Hermeneutik von Ast bis Gadamer

Philosophisches zum Nachdenken
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Andreas
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#21 Re: Warum mussten alle in der Sintflut sterben?

Beitrag von Andreas » Mo 6. Jun 2016, 05:34

Savonlinna hat geschrieben:Ich fände es toll, wenn wir mal über Gadamers Wahrheit und Methode sprechen könnten.

Ich hab das Buch mal aus dem Regal geholt; ganz gelesen habe ich es nie, aber vielleicht wird es mal Zeit.
Schon darum, um dem ewigen Pauschalisieren etwas Gehaltvolles entgegenzusetzen.
Wie weit bist Du mit dem Buch, Andreas?
Das fände ich auch gut.

In dem Buch bin ich noch bzw. wieder ziemlich am Anfang. Ich komme auch nur sehr langsam vorwärts, weil es mir an philosophischer Bildung mangelt. Es wird oft auf Dinge verwiesen, die mir nicht geläufig sind. Da muss ich erst mühsam rausbringen, um was es da wieder geht und das kostet Zeit.

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Savonlinna
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#22 Re: Hermeneutik von Ast bis Gadamer

Beitrag von Savonlinna » Mo 6. Jun 2016, 10:07

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Sie ist völlig unmöglich zu beantworten.
Objektiv nicht - aber Du kannst beantworten, ob es nach Deinem Gottes-Verständnis so ist.
closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:meine Ausführungen stehen alle nach wie vor im Forum und sind nachlesbar.
Habe ich alle gelesen. - Ich lese heraus, dass Du Gott als ein Phänomen im Menschen selbst begreifst - DAS TUE ICH AUCH - und zwar schon immer.
Nein, das tue ich nicht.
Ich glaube nicht an Gott.
Ich setze Gott meist in Anführungszeichen, und ich setze fast immer dazu: 'dass,was manche als Gott bezeichnen'.
Auch wenn ich das mal nicht tue, aus Müdigkeit, aus Faulheit, so ist es doch immer so gemeint.

closs hat geschrieben:Du hast aber immer eine Antwort auf die Frage vermieden, ob Gott NUR im Menschen ist oder ob er auch in der anderen Schöpfung ist.
Das ist und bleibt für mich eine Fang-Frage.
Sie versucht einzusuggerieren, dass ich Deine Begrifflichkeiten und Vorstellungen teile.
Egal, wie ich antworten würde, Du würdest mich in Deinen Kerkern haben.

closs hat geschrieben:- Wäre er nur im Menschen, würde dies danach aussehen, dass er ausschließlich eine Vorstellungs-/Erlebnis-Größe des Menschen ist. - Wäre er in aller Schöpfung, wäre er auch schon in der Zeit der Dinosaurier gewesen. - Wäre dies aber so, müsste die nächste Frage gestellt werden: "Woher kommt Gott, wenn er unabhängig von Vorstellungs-/Erlebnis-Größen der Schöpfung existiert?" - Wobei ich hier unterstelle, dass Dinosaurier keine Vorstellungs-/Erlebnis-Größe "Gott" hatten.
Alle diese Fragen sind für mich unbeantwortbar. Untersucht werden kann für mich nur, wie solche Fragen entstehen.
Und entstehen tun sie auf der Basis einer bestimmten Gerichtetheit des Denkens, die zumindest kulturell bedingt ist, oft auch persönlich.

Unsere Sprache, unsere Kultur lässt Fragen entstehen, die künstlich sind.
Künstliche Fragen sind unbeantwortbar.
Es ist eine meiner aller-, aller-, allerwesentlichsten Erkenntnisse, dass man Fragen stellen kann, die keine Substanz haben.

So kann ich fragen: "Wo schläft Katlibu?"
Die Frage kann ich stellen, die Sprache lässt das zu.
Beantwortbar ist sie nicht, da es eine Nonsens-Frage ist.

Die Naivität, mit der man Fragen zu beantworten sucht, die künstlich sind, habe ich schon in der Studentenzeit verloren - und gleichzeitig war das ein Schritt zur "großen Beffreiung".

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Savonlinna
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#23 Re: Hermeneutik von Ast bis Gadamer

Beitrag von Savonlinna » Mo 6. Jun 2016, 10:46

Novalis hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:meine Ausführungen stehen alle nach wie vor im Forum und sind nachlesbar.
Habe ich alle gelesen. - Ich lese heraus, dass Du Gott als ein Phänomen im Menschen selbst begreifst - DAS TUE ICH AUCH - und zwar schon immer
Für diese innere Wirklichkeit Gottes im Menschen und im Weltall gibt es auch einen Begriff: „Heiliger Geist“.
Für mich ist der Begriff "heiliger Geist" insofern eine Errungenschaft des Christentums, als da etwas erwischt zu sein scheint, das frei von allen anderen christlichen Vorgaben seine Bedeutsamkeit hat.

