Relativismuspoker

Philosophisches zum Nachdenken
Salome23
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#1 Relativismuspoker

Beitrag von Salome23 » So 6. Mär 2016, 00:25

abgetrennt aus: Drogenvorwürfe gegen Volker Beck
Novalis hat geschrieben:
Beim Schächten wird den Tieren meist ohne Betäubung der Hals durchgeschnitten, damit sie möglichst vollständig ausbluten. Von Tierrechten hat er offenbar noch nichts gehört.
http://www.enfal.at/grund35.htm
Die heutzutage von Juden & Muslimen praktizierte Methode des Schächtens hat viele Vorteile.

So ist der Schnitt mit scharfen Messer vorgenommen wird, ein schmerzloser Vorgang und stellt am Anfang an sich schon ein Form von Betäubung dar.
So hat es Prophet Mohammed empfohlen
Es ist kein zusätzliches Betäubungsinstrument mechanischer oder andere Art notwendig........

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Janina
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#2 Re: Drogenvorwürfe gegen Volker Beck

Beitrag von Janina » So 6. Mär 2016, 09:44

closs hat geschrieben:Ich weiss noch, wie wir in den 60er/70er Jahren diskutiert haben, warum es "nur" 6 Mio Holocaust-Opfer waren, wo doch 22 Mio Russen umgekommen sind (wir wollten natürlich provozieren). - 25 Jahre nach der Shoa haben wir vollkommen unbeleckt unsere Späßchen gemacht.
Was ist daran Späßchen? Ich finde die Frage berechtigt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Tote_des_ ... eltkrieges

Salome23 hat geschrieben:Die heutzutage von Juden & Muslimen praktizierte Methode des Schächtens hat viele Vorteile.
So ist der Schnitt mit scharfen Messer vorgenommen wird, ein schmerzloser Vorgang und stellt am Anfang an sich schon ein Form von Betäubung dar.
Ach ja, stimmt. Das hat James Foley ja sozusagen "live" berichten können.
Zuletzt geändert von Janina am So 6. Mär 2016, 09:50, insgesamt 1-mal geändert.

closs
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#3 Re: Drogenvorwürfe gegen Volker Beck

Beitrag von closs » So 6. Mär 2016, 10:27

Janina hat geschrieben:Was ist daran Späßchen? Ich finde die Frage berechtigt.
Wir waren damals (Ende 60er Jahre) noch nicht so Political-Correctness-dressiert und nicht auf Empörungs-Liturgien getrimmt. - Heute sind solche Liturgien Ersatz für Geschichtswissen - Reflexe statt nachdenken. - Junge Leute sollten tabulos nachfragen dürfen.

Andererseits muss ich ebenfalls sage:
Je älter ich werde, desto näher kommt mir die Tragödie der Shoa. - Habe mich in den letzten Monaten detailliert mit Osteuropa beschäftig (Polen, Ukraine, etc) und bin mal Landkreis für Landkreis durch und habe mir die jeweiligen Stadtgeschichten durchgelesen. - Keine Stadt ohne richtig schwerwiegende Verbrechen.

Es ist für mich immer mehr ein Wunder, dass wir heute in Europa integriert sind und sogar Israel diplomatische Beziehungen mit uns hat - geschichtlich verdient hätten wir es nicht. - Unglaublich, was damals passiert ist. Vor den Erbauern von Europa in den 50ger Jahren (nur 10 Jahre danach!!!) kann man gar nicht oft genug den Hut ziehen.

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Janina
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#4 Re: Drogenvorwürfe gegen Volker Beck

Beitrag von Janina » So 6. Mär 2016, 19:53

closs hat geschrieben:Je älter ich werde, desto näher kommt mir die Tragödie der Shoa.
Unbenommen. Nur kommt es mir so vor, als ob die beispielsweise 27 Mio getöteten Russen weniger Mitleid verdienen.

Magdalena61 hat geschrieben:Zum Schächten: Sie sagen, so lange das Herz schlägt, wird das Blut transportiert, versackt also nicht, das Tier blutet besser aus.
1. Wir haben beim ordnungsgemäßen Schlachten überhaupt kein Problem mit verbleibendem Blut im Fleisch.
2. Nach dem Bolzenschuss schlägt das Herz auch noch. Das konnte ich beim Schlachten hautnah erleben.

closs
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#5 Re: Drogenvorwürfe gegen Volker Beck

