Naturwissenschaft und Religion

Philosophisches zum Nachdenken
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Demian
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#1 Naturwissenschaft und Religion

Beitrag von Demian » Mo 4. Nov 2013, 12:18


2Lena
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#2 Re: Naturwissenschaft und Religion

Beitrag von 2Lena » Mo 4. Nov 2013, 13:15

Wer mag denn fast 15 Minuten lang "faule" Ausreden in dem Film hören oder gar Seiten von Diskussionen lesen. Das war vielleicht vor Jahrzehnten so, Die Lösung der Fragen kam nicht.

Die Generation, die den 68er Jahrgängen folgten, lösten die Konflikte auf ihre eigene Weise. Sie traten nach dem Abitur komplett als Schulklasse aus der Religion aus. Damit endete die Diskussion.
Auch in den Foren verschwanden auf analoge Weise die Themen.

Ein Klärung der anstehenden Fragen hatten sie nicht.
Wozu soll man sie anhören?

Pluto
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#3 Re: Naturwissenschaft und Religion

Beitrag von Pluto » Mo 4. Nov 2013, 16:29

@ Demian
Der Film basiert auf Interviews die bereits rund 40 Jahre alt sind. Das ist eine lange Zeitspanne, wenn man bedenkt wie schnell die Wissenschaft in unserer Zeit mit neuen Entdeckungen voran kommt.

Gerade die Themen die H.P. Dürr ansrpricht waren in der damaligen relativ "heilen Welt" der Physik noch unantastbar. Heisenberg hätte fest darauf bestanden, dass Materie existiert. Heute kommen die Physiker immer mehr davon ab.

Der Film beginnt mit der Behauptung, dass Wissenschaft und Religion sich nicht widersprechen. Diese These lässt sich heute aber nur aufrech erhalten, wenn man Teile der Bibel (vor allem die Schöpfung und die Sintflut) als Allegorien versteht.
Mir anderen Worten, die "Wortwörlichkeit" der Bibel wird durch die heutige Wissenschaft in Frage gestellt.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Pluto
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#4 Re: Naturwissenschaft und Religion

Beitrag von Pluto » Mo 4. Nov 2013, 16:41

2Lena hat geschrieben:Wer mag denn fast 15 Minuten lang "faule" Ausreden in dem Film hören oder gar Seiten von Diskussionen lesen.
Wie kommst du darauf, dass das Ausreden sind?

Die Lösung der Fragen kam nicht.
Ja und?
Kennst du was Besseres als die Wissenschaft, um die Welt zu erklären?

Die Generation, die den 68er Jahrgängen folgten, lösten die Konflikte auf ihre eigene Weise. Sie traten nach dem Abitur komplett als Schulklasse aus der Religion aus. Damit endete die Diskussion.
Auch in den Foren verschwanden auf analoge Weise die Themen.
Das lässt sich mit Religionsverdrossenheit erklären. Die "68-er Generation" war eine weltweite Bewegung von Leuten die auf der Suche waren nach einer besseren Welt. Insgesamt, so finde ich, hat sich die Welt tatsächlich nach jener Zeit (vor allem in den 80ern in vielen Bereichen erheblich verbessert).

Ein Klärung der anstehenden Fragen hatten sie nicht.
Wozu soll man sie anhören?
Das ist zunächst ein historisch interessantes Dokument. Allein schon deshalb lohnt es sich die 15 Minuten zu opfern. Dass keine Antworten kamen tut nichts zur Sache, denn es gibt auch heute viele Dinge auf die wir (noch) keine Antworten haben.

Ich kann ohne Antworten ganz gut leben, denn ich sehe es so wie es einst der große Quantenphysiker und Nobelpreisträger Richard Feynman sagte:
Ich glaube es ist viel interessanter mein Leben in Ungewissheit zu verbringen als Antworten zu besitzen, die falsch sein könnten. Wenn wir das zulassen, bleiben wir offen für Alternativen. Dann ereifern wir uns nicht zu sehr für das Wissen des Tages oder die absolute Wahrheit, sondern bleiben in der Ungewissheit...
Um Fortschritte zu erzielen, müssen wir die Tür zur Ungewissheit immer einen Spalt weit offen lassen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

barbara
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#5 Re: Naturwissenschaft und Religion

Beitrag von barbara » Mo 4. Nov 2013, 16:48

Pluto hat geschrieben:@ Demian
Der Film basiert auf Interviews die bereits rund 40 Jahre alt sind. Das ist eine lange Zeitspanne, wenn man bedenkt wie schnell die Wissenschaft in unserer Zeit mit neuen Entdeckungen voran kommt.

die Grundlagen sind immer noch dieselben. Was Heisenberg sagt, gilt heute immer noch.

