesse entstehen lässt.

Eines davon ist der Zustand des Bewusstseins, mit dem wir u.a. Entscheidungen treffen.

Salome23 hat geschrieben:-die Liebe
-die Weisheit
-die Glückseligkeit
-die Traurigkeit

:?:
Es gibt körperliche Regungen. Diese sind auf den einfachsten Nenner gebracht: Lust und Leid. Der Hirnforscher Antomio Damasio nennt sie (körperliche) Emotionen. Die im Gehirn aktiven giestigen Prozesse ezeugen die von dir genannten Gefühle.
- Wenn wir leiden, sind wir traurig.
- Wenn das Leid abgewehrt und die Lust gestillt (z. Bsp. Hungergefühl) sind, stellt sich Glückseligkeit ein.
- Liebe ist ein komplexer geistiger Zustand.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Salome23
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#76 Re: Ein Plädoyer für eine erkenntnisbasierte Spiritualität

Beitrag von Salome23 » Fr 23. Jan 2015, 13:38

@Pluto
Nein. Du verstehst mich miss. Bewusstsein ist kein Organ.
Ich hab dich schon verstanden, keine Angst ;)

Worum es mir geht , ist lediglich die Bezeichnung/Benennung.
Das wollte ich auch mit den anderen Beispielen klar machen
Es gibt nicht die Traurigkeit-man ist traurig
Genau so wenig gibt es DAS Bewusstsein


Später mehr, ich esse grade Fisch mit Dillkartoffel und Gemüse :angel:

Pluto
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#77 Re: Ein Plädoyer für eine erkenntnisbasierte Spiritualität

Beitrag von Pluto » Fr 23. Jan 2015, 13:42

ThomasM hat geschrieben:Der Hinweis von Pluto, dass Bewusstsein ein Unterprozess des Gehirns ist, ist korrekt, aber nichtssagend. Auch Pluto kann nicht definieren, was Bewusstsein in der Sprache der Gehirnforscher ist. Das ist ein hochaktueller Forschungsgegenstand. Und es ist noch offen, ob und wie sie erfolgreich erforschen werden.
Naja. Es gut schon sehr gute Ansätze, wie dieser hier, der mittlerweile schon 14 Jahre alt ist:
We then propose a theoretical framework that synthesizes those facts: the hypothesis of a global neuronal workspace. This framework postulates that, at any given time, many modular cerebral networks are active in parallel and process information in an unconscious manner. An information becomes conscious, however, if the neural population that represents it is mobilized by top-down attentional amplification into a brain-scale state of coherent activity that involves many neurons distributed throughout the brain. The long-distance connectivity of these `workspace neurons' can, when they are active for a minimal duration, make the information available to a variety of processes including perceptual categorization, longterm memorization, evaluation, and intentional action. We postulate that this global availability of information through the workspace is what we subjectively experience as a conscious state.
[Stanislas Dehaene, Lionel Naccache, 2001]
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#78 Re: Ein Plädoyer für eine erkenntnisbasierte Spiritualität

Beitrag von Novas » Fr 23. Jan 2015, 14:50

Pluto hat geschrieben:
Salome23 hat geschrieben:Das Bewusstsein gibt es nicht, es gibt nur einen Bewusstseinszustand
Bewusstsein gibt es schon, aber ist es ein geistiger Unterprozess des Gehirns.
Das sind doch nur Definitionen. Mal ein bisschen logisch hinterfragt: WORIN erscheinen Bewusstseinszustände, Erfahrungen, Wahrnehmungen usw.? Körper und Welt, Zeit und Raum, Geburt und Tod. Worin erscheint das alles :)

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#79 Re: Ein Plädoyer für eine erkenntnisbasierte Spiritualität

Beitrag von Salome23 » Fr 23. Jan 2015, 14:59

Novalis hat geschrieben:Das sind doch nur Definitionen...
Ja genau- nach diesen hat ja Thomas auch gefragt. 8-)

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#80 Re: Ein Plädoyer für eine erkenntnisbasierte Spiritualität

Beitrag von Novas » Fr 23. Jan 2015, 15:08

Salome23 hat geschrieben:Es gibt nicht die Traurigkeit-man ist traurigGenau so wenig gibt es DAS Bewusstsein
Das ist ein sehr intelligenter Gedanke - es gibt qualitatives Erleben (Qualia) aber wir können nicht erfassen, was Bewusstsein ist. Unsre Sprache ist eher eine Apfelpflückersprache, sie dient der alltäglichen Orientierung beim „Sammeln“ und „Jagen“ - oder der Poesie, dem Gesang vor dem Feuer oder im Tempel :mrgreen: Wir tun oft so, als sei die Sprache, als seien unsre Gedanken völlig geeignet, um die Wirklichkeit zu erfassen.

Es hat aber noch niemand Schönheit, Liebe, Glück und Bewusstsein erfasst. Das hindert die Menschen nicht daran Schönheit, Liebe, Glück und Bewusstsein in Form von Objekten zu suchen. Und teilweise finden wir sie auch dort, aber nur vergängliche Reflexionen. Denn eigentlich ist das alles nicht "dort draußen", sondern in Dir, in deinem Bewusstsein.

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