Beitrag von closs » So 6. Mär 2016, 20:29

Janina hat geschrieben:Unbenommen. Nur kommt es mir so vor, als ob die beispielsweise 27 Mio getöteten Russen weniger Mitleid verdienen.
Weil wir eine pawlowsche Konditionierung in der öffentlichen Wahrnehmung haben.

jsc
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#6 Re: Drogenvorwürfe gegen Volker Beck

Beitrag von jsc » So 6. Mär 2016, 20:42

Das Problem ist häufig darin begründet, dass die Menschen, die auf die toten Menschen der anderen Länder hinweisen häufig die toten Juden relativieren WOLLEN. Wenn zum Beispiel die NPD auf die Bomben auf Dresden hinweist, dann geht es denen schon um Relativierung...

closs
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#7 Re: Drogenvorwürfe gegen Volker Beck

Beitrag von closs » So 6. Mär 2016, 21:19

jsc hat geschrieben:Wenn zum Beispiel die NPD auf die Bomben auf Dresden hinweist, dann geht es denen schon um Relativierung...
Das mag deren Absicht sein. - Aber was ist eigentlich "Relativierung"?

Ist "Relativierung", wenn man einem bestimmten Phänomen keine Alleinstellung gibt? - Aus meiner Sicht ist es eh ganz anders: Man sollte alles verabsolutieren - konkret:

JEDER Betroffenene ist als Faktum in einer Lage, die unvergleichlich ist. - Das gilt für ein Shoa-Opfer genauso wie für ein Bombardierungsoper wie für ein Unfall-Opfer. - Man sollte, das was tatsächlich passiert, nicht mit politischer/gesellschaftlicher Wertung in einen Topf werfen.

Denn politische/gesellschaftliche Bewertung hat nichts mit dem zu tun, was dem Betroffenen absolut, also faktisch, passiert. - Das macht auch nichts, da es sich um zwei völlig verschiedene Dinge handelt. - Und somit ist es ok, wenn man politisch/gesellschaftlich/historisch die Shoa anders bewertet als Unfallopfer oder "normale" Kriegsopfer.

Die Vermischung der Perspektiven ist - wie so oft - das Problem. - Und somit ist die Perspektive "Was leidet ein Betroffener faktisch?" eine ganz andere als "Wie ist der Grund für sein Leiden historisch zu beurteilen?".

Pluto
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#8 Re: Drogenvorwürfe gegen Volker Beck

Beitrag von Pluto » So 6. Mär 2016, 21:28

closs hat geschrieben:Aber was ist eigentlich "Relativierung"?
Seltsame Frage.
Der Holocaust hat 6-7 Millionen Opfer gefordert.
Selbst ein Toter ist meiner Ansicht nach, Einer zu viel.

Allerdings forderte der 2. WK auch 45 Millionen sinnlose Tote unter den Soldaten auf beiden Seiten.

Ist das nicht Relativierung genug? Was gibt es da noch zu verstehen?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Savonlinna
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#9 Re: Drogenvorwürfe gegen Volker Beck

Beitrag von Savonlinna » So 6. Mär 2016, 21:36

Pluto hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Aber was ist eigentlich "Relativierung"?
Seltsame Frage.
Der Holocaust hat 6-7 Millionen Opfer gefordert.
Selbst ein Toter ist meiner Ansicht nach, Einer zu viel.

Allerdings forderte der 2. WK auch 45 Millionen sinnlose Tote unter den Soldaten auf beiden Seiten.

Ist das nicht Relativierung genug? Was gibt es da noch zu verstehen?

Der entscheidende Punkt scheint mir das Motiv zu sein.
Zahlen gegeneinander aufzurechnen, ist da nicht hilfreich.
Kriege haben wir seit Anbeginn der Menschheit vielleicht.
Rassismus, der zur Ermordung von Menschen führt, ist eine neue Brutalität, ein sich Offnen eines Abgrundes im Menschen, der vielen die Augen über "das Wesen Mensch" geöffnet hat.

Wer den Mord an Juden "relativieren" will, will möglicherweise auch diese neue Qualität des Unmenschlichen relativieren.

closs
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#10 Re: Drogenvorwürfe gegen Volker Beck

Beitrag von closs » So 6. Mär 2016, 21:45

Savonlinna hat geschrieben:Wer den Mord an Juden "relativieren" will, will möglicherweise auch diese neue Qualität des Unmenschlichen relativieren.
Genau das ist das Problem - man sagt richtigerweise, dass jedes Einzelschicksal einzigartig und nicht relativierbar ist, und rekrutiert daraus fälschlicherweise, dass die Gründe deshalb ebenfalls gleich bewertet werden müssten. - Genau das geht nicht.

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