Heisenberg hätte fest darauf bestanden, dass Materie existiert. Heute kommen die Physiker immer mehr davon ab.

Im Beitrag meint Heisenberg, dass Sprache mit grösster Vorsicht zu benutzen sei. Sprich: es kommt wohl auf die Definition von "Existenz" an, über die man sich erst mal unterhalten müsste, bevor man in einem zweiten Schritt entscheiden kann, ob ein bestimmtes Objekt existiert oder nicht.


Der Film beginnt mit der Behauptung, dass Wissenschaft und Religion sich nicht widersprechen. Diese These lässt sich heute aber nur aufrech erhalten, wenn man Teile der Bibel (vor allem die Schöpfung und die Sintflut) als Allegorien versteht.

Der Kreationismus und jene christlichen Gruppen, die die Schöpfungsgeschichte so lesen, als ob die Bibel ein naturwissenschaftlicher Text sei, halte ich geschichtlich gesehen für eine relativ kurzfristige Verwirrung, die kaum die nächsten hundert oder zweihundert Jahre überstehen dürfte.



Mir anderen Worten, die "Wortwörlichkeit" der Bibel wird durch die heutige Wissenschaft in Frage gestellt.

Wer die Bibel wortwörtlich nahm, war schon immer in mehrerer Hinsicht fragwürdig... um dies festzustellen, braucht es noch nicht einmal Naturwissenschaft.

gruss, barbara

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#6 Re: Naturwissenschaft und Religion

Beitrag von 2Lena » Mo 4. Nov 2013, 19:58

Pluto hat geschrieben:
2Lena hat geschrieben: Die Lösung der Fragen kam nicht.[/b]
Ja und?
Kennst du was Besseres als die Wissenschaft, um die Welt zu erklären?

Hallo Pluto,

wie nett, dass du auf mein Argument eingegangen bist!
Der Grund für meinen großen Frust, den du vermutlich gespürt hast, liegt an den Diskussionen über JAHRHUNDERTE, in denen NIE jemand die andere Seite geprüft hatte. Der "Stolz" auf die Wissenschaft begründete sich in zahllosen analogen Werbungsreden, von denen der Film nur so strotzt.

Die "andere Seite" ist das Textverständnis der Kirchenväter.
Ihre Sicht war DIE Wissenschaft.

P.S. Die Bibeltexte sind mehrdimensional.
In Deutsch ist diese Leseart nicht möglich.


Pluto hat geschrieben:Ich glaube es ist viel interessanter mein Leben in Ungewissheit zu verbringen als Antworten zu besitzen, die falsch sein könnten. Wenn wir das zulassen, bleiben wir offen für Alternativen. Dann ereifern wir uns nicht zu sehr für das Wissen des Tages oder die absolute Wahrheit, sondern bleiben in der Ungewissheit... Um Fortschritte zu erzielen, müssen wir die Tür zur Ungewissheit immer einen Spalt weit offen lassen.

Die Ungewissheit hat den Nachteil, dass sie den Einblick in die Möglichkeiten verweigert.
Es muss schon einer durch das Tor der Neugier gehen...

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Demian
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#7 Re: Naturwissenschaft und Religion

Beitrag von Demian » Mo 4. Nov 2013, 22:30

2Lena hat geschrieben:Wer mag denn fast 15 Minuten lang "faule" Ausreden in dem Film hören oder gar Seiten von Diskussionen lesen.

Heisenberg, Jordan, Weizsäcker - warum soll man sie anhören? Weil sie große Denker waren und sind. Außerdem macht es Spaß sich damit zu beschäftigen. Ich beschäftige mich auch mit antiker Philosophie, obwohl sie nicht hundertprozentig in die Gegenwart übertragen werden kann. Die Welt neu zu betrachten ist unsere Aufgabe.

Es wäre schön, wenn man sich auf die Inhalte beziehen würde, anstatt die Personen in Frage zu stellen. Danke sehr! ;)

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#8 Re: Naturwissenschaft und Religion

Beitrag von Pluto » Di 5. Nov 2013, 01:02

2Lena hat geschrieben:wie nett, dass du auf mein Argument eingegangen bist!
Wenn ich dir damit einen Dienst erweisen konnte, macht mich das froh. :)

Die "andere Seite" ist das Textverständnis der Kirchenväter.
Ihre Sicht war DIE Wissenschaft.
Und was sagen sie denn so z.Bsp. über die Autos, Fernseher, Handys oder Raumfahrt?
Was über das Alter der Sterne, oder die Welt?

P.S. Die Bibeltexte sind mehrdimensional.
Was genau meinst du mit "mehrdimensional"?