Wenn ich das Wort "heilig" ent-christianisiere, dann könnte das einem Verstehen entsprechen, das ich, sehr plump ausgedrückt, als "Vernetzheit" bezeichnen könnte.

Ich muss dieses Verstehen von "Vernetztheit" gar nicht konkretisieren, da eine Konkretisierung schon wieder übergriffig wäre, also eine leichtfertige Deutung auf der Basis des eigenen Wunschdenkens wäre.
Diese Vernetztheit ist eben kein Glaube, sondern die Ahnung von Zusammenhängen.
Man kann sie nutzen, ohne zu wissen, wo sie herkommt.

Wir Menschen wissen überhaupt nix, wo etwas herkommt.
Erklärungsmuster, die man sich ausdenkt, sind meine Sache nicht.
Sich einen Gott auszudenken, der "alles wisse", ist für mich ein Akt der Hilflosigkeit.
Manche brauchen so eine Krücke, ich brauche sie nicht.
Mich trägt das Wasser auch dann, wenn ich nicht weiß, wieso es mich trägt.

Aber meine Vorstellung von "Vernetztheit" - wo wir alle unterirdsch miteinander verbunden sind und instinktiv einander stützen - ist schon erst mal eine Alternative zu dem "Gottes"-Begriff, mit dem man Menschen fangen und einkerkern will.

Ich bringe mal ein Beispiel - das closs wieder missverstehen wollen wird als "pastoral", Du, Novalis, aber vermutlich in seiner "Kraft des fundamentalen Nachweises" erkennen wirst:

Eine Krankenschwester brachte mal unter der Rubrik "Mein wichtigstes Erlebnis" folgendes Erlebnis:

Sie hatte Nachtschicht in der Intensivstation von Säuglingen.
Eines der Säuglinge war so schwach, dass es in Gefahr war zu sterben.
Es war ein eineiiger Zwilling, der andere Zwilling lag in derselben Intensivstation und war kerngesund.

Während der Nachtschicht dieser Schwester wurde der kranke Säugling dermaßen schwach, dass es jeden Moment zu sterben drohte.
Da tat die Schwester etwas, was eigentlich strikt verboten war. Verboten war, gesunde und kranke Säuglinge nebeneinander zu legen.
Die Schwester holte also den gesunden Zwilling und legte ihn neben den gerade sterbenden Zwillingsbruder.

Kaum lag er da, nahm er sein Ärmchen und legte ihn instinktiv um den kranken Bruder.
Der kranke Bruder erholte sich tatsächlich sofort, wurde auch wieder gesund.

Ich halte es für möglich, dass wir Menschen, die wir ja alle aus dem gleichen Muspott kommen, einander instinktiv helfen, letztlich alle Zwillinge sind.
Es ist nur ein Bild, mit unzureichenden Wörtern, aber es könnte auf etwas hinweisen.

Wir sind auf Spurensuche, sonst gar nichts.

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#24 Re: Hermeneutik von Ast bis Gadamer

Beitrag von Novas » Mo 6. Jun 2016, 12:04

Savonlinna hat geschrieben:Aber meine Vorstellung von "Vernetztheit" - wo wir alle unterirdsch miteinander verbunden sind und instinktiv einander stützen - ist schon erst mal eine Alternative zu dem "Gottes"-Begriff, mit dem man Menschen fangen und einkerkern will

Die Art und Weise, wie jemand dieses Wort gebraucht, sagt vorallem etwas über den Menschen selbst aus. Da ist Jesus mein bleibender Ansatzpunkt, weil er gezeigt hat, dass es tatsächlich möglich ist, mit dem Glauben an einen väterlichen/mütterlichen Gott die Existenz des Menschen zu vermenschlichen.
Er selber redete zu und von ihm sehr einfach, wie ein Kind: „Abba, lieber Vater“. Es gibt jedoch keinen Gott, den es gibt, sagte Bonhoeffer so passend. Doch was es gibt, ist unser Menschlichkeit, die darin besteht, dass wir an die Liebe glauben. Rein säkular kann man sagen, dass Gott im jesuanischen Sinne für die innere Möglichkeit unsrer Vermenschlichung steht. Das ist wohl eine Aussage, der so ziemlich jeder zustimmen kann :thumbup:

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#25 Re: Hermeneutik von Ast bis Gadamer

Beitrag von closs » Mo 6. Jun 2016, 13:24

Savonlinna hat geschrieben:Ich glaube nicht an Gott. Ich setze Gott meist in Anführungszeichen, und ich setze fast immer dazu: 'dass,was manche als Gott bezeichnen'.
OK - das ist eine klare Aussage.

Savonlinna hat geschrieben:Das ist und bleibt für mich eine Fang-Frage.
Diese Frage hat sich jetzt ja erübrigt.

Savonlinna hat geschrieben:Alle diese Fragen sind für mich unbeantwortbar.
Ja - das verstehe ich jetzt.

