Hans Küng: Glaube und Naturwissenschaft

Philosophisches zum Nachdenken
Novas
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#1 Hans Küng: Glaube und Naturwissenschaft

Beitrag von Novas » So 20. Dez 2015, 01:43

Hans Küng über die unterschiedlichen Perspektiven von Religion und Naturwissenschaft

Als gläubiger Mensch darf man keine Berührungsängste haben mit den Naturwissenschaften. Man muss sehen, was sie können und was sie nicht können. Und ehrliche und gescheite Naturwissenschaftler werden Ihnen sagen: Wir kommen zum Beispiel, wenn wir die Materie analysieren, bis zu den Atomen, zum Atomkern, den Neutronen, Protonen und Elektronen und dann noch den Quarks usw., zu einem Punkt, wo wir nichts mehr sichtbar machen können[...]Je weiter wir nach innen gehen, desto geheimnisvoller wird die Sache. Erst kann man noch mit bloßem Auge sehen, dann nur noch mit dem Mikroskop, dann mit dem Elektronenmikroskop, dann nicht mehr. Die ganze Nanotechnologie besteht im Grunde daraus, dass man kleinste Partikel nicht sieht, aber doch etwas damit machen kann, so dass es technisch wirksam ist. Wir erkennen aber auch nicht, wenn wir hinausgehen in den Makrokosmos. Mal angenommen, die Welt sei unendlich.

Das nimmt man seit Einstein eigentlich nicht mehr an, der Raum ist ein gekrümmter Raum. Aber was außerhalb ist, weiß man nicht. Mit den neuen Geräten kann man wieder Tausende von neuen Sternen und Galaxien entdecken, aber ein Ende sieht man nicht. Und man weiß nicht, was da ist. Es gibt Wissenschaftler, die sagen, da gibt es noch ein anderes Universum, aber das ist eigentlich nur Spekulation. Das ist reines Wunschdenken oder eine Verlegenheitslösung. Denn woher kommt das andere Universum? Aus einem anderen Universum? Aber woher kommt dann das? Niemand hat das festgestellt. Man ist nur bis zum Urknall gekommen.

Jetzt kommt es zum entscheidenden Punkt: Auch ein vernünftiger Naturwissenschaftler wird zugeben, er kann die letzte Frage nicht beantworten. Woher der Urknall kommt, kann kein Astrophysiker beantworten. Er kann die erste Zehntelsekunde nach dem Urknall feststellen, er kann feststellen, was da gewesen sein muss in diesem winzigen Energieballon, die ganzen Kräfte, die den Urknall produziert haben. Aber wer wieder für diese erste Einheit verantwortlich ist, das weiß man nicht. Nun darf man aber nicht den Fehler machen und sagen, die Bibel mit ihren Schöpfungserzählungen hat also doch Recht. Die Bibel hat schon Recht, aber in anderer Hinsicht. Die Bibel beschreibt nicht, wie der Urknall abgelaufen ist, daran ist die Bibel überhaupt nicht interessiert, sondern die ist daran interessiert, dass alles von einem Ursprung kommt, den wir Gott nennen.

Da gibt die Bibel die Antwort: Ja das ganze kommt von einem Urquell her, von einem Ursprung, einer Ursache, und das ist Gott. Und es ist natürlich auch eine Frage nach dem Ende: wohin geht man, wohin geht die Welt, wohin geht der einzelne Mensch? Es ist auch die Frage nach dem Sterben: Wohin stirbt man? Und da ist die Wissenschaft, die Medizin, die Biologie nicht mehr zuständig, und das wird auch von vernünftigen Naturwissenschaftlern zugegeben. Die reden dann nicht so dumm über die Religion wie manche andere, die eigentlich nur gegen die Kirche polemisieren wollen.

Hans Küng

http://www.auricher-wissenschaftstage.de/kuengint.htm

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Whirlpool Galaxy and Companion. Credit: NASA, ESA, S. Beckwith (STScI), and The Hubble Heritage Team (STScI/AURA) http://hubblesite.org/gallery/album/pr2005012a

Pluto
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#2 Re: Hans Küng: Glaube und Naturwissenschaft

Beitrag von Pluto » So 20. Dez 2015, 10:23

Novalis hat geschrieben:Hans Küng über die unterschiedlichen Perspektiven von Religion und Naturwissenschaft

Jetzt kommt es zum entscheidenden Punkt: Auch ein vernünftiger Naturwissenschaftler wird zugeben, er kann die letzte Frage nicht beantworten. Woher der Urknall kommt, kann kein Astrophysiker beantworten.
Naja... das stimmt so nicht.

Die Naturwissenschaft hat Antworten die mindestens so glaubwürdig sind wie ein Schöpfer. Guckst du du bitte hier:

Wie entsteht ETWAS aus dem NICHTS



...oder hier

Joseph Gaßner zum Urknall, Weltall und das Leben.

Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Pluto
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#3 Re: Hans Küng: Glaube und Naturwissenschaft

Beitrag von Pluto » So 20. Dez 2015, 11:04

Ich schließe daraus, dass ein Schöpfer nicht die einzige Möglichkeit war, wie das Universum entstand.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#4 Re: Hans Küng: Glaube und Naturwissenschaft

Beitrag von 2Lena » So 20. Dez 2015, 11:14

Du achtest auf die Hülsen, nicht auf die Energien ...
Gedanken, lieber Pluto "sieht" man nicht, man kann sie fühlen.

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#5 Re: Hans Küng: Glaube und Naturwissenschaft

Beitrag von Pluto » So 20. Dez 2015, 11:42

2Lena hat geschrieben:Du achtest auf die Hülsen, nicht auf die Energien ...
Gedanken, lieber Pluto "sieht" man nicht, man kann sie fühlen.
Du legst den Finger auf den Punkt.
Das Problem, liebe Lena, ist dass der Mensch ein unverbesserlicher Romantiker ist, der lieber an die Sage einer Schöpfung glaubt, als an die kalten und klaren Fakten der Physik.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

ThomasM
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#6 Re: Hans Küng: Glaube und Naturwissenschaft

Beitrag von ThomasM » So 20. Dez 2015, 13:20

Pluto hat geschrieben: Das Problem, liebe Lena, ist dass der Mensch ein unverbesserlicher Romantiker ist, der lieber an die Sage einer Schöpfung glaubt, als an die kalten und klaren Fakten der Physik.
Vorsicht!
Das, was du zitierst hast, waren zwar Aussagen von Physikern, aber ES WAR KEINE PHYSIK.
Und schon gar keine Fakten.

Physiker sind eben auch Menschen und sind versucht, ihr Denken in Bereiche fortzusetzen, in denen dieses Denken eben nicht gilt.
Und es ist egal, welche der Modelle man jetzt nimmt. Kein Einziges ist auf die Zeit vor dem Urknall (Zeit? Vor?) phsikalisch nachweisbar. Da gibt es keine Fakten, da gibt es keine Naturwissenschaft.
Da gibt es nur mathematische Glaubensformulierungen.

Die Sache mit dem Schöpfer ist nicht die einzige Denkmöglichkeit, aber alles andere ich auch nur eine Denkmöglichkeit
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

Pluto
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#7 Re: Hans Küng: Glaube und Naturwissenschaft

Beitrag von Pluto » So 20. Dez 2015, 13:25

ThomasM hat geschrieben:Die Sache mit dem Schöpfer ist nicht die einzige Denkmöglichkeit, aber alles andere ich auch nur eine Denkmöglichkeit
Stimmt.
im kalten Licht des Verstands handelt es sich aber immer un Wahrscheinlichkeiten.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#8 Re: Hans Küng: Glaube und Naturwissenschaft

Beitrag von Novas » So 20. Dez 2015, 17:27

Pluto hat geschrieben:Das Problem, liebe Lena, ist dass der Mensch ein unverbesserlicher Romantiker ist, der lieber an die Sage einer Schöpfung glaubt, als an die kalten und klaren Fakten der Physik.

Einer Maschine genügen kalte Fakten, aber die menschliche Seele braucht nun mal wesentlich mehr. Mich wundert es, dass Du das als „Problem“ siehst.
Zuletzt geändert von Novas am So 20. Dez 2015, 17:28, insgesamt 1-mal geändert.

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#9 Re: Hans Küng: Glaube und Naturwissenschaft

Beitrag von 2Lena » So 20. Dez 2015, 17:28

Pluto, du enttäuscht mich aber mit dieser Aussage. Dabei dachte ich, nun habe ich den Treffer, mit dem du das "Ding" verstehen kannst, aber schon gehst du auf Fundigerede.
Pluto hat geschrieben:der Mensch ein unverbesserlicher Romantiker ist, der lieber an die Sage einer Schöpfung glaubt, als an die kalten und klaren Fakten der Physik.
Wie willst du den Schöpfer z.B. eines Dekors nachweisen?
Es geht nur über sein GEMACHTES WERK.

Die Physik "beweist", beobachtet, merkt. Hat sie Schöpferkraft für Naturgesetze?

JackSparrow
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#10 Re: Hans Küng: Glaube und Naturwissenschaft

Beitrag von JackSparrow » So 20. Dez 2015, 19:52

2Lena hat geschrieben:Gedanken, lieber Pluto "sieht" man nicht, man kann sie fühlen.
Das machen die Hormone.

Wie willst du den Schöpfer z.B. eines Dekors nachweisen?
Man guckt aufs Etikett. Wenn dort "Made in Taiwan" steht, ist mit hinreichender Wahrscheinlichkeit ein menschlicher Schöpfer nachgewiesen.


Novalis hat geschrieben:Einer Maschine genügen kalte Fakten, aber die menschliche Seele braucht nun mal wesentlich mehr.
Proteine, Schlaf und paarungsbereite Weibchen.

Mich wundert es, dass Du das als „Problem“ siehst.
Ob jemand die physikalische Existenz des Menschen als Problem betrachtet, erkennt man hauptsächlich daran, dass er irgendeiner Art von Erlösungs-Glauben anhängt und irgendwelche höheren Welten zu erreichen gedenkt.

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