Die Ungewissheit hat den Nachteil, dass sie den Einblick in die Möglichkeiten verweigert.
Welche Nachteile denn, konkret?

Es muss schon einer durch das Tor der Neugier gehen...
Um was zu dort zu finden?
Antworten?

Du meinst also wirklich jene bronzezeitliche Schriften könnten uns darüber aufklären, wie die Welt fuktioniert?
Das möchte ich dann gerne von dir hören, bzw. lesen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#9 Re: Naturwissenschaft und Religion

Beitrag von 2Lena » Di 5. Nov 2013, 05:54

Pluto hat geschrieben: Du meinst also wirklich jene bronzezeitliche Schriften könnten uns darüber aufklären, wie die Welt fuktioniert? Das möchte ich dann gerne von dir hören, bzw. lesen.

Du brachtest das allgemeine, schon seit Jahrzehnten vorgetragenen VORurteil zur Sprache:
"Was können die schon zu Auto, Fernseher, Handys sagen?"

Technische Gebrauchsanweisungen wirst du dort nicht finden, das stimmt. Aber die erstaunlichsten "Vorausschauungen". Ich meine das nicht im Sinne einer Prophetie, welche angeblich die Zukunft aufrollen ließe.

Die "Gesetze Abrahams" sind Gesetze der Wunschregelung. Wie die Mathematik auf bestimmte unabänderliche Gesetze aufbaut, so sind auch diese Gesetze - durchdachte Regeln, nach denen sich Systeme berechnen lassen.

Nicht umsonst hat ein Papst im 1. Vatikanischen Konzil 1870 ein Dogma über die "Unfehlbarkeit" ins Gespräch gebracht. Es war allerdings etwas mit Aufruhr verbunden. Sein Standpunkt war richtig, aber es war ihm nicht bewusst, dass bei gleichen Worten offenbar nicht jeder das Gleiche versteht. Man kann natürlich die Entscheidung als Diktaturversuch werten, der gehorsame Anhänger blindlings folgten.

... oder nachfragen - bei einem anderen Ausbildungssystem nachforschen.
Dann wird man fündig am Stamm mit den tieferen Wurzeln.

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Zeus
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#10 Re: Naturwissenschaft und Religion

Beitrag von Zeus » Di 5. Nov 2013, 13:28

Zur Klarstellung:
Der Anteil an Atheisten ist nach Erhebungen in den USA bei Wissenschaftlern besonders hoch: Nur sieben Prozent der Mitglieder der amerikanischen Akademie der Wissenschaften glauben an die Existenz eines personalen Gottes.Wiki
[...]Whilst only 3.3 percent believed in God in the UK’s Royal Society.Quelle
Also der Prozentsatz an religiösen Wissenschaftlern ist sehr klein.
Auch der große Albert Einstein war nicht gläubig. Er wird regulär mit den Worten "Gott würfelt nicht." zitiert. Genauer gesagt hat er folgendes:

"I cannot believe that God plays dice with the cosmos."

Diese Äußerung erfolgte im Zusammenhang damit, dass Einstein Probleme mit der Quantentheorie hatte. Im Rahmen der Quantentheorie nehmen subatomare Partikel bestimmte Zustände an. Die Natur dieser Zustände wird jedoch zum Teil von den Messbedingungen determiniert, so dass ein Teilchen auch in einem undefinierten Zustand sein kann. Eben so lange, bis es jemand misst.
Es ist also unzutreffend ist, dass Einsteins Satz eine religiös gemeinte Äußerung war.

Dazu noch die erste Seite eines Briefes , den A. E. ein Jahr vor seinem Tode geschrieben hat:
"Die Bibel ist eine Sammlung primitiver Legenden" Das Wort Gott ist für mich nichts als Ausdruck und Produkt menschlicher Schwächen, die Bibel eine Sammlung ehrwürdiger, aber doch reichlich primitiver Legenden. Keine noch so feinsinnige Auslegung kann (für mich) etwas daran ändern. Diese verfeinerten Auslegungen sind naturgemäß höchst mannigfaltig und haben so gut wie nichts mit dem Urtext zu schaffen. Für mich ist die unverfälschte jüdische Religion wie alle anderen Religionen eine Incarnation des primitiven Aberglaubens."
Ich persönlich, wundere mich immer wieder, dass Menschen des einundzwanzigsten Jahrhunderts überzeugt sind , man könne tiefere Weisheiten in dem Sagen- und Märchenbuch eines mickrigen Stammes relativ ungebildeter, kleintierzüchtender, bronzezeitlicher, halbnomadischer Wüstenbewohner finden.

Mehr später...


Gruß
Zeus
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Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)

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