Savonlinna hat geschrieben:So kann ich fragen: "Wo schläft Katlibu?"
Die Frage kann ich stellen, die Sprache lässt das zu.
Beantwortbar ist sie nicht, da es eine Nonsens-Frage ist.
Aber "Gott" muss man doch nicht mit "Katlibu" gleichsetzen.

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Andreas
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#26 Re: Hermeneutik von Ast bis Gadamer

Beitrag von Andreas » Mo 6. Jun 2016, 13:37

closs hat geschrieben:Aber "Gott" muss man doch nicht mit "Katlibu" gleichsetzen.
Hat sie das getan? Du veränderst schon wieder den Sinn, indem du deinem Gesprächspartner (das ist hier wirklich ein krasser Euphemismus) das Wort im Munde umdrehst und einfach nicht zuhören willst. Schäm dich!

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#27 Re: Hermeneutik von Ast bis Gadamer

Beitrag von Savonlinna » Mo 6. Jun 2016, 14:06

Andreas hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Aber "Gott" muss man doch nicht mit "Katlibu" gleichsetzen.
Hat sie das getan? Du veränderst schon wieder den Sinn, indem du deinem Gesprächspartner (das ist hier wirklich ein krasser Euphemisms) das Wort im Munde umdrehst und einfach nicht zuhören willst. Schäm dich!
Das wollte ich auch gerade schreiben.

closs verfälscht so instinktiv, dass ich mir fast überlege, ob das Verfälschen nicht seine zweite, sondern seine erste Natur ist.

Es könnte aber auch an einer Art Autismus liegen, wo nur das eigene Denken wahrgenommen werden kann.
Und wo man nicht anders kann als Ordnungssysteme zu bilden, in die man alles einordnet, pauschal, pauschalisierend und gebunden an diese Systeme.

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#28 Re: Hermeneutik von Ast bis Gadamer

Beitrag von closs » Mo 6. Jun 2016, 14:09

Andreas hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Aber "Gott" muss man doch nicht mit "Katlibu" gleichsetzen.
Hat sie das getan? Du veränderst schon wieder den Sinn.
Diese Masche könnt Ihr Euch langsam mal schenken - Begründung:

Savonlinna sagt, dass sie nicht an Gott glaube, ihn nur als Statthalter als "Gott" bezeichne. - Das heisst (das schreibt sie NICHT), dass für sie "Gott" ein substantiell leeres Wort ist - wiewohl es interessant sein kann bei der Fragestellung "Wie entsteht so ein Wort". - Auch "Katlibu" ist in diesem Sinne ein Begriff ohne Eigen-Gehalt. - Deshalb mein Ausruf "Aber Gott muss man doch nicht mit Katlibu gleichsetzen".

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#29 Re: Hermeneutik von Ast bis Gadamer

Beitrag von Savonlinna » Mo 6. Jun 2016, 14:15

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Ich glaube nicht an Gott. Ich setze Gott meist in Anführungszeichen, und ich setze fast immer dazu: 'dass,was manche als Gott bezeichnen'.
OK - das ist eine klare Aussage.
Die Du ja kennst, seit ich hier im Forum bin.
Wir haben darüber uns ewig ausgetauscht, dass man auf das Gleiche als Nichtgläubiger und als Gläubiger kommen kann.

Und jetzt tust Du so, als wäre das neu für Dich?

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#30 Re: Hermeneutik von Ast bis Gadamer

Beitrag von Savonlinna » Mo 6. Jun 2016, 14:24

closs hat geschrieben:
Andreas hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Aber "Gott" muss man doch nicht mit "Katlibu" gleichsetzen.
Hat sie das getan? Du veränderst schon wieder den Sinn.
Diese Masche könnt Ihr Euch langsam mal schenken - Begründung:

Savonlinna sagt, dass sie nicht an Gott glaube, ihn nur als Statthalter als "Gott" bezeichne. - Das heisst (das schreibt sie NICHT), dass für sie "Gott" ein substantiell leeres Wort ist
Ich schreibe es darum NICHT, weil es nicht stimmt.

Und auch das weißt Du genau. Du hast ja gerade vorhin noch behauptet, dass Du meine Beiträge gelesen hast.
Dann müsstest Du wissen, dass mir vor allem dies wichtig ist, was Gläubige unter "Gott" verstehen.
Darüber habe ich hier ganze Abhandlungen geschrieben.

Denn ich will ja die Existenz dessen, was viele als "Gott" verstehen, als berechtigt nachweisen.

Ich schreibe unermüdlich, dass das, was viele als "Gott" bezeichnen, auch mir bekannt ist.
Ich kann nicht fassen, dass Du das alles nicht in die Birne kriegst.

Das, was Du immer in die "pastorale Kategorie" packst, ist meine Art, vielen Gläubigen Recht zu geben, das von ihnen gläubig Verstandene als "fundiert" nachzuweisen.
Es ist meine Art, dem positivistischen Materialismus oder dem Naturalismus das Wasser abzugraben.

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